Amit Sengupta, CMO ArcelorMittal Europe
"Jedes Land hat Instrumente, seinen Markt zu schützen."
Chief Marketing Officer (CMO) Amit Sengupta ist bei ArcelorMittal Europe – Long Products für den Vertrieb von Langprodukten zuständig. Wir haben ihn auf der tube in Düsseldorf gefragt, wie er die Verhandlungen mit den USA um die neuen Stahl- und Aluminiumzölle einschätzt.
metallbau: Bis zum 1. Mai bleiben die EU-Staaten von den Stahl- und Aluminiumzöllen ausgenommen, so meine letzte Info. Hat sich seither noch was bewegt?
Amit Sengupta: Wir wissen noch nicht, ob das US-Vorhaben nach dem 1. Mai weiter ausgesetzt bleibt oder nicht. Die USA ist weltweit der größte Nettoimporteur von Stahl. Deshalb ist zu fürchten, dass ein großer Teil des Stahls, der sonst in die USA exportiert wurde, auf den europäischen Markt kommen wird.
metallbau: Was meinen Sie, wie es weitergeht?
Sengupta: Aktuell schätzt die Wirtschaftsvereinigung Stahl, dass bis zu 40 Prozent mehr Stahl in die EU kommen könnten. Die WTO erlaubt in solchen Fällen Schutzmaßnahmen vor unfairen Handelspraktiken.
metallbau: Und haben Sie Handlungsstrategien in der Schublade?
Sengupta: Aus Europa exportieren wir nur wenig Langprodukte in die USA. Denkbar wäre, wenn die USA statt Zöllen die Importe über Quoten limitieren würden. Die EU setzt mit dem Schutzklauselverfahren auf Kontingente, die die traditionellen Stahl-Lieferströme in die EU unangetastet lassen. Zölle würden somit nur dann greifen, wenn diese Importmengen überschritten werden.
metallbau: Wie könnte so eine Quote definiert sein?
Sengupta: Beispielsweise könnte man die Importe auf den durchschnittlichen Umfang eines oder mehrerer Jahre aus der Vergangenheit festlegen.
metallbau: Halten Sie die neuen Zölle von Trump für legitim?
Sengupta: Jedes Land hat Instrumente, um seinen Markt zu schützen. Unter WTO-Regeln gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich vor unfairen Importen zu schützen. Daran orientiert sich auch die EU mit dem Ende März eingeleiteten Schutzklauselverfahren.