Befestigungstechnik (Teil 3)

Verankerung von Fassadenunterkonstruktionen

Die sichere Verankerung der Unterkonstruktion von Fassadensystemen - insbesondere in der Kombination mit vorgehängten hinterlüfteten Fassaden - ist entscheidend für die Funktion des Gesamtsystems Fassade als Teil der Gebäudehülle. Neue Dübelsysteme erleichtern Arbeitsabläufe. Unser Fachautor beschreibt, worauf in der Praxis zu achten ist.

Vorgehängte Fassaden werden mit Unterkonstruktionen aus Holz, Aluminium oder Stahl am Tragwerk des Gebäudes verankert. Bei der Bekleidung steht dem Planer eine Vielfalt von Varianten zur Verfügung. Die äußere Hülle kann z.B. aus einer Holzverschalung, aus Naturstein, Schieferplatten, Kunststoffelementen oder aus Aluminiumblechen bestehen, um nur einige Möglichkeiten zu nennen.
Die Unterkonstruktion hinterlüfteter Fassaden nimmt die Kräfte aus Eigengewicht der Fassadenbekleidung und Windbelastung auf und leitet sie über die Verankerung in die tragende Wand ein. Für die Verankerung in nahezu allen Untergründen bieten die Hersteller unterschiedliche Befestigungssysteme an.
 
Rahmen- bzw. Langschaftdübel. Die klassische Fassadenkonstruktion kann im Normalfall als Mehrfachbefestigung (redundantes System) betrachtet werden. Bei der Verwendung von Dübeln wird in dieser Situation davon ausgegangen, dass im Falle von übermäßigem Schlupf oder Versagen des Dübels die Last auf benachbarte Dübel übertragen werden kann. Dabei weicht man nicht wesentlich von den Anforderungen an das zu befestigende Bauteil bezüglich Gebrauchstauglichkeit und Tragfähigkeit ab.
In der Vergangenheit haben sich als einfache und kostengünstigste Lösung zur Befestigung von Unterkonstruktionen (als redundantes System) Rahmen- bzw. Langschaftdübel bewährt. Sie bestehen bei Herstellern hochwertiger Produkte aus einer Dübelhülse aus Polyamid (Nylon) und einer passenden Spezialschraube aus galvanisch verzinktem oder nicht rostendem Stahl. Dübelhülse und Schrauben müssen als eine zusammengehörig gelieferte Einheit verwendet werden. So wird gewährleistet, dass das System das in der Zulassung nachgewiesene Verhalten bezüglich Tragfähigkeit, Dauerstandfestigkeit und Montageverhalten aufweist.
Zwei Zulassungsarten sind gegenwärtig für die Verankerung von Fassaden mit Langschaftdübeln relevant. Zum einen existieren Zulassungen des Deutschen Institutes für Bautechnik (DIBt), Berlin, die allerdings nur Gültigkeit für Deutschland haben. Es sind zulässige Lasten für Beton sowie für Mauerwerkssteine nach den jeweiligen deutschen Normen (z.B. DIN 1053) angegeben, die gleichermaßen in Zug- und Querrichtung gelten.
Seit 2007 ist es möglich, für Langschaftdübel eine Europäische Technische Zulassung auf Basis der ETAG 020 zu erlangen. Langschaftdübel wie der fischer SXR mit Zulassung für redundante Mehrfachbefestigung nach ETAG 020 besitzen eine Zulassung für gerissenen und ungerissenen Beton sowie für Mauerwerk. Bei letzterem hat der Zulassungsinhaber erstmals die Möglichkeit, auch Steine mit in die Zulassung aufzunehmen, die nicht der deutschen Norm entsprechen (z.B. Poroton T14).
 
Verbundankersysteme. Wenn die einzuleitenden Lasten im Mauerwerk die verankerbaren Lasten von Langschaftdübeln überschreiten bzw. es sich nicht um redundante Mehrfachbefestigungen, sondern um eine Einzelbefestigung handelt, werden üblicherweise chemische Injektionssysteme eingesetzt. Die meisten von ihnen bestehen aus einer Ankerstange in Form einer Gewindestange, dem Zweikomponenten-Injektionsmörtel sowie, wenn erforderlich, einer Siebhülse aus Kunststoff oder Metall. Die Siebhülse kommt in der Regel bei Loch- und Hohlsteinen zum Einsatz.
Der große Vorteil von Injektionssystemen im Mauerwerk liegt in ihrer Universalität, da sie für nahezu alle Untergründe geeignet sind.
 
Stahldübel. Stahldübel für gerissenen Beton werden bei der Verankerung von Fassaden in Beton üblicherweise eingesetzt, wenn der Befestigungspunkt nicht redundant ist. Dies ist der Fall, wenn entweder die Lasten des einzelnen Verankerungspunktes die Lastkriterien überschreiten und/oder eine Lastumlagerung auf benachbarte Dübel nicht gewährleistet werden kann.
Für die Verankerung von Fassadensystemen werden üblicherweise sogenannte drehmomentkontrolliert spreizende Dübel wie der fischer FAZ II eingesetzt, da sie in der Durchsteckmontage gesetzt werden können. Ein solcher Anker besteht aus einem Bolzen mit Gewinde und Konus sowie einem Spreizclip.
 
Korrosionsschutz. Eine besondere Rolle spielt der Korrosionsschutz der Verankerungselemente. Grundsätzlich sind bei Fassadenverankerungen nach Zulassung Dübel aus nicht rostendem Stahl (z. B A4) zu verwenden. Eine Ausnahme sind Rahmendübel als Mehrfachbefestigung für Fassadenbekleidungen. In der ETA 07/0121 zum Langschaftdübel von fischer heißt es dazu unter 1.2 Verwendungszweck:
„Die Spezialschraube aus galvanisch verzinktem Stahl darf auch im Freien verwendet werden, wenn nach sorgfältigem Einbau der Befestigungseinheit der Bereich des Schraubenkopfes gegen Feuchtigkeit und Schlagregen so geschützt wird, dass ein Eindringen von Feuchtigkeit in den Dübelschaft nicht möglich ist. Dafür ist vor dem Schraubenkopf eine Fassadenbekleidung oder eine vorgehängte hinterlüftete Fassade zu befestigen und der Schraubenkopf selbst mit einer weichplastischen dauerelastischen Bitumen-Öl-Kombinationsbeschichtung (z.B. Kfz-Unterboden- bzw. Hohlraumschutz) anzustreichen.“
 
Fazit. Für die Planung und Bemessung der Verankerung für eine Fassade sind das Gesamtsystem der Konstruktion und daraus abgeleitet die Anforderungen an die einzelnen Verankerungspunkte zu beachten. Zudem ist zu berücksichtigen, dass auf Seiten des Bauwerkes unterschiedlich tragfähige Verankerungsgründe zur Verfügung stehen, die die Platzierung und Auswahl des geeigneten Dübelsystems entscheidend bestimmen können. Maßgeblich für die Auswahl des geeigneten Dübelsystems ist ferner, ob der Verankerungspunkt als redundant eingestuft werden kann.
Abschließend kann gesagt werden: Die Verankerung von Fassadenunterkonstruktionen am Bauwerk kann je nach Anforderung auf verschiedene Weise ausgeführt werden. Zur richtigen Verankerung von Fassadenunterkonstruktionen dürfen nur bauaufsichtlich zugelassene Dübelsysteme verwendet werden. Alle führenden Dübelhersteller bieten in ihrem Sortiment zugelassene Befestigungssysteme für die unterschiedlichsten Verankerungsgründe an.

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