Spezialschweißerei Volker Richter

Alles machbar: Tonnenschwer oder filigran

Wenn es ums Schweißen von besonderen Werkstoffen oder Werkstücken geht, ist Lehrschweißer und Schweißfachmann Volker Richter ein begehrter Partner. Schwierig zu transportierende Teile schweißt er mit seinem mobilen Service vor Ort, für Filigranes stehen zwei Mikroskop-Laserschweißanlagen zur Verfügung. Mehrere Hundert Kunden schätzen das breite Angebot an Schweißverfahren und die Möglichkeit, auch kompakte Sonderkonstruktionen zu beauftragen.

Als Volker Richter seinen Betrieb vor 25 Jahren gründete, war für ihn von vornherein klar: „Ich wollte dort anfangen, wo die meisten Schlossereien und Metallbaubetriebe aufhören.“ Und das bedeutete, sich auf Spezial-Schweißverfahren zu konzentrieren, mit denen er einerseits tonnenschwere Sondermaschinenbauteile und andererseits auch filigrane Kleinteile schweißen kann. Diese Spezialisierung auf Sonderfälle hat sein Unternehmen zu einem begehrten Spezialisten gemacht.

Mobile Schweißerei ist bis heute Markenzeichen

Angefangen hat Volker Richter mit einer mobilen Schweißerei. Er kaufte sich einen Transporter, verstaute darin Schweißgerät, Gasflaschen und diverses Werkzeug und kam vor Ort. Der Grundgedanke war, schwer zu transportierende oder nur mit großem Aufwand zu demontierende Teile direkt beim Kunden zu schweißen. Bis heute ist die „Schweißerei auf Rädern“, wie Richter sie nennt, eines seiner Markenzeichen. Er klettert mit seinem Schweißgerät schon mal auf Krane und schweißt am Ausleger, repariert tonnenschwere Spritzwerkzeuge direkt in der Spritzgießmaschine, behebt Schäden an großen Antrieben oder bringt auf einem Feld Mähdrescher wieder zum Laufen. Dieser Service spart den Unternehmen sehr viel Zeit und Geld, denn manchmal wäre ohne diese Möglichkeit nur eine Verschrottung der defekten Teile und Maschinen die Alternative.

Parallel dazu baute Volker Richter seine stationäre Werkstatt auf. Nachdem es an den ersten beiden Standorten zu eng geworden war, hat er seit zehn Jahren in der Gemeinde Ottensoos im Landkreis Nürnberger Land seine unternehmerische Heimat gefunden und eine Halle mit 1.200 Quadratmetern und großem Grundstück gekauft. Sie beherbergt ein Sortiment großkalibriger Bearbeitungsmaschinen wie zwei Bohrwerke mit 1,50 Meter bzw. 2,50 Meter Fahrweg, eine Drehbank mit drei Meter Spitzenweite oder eine neue Mikron CNC-Fräsmaschine.

Fast die Hälfte der Halle wird von Schweißarbeitsplätzen belegt, denn das Unternehmen ist eigentlich aufs Schweißen spezialisiert. „Wir können nicht nur die gängigen Werkstoffe Stahl und Edelstahl, sondern auch Aluminium, verschiedene Gusswerkstoffe wie Grau- oder Zinkdruckguss sowie Bronze, Titan und Magnesium schweißen.“ Kunden aus ganz Europa schätzen diese Kompetenzen, berichtet Volker Richter stolz. Zwölf EWM-Schweißgeräte für die unterschiedlichen Verfahren wie WIG-, MIG/MAG-, Plasma- und Elektrodenschweißen sowie zwei Mikroskop-Laserschweißanlagen TrueLaser POWERWELD von Trumpf vervollständigen den Maschinen- und Gerätepark. Punkt- und Mikropunktschweißen gehören ebenfalls dazu. Und für jedes Verfahren stehen auch tragbare Geräte zur Verfügung.

Schweißaufträge, die andere nicht können

Die Schweißerei Volker Richter ist nach der EN 1090 zertifiziert und Zulieferer für Handwerk und Industrie. Dabei geht es nicht um das klassische Massengeschäft, sondern um individuelle Anfertigungen und Reparaturen, die von Hand geschweißt werden. Ebenso wird flächiges Auftragschweißen mit Laser- , WIG-, MIG- und MAG-Schweißen angeboten.

Zum Beispiel werden für Elektromotoren Lagersitze oder bei Motorblöcken Zylinderköpfe geschweißt, plan gefräst und Passungen auf Hundertstelmillimeter nachgedreht. Auch sehr filigrane Arbeiten können ausgeführt werden, zum Beispiel Gold-, Silber- und Titanschweißarbeiten für die Schmuck- und Optikindustrie.

Es werden jedoch nicht nur Reparaturen ausgeführt, sondern auch Sonderteile gefertigt. Zum Beispiel Gestelle für Roboter, die als solitäre Maschinen in Fertigungsstraßen der Lebensmittel-, Pharmazie- oder Kunststoffbranche eingebunden werden. Die individuell konstruierten Gestelle werden aus unterschiedlichsten Stählen geschweißt, anschließend wird auf den Bearbeitungsmaschinen gefräst, gebohrt und Gewinde geschnitten. Gefertigt werden auch Druckbehälter oder Edelstahlwannen. Weitere Spezialitäten sind das Schweißen von hitzebeständigem Stahl, der großflächige Auftrag von leitfähigem Silber, z.B. für Industrieöfen, oder das Zusammenfügen von mehrteiligen Bronzeplastiken nach dem Guss.

Ohne Stapler geht in der Halle nichts, die meisten Teile wiegen mehrere Hundert Kilogramm. „Unsere Kunden brauchen Komplettlösungen, da können wir nicht nur Schweißen anbieten. Das ist schon aus praktischen Überlegungen nicht sinnvoll, denn jedes Teile-Handling bedeutet Aufwand und birgt ein Toleranzrisiko. Auf Wunsch konstruieren wir auch selbst“, sagt Volker Richter.

Einzige Chance: Fachkräfte selbst ausbilden

Besonders stolz ist der fränkische Unternehmer auf seine 15 Mitarbeiter, darunter vier Frauen. Viele sind gelernte Schweißer, Dreher, Fräser oder Schlosser und arbeiten fast 20 Jahre bei ihm. Den Fachkräftemangel hat Volker Richter mit eigener Kreativität gelöst: Einige seiner Mitarbeiter sind angelernt und kommen aus ganz anderen Branchen. Sein Team ist international, über die Hälfte der Mitarbeiter hat einen Migrationshintergrund. Richter empfindet das als Glück, denn alle sind hoch motiviert, es herrscht eine freundliche Atmosphäre. Wer durch die Werkhalle geht, trifft überall auf perfekte Schweißnähte. Nirgendwo eine Wulst. Man könnte auf den ersten Blick vermuten, der Radius sei geschliffen worden.

Für Richter arbeiten acht ausgezeichnete Schweißer. Sie bringen eine ruhige Hand, gute Nerven und höchste Konzentrationsfähigkeit mit. Ihr Können haben sie auch dem Engagement ihres Chefs zu verdanken. „Ich investiere alle zwei Jahre rund 17.000 Euro in die Schweißer-Weiterbildung, der Rest ist Learning by Doing“, sagt der Schweißexperte. Er ist nicht nur Schweißfachmann, sondern auch Lehrschweißer, viele Handgriffe und manchen Trick bringt er seinen Arbeitern selbst bei.

Sehr gern hätte Richter Lehrlinge ausgebildet. „Doch Gewerbeaufsicht und Berufsgenossenschaft haben die Anforderungen an den Arbeitsplatz eines Auszubildenden derart hochgeschraubt, dass ich mir das nicht leisten konnte. Zum Beispiel muss dieser Arbeitsplatz ausschließlich dem Azubi vorbehalten bleiben“, bedauert er. Schade, denn Schweißer sind rar und gute sowieso. Und es gibt nicht sehr viele junge Menschen, die den Beruf des Schweißers ergreifen möchten. „Die Verantwortung ist eben sehr hoch und oft hängt von einer guten Schweißnaht Leib und Leben ab“, begründet Richter. Er bedauert auch, dass bereits 1966 in Deutschland der Meistertitel für den Schweißerberuf abgeschafft wurde, wobei Deutschland heute innerhalb der EU das einzige Land ohne diesen Titel ist. Und so wird Volker Richter weiterhin nichts anderes übrigbleiben, als Fachkräfte immer wieder selbst auszubilden. Seine Erfahrung hilft ihm dabei, die Bewerber schon im Vorfeld umfassend in Bezug auf das erforderliche Gefühl für das Schweißen zu testen.

Betriebsübergabe gut vorbereiten

Wie soll es weitergehen? „Im September feiern wir unser 25-jähriges Bestehen“, sagt der Chef stolz. „Auf die Betriebsweitergabe bereite ich einerseits meine Tochter vor und suche andererseits auch einen Meister, der den Betrieb mal parallel mit ihr weiterführen soll. Fünf, sechs Jahre braucht so ein Prozess, und ich möchte mich dann – mit Mitte Sechzig – endgültig aus dem Geschäft zurückziehen.“ Tochter Daniela ist Industriekauffrau, schweißt unterdessen ebenfalls an der Mikroskop-Laserschweißanlage und absolviert parallel gerade CAD-Konstruktionskurse. Das Zeichnen mit 3D-Programmen gehört mittlerweile zum Alltag, denn viele Kunden senden mit den Aufträgen oft nur noch elektronische Unterlagen. „Wenn wir CAD-Dateien nicht verarbeiten könnten, würden wir einige Aufträge gar nicht mehr bekommen“, erklärt Richter.

Volker Richter sieht gute Chancen für eine erfolgreiche Betriebsfortführung. Allzu viele Schweißereien mit einem derart großen Portfolio und Spezialitäten wie Titan- oder Magnesiumschweißen sowie dem mobilen Angebot gibt es nicht. Seine Kundenkartei ist lang und umfasst mehrere Unternehmen, die nicht nur aus der Region, sondern aus dem gesamten Bundesgebiet kommen.⇥

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