Isolar Sieger 2013
Objekte in drei KategorienAnlässlich der Tagung der Isolar Gruppe im österreichischen Pörtschach wurden drei Partnerbetriebe für ihre Referenzobjekte ausgezeichnet. Ihnen ist es gelungen herausragende Glas-Metall-Konstruktionen in beispielhafter Weise umzusetzen. Die Preise überreichte Dr. Klaus Huntebrinker, der Geschäftsführer der Isolar-Glas-Beratung mit Sitz in Kirchberg.
Im Zentrum der Innenstadt von Rom liegt der Palazzo Ex Unione Militare. Das 1901 errichtete herrschaftliche Gebäude wurde in den Jahren von 2008 bis 2013 komplett saniert und dabei zu einem Einkaufszentrum umgebaut. Der Auftrag zum Umbau wurde vom damaligen Eigentümer, der Benetton Gruppe, an das italienische Bauunternehmen CEV Costruzioni Vendramin Edilizie vergeben. Im Juni 2013 wurde die fast fertige Immobilie für 180 Millionen Euro von der schwedischen Kette H&M übernommen, die im Oktober 2013 ihren neuen Megastore für Rom eröffnete.
Ohne dabei die historische Fassade schwerwiegend zu verändern, setzten die Architekten Massimilano und Doriana Fuksas dennoch einen spektakulären baulichen Kontrast. Im Rahmen des Objektwettbewerbes zeichnete die Isolar Gruppe den Umbau des Palazzo Ex Unione Militare in der Kategorie „Repräsentative Projekte“ aus. Sie würdigte den mit der Stahl-Glas-Konstruktion des Architekten Fuksas dargestellten Kontrast von Geschichte und Moderne mit Gläsern aus der Fertigung des Isolar Partners Tvitec aus Ponferrada in Nord-West-Spanien.
„Wenn man sich vor einem historischen Gebäude befindet“, erklärte Fuksas der Zeitung La Repubblica in einem Interview Anfang 2012, „ist das Erste, was in solchen Fällen zu tun ist, die Struktur aufzuräumen von allen Ergänzungen, die die Geschichte angesammelt hat, die Pflanzen auf dem Dach abzudecken und dem Gebäude seinen alten Adel wiederzugeben. Das Dach des Gebäudes ist ein großartiger Ort“, erzählte der Architekt weiter, „um eine Veränderung in die Dachlandschaft Roms zu bringen. So hatten wir die Idee, in das Gebäude eine Art Lampe aus Glas und Metall zu bauen, die bis auf das Dach hinauf geht.“ Inzwischen reflektiert tagsüber die Glaskuppel auf der Panoramaterrasse das Licht wie ein Spiegel. Abends in der Dunkelheit dagegen leuchtet die Glaslaterne weithin. Für interessante Farbeffekte beim Blick von außen sorgen dann auch die Scheiben der Glaslaterne in den vier Stockwerken im Innern des Palazzo.
Die Konstruktion aus Stahl und Glas wurde an die Firma Stahlbau Pichler aus Bozen vergeben. Sie geht von unten durch alle vier Geschosse des Gebäudes und verbindet mit den neu eingebauten Rolltreppen alle Ebenen bis hin zur Dachterrasse. Alle Etagen öffnen sich zur Glaslaterne hin; jede einzelne wurde von den Architekten zu einem besonderen Raumerlebnis umgestaltet. „Rote, orangefarbene und violette Bubbles setzen in den weißen Innenräumen einen Akzent“, erläuterte Fuksas, der sich für die Gestaltung der Innenräume von Kinderspielzeug inspirieren ließ. Den Abschluss der Glaslaterne nach oben bildet eine Glaskuppel auf der Dachterrasse, unter der der Blick auf die barocke Kuppel der Basilika San Carlo al Corso völlig frei ist.
Die insgesamt 1.800 m² große Stahl-Glas-Konstruktion zerfällt in über 1.500 Einzelstücke, die alle eine dreieckige Geometrie haben. Die geschwungene Gesamtkonstruktion hat zur Folge, dass jedes einzelne Dreieck unterschiedliche Abmessungen hat; jede Glaseinheit ist somit ein Unikat.
Die Isoliergläser für die bis zu 7,50 m hohe Glaskuppel auf dem Dach wurden ausgeführt als Solarlux superneutral mit 8 mm ESG und VSG aus ESG 55.2. Im Innern wurden alle Gläser als VSG aus ESG 66.2 ausgeführt. Alle Isoliergläser wurden zusätzlich mit einem speziellen „Toggle-System“ und Stufenkanten ausgestattet.
„Was dieses Projekt für uns so außergewöhnlich gemacht hat“, berichtet David Lopez, bei Tvitec für alle internationalen Projekte verantwortlich, „ist nicht seine Größe, sondern seine vielfältigen Konsequenzen für Planung, Produktion, Qualitätskontrolle und Versand.“ Bereits im Zuschnitt und nach der Bearbeitung waren alle Abmessungen genau zu kontrollieren. Die gleiche Prozedur war nach dem Laminieren und der Isolierglas-Fertigung noch einmal erforderlich. Schließlich waren Produktion und Versand so zu organisieren, dass jedes der über 1.500 Unikate zur richtigen Zeit am richtigen Ort war.
Sieger ‚Kreative Objekte‘
Die Geschichte des Potsdamer Stadtschlosses begann mit dem frühbarocken Neubau von 1662 bis 1674 unter Kurfürst Friedrich Wilhelm, dem „Großen Kurfürst“. Nach dem kompletten Umbau durch Knobelsdorff, dem Lieblingsarchitekten von Friedrich II., diente es den preußischen Königen bis etwa 1860 als Residenz und konnte um 1900 für 10 Pfennig Eintritt besichtigt werden. Am 14. April 1945 durch Bomben und Feuersturm schwer getroffen, wurde es schließlich 1959/60 auf Beschluss des Politbüros der SED restlos beseitigt.
Kurz vor der Wende 1989 wurde an der Stelle des Stadtschlosses noch mit einem Theaterneubau für Potsdam begonnen. Nach dem Abriss des noch nicht fertigen Rohbaus begann 1991 die Diskussion um die Wiederbelebung der Potsdamer Mitte – und den Wiederaufbau des Stadtschlosses. Den Stein dazu richtig ins Rollen brachte die Bundesgartenschau 2001, als durch Spenden des Potsdamers Günther Jauch und weiterer Sponsoren ein Schlossportal originalgetreu wiedererstand. Die Entscheidung für den Wiederaufbau fiel am 20. Mai 2005, als der Landtag von Brandenburg u.a. beschloss: „Die Landesregierung wird beauftragt, die Voraussetzungen für einen Landtagsneubau in den äußeren Um- und Aufrissen des ursprünglichen historischen Gebäudes zu schaffen. Außenseitig werden Putz- und Fassadengliederungsflächen nach historischem Vorbild vorgenommen.“ Endgültige Form nahm der „historische Wiederaufbau“ mit einer an diesen Zweck gebundenen Spende von 20 Mio. Euro durch den Software-Unternehmer Hasso Plattner an. Der erste Spatenstich erfolgte im März 2010, der Grundstein wurde im Februar 2011 gelegt. Unverzichtbarer Bestandteil der barocken historischen Außenansicht sind entsprechende Fenster. Hier fiel die Entscheidung schließlich für eine Konstruktion von Heidersberger Fassadenbau aus Greven nach dem Kastenfensterprinzip. Ein Kastenfenster besteht außen aus vier einfachverglasten Holz-Fensterflügeln. Der raumseitige Teil besteht aus zwei Aluminium-Fensterflügeln mit einem Zweifach-Wärmedämmglas. Oben und unten wird der Zwischenraum nach außen entlüftet. Diese Fenster sind ein wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzeptes für den Wiederaufbau des Stadtschlosses. Gewünscht war zwar der historische Auftritt nach außen, nach innen aber sollte das Gebäude schlicht und funktional sein.
Als sehr kompliziert und langwierig erwies sich die Auswahl und Bemusterung der Glasprodukte für das so vorhandene Fensterkonzept. „Nicht nur aus unserer Sicht war es ein sehr großer Vorteil für die spätere Umsetzung, dass wir praktisch von Anfang an in die Projektierung der Fensterkonstruktionen nach den sehr verschiedenen Anforderungen in verschiedenen Gebäudeteilen eingebunden waren“, zieht Geschäftsführer Christian Dahlick für Oder-Glas ein positives Resümee aus der Planungsphase. Die Isolar Gruppe hat den Beitrag von Oderglas zu einem außergewöhnlichen Projekt in einem prominenten kulturgeschichtlichen Umfeld unter ausdrücklicher Belebung der historischen Bezüge für die kreative Problemlösung ausgezeichnet.
Mit Blick auf die historische Außenansicht wurden für die äußeren Fensterflügel nur unbeschichtete Einfachgläser verwendet. Ebenfalls als Folge der Planungsziele sind alle Rahmen weiß – bis hin zu den Abstandhalter-Rahmen der Neutralux Wärmedämmgläser. Sehr breit gefächert waren die Wünsche und Anforderungen in den Teilbereichen des Gebäudes. „Teilweise wurden in die Innenflügel Solarlux nordic Sonnenschutzgläser eingebaut“, berichtet Dahlick, „eine sehr ungewöhnliche Lösung“. Andere Anforderungen betrafen die Alarmgebung im gesamten unteren Gebäudeteil, die Durchbruchhemmung mit zum Beispiel der Klasse P6B, die Durchschusshemmung mit der Klasse BR4 NS und den Brandschutz, um nur die Wichtigsten zu nennen. Fast überall fiel die Entscheidung zugunsten der Verwendung von Weißglas. „Auch im Hinblick auf die Produktionsplanung und die gesamte Betriebslogistik war dies ein höchst anspruchsvoller Auftrag, weil er beinahe vollständig aus Sonderaufbauten bestand. Noch nie mussten wir extra für einen Auftrag so viele Sonderprodukte zukaufen und weiter verarbeiten.“
Am 21. Januar 2014 wurde der neue Brandenburgische Landtag im wieder aufgebauten Potsdamer Stadtschloss mit einer parlamentarischen Feierstunde eröffnet.
Sieger ‚Innovative Objekte‘
Erst kürzlich wurde dem neuen Forschungszentrum „:envihab“ der DLR der Deutsche Stahlbaupreis 2014 zuerkannt. Die Isolar Gruppe zeichnete das Projekt „:envib“ in ihrem jährlichen Wettbewerb in der Kategorie „Innovative Objekte“ aus. Sie würdigte damit das Beispiel einer gelungenen Zusammenarbeit zwischen Architektur und konstruktiver Umsetzung mit dem Komplettpaket aus Beratung, Konstruktion, Fertigung und Montage ihres Partnerunternehmens Hunsrücker Glasveredelung Wagener in Kirchberg.
Das Kürzel „:envihab“ ist ein Kunstwort aus „environment“ und „habitat“, also „Umwelt“ und „Lebensraum“. „:envihab“ ist aber auch der Name einer neuen Großforschungseinrichtung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Der Mensch, seine Gesundheit und seine Leistungsfähigkeit unter extremen Bedingungen stehen dort im Mittelpunkt. Seit 2010 wuchs am Standort Köln-Porz der Neubau für ein weltweit einzigartiges Forschungszentrum heran, das im Juli 2013 unter Leitung von Professor Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner – kein Unbekannter in der Glasbranche – in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des DLR feierlich eingeweiht wurde.
Die Herausforderung an das architektonische Konzept lag darin, zunächst einerseits der Wissenschaft die unerlässliche Diskretion zu bieten. Zugleich war aber auf der anderen Seite ein Raumkonzept gefragt, das es erlaubt, bei laufendem Versuchsbetrieb Besucher in der Forschungsstätte zu empfangen. Den Architekturwettbewerb 2007 entschieden Glass Kramer Löbbert Architekten aus Berlin für sich. Ihren Entwurf erläuterten sie seinerzeit mit folgenden Sätzen: „Unter einem Dach begegnen sich die beiden Welten. Eingebettet in die Umfassung aus Mauer und Erdreich liegen sämtliche Raummodule des :envihab auf einer Ebene, gegliedert und verbunden durch die differenzierte Erschließung. Das darüber schwebende Dach enthält alle dienenden Funktionen und rhythmisiert den Raum durch verschiedene Lichthöfe.“
Zu den Modulen, die nach dem „Haus-in-Haus-Prinzip“ unter einem großen Dach vereint sind, gehört die neue „Kurzarm-Humanzentrifuge“ des DLR. In diesem neuartigen Trainingsgerät werden die Auswirkungen künstlicher Schwerkraft auf den menschlichen Organismus untersucht. Weitere Module sind etwa ein Schlaf- und Physiologielabor, ein Biologielabor, eine Anlage zur Ganzkörper-Magnetresonanz-Tomographie (MRT) und -Spektroskopie (MRS) und ein psychologisches Labor. In allen Modulen wird erforscht, wie der Mensch zum Beispiel auf einen Flug zum Mars reagiert. Ein Ausstellungs- und Konferenzmodul mit einem Forum für bis zu 150 Besucher macht die Weltraumforschung erfahrbar und schlägt zugleich die Brücke zu den Auswirkungen auf die Qualität des Lebens auf der Erde. Insgesamt verfügt „:envihab“ über eine Nutzfläche von etwa 3.500 m², über der das einende Dach mit seinen technischen Anlagen scheinbar schwerelos schwebt.
„Ein großer Teil des Gebäudes liegt unter der Erde. Damit sind die Flächen, über die die Räumlichkeiten mit Tageslicht versorgt werden können, gewissermaßen auf natürliche Weise eingeschränkt. So kommt den Glasprodukten und den Konstruktionen für die transparenten Gebäudeteile eine besondere Bedeutung zu“, erläutert Wolfgang Wies, Geschäftsführer der Hunsrücker Glasveredelung. Insgesamt wurden mehr als 1.100 m² an Isolar Dreifach-Isoliergläsern verbaut. Für alle verglasten Flächen kamen Konstruktionen mit einem sehr geringen Profilanteil zum Einsatz. Für die Glasdächer stellte das Gefälle von nur 2,8° eine zusätzliche Aufgabe dar. Die „saubere“ Lösung war hier eine Konstruktion nach den Prinzipien des „structural glazing“, in Verbindung mit dem Sonnenschutzglas Solarlux scandic für eine optimierte Lichtausbeute. Für diese Lösung war eine Zustimmung im Einzelfall durch die Bauaufsicht einzuholen.
Was von außen wie die Verglasung für ein Erdgeschoss aussieht, hat von innen in Teilen des Gebäudes beinahe den Charakter eines Oberlichtes. Deshalb waren diese Glasflächen als absturzsichernde Verglasungen auszuführen. Trotzdem wurden die Isoliergläser Neutralux advance wegen des so besonders geringen Profilanteils nur zweiseitig oben und unten linienförmig gelagert. Auch für diese Sonderkonstruktion war somit eine Zustimmung im Einzelfall der Bauaufsicht erforderlich.
Durch eine Scheibenhöhe von über 5 m ergaben sich für die Isolierglaseinheiten Gewichte von bis zu etwa 1.200 kg. Aus der Ableitung dieser Lasten resultierten hohe Ansprüche an die Auslegung der Konstruktion wie auch an die fachgerechte Verglasung, z.B. mit Schwerlast-Klötzen. Insgesamt sorgen die speziell für dieses Projekt entwickelten Konstruktionen dafür, den schwebenden Charakter des Daches noch einmal hervorzuheben.⇥red ◊
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Tel. 06763 9305 0
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Tel. 033606 883 0
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