Gelungener Umbau für Stadtbibliothek

Flexibles Alu-Profilsystem

Das KONS-Gebäude gilt als architektonisches Musterbeispiel des Wiederaufbaues nach dem Zweiten Weltkrieg. Dem Metallbauer gelang eine stilgerechte Renovierung mit Stahlund Aluminiumprofilen. Moderne Funktionen konnten umfassend berücksichtigt werden.

Das Nürnberger Meistersinger-Konservatorium war in den Jahren 1955-1957 von den Architekten Walter und Wilhelm Heinz auf den Fundamenten des ehemaligen Katharinenklosters aus dem späten 13. Jahrhundert erbaut worden. Der Betrieb des Katharinenklosters wurde im Jahr 1525 eingestellt, stattdessen diente das Gebäude seit Anfang des 17. bis Ende des 18. Jahrhunderts den Nürnberger Meistersingern als Versammlungsraum. Anfang des 20. Jahrhunderts war das Kloster zum Konzertsaal umgebaut worden, und bereits zu dieser Zeit war geplant, auf dem Grundstück ein Kulturzentrum zu errichten. Die Klosterräume sollten neben der Volkshochschule ein Museum und auch die Stadtbibliothek aufnehmen.

Ringtausch. Nachdem die Klosteranlage den Bomben des Zweiten Weltkrieges fast vollständig zum Opfer gefallen war, erschien der Ort aus seiner Geschichte heraus prädestiniert als Bauplatz für die neue Musikhochschule, die bis in das Jahr 2002 in dem Gebäude ihre Unterkunft fand. Im Zuge des so genannten „Ringtauschs“, bei dem verwandte städtische Einrichtungen zusammengeführt und an aktuelle Bedürfnisse angepasst werden, sollte die Musikhochschule ausziehen und das Gebäude für erweiterte Kapazitäten der naheliegenden Bibliothek freigeben.

Dreigliedriges Ensemble. Das Meistersinger- Konservatorium bildete, ähnlich wie zu historischen Zeiten, mit der nur noch als Ruine verbliebenen Klosterkirche einen zentralen Innenhof, über den das Gebäude erschlossen wurde. Das Gebäude gliedert sich klar in drei Bereiche, die durch Form und Gestaltung auch nach außen ablesbar sind und die unterschiedlichsten Funktionsbereiche widerspiegeln. In den Gelenkpunkten zwischen den einzelnen Funktionsbereichen befinden sich jeweils die Eingangs- und auch vertikalen Erschließungselemente. In dem „Kopfbau“, dem quer gestellten östlichen Baukörper, befanden sich früher die Verwaltungs- und Arbeitsräume, im Mitteltrakt die Unterrichts- und Übungsräume und schließlich im Westen zur Peter-Vischer- Straße der wuchtige, sandsteinverkleidete Saalbau mit separatem Foyer.

Kriterien. Neben der Anpassung der Räumlichkeiten auf die Bedürfnisse der Stadtbibliothek waren vor allem folgende Kriterien bei der Planung und der Ausführung zu berücksichtigen:
¬ Vollständiger Umbau des Konzertsaals;
¬ Renovierung und Restaurierung des gesamten Gebäudes unter Wahrung denkmalpflegerischer Aspekte;
¬ Anpassung an die heutigen technischen Anforderungen;
¬ Möglichkeit der behindertengerechten Nutzung;
¬ Erfüllung der derzeit gültigen Anforderung des Brandschutzes.

Zu den wesentlichen Umbaumaßnahmen zählt außer der bereits erwähnten teilweisen Umgestaltung der Grundrisse vor allem die Neugestaltung des Konzertsaals. So wurden, nach dem Rückbau auf den Rohbauzustand sämtliche Gestalt gebenden Bauteile wie Wände, Boden, Decke und Möblierung neu ausgeformt, die Technik wurde weit reichend an den heutigen Stand angepasst.

Stilistische Übersetzung. Außer der insgesamt notwendigen Renovierung wurden die denkmalgeschützten Bereiche des 1950er-Jahre- Baues stilgerecht überarbeitet, teilweise auch in zeitgenössischer Interpretation. Drei wesentliche, Denkmal konstituierende Bereiche hatte die Untere Denkmalschutzbehörde besonders imBlick: das Fassadenbild, das maßgeblich vom Raster aus filigranen Fenstern und Türen geprägt wird, das Hauptfoyer mit seinem paraboloid gestalteten Haupttreppenraum und den Buntglas-Elementen sowie den Foyerbereich vor dem Konzertsaal.

Herausforderungen. Zwei große Foyerfassaden und zahlreiche Fenster unterschiedlicher Größen und Bautypen – insgesamt über 150 Elemente – stellten den Metallbau vor große Herausforderungen, da vor allem die Schlankheit und Plastizität der ursprünglichen Konstruktionen übersetzt werden sollten. So galt es u. a., sämtliche ehemaligen Holzfenster und Stahl- Glas-Fassaden optisch den alten Profilen anzupassen. Realisiert wurden die Konstruktionen als Aluminium- Profilkonstruktionen auf der Grundlage moderner, bauphysikalisch bewertbarer Systemtechnik; Aufsatzprofile sorgen für das erwünschte Wechselspiel von Schlichtheit und Verspieltheit, was den Denkmalschützern bei diesem Objekt als ein wichtiges Kriterium der Nachkriegsarchitektur galt. Die großen zweigliedrigen Fensteranlagen an der Ostfassade behielten in der Neuinterpretation aus Schüco- Aluminium-Systemprofilen ebenfalls ihr filigranes Erscheinungsbild – allerdings unter modernen Funktionsanforderungen wie Wärmedämmung, Sicherheit und Sonnenschutz durch in dem Scheibenraum integrierte Jalousien.

Sorgfalt. Im Inneren wurden Haupttreppenhaus und Saalfoyer unter Beibehaltung einiger ursprünglicher Stilelemente klar „aufgefrischt“ und durch den Einsatz neuer Deckensysteme und Beleuchtungselemente fortgeschrieben. Sorgfalt in Gestalt von sensiblen Übersetzungen und Interpretationen wurden u. a. den Holzverkleidungen im Saalfoyer zuteil, die nach umfassender Bemusterung in französischem Nussbaum ergänzt werden. An gleichem Ort fand man zur Ergänzung des sehr lebhaften Natursteinbodens „Deutschrot“, dessen ursprüngliche Steinbrüche nicht mehr existieren, eine optisch kompatible Alternative in Spanischem Marmor.

Brandschutzanforderungen. Neben den sichtbaren und stilprägenden Elementen wurde die gesamte Haustechnik auf den aktuellen Stand gebracht. Aktuelle Brandschutzanforderungen konnten u. a. durch die Ertüchtigung sämtlicher Decken und den Einbau transparenter Feuer- und Rauchschutzabschlüsse (T30 RS) in dezent profilierter Stahlbauweise erfüllt werden; Treppengeländer nun wurden durch ergänzende Konstruktionen auf die aktuell vorgeschriebene absturzsichernde Höhe umgearbeitet.


Das KONS-Gebäude in Nürnberg
Umbau für die Stadtbibliothek

Bauherr: Stadt Nürnberg, Hochbauamt; Projektleitung: Urs Wenzel;
Architekt, Planung und Bauleitung: Hans und Ulrich Herbst Architekten, Nürnberg;
Projektleitung: Dipl.-Ing. Ulrich Herbst Architekt BDA;
Denkmalschutz: Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Nürnberg;
Projektleitung: Nikolaus Bencker;
Tragwerksplanung: Goetz-Neun Ingenieure GmbH, Nürnberg;
Technische Ausrüstung: Dess+Falk Ingenieure, Nürnberg;
Brandschutzgutachten: Rieger + Brandt Planungsgesellschaft im Bauwesen, Nürnberg;
Verarbeiter Fenster, Fassade und Türsysteme: Herzog Metallbau GmbH, Nürnberg;
Baukosten: 4,73 Mio Euro;
Fertigstellung/Übergabe: Januar 2008;
Systemtechnik Fenster, Fassaden, Türen: Insgesamt über 150 Einzel- und Elementfenster als Sonderaufbauten auf Basis des Aluminium-Profilsystems Schüco Royal S 75 BS.HI gefertigt; Ersatz der ehem. Glashalteleisten mit Ziercharakter durch Aluminium-Aufsatzprofile; Elemente der Ostfassade mit innen liegenden Jalousien; transparente Türsysteme für den Brand- und Rauchschutz (T30 RS) von Schüco Stahlsysteme Jansen.

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