Nachhaltigkeit

Relevanz von Gebäudeökobilanzen

Berechnungen kosten im Mittel 7.000-15.000 € pro Projekt

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat in Zusammenarbeit mit dem Buildings Performance Institute Europe (BPIE) eine Kurzstudie zur Ökobilanzierung von Gebäuden durchgeführt. Die Berechnung einer Gebäudeökobilanz ist seit der ersten Version des DGNB Systems für Neubauten aus dem Jahr 2008 eine zentrale Anforderung. Mit Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) wird die Berechnung von Gebäudeökobilanzen für Neubauten allerdings ab 2028 verpflichtend sein.

In der Vergangenheit wurden Gebäudeökobilanzen nahezu ausschließlich gemäß den Regeln und im Rahmen von Nachhaltigkeitszertifizierungen oder in Forschungsprojekten durchgeführt. Entsprechend fand die Qualifikation weitgehend im Rahmen der Fortbildungen zum Zertifizierungsexperten statt. Dass es in Deutschland inzwischen sehr viel mehr Weiterbildungsangebote in diesem Bereich gibt, hängt unter anderem mit der Einführung der Bundesförderung Klimafreundlicher Neubau (KFN) zusammen sowie mit der Ankündigung weiterer Förderprogramme, bei denen die Berechnung von Gebäudeökobilanzen Voraussetzung für den Erhalt besserer Finanzierungskonditionen sein soll. Eine ebenfalls starke Zunahme gibt es bei der Verfügbarkeit von Softwaretools zur Lebenszyklusanalyse von Gebäuden. Die Kurzstudie zeigt, dass es bereits mehr als 25 solcher Anwendungen auf dem deutschen Markt gibt. Die Auswertung zeigt jedoch auch, dass es unter diesen teils erhebliche Unterschiede in der zugrundeliegenden Methodik und der Anwendungsbereiche gibt. Einige Tools ermöglichen es nur, den Umweltindikator Treibhausgaspotenzial auszuwerten, während andere die Berechnung weiterer Umweltparameter zulassen. Auch mit Blick auf die anfallenden Kosten zur Verwendung der Tools gibt es zum Teil große Differenzen.

Die Befragung der DGNB Auditoren, die die Berechnung von Gebäudeökobilanzen als Dienstleistung anbieten, verdeutlicht, dass es auch mit Blick auf die Kosten, die rund um die Anwendung der Methode anfallen, große Unterschiede gibt. Diese liegen im Mittel zwischen 7.000 und 15.000 Euro pro Projekt, teilweise aber auch weit darunter oder darüber, und sind insbesondere davon abhängig, in welchem Umfang Beratungsleistungen zusätzlich zur reinen Berechnung beauftragt werden. Bei der Frage, von welchen Faktoren die Höhe der Kosten abhängt, geben mehr als 70 Prozent der Befragten den tatsächlichen Aufwand zur Datenbeschaffung an. Auch die Gebäudegröße und der Gebäudetyp spielen für über die Hälfte der Experten eine einflussnehmende Rolle. Möglichkeiten zur Kostenreduktion werden von den Befragten in der Anwendung von BIM (Building Information Modelling) und digitalen Zwillingen gesehen.

Auch wurde auf die Notwendigkeit der Standardisierung der Datengrundlage und Vereinfachungen bei der Software sowie die Bereitstellung digitaler Bauteilkataloge hingewiesen.

Über diese Analysen hinaus stellt die Kurzstudie noch einen weiteren Aspekt im Hinblick auf die Anwendung von Gebäudeökobilanzen in den Fokus: die Qualitätssicherung. Der Bedarf an einer unabhängigen Prüfung ergibt sich insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Relevanz des Instruments – sei es als Erfüllungsnachweis im Rahmen einer Gebäudezertifizierung, als Grundlage für klimaschutzorientierte Finanzierungen und Förderungen sowie zur Verifizierung der Einhaltung zukünftiger gesetzlicher Vorgaben. Dabei geht es sowohl um die Vergleichbarkeit als auch um eine mögliche Steuerungswirkung im Rahmen von Gebäudeplanungen. DGNB und BPIE benennen in der Kurzstudie drei wesentliche Komponenten für die Qualität einer Gebäudeökobilanz. Dies ist zum Ersten die Expertise der Personen, die die Datenermittlungen, Berechnungen und Auswertungen durchführen. Zum Zweiten ist es die Qualität der Werkzeuge und Daten zur Ermittlung der Ökobilanz. Und es ist zum Dritten die unabhängige externe Validierung der errechneten Ergebnisse.

Kostenfaktoren von Gebäudeökobilanzen laut einer Umfrage unter 62 Anbietenden.
Abbildung: DGNB

Kostenfaktoren von Gebäudeökobilanzen laut einer Umfrage unter 62 Anbietenden.
Abbildung: DGNB

Bausteine verlässlicher Gebäudeökobilanzen: Qualifizierte Experten, geprüfte Tools und unabhängige Verifizierung.
Abbildung: DGNB

Bausteine verlässlicher Gebäudeökobilanzen: Qualifizierte Experten, geprüfte Tools und unabhängige Verifizierung.
Abbildung: DGNB