Effizienz-Preis NRW 2015 vergeben

NRW Umweltminister Johannes Remmel überreichte vergangene Woche in Essen auf der Zeche Zollverein den mit insgesamt 15.000 Euro dotierten Effizienz-Preis NRW 2015 an drei mittelständische Preisträger aus Nordrhein-Westfalen. Ausgezeichnet wurde AfB aus Essen, Europas erstes gemeinnütziges IT-Systemhaus für ihren innovativen Wiederverwertungsansatz für IT Hardware, der Spezialschmierstoffhersteller Carl Bechem aus Hagen für das ressourcenschonende Beschichtungsverfahren in der Kaltmassivumformung und Dörken MKS-Systeme aus Herdecke für ein neuentwickeltes Konzept für den Hochtemperaturkorrosionsschutz in der Stahlverarbeitung. Insgesamt hatten sich in diesem Jahr 42 mittelständische Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen beworben.


Die Preisträger vorgestellt:

AfB, Essen
Ausgezeichnet wird das Unternehmen für seinen nachhaltigen Wiederverwertungsansatz im ITBereich. Durch die Aufbereitung gebrauchter IT-Geräte trägt das Unternehmen zur Schonung knapper
Ressourcen sowie zur Vermeidung umweltschädlicher Emissionen bei. Seit 2004 beschäftigt sich AfB mit der Abholung, der Aufbereitung, der Datenlöschung sowie dem anschließenden Verkauf von gebrauchten IT-Geräten, die große Unternehmen zur Verfügung stellen. Bisher sind über 400 Firmen, Banken, Versicherungen und Behörden AfB-Partner. Den ökologischen Erfolg durch die Aufbereitung und weitere Nutzung von mehr als 230.000 gebrauchten IT-Geräten in 2014, berechnete die TU-Berlin mit einer Einsparung von über 11 Mio. kg. Eisenäquivalenten, knapp 25 Mio. kWH Energie sowie über 7 Mio. kg CO2-Äquivalenten. AfB zielt mit seinen Angeboten auf einen Bewusstseinswandel bei Unternehmen und Konsumenten. Der Marktanteil von AfB in der IT-Remarketing Branche liegt noch unter 10 Prozent. Der Umsatz lag in 2014 bei knapp 10 Mio. Euro. Angesichts fehlender IT-Entsorgungsprozesse und wachsender Sensibilität für Datensicherheit und Nachhaltigkeit rechnet das Unternehmen mit einem großen Potenzial.


Carl Bechem, Hagen
Ausgezeichnet wird das neuentwickelte Einschicht-Beschichtungsverfahren für Stahloberflächen im Rahmen der Schrauben-, Bolzen- und Kaltformteilproduktion. Mit der Neuentwicklung ist die Firma Carl Bechem Wegbereiter für einen ressourcensparenden und umweltschonenden Technologiewechsel in der metallverarbeitenden Industrie. Allein in der Schraubenfertigung fielen beim bisherigen Verfahren ca. 720 t Phosphatschlamm und ca. 110.000 m³ Abwasser bei einem Energieverbrauch von etwa 22 Mio. kWh pro Jahr an (Quelle: Deutscher Schraubenverband). Durch den neuen phosphatfreien und energieeffizienten Prozess von BECHEM entstehen bei der Kaltmassivumformung durch Reduktion um bis zu sieben Prozessstufen neben hoher Energieeinsparung, Kostenvorteile bei Materialbeschaffung und -entsorgung, ein reduzierter Aufwand für die Maschinenreinigung sowie eine geringere Umweltbelastung. Die Herstellung von Schrauben, Bolzen und anderen Verbindungselementen ist nur eine von vielen möglichen Anwendungen für den optimierten Prozess. Weitere Einsatzbereiche sind beispielsweise die Blechumformung (hochfeste Bleche) oder kaltumgeformte Teile im Automobilsektor (Antriebselemente, Getriebe, Lenkung, Motor). Das Unternehmen schätzt das Einsparpotenzial allein in der Kaltmassivumformung auf ca. 60 Mio. Euro pro Jahr in Deutschland.


Dörken MKS-Systeme, Herdecke
Ausgezeichnet wird die neuentwickelte Hochtemperaturbeschichtung Delta-Heat® für den Hochtemperaturkorrosionsschutz in der Stahlverarbeitung. Entstanden ist das neue Beschichtungssystem der Dörken MKS-Systeme in Zusammenarbeit mit dem VDEh-Betriebsforschungsinstitut und den Walzwerken Einsal. Stahlverhüttung und -verarbeitung ist in Glühprozessen ein energieintensiver Prozess, bei dem ein Teil des eingesetzten Materials durch sogenannte Verzunderung beeinträchtigt wird. Eine Reduzierung der Zunderbildung im stahlverarbeitenden Prozess bewirkt eine Erhöhung der Material- und Teileausbeute und minimiert so den Material- und Energieeinsatz sowie den Aufwand für die Nachbearbeitung signifikant. Die neuartige Hochtemperaturbeschichtung der Dörken MKS-Systeme ist komplett lösungsmittelfrei und verzichtet auf den Einsatz flüchtiger Monomere und toxischer Additive. Durch die Aushärtung bei Raumtemperatur kann außerdem ein großer Teil an Wärmeenergie eingespart werden. Eine Zunderreduktion um bis zu 80% wird dadurch ermöglicht. Dörken sieht die Anwendungsbereiche für das neuartige Produkt in allen Wärm- und Glühprozessen für Edelstähle. Das umfasst alle Betriebe, deren Arbeitsschritte nachgelagert zur Edelstahlherstellung angesiedelt sind und die entsprechende Wärm- und Glühprozesse durchführen. Die große Anzahl an Betrieben in diesem Marktsegment beinhaltet bei einem Technologiewechsel die Chance zu signifikanten branchenweiten Ressourceneinsparungen.

red, 23.10. 2015