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Ein Ort zum Bleiben

Leben und arbeiten in der dänischen Kommune Ringkøbing-Skjern

Seit rund siebzehn Jahren leben Carla und Thomas Merker mit ihren beiden Kindern im dänischen Städtchen No – zwischen Natur, Nordsee, dem Fischerort Hvide Sande und historischen Städtchen wie Ringkøbing.

Carla und Thomas Merker haben No gesagt. No zu ihrem alten Leben in Deutschland. No zu ihren alten Arbeitsplätzen an der Elbe. Und No zu ihrem neuen Wohn- und Lebensmittelpunkt in Dänemark: dem kleinen Ort No im Westen des Königreichs, nur wenige Kilometer von der Nordsee entfernt. Und darum muss es richtig natürlich heißen, dass die beiden Mittfünfziger aus Sachsen ja zu einem Neustart in Dänemark gesagt haben.


Und das kam so: Nach der Wende wurde das Reisefieber von Carla und Thomas Merker immer stärker. So unternahm das Ehepaar aus Meißen Ende der 1990er längere Reisen. An der dänischen Nordsee machten die beiden abseits der Hochsaison regelmäßig Urlaub in einem typisch dänischen Ferienhaus in der Nähe der Städtchen Søndervig und Ringkøbing. So reifte die Idee vom Auswandern immer mehr. Der Traum war der Süden der Erdkugel – doch einfach waren die Einreisemodalitäten zum Beispiel für Neuseeland nicht. „Im Dezember 1999 kam unser Sohn Clemens zur Welt“, erinnert sich Carla Merker. „Als der Kleine dann ein halbes Jahr alt war, zog es uns immer stärker weg – nach Dänemark.“


Dann ging alles schnell: Während eines Kurzurlaubs im April 2001 richteten Merkers spontan ein dänisches Bankkonto ein. Und im Mai – Carla Merker war noch im Mutterschutz – fiel die Entscheidung zum Umzug. Thomas Merker kündigte seinen Job, packte das Auto und fuhr nach Norden. Nach vier Tagen im Zelt auf einem Campingplatz im kleinen Ringkøbing, dem Hauptort der Kommune Ringkøbing-Skjern, fand er eine kleine Wohnung. Und schon Ende August fand der gelernte Mechaniker eine neue Arbeit als Maschinenschlosser in einem Metallbetrieb. „Anfangs war es schwer“, erinnert sich der heute 53-Jährige, „denn ich konnte ja kein Wort Dänisch. Mein Chef half mir aber und stelle mir einen Kollegen zur Seite, der Deutsch sprach. Das war eine perfekte Starthilfe.“ Dass er dann noch einen pensionierten Deutschlehrer traf, der ihm Privatunterricht gab, beschleunigte die Integration zusätzlich.


Nur wenig später fand Thomas Merker sein Traumhaus mit Garten im kleinen No mit nur knapp 300 Einwohnern: „Das war eine bewusste Entscheidung – in einem kleinen Ort kommt man schneller an.“ Im Oktober kaufte die Familie das Haus, im November zogen Carla und Clemens nach. „Wir wurden toll empfangen“, staunt Carla Merker noch heute, „die Nachbarn kamen mit Blumen und begrüßten uns. Sie sprachen kein Deutsch, wir kein Dänisch – und trotzdem haben wir uns alle sofort verstanden.“ Sprache und Freundschaften sind längst Normalität: Thomas arbeitet seit vielen Jahren als Monteur beim bekannten dänischen Windgeneratorenbauer Vestas AS und übernimmt als Betriebsrat Verantwortung für seine Kollegen von der Nachtschicht. Die 55-jährige Carla Merker hat eine Stelle als Buchhalterin bei Ringkøbing Fjord Turisme. Ihre Arbeitsstelle liegt im zwanzig Autominuten entfernten Hvide Sande – dem bekanntesten Hafen- und Urlaubsort von ›Dänemarks größtem Arbeitsplatz‹, wie sich Ringkøbing-Skjern als größte Kommune mit 1489 Quadratkilometern gern nennt. „Ich sitze aber nicht nur am Computer, sondern übersetze auch und helfe immer mal wieder auch in unserer Touristeninformation aus, wo deutsche Urlauber nach Tipps fragen“, sagt Carla Merker.


Und Tipps kann Carla Merker viele geben. Denn nach mehr als eineinhalb Jahrzehnten in ihrer neuen Heimat kennen sie und ihr Mann die Region wie die berühmte Westentasche. Sie lieben die offene, manchmal raue Natur der Westküste und machen gern lange Spaziergänge zwischen Dünen und Strand an der Nordsee. Zu den Naturvergnügen gehört auch das alljährliche Winterbaden am Neujahrstag in der Nordsee bei Søndervig. Regelmäßig geht es mit dem Rad um den Ringkøbing Fjord, in den mit dem Fluss Skjern Å einer der größten dänischen Flüsse mündet. Das Flussdelta der renaturierten Gewässer ist das größte im Land. Paddeltouren sind in Ringkøbing-Skjern darum eine ideale Freizeitaktivität. Mit dabei ist dann auch Tochter Theres. Die inzwischen 14-Jährige besucht die Velling Friskole und möchte später vielleicht Biologie studieren. Clemens, längst 18 Jahre alt, möchte sich nach dem Abitur wohl für Physik in Kopenhagen einschreiben.


In Dänemark bleiben alle, auch Carla und Thomas Merker. „Wir haben zu keinem Zeitpunkt bereut, nach Westdänemark gezogen zu sein. Das Wohnen hier bietet so viel Lebensqualität und wir wurden von Anfang an akzeptiert. Den Kindern geht es richtig gut. In Dänemark herrscht das Vertrauensprinzip – und mehr Gleichheit. Es ist vieles anders als in Deutschland“, so Carla Merker. Die Hierarchie sei kleiner, auch am Arbeitsplatz. „Man redet miteinander und nicht übereinander. Das gilt auch für den Chef. Alle duzen sich. Jeder kann Dinge beeinflussen und es herrscht gegenseitiger Respekt“, finden beide übereinstimmend. Und einig sind sie sich auch darin, dass sie jetzt in Ringkøbing-Skjern zuhause sind.
 
Hier geht’s nach Ringkøbing-Skjern
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