Magere Bilanz bei Roto

Die Marktlage bleibt schwierig

Der Gruppenumsatz per 30. September 2015 liegt mit knapp 480 Mio. Euro 4 % unter Vorjahr. Angesichts des Debakels in Märkten wie Russland ist das ein „sehr respektables Ergebnis“, erklärte Finanzvorstand Michael Stangier Mitte November bei der Fachpressekonferenz im ungarischen Lövö. Die diesjährigen Rückgänge in Russland, der Ukraine und Weißrussland wurden mit 35 bis 40 % beziffert und in China mit etwa 20 %. Völlig abgestürzt ist speziell im zweiten Halbjahr Brasilien mit minus 40 %. Per saldo positiv verläuft die Entwicklung in Europa und Nordamerika. Die Prozentangaben beziehen sich auf Stückzahlen und in erster Linie auf die Ergebnisse von Roto, wie Dr. Keill erläuterte.

Für die Division Fenster- und Türtechnologie (FTT) steht per Ende September ein moderates Umsatzminus gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode zu Buche, die ausgeprägte Internationalisierungsstrategie hat sich „ein weiteres Mal bewährt“. Im Vergleich zum Umsatz der Division Dach- und Solartechnologie (DST) hieß es: „DST ist klar ertragsstärker.“

Allgemeines Wachstum
Einer aktuellen Weltbank-Prognose zufolge beträgt das globale Wachstum noch 2,8 %. Während Schwellenländer wie Russland, Brasilien und Indonesien in eine tiefe Rezession rutschen, reicht es in den meisten Industriestaaten lediglich zu Stagnation bzw. einem moderaten Plus. Der jüngsten EU-Herbstprognose zufolge bewegt sich das Wachstum des deutschen Marktes von 2015 bis 2017 auf dem Durchschnittsniveau der Euro-Zone von jeweils knapp plus 2 %.
Auf Gruppenebene hat sich die Relation zwischen Auslands- und Inlandsgeschäft zugunsten des deutschen Anteils verschoben, der stichtagsbezogen auf ca. 36 % gestiegen ist. Die klar fallende Tendenz bei der Mitarbeiterzahl (30.09.: knapp 4.400) ist eine unvermeidbare Konsequenz der häufig schlechten Marktlage.

Die europäische Bauwirtschaft
Zwar steigt das gesamte Bauvolumen in den 19 Euroconstruct-Ländern nach den Prognosen bis 2017 leicht an, liegt dann aber gerade einmal wieder auf dem Niveau von 2011. Laut Keill gehen Forschungsinstitute wohl davon aus, dass der Wohnungsbau seine bisherige Funktion als Wachstumstreiber verliert. Der Neubau soll deutlich stärker zunehmen als der Bestandsmarkt. Im Ranking der Schätzungen bilden Irland, Tschechien und Ungarn die Spitzengruppe, während u.a. Großbritannien, Portugal, Belgien, Polen und Norwegen zum Mittelfeld gehören. Schlusslichter sind mit zum Teil sogar rückläufigen Wohnungsbauzahlen Österreich, Deutschland, Italien und die Schweiz.
Für Deutschland konstatierte Dr. Keill eine „gespaltene Baukonjunktur“. Öffentlicher Bau und Wirtschaftsbau präsentieren sich ohne Schwung. Dagegen befindet sich der Wohnungsbau (noch) im Aufwind, kann jedoch im europäischen Vergleich nur eine unterdurchschnittliche Dynamik vorweisen. So liegen die Genehmigungs- und Fertigstellungszahlen unter dem langfristigen Bedarf.

Künftige Ausrichtung
Trotz ungünstiger Marktlage plant Roto weitere Investitionen. Die für Sachanlagen aufgewendeten Mittel sind auch 2015 höher als die Abschreibungen. Für 2016 kündigte Stangier ein Investitionsvolumen von ca. 8 Mio. Euro allein für die umfassende Modernisierung des Lager- und Versandzentrums im Stammwerk in Leinfelden-Echterdingen an. Die gesunde wirtschaftliche Verfassung des Bauzulieferers macht zudem Investitionen in sinnvolle Akquisitionen wie den erst vor wenigen Wochen erfolgten Erwerb der Deventer-Gruppe möglich. Die dezentral geführte Gruppe mit Gesellschaften in Deutschland, Polen, Russland und den Niederlanden beschäftigt rund 160 Mitarbeiter, ist wie Roto „kerngesund“ und im Markt für ein hohes Qualitäts-, Innovations- und Leistungsniveau bekannt. Die Finanzierung der Akquisition war laut Stangier aus dem Cashflow und damit ohne zusätzliche Fremdmittel möglich.

Fazit
Die Ertragssituation 2015 der Gruppe charakterisierte Stangier vor dem Hintergrund der Marktbelastungen mit „insgesamt noch akzeptabel“. Ziel für 2016 ist natürlich die „schwarze Umsatz-Null“. Im Fokus steht dabei das am Kundennutzen orientierte Handeln. Dieses Konzept hat dieses Jahr den Beraterpreis des Magazins WirtschaftsWoche für „exzellente Projekte“ erhalten.

Fenster- und Türenmärkte in Südosteuropa
Das Geschäftsgebiet repräsentiert eine Region, in der auf einer Gesamtfläche von 912.000 Quadratkilometern knapp 86 Mio. Menschen leben. Zu ihr gehören die 14 Länder Ungarn, Rumänien, Tschechien, Slowakei, Georgien, Bulgarien, Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Slowenien und Serbien. Das Geschäftsgebiet Südosteuropa leitet Martin Graé. Anlässlich der Fachpressekonferenz hat er über die Marktlage seiner Region berichtet. Nach seiner Einschätzung zeichnet sich bei den Fenstermärkten in Ungarn, Rumänien und Bulgarien das Ende einer jahrelangen Talfahrt ab, die seit 2008 praktisch zu einer Halbierung des Volumens geführt hat. Schätzungen von Interconnection Consulting zufolge steigt der Wert der verkauften Fenster 2015 mit 447 Mio. Euro erstmals wieder moderat an. Gleiches gilt für den Mengenabsatz (knapp 3,2 Mio. Stück). In den nächsten Jahren ist mit einer relativ kontinuierlichen Aufwärtsentwicklung zu rechnen. Doch selbst die für 2018 prognostizierten Werte (531 Mio. Euro bzw. fast 3,6 Mio. Stück) liegen noch weit unter dem Niveau von 2008.
Eine erheblich ungünstigere Situation zumindest auf der Wertseite konstatierte Graé für Slowenien, Kroatien, Serbien sowie Bosnien und Herzegowina. Hier stürzt der Fenstermarkt 2015 mit 78 Mio. Euro auf einen neuen Tiefpunkt ab. Dieses Niveau bleibt per saldo bis 2018 unverändert. In der gleichen Periode steigt zwar der Mengenabsatz von 596.000 auf 640.000 Stück, was aber nicht annähernd ausreicht, um die „extremen Verluste“ seit 2008 zu kompensieren. Zudem lassen die Prognosen einen zunehmenden Preisdruck befürchten.
Am Beispiel Ungarn erläuterte der Geschäftsleiter aktuelle Markttendenzen. Danach bleiben die Renovierungs- und Neubauanteile bei Fenstern mit jeweils knapp unter bzw. über 50 % relativ stabil. Mit Blick auf die Rahmenmaterialien hält das PVC-Wachstum mit geschätzten 58 % im Jahr 2015 und 60 % im Jahr 2016 an. Dagegen büßt Holz von 35 % (2014) auf prognostizierte 30 % (2016) deutlich ein. Auf Platz 3 rangiert Aluminium (8-9 %), während Holz/Alu und PVC/Alu nur von geringer Relevanz sind.
Interessante Aufschlüsse über die gegenwärtigen Trends bei den Fenstereigenschaften gab, so Graé, eine von Roto 2015 durchgeführte „Roadshow“ in Ungarn. Danach setzten die ca. 100 Teilnehmer an den sechs Veranstaltungen Sicherheit (31 %) auf den Spitzenplatz. Dahinter folgten Design (24 %), Bedienkomfort (17 %) sowie Fenstergröße und Belastbarkeit (jeweils 14 %). Speziell das Thema Sicherheit gewinnt offenkundig auch in Südosteuropa immer mehr an Bedeutung.
Das Beschlagwerk im ungarischen Lövö mit 560 Mitarbeitern gilt als größter Standort im internationalen Produktionsverbund von Roto. In dem Werk werden u.a. Beschläge für Drehkipp-, Dreh- und Kippfenster sowie spezielle Öffnungsarten wie Kipp-Schiebe hergestellt. Im Rahmen des Fachpressetags wurde den Journalisten ein Rundgang durch die Produktion ermöglicht, den Beitrag darüber können Sie in der metallbau 01/02 2016 lesen. ⇥ma ◊

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