Expertenforum für Befestigungstechnik
Rund 100 hochkarätige Entscheider, Planer, Ingenieure und Architekten waren am 23. und 24. Januar 2014 der Einladung der Unternehmensgruppe fischer in den Nordschwarzwald zum 6. fischer Expertenforum gefolgt. Thema war die moderne Befestigungstechnik im Bauwesen.
Dazu präsentierte Professor Werner Sobek von der Universität Stuttgart seine "Bauvisionen im Einklang mit Nachhaltigkeit und Ansprüchen künftiger Generationen". Nach seinen Vorstellungen vom "Zukünftigen Bauen" müssen wir das Verhältnis des aktuell gigantischen Ressourcenverbrauchs bei einer nur vierprozentigen Recyclingquote dringend umkehren. Er wies darauf hin, dass in den letzten 18 Jahren etwa genauso viel Menschen geboren wurden, wie 1930 auf der Erde lebten. "Für diese Menschen müssen Nahrung, Infrastruktur, Arbeit und Wohnraum geschaffen werden." Diese Aufgabe zu lösen bedeute ein radikales Umdenken beim Umgang mit unseren Ressourcen. Wie das aussehen könnte, zeigte er mit gebauten Beispielen, die aus nahezu 100 Prozent recycelbaren Materialien bestehen.
Rainer Becker von der Universität Dortmund befasste sich mit Verankerungen in Leichtbeton und wies u.a. darauf hin, dass sich der Betonausbruch bei Leichtbeton anders verhält als Normalbeton. Leichtbeton werde immer wieder seine Einsatzgebiete finden, bleibe aber als Sonderform des Betons eher eine Ausnahme und erfordere eine Zulassung im Einzelfall. Dr. Klaus Block von der Universität Dortmund zeigte neue Bemessungsansätze zur nachträglichen Sicherung von Sandwichfassaden auf und stellte dazu auch eine vereinfachte Berechnungsformel vor.
Zugversuche an Mauerwerksobjekten präsentierte Günter Seibold, Leiter der Anwendungstechnik bei der fischer Deutschland Vertriebsgesellschaft und betonte deren Wichtigkeit bei der richtigen Beurteilung des Untergrundes für eine spätere sichere Befestigung. Professor Bergmeister ging in seinem Vortrag auf das Tragverhalten von Befestigungen in Sicht-Stein-Beton ein. Er verglich die ressourcenschonende Wiederaufnahme einer alten Bauweise aus Abbruchmaterial mit der Verarbeitung von Opus Caementitium und zeigte die Eigenschönheit des Materials am Beispiel einer kleinen gebauten Kapelle. In Bezug auf die Wiederverwendbarkeit von ausgebauten Materialien wies er dabei darauf hin, dass beim Bau des Brenner-Basistunnels etwa 35 Prozent des Ausbruchs (ca. 2,35 Mio. Kubikmeter) für die Betonierung der Tunnelröhre verwendet werden.
Dr. Ralf Kindervater, Geschäftsführer der BIOPRO Baden-Württemberg, und Dr. Joachim Schätzle, bei fischer verantwortlich für Forschung und Technologietransfer, hielten einem Doppelvortrag zu biobasierten Werkstoffen und deren praktische Umsetzung. Dr. Kindervater wies darauf hin, dass man bereits heute in der Lage sei aus biobasierten Werkstoffen gleichwertige und zum Teil sogar bessere Produkte herzustellen. Dr. Schätzle erklärte, dass aus der guten Zusammenarbeit bereits der fischer Universaldübel UX-green entstanden sei und kündigte die Einführung eines kompletten biobasierten Sortiments mit Befestigungselementen von fischer im Frühjahr 2014 an.
Die Dauerhaftigkeit von Bewehrungs- und Verankerungselementen stellte anschließend Professor Christoph Gehlen von der TU München vor und Professor Jan Hofman vom Institut für Werkstoffe an der Universität Stuttgart zeigte was einen erdbebentauglichen Dübel ausmacht.
Die nächste Veranstaltung findet im Januar 2016 statt.