Fachartikel

Beschlagtechnik für Türen

Bänder, Verriegelungen & Zugangssteuerung

Vom Band zum Getriebe: Über aktuelle Entwicklungen in der Tür-Beschlagtechnik berichten in folgendem Beitrag die vier Hersteller Dr. Hahn, Roto, Eco Schulte und Dictator. Beleuchtet werden dabei die Aspekte Design, Bedien- und Montagefreundlichkeit sowie Sicherheitsfunktionen und Zugangssteuerung.

Welche Trends gibt es? Inwiefern hat sich die Beschlagtechnologie in den vergangenen Jahren verändert? Was muss der Verarbeiter über Türbeschläge wissen? Welche Nachrüstlösungen gibt es auf dem Markt? Dies haben wir vier Beschlagspezialisten gefragt. Hier finden Sie die Zusammenfassung ihrer Antworten:

Neue Generation Rollenbänder – Dr. Hahn

„Rollenbänder sind immer gefragter. Der Grund liegt auf der Hand: Vor nicht einmal fünf Jahren waren mit einem Rollenband in Verbindung mit zwei Bändern Türgewichte von maximal 120 Kilo möglich und generell bis 180 Kilo. Mittlerweile sind Flügel aus etlichen Aluminiumprofilen in der Lage, mit vier Rollenbändern Türgewichte bis zu 300 Kilogramm zu tragen“, sagt Markus Lenze, Leiter der Konstruktionsabteilung von Dr. Hahn. Statt mit

Befestigungsplatten wie bisher werden bei der jüngsten Generation Rollenbänder des Herstellers die Bänder mit Schrauben direkt befestigt. Aufgrund dieser Neuerung lassen sich die Rollenbänder einfach und schnell montieren. Außerdem macht es sie „fit“ für die Nachrüstung. Möchte der Verarbeiter an einer Bestandstür zum Beispiel einen Obentürschließer einbauen, braucht er meistens unterhalb des oberen Bandes ein zusätzliches Band. In solchen Situationen kann er auf das neue Hahn Rollenband AT zurückgreifen. Ein weiterer Grund, warum Rollenbänder immer beliebter sind, liegt nach Ansicht von Lenz an der Optik: „Die Rollenform ist sichtbar schlank. Die zylindrische Form des Bands korrespondiert mit der des Griffs auf der Schlossseite. Insgesamt wirkt das fürs Türbild passender als ein Aufschraubband.“ Bedient werden mit dem Beschlag mittlerweile über 20 Profilsysteme, darunter auch zwei, die nach Kriterien des Brandschutzes zertifiziert sind. Weitere Systemgeber sind in der Vorbereitung. Zum Einsatz kommen Rollenbänder vornehmlich im Objekt- und Gewerbebau sowie im hochwertigen Wohnbau.

Neu bei dem Hersteller ist auch eine Produktserie an Rollenbändern, die vornehmlich für Kunststoffprofile, aber auch für Aluminiumprofile geeignet ist. In zweiteiliger Ausführung bedient dieses KT-RKV genannte System Aluminiumtüren bis 90 kg, in dreiteiliger Ausführung bis 120 kg Türgewicht. Das Türblatt lässt sich in der dreiteiligen Bandausführung vom Prinzip her ein- und aushängen wie bei der zweiteiligen Variante. Hierfür wird das obere der zwei Rahmenbandteile entfernt und später wieder aufgesetzt. Der Anspruch an die Entwicklung dieses Produkts sei demnach auch gewesen, „dass es in der Handhabung sehr einfach und leicht ist, sodass auch ungeschultes Personal mit dem Produkt umgehen kann und wenn man alleine auf der Baustelle ist“, so der Konstruktionsleiter. Von der Optik wirkt es zeitgemäß filigran. Es ist dreidimensional verstellbar und zeigt auch bei extremer Verstellung keinen Versatz der Bandrollen. Anwendung findet es im Wohnungs- und Objektbau u.a. für Haupt- und Nebeneingangs- sowie Wohnungseingangstüren.

Verdeckt liegende Bänder – Roto

Das Türbandprogramm umfasst neben Aufschraub- und Rollenbändern eine neueste Produktentwicklung, nämlich verdeckt liegende Bänder für den Einsatz an ein- und auswärts öffnenden Aluminiumtüren. Bei Produktentwicklungen misst der Hersteller der Montagefreundlichkeit großen Wert bei, so auch beim verdeckt liegenden Band Roto Solid C. Hier kann dank der sogenannten FixClick-Funktion der Flügel schnell und sicher eingehängt werden, und in der Höhe justieren lässt sich die Tür über einen zentralen Verstellpunkt. Doch auch dem Aspekt Design trägt der Hersteller Rechnung. Denn aufgrund ihrer verdeckten Lage bringen Roto Solid C Bänder Aluminiumtüren gut zur Geltung. Mit Roto Safe Mehrfachverriegelungen lassen sich auch großformatige Haustüren realisieren. Auf Wunsch kann der Schlossstulp in Edelstahl ausgeführt werden.

Im Bereich Mehrfachverriegelungen erkennt das Unternehmen einen klaren Trend: Zwar seien dort mechanische Verriegelungen in vielen Märkten immer noch das Maß der Dinge. In den nächsten Jahren werde sich der Bedarf jedoch in Richtung mechanisch-automatischer und elektromechanischer Schlösser verschieben. Bei den Haustürbändern sieht der Hersteller eine deutliche Tendenz hin zu Rollen- und verdeckt liegenden Bändern, obwohl in diesem Bereich heute noch mehrheitlich Aufschraubbänder verwendet werden. Zusätzlich verstärkt sei die Nachfrage nach kunden- bzw. marktspezifischen Lösungen. Als Beispiel sind hier eine 17-fach-Verriegelung oder das mehrteilige mechanische Mehrfachverriegelungssystem für drückerbetätigte Fenstertüren aus Aluminium erwähnenswert. An das Hauptschloss lassen sich Bauteile aus dem Roto AL 540 Fensterbeschlagprogramm koppeln.

Ebenfalls im Trend liegen nach Einschätzung des Beschlagspezialisten große und schwere Hauseingangstüren. Außerdem steige das Rahmenmaterial Aluminium in der Beliebtheit. Auch das Thema Energieeffizienz rücke wieder deutlich in den Fokus, genauso das Renovierungsgeschehen. Dieses sei seit Jahren auf hohem Niveau, aber aufgrund von Förderprogrammen und niedriger Zinspolitik wachse hier der Marktanteil stetig. Darüber hinaus mache sich in den Anfragen ein gesteigertes Sicherheitsbedürfnis von Seiten der Endverbraucher bemerkbar. Daher werde die RC-2-Fähigkeit nun auch im Wohnungsbau zum Standard – bei gleichzeitig steigender Nachfrage nach RC-3- und sogar RC-4-fähigen und entsprechend nachrüstbaren Produktlösungen.

Vielleicht weniger bekannt, aber technisch sehr sinnvoll ist das diverse Beschlagzubehör des Herstellers. Bedient werden damit Anforderungen wie Montagefreundlichkeit oder Sicherheit. Im Roto Safe Programm gibt es zum Beispiel einen Kabelübergang mit integriertem Netzteil, Riegelschaltkontakte für die Zustandsüberwachung bei Mehrfachverriegelungen oder Bandsicherungen, die die Einbruchhemmung auf der Bandseite der Tür erhöhen. Grundsätzlich sind alle Roto Systemkomponenten aufeinander abgestimmt und bedarfsgerecht an unterschiedliche Anforderungen angepasst.

Hygienelösung und wartungsfreies Band – Eco Schulte

Auf das aktuelle Pandemiegeschehen reagiert der Türsystemspezialist Eco Schulte mit einem dreistufigen Hygienekonzept namens Eco Protect. Die einzelnen Stufen sind eine antibakterielle und antivirale Schutzschicht, ein Freihand-Drücker und in der höchsten Stufe individuelle Automatisierungskonzepte für stark frequentierte Türen. Die Freihand-Drücker sind aus Edelstahl gefertigt, u.a. für Feuer- und Rauchschutztüren geeignet und bieten sich auch für den Austausch an. Für die berührlose Bedienung von Türen existieren als kostengünstige Alternative verschiedene Griffaufsetzer aus Kunststoff.

Bedienfreundlichkeit stand auch bei der Entwicklung des Türbands OBN-14 Horizon, der Ergänzung der Reihe OBN- und OBX-18/-20, im Vordergrund. Das Besondere der Serie ist das wartungsfreie Kugellager, das ein präzises Öffnen und Schließen während der gesamten Lebensdauer der Tür in Aussicht stellt. Die Bänder sind für stumpfe Türen u.a. aus Stahl sowie für Profiltüren von bis zu 160 kg geeignet und auch für Feuerschutztüren zugelassen. Darüber hinaus zeichnet sich das Band durch seine schlichte Optik aus. Für den Monteur von Vorteil gereicht, dass das Türband ein kompaktes Bauteil ist; lose Einzelteile wie Zapfen, Kappen und Lager gibt es nicht.

Für spezielle Fälle – Dictator

„Wir verstehen uns als Problemlöser für Türen und Tore, auch wenn es um hohe Gewichte, große Maße oder um spezielle Anforderungen wie Brandschutz, Fluchtwegsicherung oder beschusshemmende Türen geht“, sagt der Technische Leiter von Dictator, Stephan Lang. Gerade das Thema Brandschutz habe in den letzten Jahren sehr stark an Bedeutung gewonnen. In diesem Zusammenhang handele es sich meist um Aufträge im Bereich der Nachrüstung. „Denn viele Probleme“, ergänzt er, „werden erst mit der Benutzung der Tür sichtbar. Der Türhersteller verkauft zwar ein zertifiziertes und geprüftes Produkt. Doch derjenige, der es einbaut, bzw. der Betreiber hat dafür Sorge zu tragen, dass die eigentliche Funktion des Brandschutzes gewährleistet ist. Und das zeigt sich oft erst später oder mit zeitlicher Verzögerung, etwa aufgrund baulicher Veränderungen.“ In dieser Hinsicht wird beim Beschlagspezialisten häufig der Türdämpfer V 1600 angefragt. Dieser gewährleistet sicheres Schließen der Brandschutztür in besonderen Einbausituationen, z.B. in Schleusenbereichen von Tiefgaragen. „Der Verarbeiter darf den Türdämpfer aber nie isoliert sehen. Er ist in dem Fall ja eine Art Beschlag. Das heißt, und das ist eben auch durch die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung hinterlegt und gefordert, dass der Türdämpfer in Verbindung mit der jeweiligen Tür geprüft ist“, so Lang. Alle kompatiblen Systeme sind daher gelistet und können beim Beschlagspezialisten erfragt werden.

Ein weiteres beliebtes Sicherheitsprodukt ist der Türöffnungsbegrenzer. Dieser wird häufig an schweren, großen Fassadentüren bis 200 kg eingesetzt oder aber als Sonderanfertigung in Auftrag gegeben. Doch auch in der Antriebstechnik versteht sich das Unternehmen als „absoluter Problemlöser in der Nische“. Das betrifft etwa Schiebetüren bzw. Schiebetore, die z.B. beschusshemmend und sehr breit und schwer sind, unter Umständen zwischen 500 kg und 4 t. Ein Anwendungsbeispiel sind Bleitüren an Röntgenkabinen. Zum Einsatz kommt es aber auch an Hallen-Zufahrtstoren, etwa an einem Autohaus. Der Antrieb muss hier sehr belastbar sein, aber auch eine gewisse Leichtgängigkeit gewährleisten. Diese Anforderungen erfüllt der Dictamat MultiMove.

Marktzuwachs sieht Lang auch in der Schleusensteuerung, einem elektronischen System zur gegenseitigen Verriegelung von Schleusentüren, beispielsweise in einer Apotheke. Dort darf zwischen sogenannten Reinräumen und Schwarzräumen kein Luftaustausch stattfinden. Hierfür hat das Unternehmen ein steckbar konfiguriertes System entwickelt. Es ist für die Nachrüstung geeignet; die Installation durch die farbliche Kennzeichnung der Anschlussleitungen denkbar einfach. „In dem Bereich ist immer noch eine SPS-gestützte Steuerung etabliert. Allerdings“, so der Techniker, „ist vielen Anwendern, aber auch Verarbeitern, gar nicht bewusst, dass eine Schleusensituation meist auch Anforderungen an einen Fluchtweg stellt. Diese dann nur einfach elektronisch zu verriegeln, ist absolut nicht zulässig.“ Daher müsse in diesen Fällen auf Lösungen wie die des Spezialisten zurückgegriffen werden.

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