Blechexpo/Schweisstec in Präsenz
Gelungener Wiedereinstieg nach CoronaOhne Corona-Pause fand das Messe-Duo in Stuttgart turnusgemäß statt. Allerdings zählte die Veranstaltung rund 500 Aussteller weniger als im Herbst 2019. Damals lag jedoch der Anteil ausländischer Aussteller bei ca. 45 Prozent.
Sehr zufrieden mit dem ersten Messetag zeigte sich Johannes Demmeler: „Wir haben 20 Verkäufer am Stand, die heute vollständig mit Beratungsgesprächen ausgelastet waren.“ Da sich für den zweiten und dritten Tag noch mehr Kunden angemeldet hatten, erwartete der Managing Director steigende Besucherzahlen. Auf Schweißtische und Spannwerkzeuge spezialisiert, war der Cobot Weld Space 4.0 bei dem Hersteller aus Heimertingen das Highlight am Stand. „Inzwischen wurden sehr viele Cobots in den Markt eingeführt, wir bieten keine weitere Kopie an“, betonte er und fuhr fort: „Unser System bringt die Schweißleistung einer Industrie-Roboter-Zelle und mit drei Tasten lässt sich auf der Bedienerfläche einfach programmieren.“
Das automatische Verfahren der Umhausung von Space A auf Space B ermöglicht das Arbeiten im Pendelbetrieb. Während der Roboter auf der einen Seite schweißt, kann der Bediener geschützt durch herunterfahrbare Rolltore mit Aluminiumpanzer und integriertem Schweißerschutzglas auf der anderen Seite zeitgleich auf dem 3D-Schweißtisch rüsten und umspannen (Zwei-Stationen-Betrieb). Um alle Arbeitsräume gut zu erreichen, ist der Cobot mittig an der Decke angebracht und fährt mit der Umhausung mit. „Das Komplettsystem ohne Manipulator (ca. 20.000 Euro) kommt auf ca. 100.000 Euro“, sagt Demmeler. Käufer sind vor allem Betriebe, die zwischen fünf und 200 Mitarbeiter beschäftigen.
„Wir hatten mit dem Schlimmsten gerechnet, aber die seit Langem erste Präsenzmesse läuft überraschend gut“, bilanzierte Jan Redmann. Der Anwendungstechniker von Rehm stellte fest: „Es sind viele Entscheider hier und so qualifizierte Kundengespräche möglich; Besuchertrauben bilden sich weniger, weil wohl die Pandemie Firmenausflüge zu Messen noch bremst.“ Wie andere Aussteller für Schweißtechnik führte auch Rehm einen Cobot auf dem Stand vor. Der Hersteller aus Uhingen verspricht, dass sein Schweißroboter im Komplettsystem die Fertigungskosten drosselt. Der Cobot arbeite für vier bis sechs Euro in der Stunde.
Die kollaborierenden Roboter, die bereits ab Losgröße 1 effizient arbeiten, sollen insbesondere für kleinere Betriebe eine Lösung bei Fachkräftemangel sein. „Wenn ein ausgebildeter Schweißer den Cobot in Verantwortung bedient und noch vier, fünf ungelernte Mitarbeiter im Schichtbetrieb begleitet, kann der Roboter einige Fachkräfte kompensieren.“ Inklusive MIG/MAG-Schweißstromquelle FOCUS.ARC P 450W, Schweißtisch, Sicherheitsumhausung mit Lichtschranke und Einarbeitung der Schweißer müssen Betriebe bei Rehm ca. 70.000 Euro investieren.
Redmann weiß, dass inzwischen Berufsschulen den professionellen Umgang mit Cobots in den Unterricht für Schweißer aufgenommen haben. Der Gewerblichen Schule Göppingen hat Rehm kürzlich erst zwei Komplettsysteme geliefert.
Dornbiegeautomat
Der Druck bei den für Deutschland im europäischen Vergleich hohen Lohnkosten sowie der Mangel an Fachkräften wird nun auch in der Biegemechanik im steigenden Angebot automatisierter Lösungen sichtbar. „Der Trend zu Biegeautomaten resultiert aber auch aus dem Wunsch nach vollständig vernetzten Fertigungsabläufen; der Biegevorgang ist bei vielen Betrieben noch nicht in die digitalisierten Fertigungslinien integriert“, erläuterte Johannes Pfluger, Geschäftsführer von Prima Power in Neufahrn.
Einen neuartigen Dornbiegeautomaten stellte Maschinenbauer Daniel Holletschek vor. Für die Entwicklung des Programms der neuen Steuerung kooperiert der Geschäftsführer von Gelber-Bieger mit einem indischen Softwareentwickler. Im Vergleich zu einer handwerklichen Dornbiegemaschine muss der Betrieb ca. 20.000 Euro mehr investieren. Holletschek erklärt: „Bei dieser Maschine brauchen keine Koordinaten der Biegepositionen eingegeben und die einzelnen Biegeabläufe vom Bediener programmiert zu werden.“ Stattdessen werden lediglich die STEP-Dateien der Pläne eingespeist und die Biegepositionen eingegeben. Die Maschine übernimmt die Positionierung am Bauteil. Der Metallbauer wird entlastet, braucht nicht mehr am Rohr händisch Strecken abzumessen oder zu überlegen, wie er es in der Maschine positioniert. „Nach einem Tag Schulung können auch ungelernte Mitarbeiter die Maschine bedienen und Biegearbeiten übernehmen“, sagt Holletschek. Die Anschaffung des Biegeautomaten lohnt vor allem, wenn Bauteile mehrfach gebogen werden müssen beziehungsweise viele Rohre in unterschiedlichen Geometrien. ⇥Fortsetzung online
Doppelgehrungsautomat
Jährlich rund 500 Doppelgehrungsautomaten verlassen bei MEBA das Werk, wie Hannes Mack, Außendienstmitarbeiter des Maschinenherstellers berichtet. Die CNC-steuerbare Bandsäge wird vor allem für Stahl und Inox eingesetzt, und das insbesondere in Betrieben, die strukturell separate Fertigungsabläufe bevorzugen. Mack weist daraufhin, dass der Sägeautomat digitalisiert auf dem Level Industrie 4.0 läuft und mit der Arbeitsvorbereitung vernetzt arbeitet. „Der Mitarbeiter braucht nur noch das richtige Material dem Doppelgehrungsautomaten zuzuführen, den Rest übernimmt die Maschinensteuerung.“ Hat der Einschubgreifer das Teil auf die Zuführrolle gelegt, laufen alle anderen Arbeitsschritte automatisiert ab. Im Vergleich zu einer kombinierten Säge-Bohr-Anlage fällt die Investition mit ca. 50.000 Euro wesentlich geringer aus. Vorteile des Bandsägeautomaten sind exakte Schnitte, sodass sich die Schweißer im Anschluss beim Fügen signifikant leichter tun, sehr gute Nähte zu liefern. Bei Störungsmeldungen kann im Service-Büro des Maschinenherstellers in Westerheim jeder Fehlerparameter abgefragt werden; Support ist serienmäßig via Fernwartung möglich.
247TailorSteel & Corona
Das niederländische Unternehmen liefert via Online-Portal Sophia maßgeschnittene Metallbleche, Rohre und Kantteile und expandiert derzeit in der D-A-CH-Region. Der Umsatzzuwachs des Branchendienstleisters zeigt, wie die Pandemie Einfluss nimmt: Im Jahr 2019 hatte das Unternehmen 30% Umsatzwachstum, im Jahr 2020 betrug der Zuwachs nur noch 7%; seit dem zweiten Quartal 2021 bis dato stieg der Umsatz um 50%, und das obwohl von März bis Juni Materialknappheit herrschte. Dies betraf vor allem kaltgewalzte und verzinkte Metalle. Dazu gehören Materialien wie DC01, Sendzimir und Zincor. Aufgrund der Größe des Unternehmens und den daher guten Kontakten konnten in den meisten Fällen der Grundbedarf gedeckt und die regulären Bestellungen bedient werden.
Metallkraft & Corona
Der Hersteller von Abkantpressen, Gesenkbiegepressen, Metallbandsägen u.a. beliefert den europäischen Markt. Bislang hat der Maschinenbauer durch die Pandemie keine Einbußen erlitten. Allerdings haben sich die Lieferzeiten der Maschinen von 8 Wochen zur Zeit vor der Pandemie auf 12 bis 16 Wochen zu Corona-Zeiten bis inzwischen auf 26 Wochen ausgedehnt. Probleme machen vor allem Komponenten, die im ostasiatischen Raum für den Bau der auftragsbezogenen Maschinen bestellt werden.