Upgrade für Schließtechnik

Montagefreundlich & multifunktional

Ralf Schödel betreibt mit Florian Höne in München die Firma Me-Bra-Tec –

Planungsbüro Metallbau und Brandschutztechnik. Die beiden haben sich auf Servicetechnik für mechatronische Türen spezialisiert, Schödel ist zudem als Gutachter tätig. Wir haben auf der BAU mit Ralf Schödel am Messestand von Assa Abloy einige Neuheiten für Schloss und Beschlag angeschaut. Der Metallbaumeister hat die Produkte aus seiner Sicht bewertet.

Insbesondere an mechatronischen Türen summieren sich inzwischen derart viele Zulassungen für die einzelnen Komponenten, dass die Vollständigkeit der Dokumente zu einer Herausforderung geworden ist – nicht ohne Risiko für Servicetechniker, die im Segment Brandschutz persönlich haften. Ralf Schödel, Metallbaumeister und Geschäftsführer von Me-Bra-Tec, bestätigt: „Servicetechniker haben mit der Zusammenführung der verschiedenen Zulassungen, Baurichtlinien und Bauartgenehmigungen zu kämpfen.“ Stellt sich beim Einbau einer neuen Türe heraus, dass für ihre Komponenten nicht alle nötigen Zertifikate vorliegen, verliert die Türe entweder ihre Zulassung, oder das Element muss vorschriftsgemäß umgebaut werden. „Außerplanmäßige Umbauten nach Anlieferung der Tür mit den dann entsprechend zertifizierten Komponenten können zu wesentlich höheren Kosten führen, als ursprünglich kalkuliert wurde“, sagt Schödel. In Assa Abloy habe er als Unternehmer seit vielen Jahren einen verlässlichen Systempartner. Also verabredet sich die Redaktion metallbau mit Metallbaumeister Ralf Schödel auf der BAU am Messestand des Zulieferers zum Rundgang.

Multifunktionale Fluchttürverriegelung

Kerstin Malich ist für den Schloss- und Beschlaghersteller mit Zentrale in Albstadt für Süddeutschland zuständig. Die Regionalvertriebsleiterin hat Ralf Schödel und der Redaktion am Messestand Neuheiten aus dem Bereich Schließtechnik vorgeführt. Als sie die neue Fluchttürverriegelung 352M zeigt, weist sie auf den konisch geschliffenen Riegel hin, der motorisch ins Schloss geschoben wird. „Auf diese Weise wird die Türe sehr leise ver- und entriegelt. Das früher übliche klatschende Geräusch, wenn die Falle einschnappt, wird vermieden.“ Die Technologie wurde vom Schließmechanismus der Pendeltüren auf Anschlagtüren übertragen und wird inzwischen sehr häufig eingesetzt.

Schödel betont, dass von Bewohnern häufig die metallischen, lauten Geräusche beim Zuschlagen von Gangtüren moniert werden. Während konventionelle Schlösser viel Spiel lassen, sodass der Riegel beim Zufallen hin- und herbewegt wird, wird der Riegel beim 352M motorisch in Position gebracht und hat mit 5.000 Newton eine hohe Haltekraft. „Das reduziert den Verschleiß aller Komponenten“, weiß der Metallbaumeister. Bei herkömmlicher Schließtechnik wird für dieses Feature ein zusätzlicher Schalter, beispielsweise ein Magnet- oder Riegelschalter, benötigt. „Die neue Schließtechnologie gewährleistet dem Betreiber weniger Aufwand für Instandhaltung und mit den leiseren Betriebsgeräuschen mehr Komfort, ohne dass der Verarbeiter mehr Aufwand hätte. Bei Dauerfreigabe sei der Betrieb geräuschlos“, versichert Malich. Die Expertin von Assa Abloy erläutert weiter: Weil statt eines Fallenschlosses als Gegenstück nur ein Schließblech verwendet werde, vereinfache dies den Einbau. Justiert wird das Gegenstück über zwei Schrauben. Zugleich hat diese Technik den optischen Vorteil, dass in der Türzarge keine Aussparung sichtbar ist. Weil für eine Aussparung am Gegenstück die Dichtungsebene getrennt werden muss, ist das Schließblech auch energieeffizienter.

Sicherheits-Türschließer

Der Sicherheits-Türschließer mit integrierter Fluchttürverriegelung ermöglicht die Erst- sowie die Nachrüstung von Funktionstüren mit einer Rettungstürverriegelung. Nach Information des Herstellers ist es der erste Türschließer für zweiflügelige Türsysteme mit integrierter Rettungswegverriegelung auf der Bandseite und integrierter elektromechanischer Verriegelung auf der Bandgegenseite. Weiterer Vorteil: Mit diesem Schließer lässt sich eine elektrische Verriegelung selbst an Brandschutztüren mit DIN-Bohrbild nachrüsten, ohne dass das Türblatt verkabelt werden muss. Metallbauer, die im Segment Brandschutz tätig sind, wissen um den technologischen und organisatorischen (DIBt-Zulassung) Aufwand, der sich mit einer solchen Nachrüstung verbindet. Der Sicherheits-Türschließer erfüllt die Anforderung an die Nachrüstbarkeit eines Türschließers mit Gleitschiene nach DIN EN 1154. Ist eine Feuerschutztür für die Verwendung von Türschließern nach DIN EN 1154 zugelassen und mit entsprechendem Bohrbild vorgerüstet, wird dieses einfach für den Sicherheits-Türschließer verwendet: Durch Adapterplatten können vorhandene Befestigungsbohrungen beim Austausch der Gleitschiene genutzt werden.

Diese Technologie, die neu für zweiflügelige Türen einsetzbar ist, vereinfacht einerseits die Tätigkeit der Verarbeiter bei einer nachträglichen Rettungswegverriegelung an Eingangstüren und Feuerschutztüren oder bei der Nachrüstung einer Verriegelung für eine Zutrittskontrolle, auch an Feuerschutztüren; andererseits ist der Verarbeiter hinsichtlich der geforderten Zulassungen – was in Sachen Brandschutz die persönliche Haftung betrifft – auf der sicheren Seite.

Malich hebt hervor: „Unser Klemmkeil-System, das wir alternativ zum montageaufwändigeren Seilzug verwenden, sichert eine saubere Schließabfolge.“ An einer Vollpaniktüre muss zwingend zuerst der Standflügel schließen und dann der Gangflügel. Die Assa Abloy Außendienstmitarbeiterin erläutert: „Schließt der Gangflügel zuerst und der Standflügel knallt darauf, dann ist die Türe nicht geschlossen – im Fall der Fälle, vor allem bei einer Brandschutztüre, hat eine falsche Schließfolge fatale Folgen.“

Schödel stellt fest: „Würde ich bei diesen Anforderungen mit anderen Herstellern kooperieren, dann bräuchte ich meist noch einen speziellen Obertürschließer für die Bandgegenseite.“ Der Metallbaumeister ist erleichtert, dass ihm mit diesem Produkt weniger Fehler bei der Montage unterlaufen können. „So habe ich immer den richtigen Obertürschließer im Auto!“, sagt er und unterstreicht das Angebot der vielfältigen Varianten, die das Sortiment der Obertürschließer umfasst. „Gibt es beispielsweise in Treppenhäusern wegen Windstau oder Druckluft Schließprobleme, muss ich nicht nach einer Sonderkonstruktion fragen, sondern nutze den Close-Motion-Obertürschließer. In das Produkt ist eine zusätzliche Vorrichtung eingebaut, die das Schließen der Tür auf den letzten Winkelgraden unterstützt. So ist gewährleistet, dass Türen sicher und leise schließen.

Bei alternativen Lösungen anderer Hersteller müsse er sich meist ärgern: „Wird das sichere Schließen der Türe etwa mit einer erhöhten Schließkraft gelöst, dann erhöhen sich zugleich die Geräusche beim Schließen und langfristig muss mit mehr Verschleiß der Komponenten, also höheren Reparaturkosten gerechnet werden.“ Hilfreich findet Schödel ferner, dass sich die Lagerhaltung reduziert.

Neue Kippfallentechnologie für Schlösser

Ende 2023/Anfang 2024 ist die neue Schlossfamilie für Vollblatttüren erhältlich, die Varianten für Rohrrahmentüren folgen. Ralf Schödel erklärt die Problematik, die konventionelle Mehrfachschlösser verursachen können: „Bei Mehrfachverriegelungen kommen im Laufe eines Tages der obere und untere Riegel unter Last, die Türen können sich verziehen. Schlimmstenfalls ist der Verzug derart massiv, dass sich die Riegel nicht mehr vom Motor bewegen lassen.“ Solche Komplikationen lassen sich nur noch mit einem Reparaturauftrag an den Servicetechniker lösen. Ärgerlich für den Kunden, aufwändiger Kleinkram für den Verarbeiter.

Mit der neuen Kippfalle wird der Verzug der Türe ausgehebelt. „Beim Verschließen der Türe lässt sich diese mit der neuen Technologie bis auf den letzten Millimeter heranziehen und in Position halten; der Riegel kann freilaufen – wird nicht durch Verzug blockiert.“ Reibungslose Abläufe verschleißen die Komponenten weniger, die „Lebensdauer der Tür wird um ein Vielfaches verlängert“. Ohne Kippfallentechnologie sind bei einer Mehrfachverriegelung ca. 250.000 bis 500.000 Begehungen möglich; mit neuer Technik sind hingegen bis zu einer Million Begehungen möglich, ohne dass Reparaturen nötig werden sollten. Schödel stellt fest: „Das ist eine völlig andere Dimension von Qualität und Verlässlichkeit!“

Die neue Schlossgeneration wird vom Hersteller in der kompletten Palette vorgehalten. „So gut wie alle Kundenwünsche lassen sich mit der umfassenden Schlossfamilie ohne zusätzlichen Aufwand erfüllen“, sagt der Metallbaumeister.

Mit Einsatz der neuen Kippfallentechnologie können die einbruchhemmenden Verriegelungspunkte von Mehrfachverriegelungen weiter erhöht werden, ohne dass der Bedienkomfort nach EN 1125/EN179 eingeschränkt würde. „Bis RC4“, weiß Schödel. „Nur wenn Beschusshemmung gefordert wird, sind Änderungen an der Bauweise der Schlösser nötig.“

[Link auf www.assaabloy.com/de:www.assaabloy.com/de%7C_blank]

https://mebratec.wixsite.com/website-3

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