Ist Alu nachhaltig?
Die Frage ist: Primär- oder Sekundäraluminium? 04.09.2019 |Der Ökologische Kriterienkatalog der Landeshauptstadt München schränkt seit 1995 die Verwendung von Aluminium ein. Davon betroffen sind Bauvorhaben, bei denen die Landeshauptstadt als Bauherr auftritt sowie der Wohnungs- und Gewerbebau auf städtischen Flächen.
In „Kapitel 2 Baustoffe“ heißt es (Anlage Ökologischer Kriterienkatalog – Stadt München: Stand Februar 2017):
„Nicht zulässig sind insbesondere:
…
- Aluminium in großflächigem Einsatz.
Der großflächige Einsatz von Aluminium ist dann möglich, wenn das eingesetzte Material nachweislich zum überwiegenden Teil aus Sekundäraluminium hergestellt wurde.“
Zu der Münchner Verwendungseinschränkung hat der Gesamtverband der Aluminiumindustrie (GDA) nun Stellung bezogen:
Bei Unternehmern, Planern, Architekten und Metallbauern herrscht Unsicherheit, wie im Zusammenhang mit dieser Formulierung mit Aluminium umzugehen ist. Diese Unsicherheit führt auch dazu, dass Aluminium bei Ausschreibungen erst gar nicht berücksichtigt wird. Unter der Situation leiden vor allem die Metallbauer im Großraum München. Seitens der Aluminiumindustrie besteht Unverständnis und Unklarheit, wie diese Einschränkung nunmehr über 20 Jahre Bestand haben konnte. Zudem zweifeln Experten an, dass Materialverbote das Erreichen von zum Beispiel Klimaschutzzielen unterstützen. Sie verweisen zusätzlich darauf, dass Nachhaltigkeit nicht auf Basis einseitiger Betrachtungsweisen umzusetzen ist. Vor diesem Hintergrund hat das Bundesbauministerium, in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft Nachhaltiges Bauen (DGNB), ein Bewertungssystem für nachhaltiges Bauen entwickelt. Dieses zeichnet sich durch eine umfassende Betrachtung des gesamten Lebenszyklus von Gebäuden unter Berücksichtigung der ökologischen, ökonomischen sowie soziokulturellen Qualität aus. Verbote gibt es für Materialien dann, wenn erwiesen ist, dass eine gesundheitliche Gefährdung zu erwarten ist. Das ist bei Aluminium nicht der Fall.
Vor dem Hintergrund findet am 10. September von 10 - 13 Uhr ein Workshop statt:
Thema: Nachhaltiges Bauen mit Aluminium? Materialverbote als Baustein einer verantwortungsbewussten Beschaffung?
Ort: Hotel Eurostars Grand Central, Arnulfstraße 35, 80636 München
Referenten: Johannes Kreißig (DGNB), Walter Lonsinger (A/U/F), Jörg H. Schäfer (GDA) und Simon Köppl (Architekt)
Aktuelle Zahlen (GDA) zum Primär- & Sekundäraluminium
In Deutschland wurden von Januar bis Juni 2019 rund 629.200 Tonnen Rohaluminium erzeugt. Die Herstellung von Rohaluminium teilte sich in diesem Zeitraum auf 251.400 Tonnen Hüttenaluminium und 377.800 Tonnen Recyclingaluminium auf. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sank die Produktion von Recyclingaluminium um 5,2 Prozent, während die Hüttenproduktion um 6,3 Prozent zurückging.