Alu-Glas-Technik
Wintergärten in drei BauweisenWintergärten werden immer beliebter: In Lustenau nahe Dornbirn bietet ein Metallbauer ausschließlich individuell konzipierte Wintergärten an, deren Rahmen und Tragwerk aus eigens für diese Firma gezogenen Aluprofilen bestehen.
Auftakt für einen Auftrag ist immer ein Vororttermin bei der Kundschaft. „Denn die meisten Bauherren kennen die grundverschiedenen Lösungen nicht, die sie beim Wintergartenbau haben“, erzählt Andreas Märk, Geschäftsführer der Firma Alu-Glas-Technik. Gerade im Internet findet man sehr viele unpassende und unattraktive Standardlösungen. Im Gespräch will er zunächst herausfinden, welche Vorstellungen sein Kunde hat; tatsächlich gehe es nie darum, was technisch die beste Lösung für das jeweilige Gebäude sei. Märk erläutert, dass es grundsätzlich drei Arten von Wintergärten gibt:
Einfach verglaster Wintergarten / Sommergarten
Bei dieser Version handelt es sich um eine ungedämmte Terrassen- oder Balkoneinhausung, um diese etwa acht Monate im Jahr zu nutzen. Hierzulande wird diese Bauweise als Sommergarten bezeichnet. Immer wenn sich selbst nur kurze Sonnenfenster öffnen, bietet dieser Ort eine spontane Möglichkeit, sich „gefühlt“ nach draußen zu setzen, denn dort ist alles trocken, sauber und für die Nutzung hergerichtet. Entsprechend ist dieser Wintergarten auch vollkommen unbeheizt; ist die Sonne weg, ist die Wärme weg. Dafür besticht diese Bauweise durch eine besonders schlanke Konstruktion, schmale Profile und somit eine stärkere Verbindung zum Außenraum.
Dreivierteljahres-Wintergarten
Auch hier handelt es sich um eine Terrassen- oder Balkoneinhausung, nun allerdings komplett wärmegedämmt. Die gläsernen Dachflächen und die vertikale Schiebeanlage sind isolierverglast und mit gedämmten, deshalb etwas größeren Aluminiumprofilen gefasst. Das hat zudem den Vorteil, dass robustere Rahmenkonstruktionen ausführbar sind.
Auch dieser Wintergarten ist baulich noch komplett vom Rest des Hauses separiert, kann aber mit einer einfachen Heizung schnell auf Temperatur gebracht werden. Märk nennt hier beispielhaft Heizstrahler, Infrarotheizung oder die von ihm bevorzugte Wärmequelle, einen Schweden-Ofen, sowohl wegen ihrer kurzfristig abrufbaren Leistung wie auch des Feuerstellenambientes. Die kleinsten Geräte haben eine Leistung von 4,5 kw. Sie reichen schon aus, um einen vielleicht 40 m² großen Raum in 30 Minuten während winterlicher Temperaturen aufzuheizen. Eine Fußbodenheizung, die klassischerweise eine niedrige Verlauftemperatur aufweist, funktioniert hingegen gar nicht. Die Idee eines Dreivierteljahres-Wintergartens ist, das ganze Jahr über einen Raum in Bereitschaft zu haben, den man aber nicht durchgehend auf Wohnungstemperatur halten will. Vorteilhaft ist auch hier immer noch, mit relativ schlanken Profilen arbeiten zu können, da die Wärmedämmung den abgetrennten Raum und eine separate Wärmequelle isoliert, was auch eine hohe Außenraumnähe schafft.
Der Ganzjahres-Wintergarten
Mit dieser Version wird ein zusätzlicher Innenraum geschaffen, was nach den heutigen Bauvorschriften eine echte Gebäudeerweiterung darstellt. Das heißt, dass die Wintergartenkonstruktion und Verglasung allen geltenden Dämmwerten für Innenräume entsprechen müssen, und dass der neue Raum in die zentrale Heizungsanlage zu integrieren ist. Gerne stellt Märk in so einer Situation dann die Frage, ob man nicht gleich die bestehende Trennwand zwischen Innenbereich und Wintergarten einreißen solle, um damit den anschließenden Wohnraum real zu erweitern, zumal beide Bereiche ja nunmehr eh zum identischen Heizkreislauf gehören.
Eigene Profilserie
Die Firma Alu-Glas-Technik verarbeitet generell nur eigene Aluminiumprofile. Diese lässt sich das Unternehmen von der österreichischen Hydro-Niederlassung ziehen, der Hydro Extrusion Nenzing in Nenzing. Dieser Produktionsweg ist historisch gewachsen, da zum Zeitpunkt der Firmengründung 1994 der Aluminiumprofilmarkt kaum von großen Firmen dominiert war. „Wenn man einmal seine etablierten Bezugswege und die Verarbeitungswerkzeuge dafür hat, dann bleibt man halt bei seinem eigenen System!“ merkt Andreas Märk an.
Das firmeneigene System basiert auf drei Grundprofilen, die alle 50 mm breit sind. Das kleinste System ist zudem auch 50 mm hoch und wird für lichte Weiten bis etwa 2,30 m eingesetzt. Das Mittlere weist eine Höhe von 92 mm auf und kommt bei Abständen von bis zu 3,40 m zum Einsatz. Das größte System schließlich misst 142 mm und überspannt Längen von bis zu 5,00 m, weshalb dieses in einer Rohlänge von 5,50 m von dem Hersteller bezogen wird, um es verschnittoptimiert zu verarbeiten. Um auch den Verschnitt bei den anderen beiden Profilstärken gering zu halten, bezieht Alu-Glas-Technik das mittlere 92er Profil in einer Länge von 6,50 m und das 50x50er in 5,50 m. Die eingangs benannten Maximallängen erhält man, wenn man dieselben teilt. So sind grundsätzlich auch Überlängen möglich, ohne dass das Reststück für weitere Verwendungen zu kurz ist. Darüber hinaus ist es mit der größeren Grundlänge des 142er Profils auch möglich, zweigeschossige Pfeiler für höhere Wintergärten auszuführen. Stolz ist Märk auf das Basisprofil seiner firmeneigenen Klemmleiste: Im Gegensatz zu denen großer Hersteller weist dieses keine rechtwinkligen, sondern abgeschrägte Kanten auf. So können sich auf den Fensterrahmenoberkanten keine Wasserflächen bilden, die für Undichtigkeiten sorgen, da eine Gummidichtung nie hundertprozentig dicht sei, so Märk. Mit der Schräge wird das Gros des Wassers direkt abgeführt.
Zukauf von Schüco-Profilen
In der Regel führt Alu-Glas-Technik die Wintergärten mit Schiebetüren aus, wobei sie insbesondere die Schiebetüranlagenprofile für die rahmenlose Einscheibenverglasung noch über einen lokalen Hersteller beziehen, aber derzeit sogar dafür eine eigene Profilserie erwägen. Früher war es üblich, Drehkippfenster und Glastüren in Wintergartenfassaden einzubauen, heute geschieht das nur noch selten. Der Grund ist eine erheblich geringere Luftwechselrate durch die kleineren Öffnungsquerschnitte. Sofern aber ein Bedarf an solchen Einsatzelementen besteht, verwendet das Metallbauunternehmen exklusiv Profile von Schüco International. Diese werden vorkonfektioniert über einen Zulieferbetrieb bestellt und als Ganzes von den eigenen Technikern eingesetzt.
Eine Eigenentwicklung sind hingegen die Dachklappen für die Glasdachflächen. Andreas Märk moniert, dass es auf dem freien Markt bislang keine langfristig wasserdichten Lüftungsklappen für Glasdächer gäbe – im Gegensatz zu den ihrigen. Erforderlich sind diese motorbetriebenen Öffnungen nur bei gedämmten Wintergärten, um effektiv einen sommerlichen Wärmestau abzuführen.
Zertifiziert zum Aluminiumschweißen
Märk versteht sein Unternehmen als Schlosserei, die sich auf das Verarbeiten von Aluminiumprofilen spezialisiert hat. Stahlarbeiten führen sie nur zum Eigenbedarf aus. Entsprechend verfügt die Firma als eine von wenigen in Vorarlberg über eine Zertifizierung zum Aluminiumschweißen. Tatsächlich führt der Betrieb auch alle Profilrahmenecken geschweißt aus und stößt diese nicht auf Gehrung, wie das bei industriell erstellten Aluminiumfensterrahmen geschieht. Der Vorteil ist, dass es nicht nur besser aussieht, sondern auch die Wasserdichtigkeit der Rahmenkonstruktion erhöht.
Keine CNC-Fräse
Andreas Märk ist studierter Zivilingenieur und Betriebswirt. Er erwarb 2014 die Firma vom Gründer, der sich zur Ruhe setzte. Heute ist für Alu-Glas-Technik ein 14-köpfiges Team tätig, wobei zwei Techniker ausschließlich im Büro an der Werks- und Ausführungsplanung arbeiten. Drei Mitarbeiter sind fest der Produktion zugeteilt, ein weiterer Mitarbeiter ist für das Vorbereiten und Komplettieren zuständig. Schließlich gibt es zwei Montageteams. Für digitale Fertigungsformen wie eine computergesteuerte CNC-Fräse hat der Betrieb keinen Bedarf, da letztlich nur individuelle Sonderlösungen ausgeführt werden.
Kundenkreis
Die Aufträge verteilen sich im Verhältnis 80 zu 20 Prozent zwischen Privatkunden und Industrie, wobei die Umsätze anders gelagert sind, da etwa eine Sheddachsanierung oder eine Oberlichtsanierung ganz andere Laufmeterumsätze erbringt. Bei den Privatkunden lebt das Unternehmen überwiegend von der Mundpropaganda und einem treuen Kundenstamm: Es gibt viele Anfragen von ehemaligen Wintergarteninhabern, die aus Altersgründen ihr Haus verkauft und eine kleinere Wohnung erworben haben. An dieser wünschen sie sich wieder einen Wintergarten, nunmehr meist auf dem Balkon. Die Hauptkunden sind aber Wintergartenbesitzer, die einen neuen, zeitgemäßen Wintergarten haben möchten.