Architektur in Bewegung
Tore als gestalterisches ElementDirk Steimels und sein Team von der Firma Krapp stehen vor einer großen Aufgabe: Sie rüsten die neue Wolfsburger Feuer- und Rettungswache mit modernen Sektionaltoren des Typs Hörmann ALRF42 Vitraplan und ALR 67 Thermo aus. Carsten Reichelt von Metallbau Reichelt nutzt das ALRF42 als prägendes Bauelement, etwa in privaten Garagen. In beiden Projekten erfüllen sie mehr als nur einen einfachen Zweck.
Dirk Steimels, Verkaufsleiter der Tor- und Türtechnik III in Braunschweig, einer GmbH der Firma Krapp, steckt mitten in einem Großprojekt: Tore für den Neubau der Wolfsburger Feuer- und Rettungswache. Die Stadt plant, dass diese zu den modernsten Feuerwehrzentralen Deutschlands zählen wird. Daher legte man großen Wert auf die Qualität der Tore zu den Fahrzeughallen. In mehreren Bauabschnitten statteten die Spezialisten von Krapp das Gebäude mit hochmodernen Sektionaltoren des Typs Hörmann ALRF42 Vitraplan und ALR 67 Thermo aus. Diese Tore erfüllen höchste funktionale Anforderungen und fügen sich harmonisch in die Architektur ein. Großflächige Verglasungen betonen das Designkonzept und sorgen für Sicherheit. „Das hat Seltenheitswert – vor allem die Ausführung mit schwarz verspiegelter Außenseite der Vitraplan-Ausführung ist ein Blickfang“, sagt Dirk Steimels. 57 Tore sind bereits installiert – am Ende werden es 59 sein.
Sektionaltor als Fassade
Auch im privaten Bereich prägt das Tor die Gestaltung: Auf den ersten Blick ist es in der Fassade eines Neubaus kaum erkennbar. Dann öffnet sich plötzlich eine Einfahrt in eine Garage. Was wie ein architektonischer Zauber wirkt, ist das Ergebnis minutiöser Planung und millimetergenauer Umsetzung. Das ALRF42 von Hörmann ist bei diesem Projekt mehr als nur ein funktionales Element.
Die Integration des Tores in die Fassade beginnt lange vor dem ersten Handgriff auf der Baustelle – bei der präzisen Abstimmung zwischen Monteur, Fassadenbauer, Architekt und Bauherr. Nur wenn alle Angaben zur Tiefe der Fassadenaufbauten exakt vorliegen, kann das Tor sinnvoll geplant werden. „Das Allerwichtigste ist, dass sich der Monteur mit dem Fassadenbauer abstimmt“, sagt Carsten Reichelt, Geschäftsführer von Metallbau Reichelt in Tann an der Rhön. Es geht um Millimeter, die über die Funktionstüchtigkeit entscheiden. Bei hochwertigen Fassaden existiert kaum Spielraum.
Millimeterarbeit wird darum zur Voraussetzung für Perfektion. Wenn das Tor optisch Teil der Fassade sein soll, darf es sich nicht abzeichnen – weder physisch noch gestalterisch. Besonders deutlich wird das bei Projekten mit aufwendigen Außenverkleidungen, bei denen der Unterschied in der Detailausführung liegt. Die Anforderungen sind hoch, die Toleranzen niedrig. „Das Tor muss exakt in die Laibung eingepasst und waagerecht ausgerichtet sein – andernfalls klemmt die Fassadenverkleidung im Bereich des Sturzes“, sagt Carsten Reichelt. Doch auch, wenn es dann an der richtigen Stelle sitzt, ist die Herausforderung noch nicht gemeistert: „Normalerweise haben wir zwei Termine zur Montage. Aber oft fährt man dreimal hin bis zur endgültigen Montage.“ Denn eigentlich sollte das Tor zwischen dem Einbau und der Fertigstellung der Fassade nicht benutzt werden. „In der Praxis klappt das aber nicht.“
Dieses Gefälle zwischen Theorie und Baualltag zieht sich für Reichelt wie ein roter Faden durch solche Projekte. „Die größte Herausforderung ist bei aller Technik dann doch oft der Mensch.“ Der Grund, warum das Tor eigentlich nicht bewegt werden soll, bis alles fertig eingerichtet ist, sind die Federn. Diese scheinbar unscheinbaren Bauteile spielen eine zentrale Rolle: „Ihre Spannung muss auf das endgültige Gewicht der Fassade abgestimmt sein, was zu einer Besonderheit in der Montage führt: Sie werden zunächst nur teilweise gespannt, bis die Verkleidung montiert ist. Das Torblatt ist zu leicht, solange die Fassade fehlt“, erklärt Carsten Reichelt. „Deshalb wird es bis zur Fertigstellung von Hand bedient und soll höchstens einen Meter geöffnet werden. Aber viele Eigentümer denken, sie könnten es doch kurz mal hochschieben. Und dann springen die Seile von den Seiltrommeln und verknoten sich.“ Also muss er häufig vor der endgültigen Programmierung nochmals beim Kunden anrücken, um zu reparieren.
Für Steimels bestand beim Einbau der fast 60 Tore in die Wolfsburger Feuer- und Rettungswache die größte Herausforderung „in der schieren Größe und Komplexität des Projekts sowie in der langen Bauzeit“. Planung sowie Umsetzung waren von hoher technischer und architektonischer Präzision geprägt.
Industriesektionaltore sind Maschinen
Doch bei aller gestalterischen Feinheit darf nicht vergessen werden: Das Tor soll ein bewegliches Bauteil sein. Es muss sich öffnen und schließen – zuverlässig, sicher und schnell: Bei einem Notruf zählt jeder Augenblick, die eingesetzten Systeme müssen dabei nach DIN-Norm Öffnungsgeschwindigkeiten von mehr als 25 cm Zentimetern pro Sekunde erreichen. „Unsere Tore laufen aber nahezu doppelt so schnell, wie die Norm es fordert“, sagt Steimels. Eine technisch beeindruckende Leistung, die nicht zuletzt auf die moderne Steuerungstechnik mit Frequenzumrichtern zurückzuführen ist.
Die Automatisierung spart nicht nur Zeit, sondern erhöht die Sicherheit: Sensoren erkennen Hindernisse wie Laub, Tiere oder auch spielende Kinder und stoppen die Öffnungs- oder Schließbewegung des Tores sofort. Smarte Steuerungen ermöglichen die Bedienung via App, Bluetooth und automatischer Sensorik.
Montage & Logistik
Die physische Einbindung in das Gebäude erfolgt in beiden Fällen über angepasste Metallunterkonstruktionen. Im Wohnbau hat Reichelt Rechteckrohre mit Winkeln und Schraubverbindungen eingesetzt – drei Halterungen pro Seite sind die Regel. Bei der Feuerwehr wurden außerdem spezielle Bodenprofile mit statisch hohen Anforderungen an die Überfahrbarkeit und Thermoframes unter den Torzargen verbaut, um Wärmebrücken gezielt zu vermeiden. „So konnten die geforderten U-Werte eingehalten werden – ein wichtiger Punkt bei einem energieeffizient geplanten Neubau“, sagt Dirk Steimels.
Und auch die Baustellenlogistik wird zur Wissenschaft für sich. Zeitfenster, Gewerke-Koordination und Anfahrten müssen exakt aufeinander abgestimmt sein. Der Einbau selbst ist planbar – der Ablauf um ihn herum ist es nicht. „Wäre alles perfekt getaktet, ginge es in einer Woche“, meint Reichelt. „Aber Außenarbeiten sind zuletzt dran.“ Der komplette Ablauf kann sich so über mehrere Wochen ziehen, bis die Fassade fertiggestellt ist – mit unvorhersehbaren Hindernissen, wie falsch gesetzten Maßen, schiefen Wänden oder zu früher Nutzung des Systems.
Besonders im Privatbereich ist das Tor mehr als nur ein Zugang. Es im architektonischen Gesamtkonzept ein fast magisches Element. Der Preis dafür ist hoch, „aber gerechtfertigt“, findet Reichelt. „Ein Doppelgaragentor kostet in der Grundausstattung 9.000 bis 12.000 Euro. Mit Fassade und allem drum und dran sind es 16.000 bis 18.000 Euro“, erklärt er, „aber das ist es vielen wert.“