Carl Berlo, CEO von 247TailorSteel
Im Jahr 2022 waren große Themen für unser Unternehmen die stark schwankenden Preise und zeitweise die Materialknappheit. Für uns steht mittlerweile weniger der Umsatz im Vordergrund, weil er schlecht abbildet, wie sich 247TailorSteel entwickelt hat. So schwankten die Stahlpreise sehr stark und es kommt auch jetzt immer wieder vereinzelt bei einigen Materialstärken zu Engpässen — vor allem bedingt durch den Ukrainekrieg. Für uns stehen mittlerweile die Schneid- und Kantstunden in der Fertigung im Vordergrund und nicht der Umsatz — schließlich sehen wir uns nicht als Materialhändler.
Sehr gute Erfahrungen machen wir mit unserer Onlinesoftware Sophia (Sophisticated Intelligent Analyser). Durch sie kann der Kunde online rund um die Uhr die genau für ihn passenden Blechteile bestellen. Sophia ermöglicht uns, von unseren über 30.000 registrierten Kunden bis zu 13 verschiedene Kundenaufträge auf einem Blech zu vereinen. Das bedeutet weniger Verschnitt und ist neben dem Effizienz- ein Umweltvorteil.
Verantwortung für die Umwelt
Auch in anderer Hinsicht werden wir unserer Umweltverantwortung gerecht: Dieses Jahr konnten wir ein Werk in Langenau bei Ulm eröffnen, das uns bei unserem Ziel der kurzen Lieferwege unterstützt. Wir verfolgen das Ziel, dass höchstens 150 bis 200 Kilometer zwischen einem unserer Werke und dem Kunden liegen. Zudem bevorzugen wir Lieferanten, die möglichst nah an unseren Werken ihren Standort haben.
Coronapandemie und Ukrainekrieg
Natürlich brachte die Coronapandemie für uns zahlreiche neue Richtlinien und Arbeitsausfälle gerade in der Produktion mit sich. Rahmenverträge mit Lieferanten wurden jedoch eingehalten, sodass wir durch gute Materialverfügbarkeit dennoch wachsen konnten.
Interessant war für uns, dass im März und April des Jahres Kunden regelrechte Panikkäufe tätigten. Aus Angst vor einer drohenden Inflation und höheren Rohstoffpreisen wegen des Ukrainekriegs erreichten uns viele Bestellungen. Das forderte unsere Produktion und brachte Unklarheiten mit sich, wie sich die Bestellungen in der Folge entwickeln würden.
Sehr gute Erfahrungen haben wir mit Mitarbeitenden aus dem Ausland gemacht. Häufig kann ein zufriedener Kollege weitere Bekannte motivieren, die ebenfalls zu 247TailorSteel wechseln. Bei uns arbeiten viele Menschen aus Russland und Kasachstan und seit einigen Monaten auch aus der Ukraine. Wir freuen uns weiter über neue Mitarbeiter. Wichtig sind Motivation und Teamgeist und die Bereitschaft, im Drei-Schicht-Betrieb zu arbeiten. Für Stellen in der Produktion ist keine Erfahrung mit Blechverarbeitung nötig, bei uns arbeiten z.B. ehemalige Bäcker, Fleischer und Straßenarbeiter. Die neuen Mitarbeiter werden in unserer firmeneigenen Academy in Varsseveld, und in den jeweiligen Werken ausgebildet. Es wird mittlerweile sehr viel mehr im Homeoffice gearbeitet. Sowohl intern als auch im Kundenkontakt. Auch hier hilft uns unsere Onlinesoftware Sophia, da durch sie alles direkt vom Kunden überall online eingegeben werden kann.
Ausblick
Ich vermute, dass im Jahr 2023 kein sehr großes Umsatzwachstum zu erwarten ist. Die Rohstoffeinkaufspreise sind seit Mai 2022 ständig gefallen und dies wird sich in den Umsatzerlösen widerspiegeln. Wir müssen und werden uns jedoch immer weiterentwickeln. Marktführer zu werden ist schließlich viel einfacher als Marktführer zu bleiben! Besonders werden wir daran arbeiten, unsere Bestellsoftware Sophia weiter auszubauen und unseren Servicegrad hochzuhalten.
Auf Expansionskurs
Seit dem Jahr 2021 ist der Blechbearbeiter Tailor Steel offensiv auf Wachstumskurs. Die niederländische Fabrik 4.0, gestartet vor 15 Jahren, hat im Jahr 2022 in Deutschland Langenau den dritten Standort eröffnet. Insgesamt zielt CEO Carl Berlo auf ein jährliches Wachstum von ca. 30 Prozent. Neben den Niederlassungen in Varsseveld (NL), Oyten (DE), Hilden (DE) und Langenau (DE) werden Produktionsstätten in Hooglede (BE) und Oud Gastel (NL) errichtet. Der neue belgische Standort soll im Herbst 2023 den Betrieb aufnehmen, der niederländische bereits im Frühjahr. Zudem ist eine Produktionsstätte in Österreich und eine weitere Niederlassung in Deutschland geplant.