Christoph Brucklacher: „Mit Fleiß und Durchhaltevermögen kann jeder studieren!
Zunächst ein offenes Wort zu den Gehältern: Setze ich mein Gesellengehalt als Metallbauer mit 100% an, dann lag das Gehalt als Techniker bei 160%, nach dem Bachelor bei 210%, nach dem Master bei 240% und mit dem Schweißfachingenieur sind es jetzt 250%.
Mit dem Techniker hatte ich in meinem Lehrbetrieb die Perspektive, direkt an den Aufträgen und mit den Kunden zu arbeiten; die Prozesse vollumfänglich zu erleben. Ich war in einem 10-Mann-Betrieb beschäftigt und wusste, nach dem Abschluss werde ich im Büro und in der Werkstatt arbeiten — das hat mich gereizt. Als ich den Abschluss in der Tasche hatte, wurde der Aufgabenbereich umfänglicher: Auftragsaufnahme, vollständige Bearbeitung, Koordination und Planung des Auftrags.
Ich meine, Motivation ist für eine Weiterbildung alles. Es geht um den Drang verstehen zu wollen, was dahinter steht. Warum ist das Profil so dick oder so geformt? Warum soll das so geschweißt werden? Will ich auch selbst mal was entwickeln, eine Idee umsetzen, die vielleicht mal anders ist, im Vergleich zu dem, was der Betrieb immer macht ... Das sollte die Motivation sein. Mit der Zulassung zum Studium und der Option, noch genauer und noch spezifischer zu werden, wurde bei mir die Lust auf mehr geweckt. Gleichzeitig muss ich sagen, dass zwischen Techniker und Ingenieur inhaltlich ein großer Sprung zu meistern ist. Techniker haben meist einen Abschluss der Mittel- oder Realschule, für ein Studium fehlen doch Grundlagen für die naturwissenschaftlichen Fächer. Um diese Lücken zu schließen, muss man zu zusätzlicher Arbeit bereit sein: vorbereitende Kurse, zusätzliche Tutorien … Das mussten alle Techniker leisten, die ich im Studium kennengelernt habe. Bedauerlicherweise haben deswegen einige aufgegeben. Auch wenn es nach Klischee klingt, mit Fleiß und Durchhaltevermögen kann jeder studieren. Nach dem Studium habe ich noch eine Weiterbildung zum Schweißfachingenieur gemacht. Jetzt arbeite ich in einem Ingenieurbüro, nicht mehr in einem ausführenden Betrieb. Meine Aufgaben sind tatsächlich komplett anders; ich habe Verantwortung über die Planung, Bemessung, Ausführung und Qualitätssicherung der statisch relevanten Bauteile. Als Statiker prüfe ich, welche Anforderungen an die Bauteile gestellt werden, danach werden in Abhängigkeit von der Klassifizierung die Bauteile bemessen. Zusätzlich können dann Punkte wie Anschlüsse, Schrauben und Schweißnähte und auch ausführungsbezogene Bauabläufe anfallen — sofern die Statik erstellt und geprüft ist, was schon mal einige Monate dauern kann. Während der Bauphasen kommen dann Prüfungen der Werkpläne, Betriebsbesuche zur Prüfung der Ausführung und Baustellentermine für Abnahme von Konstruktion und der relevanten Bauteile dazu.“
christoph.brucklacher@web.de