Maco & Hautau

Nach Anteilserwerb neu aufgestellt

Die Maco-Gruppe hat im Jahr 2022 einen Gesamtumsatz von 357 Mio. Euro erwirtschaftet. Deutschland ist nach Angabe des Unternehmens „ein starker Markt und Umsatzgarant“. Im Jahr 2018 hat der österreichische Beschlaghersteller 75% der Geschäftsanteile von Hautau in Helpsen erworben. Anlässlich der Eröffnung eines Showrooms in Helpsen, der das gesamte Portfolio der Maco-Gruppe zeigt, haben wir die Geschäftsführung und Vertriebsleitung gefragt, inwiefern die beiden Zulieferer von Synergien profitieren.

metallbau: Alle österreichischen Standorte sind mit dem „Circular Globe Bronze-Label“ zertifiziert. Welche Maßnahmen Richtung Kreislaufwirtschaft verbinden sich mit dem Prüfzertifikat?

Klaus Bichler: Unsere nachhaltige Unternehmensführung forciert eine Umwandlung hin zu einer Kreislaufwirtschaft, die Produkte, Dienstleistungen und Prozesse betrifft. Wir achten schon bei der Ressourcenbeschaffung auf den ökologischen Fußabdruck und wenden bei unseren vier wichtigsten Rohmaterialien Zink, Aluminium, Kunststoff und Stahl innovatives Recycling an: Demgemäß werden etwa 52 Prozent des verwendeten Aluminiums recycelt. Auch in der Konzeptionsphase neuer Produkte werden Umweltaspekte mitbedacht. So wird bspw. in manchen Produktbereichen durch die Verwendung von hochqualitativem Kunststoff anstelle von ZAMAK (Legierung aus Zink, Aluminium, Magnesium und Kupfer) nicht nur Langlebigkeit und Korrosionsbeständigkeit verbessert, auch die CO2-Emissionen bei Produktion und Transport verringern sich. Aber auch bestehende Produkte werden ökologisch optimiert, etwa in Materialzusammensetzung, Produktgeometrie oder im Herstellungsverfahren.

metallbau: Nutzen Sie dann in den österreichischen Niederlassungen auch grünen Strom?

Bichler: Wir beziehen zu 100 Prozent grünen Strom, hergestellt aus erneuerbaren Energiequellen. Zusätzlich werden alle Produktionsstandorte sukzessive mit Photovoltaikanlagen ausgerüstet. Maco produziert damit jährlich 860.000 kWh Strom; 2023 ist die Erweiterung auf die doppelte Menge geplant. Damit könnten über 500 4-Personen-Haushalte versorgt werden. Durch Investitionen in neue Technologien und einen modernen Maschinenpark konnten im Produktionsprozess CO2 Abfall, Chemie- und Wasserintensität reduziert und damit Ressourcen geschont werden. Dank Vakuumdestillationsanlagen können wir etwa 97 % der kontaminierten Abwässer wiederaufbereiten und im Kreislauf halten. Weitere Maßnahmen finden sich im Zukunftsbericht 2023.    

 

metallbau: Herr Bichler, welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für die deutschen Standorte? Wird für die Niederlassungen hierzulande auch ein Prüfzertifikat angestrebt?

Bichler: Nachhaltigkeit ist eine von sechs Stoßrichtungen im Unternehmen und spielt in allen Niederlassungen eine Rolle. Die Firmenzentrale von Hautau ist ein wahres Vorzeigeprojekt hinsichtlich Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit: Fenster in 3-fach-Verglasung, mehr als 4.000 m² in der Fassaden- und Dachfläche integrierte Solarpaneele, die Nutzung der Erdwärme zum Heizen oder Kühlen des Gebäudes oder das Wiederverwenden des Grauwassers untermauern dies. Wir streben auch für Deutschland eine Zertifizierung hinsichtlich Kreislaufwirtschaft an. Die ersten Maßnahmen dazu haben wir bereits gestartet.

 

metallbau: Die Maco-Gruppe hat ein starkes Angebot an Automatisierungskomponenten. Wie hat sich der Anteil mechanisch /automatisiert im Vergleich zu vor drei Jahren verändert?

Frank Jedamski: Der Anteil an automatisierten Beschlaglösungen wächst sukzessive, aber langsam. Wir müssen jedoch unterscheiden zwischen privatem und öffentlichem Bau. Wenn wir über den Residental-Bereich sprechen, ist das Interesse groß und die Nachfrage da, aber derzeit sind es vorwiegend technik-affine Kunden, Pioniergeister und Leute, die neu bauen und besondere Ansprüche umsetzen wollen.

metallbau: Hat das Fenster oder die Tür bei der Automation die Nase vorne?

Jedamski: Bei der Tür ist die Automation am weitesten fortgeschritten. Hier erzielen wir mit dem Automatik- und Motorschloss nennenswerte Stückzahlen. Lösungen wie unser Instinct-Türverschluss runden das Angebot ab und demonstrieren unsere Qualitäts- und Innovationsführerschaft. Dieser Türverschluss ist seiner Zeit noch voraus, schafft aber Begehrlichkeiten. Ist griffloses Bedienen einmal gelernt, kann es sich auch beim Fenster durchsetzen, wie das bei Möbeln ja schon gang und gäbe ist. Zudem muss erst in den Köpfen verankert werden, dass nicht jedes Fenster automatisiert werden muss. Im privaten zuhause reichen zwei Fenster pro Etage oder Raum, um automatische Querlüftung zu erzeugen oder auf Knopfdruck, also barrierefrei, öffnen zu können. Elektrische Oberlichtöffner sind da sehr beliebt. Dann sind auch die Kosten im Vergleich zum Nutzen schnell relativiert. Hier sind Beratung und Aufklärung nötig.

metallbau: Wie häufig werden Schiebeelemente automatisiert?

Jedamski: Auf Platz zwei in der Motorisierung liegen die Schiebeelemente. Große Glaskolosse werden immer öfter motorisiert und gesteuert. Aus Gründen der Einbruchsicherheit – Stichwort Überwachung des Schließzustandes –, der Energieeffizienz oder der Barrierefreiheit macht Automatisierung im Privatbau Sinn. Viele Lösungen sind im Bestandsbau nachträglich integrierbar, denn im Neubau sind die finanziellen Mittel knapp und im Alter barrierefreie Lösungen evtl. sogar notwendig.

metallbau: Wird im Objektbau mehr automatisiert als im Privatsegment?

Jedamski: Im Objektbau ist das Potenzial groß. Hier wächst der Anteil schneller, denn es geht in öffentlichen Gebäuden selten ohne Fensterautomation. Mit den Hautau-Lösungen Primat kompakt für Kipp- und Drehfenster, SBS-Beschlagschere, Kettenantrieben für Aus- und Einwärtsfenster und den RWA-Modulen und Opto-Akustik-Meldern haben wir alles im Portfolio, was Fensterautomation inklusive Rauch-Wärmeabzug benötigt.

Fekke van Dijk: Im Objektbereich bzw. öffentlichen Bau sprechen wir dann aber nicht von Smart Home, sondern von Smart Building. In diesen intelligenten Gebäuden kommen vorwiegend kabelgebundene Sensoren sowie Motorik und LAN-Module zur Anbindung an die Gebäudeautomation zum Einsatz.

metallbau: Wie hat sich der Markt für Fenster-Lüftungstechnik in den vergangenen fünf Jahren verändert?

van Dijk: Durch die Pandemie hat sich das Bewusstsein im Hinblick auf regelmäßige Frischluftzufuhr geändert. Die Fensterlüftung und die Techniken dahinter genießen seither eine höhere Aufmerksamkeit. Die Kombination von Mechanik und Motorik wie beim E-Beschlag im Zusammenspiel mit Sensoren wird stärker. Unsere Antriebslösungen, die baurechtlich zur Entrauchung im Brandfall vorgeschrieben sind, lassen sich mit entsprechenden Steuerungslösungen auch zur täglichen Be- und Entlüftung von Räumen verwenden. Neben der zeitgesteuerten Lüftung ist z.B. auch eine Regelung über die Messung der Luftqualität möglich. Unsere Schnittstellenlösungen bieten die Möglichkeiten zur Integration in übergeordnete Lüftungssteuerungen für eine Kontrollierte Natürliche Lüftung (KNL), um für gutes Raumklima zu sorgen – mit der Berechnungsgrundlage nach DIN- und EN-Normen. 

 

metallbau: Wie bewerten Sie das Marktpotenzial für Metallbauer, ihre Fenster und Fassaden mit Komponenten für mechanische bzw. automatisierte Lüftungstechnik auszustatten?

van Dijk: Das Marktpotenzial schätzen wir als sehr gut ein. Neben der entsprechenden Beratungskompetenz benötigen die Unternehmen geschultes Fachpersonal für die Errichtung der Anlagen.

 

metallbau: Wohin geht die Entwicklung in Sachen Smart Home? Stagniert die Vernetzung der Gebäudetechnik und die Automatisierung der einzelnen Elemente?

Jedamski: Nein, die Vernetzung und Automatisierung schreitet weiter voran. Bis allerdings Automation im Eigenheim im großen Stil Einzug hält, wird es noch dauern. Hier ist die gewerkeübergreifende Zusammenarbeit noch zu wenig etabliert, die Angst vor der Elektrik im Elementebau hemmt. Erst wenn die Haustechnik problemlos zusammenspielt – evtl. mit dem neuen Matter-Funkstandard – wird sich das Smart Home tatsächlich flächendeckend durchsetzen: Bis also die Lichtsteuerung mit der Steuerung von Fenster und Türen oder auch der Heizung über ein System, ein Netzwerk, eine App zusammengebracht wird und die Bedienung des Fenstergriffs beispielsweise von einer Bedienung per Smartphone oder Stimme abgelöst wird, ist Smart Home noch mehr Liebhaberei als Notwendigkeit.

metallbau: Ist die Suche nach Energiesparmaßnahmen nicht dem Smart Home zuträglich?

Jedamski: Ja, die steigenden Energiepreise treiben die Entwicklung voran. Stichwort: Fenster auf – Heizung aus. So geben etwa unsere Sensoren mTronic und eTronic Auskunft über den Schließzustand eines Fensters und stellen diese Information dem Smart-Home-System zur Verfügung. Viele andere unserer Produkte können in das WLAN-Netz eines Wohnhauses eingebunden und so gesteuert werden – das hilft selbstverständlich beim Energiesparen.

metallbau:  Könnten Sie Ihr spezielles Angebot an Beschichtungen für Ihre Beschlagslösungen etwas erläutern?

Bichler: Wir bieten mit sieben Oberflächenverfahren aktuell das branchenweit breiteste Spektrum in Eigenfertigung. Eine neue Generation in der Oberflächentechnik läuten unsere Standard-Veredelung Silverlook-Evo und die Premium-Oberfläche Tricoat-Evo ein, die auf dem „Evo-Effekt“ beruhen: Wie bei der menschlichen Haut, die Verletzungen selbst heilt, wirken in der Oberfläche eingearbeitete Nanokapseln als Speicher für Schmierstoffe und korrosionshemmende Substanzen. Wird die Oberfläche etwa bei der Beschlagmontage (z.B. durch den Akkuschrauber) beschädigt, treten die in Nanokapseln enthaltenen Stoffe aus und füllen die Kratzer wieder auf – noch bevor Rost entstehen kann. Das ist branchenweit einzigartig! Der Vierschichtaufbau von Tricoat-Evo leistet an Reibstellen guten Schutz, bewirkt eine hohe Abriebbeständigkeit und macht die Oberfläche dreimal härter als Stahl. Das Mehrschichtsystem verhindert, dass sich Rost durchfressen kann. Das schützt Beschläge in rauen Einsatzgebieten, z.B. in Küstennähe, schadstoffbelasteten Gebieten oder säurehaltigen Hölzern.

metallbau:  Mit der Übernahme von Hautau haben die Produktlösungen beider Beschlaghersteller voneinander profitiert! Haben Sie dafür ein paar Beispiele?

van Dijk: Schon vor der Übernahme 2018 hatte Hautau den Maco i.S.-Verschlusszapfen für seinen Zentralverschluss in Verwendung. Das erste gemeinsame Projekt – das Beschlagsystem Move – setzt auf dem Maco-Zentralverschluss Multi Matic auf: Wir kombinierten die Schiebetechnik von Hautau mit der Dreh-Kipp-Technik von Maco. Gegenwärtig arbeiten wir daran, den Zentralverschluss auch in den Hautau Schiebe-Kipp-Beschlägen und bei den Oberlichten zu integrieren. Natürlich denken wir dabei immer auch an die notwendige Datenintegration.

 

metallbau: Inwiefern haben Sie im Zuge des Zusammenwachsens von Hautau und Maco Modifikationen an den Produkten in Richtung Wünsche der Verarbeiter und der Marktanforderungen vorgenommen?

van Dijk: Der gemeinsam entwickelte Schiebebeschlag Hautau Move ist ein Beispiel: Die super einfache Montage gepaart mit absoluter Flexibilität hinsichtlich Griffpositionen und Sonderformaten und die Möglichkeit der Serienfertigung machen ihn zur preiswerten Schiebe-Lösung – etwa für den Objektbau.

 

metallbau:  Wie viele Produktlösungen der Maco-Gruppe werden im neuen Showroom in Helpsen gezeigt?

Jedamski: Wir stellen im neuen Showroom auf zwei Etagen und über 500 qm mehr als 30 Exponate aus, die das gesamte Produktportfolio der Gruppe abdecken. Rund 30 Prozent zeigen die neuesten Highlights. Zu sehen gibt es aber auch bewährte Lösungen und unzählige Möglichkeiten in puncto Zusatzausstattung: vom Beschlag über den Bauanschluss bis zur effizienten Gebäudehülle ist an alles gedacht.

metallbau: Möchten Sie einige Highlights beschreiben?

Bichler: Neueste Innovation ist das vollelektronische Verschlusssystem Instinct – ganz ohne Schließzylinder und Schlüssel. Die pferdekopfförmige Verriegelung verschließt schnell und leise und sorgt für hohen Anpressdruck. Instinct verriegelt standardmäßig mechanisch-automatisch und nutzt die Masse der Tür für einen sicheren Anpressdruck. Die zugehörige App garantiert Bedienkomfort. Ein wesentlicher Anspruch an die Produktentwicklung ist die „One button strategy“. So lässt sich einfach steuern, wer Zutritt erhält. Zugangsberechtigungen lassen sich für jede Person individuell definieren, Einmalzutritte auch spontan von unterwegs.

Das M-TS-Motorschloss überzeugt durch die Trennung von Anpressdruck und Verriegelung: Die 3-Fallen-Technik erzeugt zunächst hohen Anpressdruck über die gesamte Türhöhe, bevor verriegelt wird. Damit kann sich der Motor auf das Wesentliche konzentrieren: das Ver- und Entriegeln. Das sorgt für perfekten Halt sowie Dichtschluss und macht M-TS schneller als herkömmliche Motorschlösser: In nur 0,3 Sekunden ist die Tür geöffnet! Per Schlüssel ist das M-TS immer zu öffnen, und zwar mit nur einer Schlüsselumdrehung.

Das Hebe-Schiebe-System InfinityView sorgt mit einem Flügelrahmen von 50 Millimeter Breite für Transparenz. Das System ermöglicht große Glasfronten in Materialien, die sonst bei dieser Größe an ihre Grenzen stoßen. Dafür sorgt der glasfaserverstärkte Kunststoffkern, der innen mit Holz und außen mit Alu verkleidet wird. Auch in Sachen Komfort spielt das Modulsystem ganz vorne mit: Motorisierung und Barrierefreiheit durch eine im Boden versenkte Laufschiene.

metallbau: Welche Schulungen sind für die Verarbeiter von Alu- und Stahlelementen wie Fenster und Türen interessant?

Jedamski: Hohen Praxisbezug für unsere Kunden schaffen wir mit Musteranschlägen im Anschlagraum. Die Kundenprüfungen im selben Haus geben Klarheit über die jeweilige Anwendung. Hier sind Dauertests sowie Fugen-, Schlagregen- oder Einbruchprüfung machbar. Dabei werden jegliche Fehlerquellen von Beginn an erkannt und können sofort optimiert werden. An den Exponaten im neuen Showroom können fertige Anwendungen an den Mustern live erlebt und getestet werden. Um normativ am Ball zu bleiben, ist eine aktive Verbandsarbeit Pflicht. Wir unterstützen die Verbände in deren Seminarangeboten, um das Verständnis für Fensterautomation und Rauch-/Wärmeabzugsanlagen zu stärken.

www.maco-hautau.de

    Weitere Fotos vom neuen Showroom   

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