Im Gespräch mit EWM

„Krise nicht aussitzen, sondern Gas geben“

Auf der internationalen Fachmesse SCWEISSEN & SCHNEIDEN zeigten sich viele Besucher und auch Aussteller überrascht von dem neu gestalteten Auftritt der EWM Hightec Welding GmbH, Mündersbach.

Die Redaktion metallbau nahm dies zum Anlass und sprach mit EWM-Geschäftsführerin Susanne Szczesny-Oßing über neue Innovationen, das neue Outfit, die Marktpräsenz im In- und Ausland über Strategien sowie Perspektiven des Unternehmens.

? Frau Szczesny-Oßing, die Fachwelt reibt sich die Augen: EWM präsentierte sich auf der Messe SCHWEISSEN & SCHNEIDEN in einem völlig neuen Outfit. Was haben Sie verändert, und warum haben sie diese Gestaltung vorgenommen?

Susanne Szczesny-Oßing: Zu unserem neuen Erscheinungsbild gehören die Reduzierung unseres Markennamens auf die Buchstaben EWM, ein neues Logo und eine neue Farbe für unsere Produkte. Alle EWM-Schweißgeräte erstrahlen ab sofort in Lichtgrau. Die helle Farbe hebt die Produkte nicht nur optisch vom Wettbewerb ab, sondern unterstreicht den innovativen Charakter und unseren Anspruch auf Hightech. Damit das bei der langen Lebensdauer unserer Produkte auch so bleibt, schützt eine spezielle Beschichtung vor Verschmutzung. Darüber hinaus haben wir die Geräte einem Facelifting unterzogen und die Bedienbarkeit weiter vereinfacht. Auch das Produkt-Portfolio haben wir gestrafft. Selbstverständlich gab es zur Messe auch neue Produkte und innovative Technologien. Das alles präsentierten wir dort an einem neu gestalteten Stand.

? Welche technologischen Neuheiten haben Sie bei den Produkten vorgenommen, und inwiefern steigen damit Standard, Qualität und der Nutzen für den Kunden?

Susanne Szczesny-Oßing: Im Detail ist das eine ganze Menge. Ein Highlight ist der „EWM-focusArc“. Er ermöglicht ein leistungsstarkes, präzises und schnelles Schweißen und Löten mit extrem konzentrierten Lichtbögen von hoher Energiedichte. Damit sinken die Energiekosten im Vergleich zu einem Laser-Schweißgerät um mehr als 90 Prozent. Hinzu kommt, dass auch die Anschaffungskosten nur ein Zehntel des vorherigen Preises betragen. Eine absolute Neuheit ist darüber hinaus „Alpha Q“. Mit dieser Technologie bieten wir unseren Kunden sechs vollwertige Scheißverfahren in einem einzigen Gerät an. Das bedeutet einen Vorteil an Flexibilität und zugleich mehr Wirtschaftlichkeit.

Außerdem produzieren wir jetzt auch Zusatzwerkstoffe wie Schweißdrähte, Stäbe und Stabelektroden. Nachdem wir unser Basisprodukt bereits vor einem Jahr um eigene Brenner erweitert haben, bilden wir nun den Komplettprozess des Schweißens ab. Mit anderen Worten: Wir übernehmen nun die technologische Verantwortung für die gesamte Kette und optimieren mit EWM-Qualität das Zusammenwirken aller Komponenten.

Welche speziellen Gründe gibt es für die vielen Erneuerungen und den komplett neu in Szene gesetzten Auftritt von EWM?

Susanne Szczesny-Oßing: Wir sehen uns als Innovationsführer der Metall-Branche und wollen dies auch optisch verdeutlichen. Zudem möchten wir damit einen entscheidenden Impuls für neues Wachstum auslösen. Wie alle Wettbewerber haben wir derzeit mit der schwierigen konjunkturellen Situation zu kämpfen. Unsere Reaktion darauf ist es aber, nicht zu verharren und die Krise auszusitzen, sondern Gas zu geben. Dazu gehört auch, dass wir in diesem Jahr deutlich über drei Millionen Euro für Forschung und Entwicklung ausgeben. Zudem investieren wir viel Geld, letztes Jahr über vier Millionen Euro und dieses Jahr etwa 1,7 Millionen Euro. Wir sind zuversichtlich, damit die aktuelle Lage zu meistern.

Stichwort Investitionen: Wohin sind diese neben Forschung und Entwicklung geflossen?

Susanne Szczesny-Oßing: Wir haben insbesondere unser Werk 1 am Hauptsitz in Mündersbach zum Innovations- und Technologiezentrum ausgebaut, eine neue Lagerhalle errichtet, Investitionen in EDV und ein Informationssystem für Produktmanagement getätigt und eine neue Vertriebs-Niederlassung Nord in Seesen eröffnet. Zudem sind wir neben Großbritannien und den Vereinigten Arabischen Emiraten nun auch in China mit einem eigenen Standort vertreten, und schließlich haben wir Geld für unseren neuen Auftritt in die Hand genommen.

Forschung und Entwicklung spielt bei EWM also eine nach wie vor wichtige Rolle. Wie wirkt sich das auf den Umsatz aus?

Susanne Szczesny-Oßing: In der Tat ist das eine ganz wichtige Säule unseres Unternehmens. Nach wie vor beträgt die Quote der Forschung und Entwicklung mehr als zehn Prozent unseres Jahresumsatzes. Innovation ist für uns der Wachstumstreiber schlechthin. Dies ist auch der Grund, dass wir anlässlich unseres 50-jährigen Firmenjubiläums im vergangenen Jahr den ersten EWM-Award „Physics of Welding“ vergeben haben. Den mit 30.000 Euro dotierten Preis haben wir gemeinsam mit dem Branchenverband DVS erstmals auf der Messe an Sascha Rose aus Dresden verliehen. Wir fördern damit junge Talente im Bereich der Schweißprozessforschung und die Umsetzung ihrer Visionen.

Im vergangenen Jahr haben die 450 EWM-Mitarbeiter 50.000 Schweißgeräte entwickelt, produziert, verkauft und damit knapp 50 Millionen Euro umgesetzt. Von 2005 bis 2008 konnten Sie ihren Umsatz verdoppeln. Was sind die Gründe für diesen Erfolg?

Susanne Szczesny-Oßing: Wir setzten auf höchste Qualität und den neuesten Stand der Technik. Ein weiterer Garant ist die hohe Fertigungstiefe unserer Geräte. Das gibt uns die Sicherheit, drei und bei einigen Komponenten sogar bis zu fünf Jahre Herstellergarantie zu geben. Auch sind wir überzeugt, dass unsere Philosophie, den Kunden ausführlich zu beraten und ihm die passende Lösung anzubieten, am Markt gut ankommt. Ebenso gehört dazu zum Beispiel, dass viele der EWM-Geräte voll kompatibel und mit den aufeinander abgestimmten Systemen alle Schweißaufgaben zu lösen sind. Selbst die meisten unserer Standardgeräte lassen sich beliebig aufrüsten.

Welche Rolle spielt für EWM das internationale Geschäft, nachdem Sie vorher schon Großbritannien, die Vereinigten Arabischen Emirate und China angesprochen haben?

Susanne Szczesny-Oßing: Knapp drei Fünftel unseres Umsatzes bestreiten wir mit Kunden aus dem Ausland. Dies ist auch der Grund für uns, dort weiter zu expandieren. Neben China und dem arabischen Raum bearbeiten wir intensiv den russischen Markt. Zwar sind die Finanzierungsbedingungen dort deutlich schwieriger geworden, doch unterstützen wir unsere Kunden aktiv in der Suche nach neuen Logistik- und Finanzierungswegen. Wir sind sicher, dass sich dieses Engagement auszahlt und wir die Nase vorne haben, wenn das dortige Geschäft wieder anzieht.

Apropos Unterstützung Ihrer russischen Kunden: Wie wollen Sie dazu beitragen, den Markt in Russland wieder in Schwung zu bringen, und welche Mittel haben Sie dafür vorgesehen?

Susanne Szczesny-Oßing: Wir sind bereits seit zehn Jahren in Russland aktiv und haben dort Technik- und Schulungszentren sowie vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen aufgebaut. Wir versuchen dortigen Kunden mit gestaffelten Zahlungen entgegenzukommen. Darüber hinaus werden wir  unsere Geschäfte in Zukunft  mit einem General-Importeur abwickeln. Dieser Partner kennt die spezifischen Marktregeln noch besser als wir und fängt so unser finanzielles Risiko auf. Mit ihm werden wir alle wichtigen Regionen erschließen können. Hilfreich wäre es auch, wenn die verschiedenen staatlichen Kreditversicherungen mehr dem generellen Interesse an der Ausweitung des deutsch-russischen Handels entsprächen.

Wie wichtig ist bei allem internationalen Interesse für EWM der deutsche Markt?

Susanne Szczesny-Oßing: Unser Heimatmarkt wird für uns immer im Fokus stehen. Bezogen auf Länder erwirtschaften wir in Deutschland nach wie vor den höchsten Umsatz. Unsere Innovationen bringen wir hier zum Laufen und erzielen damit Reputationen. Insofern bekennen wir uns ganz klar zum Standort Deutschland.

Trotz der Branchenkrise sind Sie also für die Zukunft gut gerüstet. Wann werden sich Ihre Anstrengungen auszahlen und die Geschäfte sich wieder beleben?

Susanne Szczesny-Oßing: Noch ist die konjunkturelle Talsohle nicht durchschritten. Es wird ein schwieriger Weg, aber wir sind zuversichtlich, in absehbarer Zeit ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Mit den vielen Veränderungen und dem neuen EWM-Auftritt haben wir alles dafür getan, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Ich bin mir sicher, dass das unsere Kunden und Mitarbeiter genauso sehen.

Planen Sie weitere neue Konzepte und Änderungen? Mit welchen schweißtechnischen Innovationen wollen Sie den Markt in den nächsten Jahren noch überraschen?

Susanne Szczesny-Oßing: Wir arbeiten stetig an der Optimierung der gesamten Prozesskette. Aus dem Zusammenspiel der Maschinen, Prozesse, Schweißzusatzstoffe und Gasen ergeben sich neue, interessante Möglichkeiten. Ganz wichtig in diesem Zusammenhand ist künftig die Überwachung und Dokumentation von Schweißprozessen. Unsere Hauptziele sind eine weiter verbesserte Prozesstechnik, noch höhere Energie-Effizienz und die zunehmende Verminderung von Emissionen. Dem letzten Punkt wird sich ja auch der Preisträger des ersten EWM-Awards in seiner wissenschaftlichen Arbeit widmen. Auch beschäftigen wir uns mit dem Fügen neuer Werkstoffe wie zum Beispiel Titan-Magnesium und deren Verbindungen, die zunehmend im Leichtbau, bei Windkraftanlagen und in der Automobilindustrie zum Einsatz kommen. Details dazu verrate ich aber erst später.

Frau Szczesny-Oßing, vielen Dank für das informative Gespräch.

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