Verzinkerpreis erstmals in zwei Kategorien

Chance für Metallbauer

Der Verzinkerpreis 2011 ist eine große Chance für Metallbauer. Erstmals wird die Auszeichnung in den Kategorien Architektur und Metallgestaltung vergeben.
 
Gerd Deimel, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes Feuerverzinken, betont: „Durch die Vergabe in getrennte Kategorien werden wir den Erwartungen beider Einreichergruppen gerechter.“ Übrigens ist damit auch eine Erhöhung des Preisgeldes von jetzt 10.000.- Euro auf nunmehr 15.000.- Euro verbunden. Allein für die Preisträger im Bereich der Metallgestaltung steht mit insgesamt 5000.- Euro ein deutlich höherer Betrag als bisher zur Verfügung.
 
Kooperation. Eine weitere Neuheit beim 12. Deutschen Verzinkerpreis ist die Kooperation mit den Fachmagazinen Hephaistos und metallbau. Sie unterstützen den Preis seit vielen Jahren mit einer umfassenden Berichterstattung und einer engagierten Mitarbeit in der Jury. Gerd Deimel erklärt: „Wir freuen uns über diese Kooperation. Gerade im Bereich der Metallgestaltung erzielen wir hierdurch erhebliche Synergieeffekte, die den Einreichern zugute kommen.“

Interview

Der Metallgestalter
 
Alfred Bullermann verknüpft gerne Tradition und Modernes. Er hat Erfolg damit.
 
Unter der Rubrik „Persönliches“ steht auf der Website von Metallgestalter Alfred Bullermann: „Ein alter Beruf hat Tradition. Und Überliefertes oft den faden Beigeschmack des Althergebrachten. Durch das Anwenden alter Bearbeitungstechniken - auch ihre Verknüpfung mit vorgefertigten Halbzeugen - die Metalle zeitgemäß zu formen, ist die Zielsetzung. Denn Tradition bedeutet nicht, Asche zu bewahren, sondern ein Feuer am Schwelen zu halten.
Durch traditionelle Schmiedetechniken wie z.B. Strecken, Stauchen, Lochen oder Feuerschweißen werden verschiedenste Metalle gestaltet. Aber auch E-Schweißen, Lasern, Stanzen und Gießen etc., also industrielle Be- und Verarbeitungstechniken, sind gleichwertige Wege zur Form. Grund genug für die Redaktion metallbau ihn nach seiner Meinung zu einer vermeintlich alten Technik des Feuerverzinkens zu befragen
 
Herr Bullermann, der 12. Deutsche Verzinkerpreis wird wichtiger für Metallgestalter.   Der Industrieverband Feuerverzinken  vergibt zum ersten Mal  den Preis in zwei getrennten Kategorien - der Kategorie Architektur und der Kategorie Metallgestaltung. Was halten Sie davon?
Alfred Bullermann: Das finde ich sehr gut. Leider haben herausragende Arbeiten von Metallgestaltern in der Vergangenheit oftmals neben den eingereichten Arbeiten von Architekten nur wenig Beachtung gefunden.  
Die Jury musste  in der Vergangenheit Objektbauten, Sportstätten oder öffentliche Bauten mit geschmiedeten Eingangsanlagen, Treppen oder einem Balkongeländer  bei der Preisvergabe vergleichen und bewerten. Ist eine Preisvergabe in zwei Kategorien eine bessere Lösung?
Alfred Bullermann: Ein gut gestaltetes Gartentor in seiner Qualität mit einem Fußballstadion zu vergleichen und zu bewerten ist auch schwerlich möglich. Daher ist ein reiner Metallgestaltungswettbewerb sicher die bessere und objektivere Lösung.
 
Haben Sie schon einmal Arbeiten zum Verzinkerpreis eingereicht und wie war der Erfolg?
Alfred Bullermann: Bis vor  einigen Jahren habe ich regelmäßig an dem Wettbewerb teilgenommen. Neben zwei Belobigungen habe ich für ein Wegekreuz sogar einmal einen 3. Preis erringen können.
 
Wie wichtig ist denn Ihrer Meinung nach der Stellenwert der zeitgemäßen Metallgestaltung bei Architekten?
Alfred Bullermann: Das ist eine sehr schwierige Frage. Zum einen ist es sicher und verständlicherweise so, das Architekten auch die Metallarbeiten in und um Ihre Objekte herum selbst gestalten wollen, um somit ein schlüssiges Gesamtbild zu erhalten. Da werden auch von uns Metallgestaltern noch einige Fehler gemacht. Zu einen sollten wir jede Gelegenheit nutzen, auf unsere Ideen und Möglichkeiten hinzuweisen und zum anderen müssen wir uns intern mehr mit der modernen Architektur und den Architekten auseinandersetzen... vielleicht schon in den Hochschulen angehenden Architekten unsere Möglichkeiten in der Metallgestaltung nahe bringen. Fehlende praktische Erfahrungen der Studenten und ein derzeitig übliches Erlernen von rein virtuellem Konstruieren und Gestalten wird eine intensive Zusammenarbeit mit entsprechenden Praktikern aus verschiedenen Gewerken in der Zukunft sicherlich begünstigen. Ich denke, Aufklärung und Kommunikation sind unsere wichtigsten Aufgaben in der Zukunft.
 
Gibt es Grenzen zwischen Metallgestaltung und Metall- oder Stahlbau? Ist es nicht wichtig, dass jeder Einsatz von Metall als Grundlage einige Gestaltungsregeln beachten sollte? Alfred Bullermann: Neben den praktischen Voraussetzungen ist das Beherrschen der theoretischen Grundlagen ohne Frage die Basis jeder Gestaltung, im Stahl- und Metallbau ebenso wie in der modernen Architektur. Ein Fachwissen von und ein Gespür für Proportionen, ein geschultes und trainiertes Auge und gestalterische Erfahrung sind in jedem Fall von großer Bedeutung. Das wir sich zukünftig in der Zusammenarbeit mit Architekten, Planern und Bauherren noch deutlicher bemerkbar machen.  
Es handelt sich um einen Preis der Feuerverzinkungsindustrie. Wie wichtig ist für Sie das Feuerverzinken bei Ihren Arbeiten und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Feuerverzinkungsbetrieben?
Alfred Bullermann: Es kommt natürlich immer wieder vor, Metallarbeiten mit einem Korrosionsschutz wie dem Feuerverzinken zu behandeln. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass es sehr wichtig ist, jedes Mal aufs Neue, auf die erforderliche und gewünschte Qualität der Verzinkung hinzuweisen. Leider hat es in der Vergangenheit Situationen und Ergebnisse gegeben, die einen so immensen Nacharbeitungsaufwand zur Folge hatten, dass ich bei ähnlichen neueren Aufgaben gleich auf das Material Edelstahl ausgewichen bin. Meine Zusammenarbeit mit dem Unternehmen „Zinkpower Remels“ funktioniert im Übrigen vorbildlich.
Sie gehören beim Verzinkerpreis 2011 der Jury an. Was ist Ihnen als Juror wichtig?
Alfred Bullermann: Das Wichtigste erscheint mir, als einen weiteren Baustein der Öffentlichkeitsarbeit, einen dauerhaften Feuerverzinkungswettbewerb auf- und auszubauen. Das ausgelobte Preisgeld ist ein interessanter Anreiz. Wirkungsvoller sind jedoch abschließende, qualitativ hochwertige Publikationen des Industrieverbandes Feuerverzinken wie in den letzten Jahren. Solche Veröffentlichungen  können der Metallgestaltung und den Metallgestaltern in unserem Land nur Gutes bringen. Wenn ich für eine meiner letzten Arbeiten eine reelle Chance für eine Nominierung sehen würde, wäre ich bestimmt nicht Jurymitglied sondern Bewerber.
 
Lieber Herr Bullermann, wir bedanken uns für dieses interessante Interview.

Interview

Die Architekten
 
Das Büro 03 Architekten GmbH belegte 2009 den 1. Preis und berichtet aus eigenen Erfahrungen.   
„Unser Büro ist eine Werkstatt, ein Labor, in dem wir uns mit Modellen, Bildern, Zeichnungen und Materialien Schritt für Schritt einer Lösung nähern“, beschreiben die Münchner Architekten Karin Schmid, Andreas Garkisch und Michael Wimmer ihr Unternehmen. „Es ist dabei nicht die Handschrift eines Einzelnen, sondern es sind die gemeinsame Suche und Diskussion, die zum Entwurf führen. Mit diesem Potenzial versuchen wir uns offen und frei von vorgefassten Meinungen oder formalen Festlegungen an die Entwurfsaufgabe heranzuarbeiten. Auch zum neu ausgerichteten Verzinkerpreis 2011 bezogen die Architekten gegenüber der Redaktion metallbau Stellung.  
Sie haben 2009 den ersten Preis mit dem Objekt „Kraft Baustoffhandel, München“ gewonnen. Ein Industriebau der besonderen Klasse. Was hat Sie bei der Planung dazu bewogen, auf eine feuerverzinkte Konstruktion zu setzen?
Michael Wimmer: Es gab zwei entscheidende Gründe für eine feuerverzinkte Konstruktion. Zum einen stand der technische Vorteil, die Verbindung des Konstruktionsmaterials Stahl mit dem Oberflächenschutz im Vordergrund. Zudem entsprach das „farblose“ und reflektierende Material dem Entwurfskonzept des Baustoffhandels, dessen Ware im Vordergrund stehen soll.
 
Herr Wimmer, wie eng haben Sie bei diesem Bauvorhaben mit dem/den beteiligten Metall- oder Stahlbauern zusammengearbeitet? Gab es Anregungen oder Hinweise zur konstruktiven Seite?
Michael Wimmer: Die Zusammenarbeit mit dem Stahlbauer war sehr eng. 03 Architekten hatten zusammen mit dem Statiker ein konstruktives Konzept vorgelegt, das mit den Stahlbauern vertieft und auf seine Wirtschaftlichkeit und Umsetzbarkeit hin optimiert wurde.
 
Was halten Sie denn generell von Wettbewerben wie dem Deutschen Verzinkerpreis und wie beurteilen Sie den Hintergrund, dass es sich um Preise handelt, die von der Industrie gesponsert werden?
Michael Wimmer: Ich halte einen Wettbewerb wie den Deutschen Verzinkerpreis für sehr wichtig und sehe das Engagement der Industrie in diesem Bereich als ein deutliches baukulturelles Zeichen an. So werden auch von der Industrie Projekte prämiert und gefördert, die über die ästhetischen Standards hinaus mit technischer Innovation brillieren.
 
Haben Sie in Ihrem Büro auch mit dem Thema Metallgestaltung zu tun? Bei Metallgestaltung handelt es sich ja nicht nur um Kunstobjekte, vielmehr sollte jeder Zaun, jede Treppe oder ein Gitter auch den Regeln der Gestaltung unterliegen? Insofern gestalten Sie ja auch mit Metall.
Michael Wimmer: In unserem Architekturbüro legen wir stets hohen Wert auf eine anspruchsvolle Gestaltung, auch im Metallbau. Die Fassade des aktuell fertig gestellten Projektes „Wohnen am Taxisgarten“ besteht beispielsweise aus silbergrau beschichteten Lochblechtafeln und weißen Bändern aus Glattblech, die in Kombination mit raumhohen Aluminiumfenster und Glasbrüstungen ein technisch, präzise gefügtes Erscheinungsbild ergeben. In den Fenstern, die teilweise gerundet sind, fallen die Spiegelungen und Verzerrungen der Bäume auf. In der Überlagerung mit den Blättern und Zweigen nimmt das Bild der Fassade die sich im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten und der Wetterverhältnisse ändernde Stimmung des Orts auf.
 
Was halten sie von der Tatsache, dass der 12. Deutsche Verzinkerpreis interessanter für Verarbeiter wird: Erstmals vergibt der Industrieverband Feuerverzinken Preise in zwei Kategorien: den „Verzinkerpreis für Architektur und Metallgestaltung“.  Trifft der Preis damit besser die Erwartungen der unterschiedlichen Einreichergruppen?
Michael Wimmer: Meiner Meinung nach ist es sehr sinnvoll, die beiden Kategorien separat voneinander zu bewerten. Zudem zeigen zwei getrennte Kategorien das Engagement des Verbandes für Aspekte von Gestaltung im fachlichen sowie im künstlerischen Bereich und entsprechen dem hohen Niveau der eingereichten Projekte der vergangenen Jahre.
 
Wie wichtig ist für Sie und Ihre Kollegen die Arbeit von Metallbauern und -gestaltern? Haben Sie Anregungen oder Kritik? Könnte die Zusammenarbeit etwas verbessert werden?
Michael Wimmer: Die Qualität der Umnutzung eines Projektes steht und fällt mit der Qualität der ausführenden Firma. Ein Architekt kann nie das Know-how eines guten Metallbau-Fachbetriebs leisten. Ich wünsche mir, dass es bei dem starken Engagement der Firmen bleibt und die hohe Beratungsqualität trotz knapper Budgets bestehen bleiben kann. Schließlich wollen wir keinen Wettbewerb um den billigsten Preis sondern um die beste Qualität.
 
Sie gehören beim Verzinkerpreis 2011 der Jury an. Was ist Ihnen als Juror wichtig?
Michael Wimmer: Ich freue mich auf ein breites Feld an innovativen, gestalterisch- und architektonisch wertvollen Projekten.
Herr Wimmer, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Hintergrund

Ein begehrter Preis
 
Seit 20 Jahren prämiert der Deutsch Verzinkerpreis innovative Bauwerke, Objekte und Produkte, die im wesentlichen Umfang feuerverzinkt sind oder interessante feuerverzinkte Details enthalten. Bewerbungsformulare für den Deutschen Verzinkerpreis 2011 und die Auslobung mit den Teilnahmebedingungen sind beim Industrieverband Feuerverzinken e.V., Sohnstraße 66, 40237 Düsseldorf, Tel. +49 (0)211/6907650, Fax +49 (0)211/689599 und im Internet zum Herunterladen, auch unter www.feuerverzinken.com erhältlich. Der Einsendeschluss für Bewerber ist der 31. März 2011.

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