Markt und Wachstum
Ungeachtet der schwer vorhersehbaren Entwicklung der europäischen Märkte betrachtet die Saint-Gobain Deutsche Glas (SGDG), Aachen, die Situation mit Zuversicht. Geschäftsführer Ingolf Ripberger spricht im Interview mit metallbau über Wachstum in schwierigen Zeiten und nennt die Gründe für seinen Optimismus.
? Herr Ripberger, wenn Sie auf die vergangenen 18 Monate zurückblicken – wie haben sich die Marktsegmente für die Deutsche Glas entwickelt?
Ingolf Ripberger: Wir haben uns in den Segmenten Fenster/Fassade/Wintergärten, Innenausbau und Spezialgläser positiv entwickelt, einzige Ausnahme ist das Segment Solar. Der letztgenannte Bereich hat allerdings für die Deutsche Glas mittlerweile nicht mehr den Stellenwert wie zu Beginn unserer Neuausrichtung, da wir das inzwischen globale Business konzernweit in eine Sparte Solar überführt haben.
Wir standen wie erwartet sehr unter Kostendruck, konnten aber dennoch eine Umsatzsteigerung verbuchen – obwohl wir nicht alle unsere Ziele erreicht haben. Grund dafür ist die gute Baukonjunktur, beflügelt durch gute Wetterbedingungen. Zudem haben wir in Deutschland eine positive ökonomische Grundstimmung, die sich auch in unserem Geschäft widerspiegelt. Auch für 2012 sind wir optimistisch. Im Großteil Europas sieht das allerdings ganz anders aus.
? Worauf begründet sich Ihr Optimismus?
Ingolf Ripberger: Wir erwarten in Deutschland eine weitere Steigerung der Aktivitäten bei Neubau und Renovierung, vor allem im Bereich der energetischen Gebäudesanierung, in dem wir mit unseren Produkten eine sehr starke Marktposition haben. In Deutschland gibt es knapp 15 Millionen Gebäude, die älter als 20 Jahre sind und damit dringend einer Renovierung bedürfen – da ist unser Markt.
Die anstehende weitere Verschärfung der EnEV wird den Trend zu hochwertigen Fenstern mit Dreifach-Verglasung stärken. Hier sind wir mit unserem Dreifach-Iso Climatop und Climatop light sowie der warmen Kante Swisspacer gut aufgestellt. Und der Trend „Homing“ zum Thema Glas im Innenbereich, den wir im letzten Jahr prognostiziert haben, wird sich künftig ebenfalls verstärken. Hier sind wir mit unserer Partnerschaft „Glas nach Maß“ und dem umfassenden Angebot an lackierten, digital bedruckten, siebbedruckten und weiteren Design-Gläsern bestens vorbereitet.
? Welche Veränderungen und neuen Anforderungen auf dem Markt nehmen Sie wahr?
Ingolf Ripberger: Aufgrund der verschärften Anforderungen an das Energiesparen boomt ja sozusagen das Dreifach-Isolierglas-Fenster. Kinderkrankheiten wie zum Beispiel die Unsicherheit bei der Dimensionierung von Beschlägen und die Bereitstellung passender Profile sind längst ausgestanden. Was bleibt, ist das Thema Gewicht. Hierauf haben wir als erster Anbieter am Markt mit unserem „leichten“ Dreifach-Isofenster Climatop light reagiert. Zielgruppe sind die Großkunden unserer Business Unit Isolierglas.
Im Regionalmarkt haben wir den kleineren und mittleren Kunden Einbauhilfen angeboten. Und mit unserer Partnerschaft „Glas nach Maß“ reagieren wir auf den Trend „Homing“, also auf das verstärkte Investieren in die Schönheit der eigenen vier Wände. Diese Partnerschaft ist auch in der Krise gewachsen, sodass wir uns schon 2011 entschieden haben, schneller als zunächst geplant in den weiteren Ausbau zu investieren, denn der Markt fordert so ein Konzept. Es existiert ja inzwischen auch das eine oder andere ähnliche Konzept am Markt, was uns zeigt, dass wir da auf dem richtigen Weg sind.
? Seit Anfang 2011 firmieren alle zur Saint-Gobain-Gruppe gehörenden europäischen Unternehmen, die Glas weiterverarbeiten, unter dem einheitlichen Logo GLASSOLUTIONS. Wie ist der Umstellungsprozess verlaufen?
Ingolf Ripberger: Es hat sich nichts Wesentliches geändert, denn die Deutsche Glas ist ja nach wie vor ein deutsches Unternehmen. Das Logo signalisiert vor allem die Zugehörigkeit zu einer großen, starken Gruppe – das bedeutet Sicherheit. Wir haben viel positives Feedback von den Kunden bekommen, wie Untersuchungen zeigen. Eine vollständige Marktdurchdringung braucht natürlich ihre Zeit, das ist nach einem Jahr noch nicht erledigt.
? Herr Ripberger, Sie sind jetzt seit 2008 Geschäftsführer der Deutsche Glas. Wie schätzen Sie persönlich diese Zeit ein?
Ingolf Ripberger: Ich bin in den boomenden Jahren ins Unternehmen eingestiegen und hatte deshalb die Möglichkeit, meine Vision – die verstärkte Fokussierung auf unsere vier Marktsegmente – umzusetzen und damit für schwerere Jahre gewappnet zu sein. Das hat sehr gut geklappt, wir haben die sogenannten Krisenjahre relativ unbeschadet überstanden. Darüber bin ich sehr froh.
Herr Ripberger, wir bedanken uns sehr für das informative Gespräch.
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