Bosch Power Tools bilanziert
Digitale Werkzeuge, leistungsstarke AkkusAkkus mit einer neuen Leistungsdimension und die Vernetzung der Elektrowerkzeuge für effizientere Prozesse – Bosch Power Tools hat bei der Jahrespressekonferenz in Leinfelden Standards gesetzt. Neben neuen Produkten, die ab Juli in den Handel kommen, informierte die Geschäftsführung hierzulande über ein Wachstum von zehn Prozent.
Die vier Säulen, auf denen unser Wachstum oberhalb des Branchentrends basiert, sind leistungsstarke Akkugeräte, intelligente Produkte und Services, unsere Lösungen für einen hohen Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie Zubehör, das in Kombination mit dem Werkzeug zum Komplett-System wird, wie Henning von Boxberg feststellt. Der Vorsitzende der Geschäftsführung erkennt ganz klar den Trend der Handwerker zu Akku-Werkzeugen.
Neue Hochleitungsakkus
In industrialisierten Märkten sei der Anteil der Akku-Werkzeuge am Gesamtmarkt professioneller Elektrowerkzeuge seit 2007 jährlich um neun Prozent gestiegen. 2017 hatten sie einen Anteil von 64 Prozent. Bosch setzt deshalb auf Hochleistungs-Akkus. „Mit unserer neuen Pro-Core18V-Serie stoßen wir in eine Leistungsdimension vor, die bisher Netzgeräten vorbehalten war,“ sagt Henk Becker, Geschäftsführer von Bosch Power Tools. Anspruch sei es, die kleinsten, kompaktesten und leistungsfähigsten Akkus auf dem Markt zu haben – und zwar in einem System.
Die Batterietechnologie mit 18 Volt haben die Leinfeldener demnach auf einen neuen Level gehievt und bieten Profis für jede Anwendung eine spezifische Lösung in drei Leistungsklassen: Der „Compact“-Akku ProCore18V mit 4,0 Amperstunden (Ah) ist nun wesentlich kleiner und leichter als der Standard-Akku bei gleicher Leistung. 90 Prozent mehr Leistung als konventionelle Akkus seiner Größe bietet laut Becker der „Performance“-Akku mit 8,0 Ah. Er ermögliche Anwendungen, die bisher Kabelgeräten vorbehalten waren. Mit bestehenden Geräten bringt er bis zu 30 Prozent mehr Leistung. Auch bei Daueranwendungen im Grenzbereich punkte der Akku mit 8,0 Ah bei bestimmten Geräten mit 150 Prozent mehr Leistung. Für besonders intensive Anwendungen wie Verschleifen großflächiger Schweißnähte empfiehlt Bosch den „Endurance“-Akku. Dieser sei weltweit der erste 12,0 Ah-Akku und verfüge über die höchste Akku-Kapazität im Markt.
Bei Lithium-Ionen-Akkus stellt der Hersteller außerdem die Kompatibilität zu allen bestehenden und künftigen Elektrowerkzeugen einer Voltklasse in Aussicht. „Es gibt keinen Bruch mehr und unser Bohrschrauber von 2008 kann mit demselben Akku betrieben werden wie unser neuester FlexiClick-Schrauber, der ab Mai erhältlich ist,“ versichert der Geschäftsführer. Außerdem hat Bosch die Ladezeiten dank neuer Technologie deutlich verringert: In weniger als 40 Minuten sei der größte Akku zu 80 Prozent geladen.
Effizienz dank Konnectivität
Das Ladegerät der Akkus kann über eine App mit dem Smartphone verbunden werden und dann über die verbleibende Ladezeit und den Akku-Zustand informieren. Der Metallbauer kann zwischen vier Lade-Modi von schonend bis schnell wählen. Das Beispiel zeigt, wie die Produkte immer digitaler und intelligenter werden. Denn Connectivity, so der Fachbegriff, kann die Produktivität eines Betriebs und jedes einzelnen Handwerkers steigern, wenn immer mehr Daten in Echtzeit erfasst und ausgetauscht werden. Die Software erinnert den Handwerker, wenn ein Werkzeug auf der Baustelle vergessen wird. Komplette Maschinen- und Fuhrparks inklusive Kauf- und Wartungsbelegen oder Garantien und Wartungsintervalle können eingebunden werden. Mitarbeitern können Fahr- und Werkzeuge zugewiesen werden oder Schulungstermine. „Das geht weit über klassisches Bestandsmanagement hinaus,“ so Becker, der offenbar mehr als 1.000 Kunden bundesweit hat, die das „TrackMyTools“ bereits nutzen. Zeitlich befristet und funktional begrenzt können Handwerker das System kostenlos ausprobieren, ehe ein Bezahlmodus greift.
Entfernungsmesser mit Kamera
Auch im Zubehörbereich will Bosch mit Service punkten: Etwa mit einem Laser-Entfernungsmesser, der über eine Bluetooth-Schnittstelle seine Daten in eine weitere App überträgt. So können Kollegen im Büro sofort Material kalkulieren oder Grundrisse erstellen. Die App dient auch als Fernbedienung für den Laser-Entfernungsmesser, sodass ein Verwackeln entfällt und die Daten ohne Kollege erhoben werden können.
Bosch bietet den Laser-Entfernungsmesser auch mit integrierter Kamera: Anwender können anhand eines Fadenkreuzes auf dem Display den Zielpunkt anvisieren und auf bis zu 120 Meter präzise messen. Verwendet wird dieselbe Display-Technologie wie bei einem Smartphone. Den Aspekt der Vernetzung bieten die Schwaben auch mit ihrer Wärmebildkamera, die etwa Überhitzungen in Elektroinstallationen erkennt oder Wärmebrücken, Energieverluste und Quellen für Zugluft.
So können für die Kundenberatung Problemstellen visualisiert werden, die Arbeitsvorbereitung oder die Dokumentation und Nachbereitung optimiert. Die Bilder können via Smartphone in die App eingepflegt, dort bearbeitet und mit Notizen ergänzt werden. Das Ergebnis kann umgehend an Kunden, Kollegen oder andere Gewerke weitergeleitet werden.
Auch beim Arbeiten mit Linienlasern steigert Connectivity die Produktivität: Boschs neue Linienlaser mit roter oder grüner Diode sind offenbar weltweit die ersten Modelle, die sich dank Bluetooth-Schnittstelle per App steuern lassen. Handwerker können mit der sogenannten Levelling Remote App Laserlinien einzeln zu- und abschalten, ohne das Gerät zu berühren und einmal ausgerichtete Laserlinien versehentlich zu verstellen.
Die neue Linienlaser-Generation „denkt“ mit, wenn die Kalibrierung durch einen Sturz einer massiven Erschütterung ausgesetzt war oder außerhalb des Temperaturbereichs von -20°C oder +70°C gelagert wurde. Dann greift eine sensorgesteuerte Weltneuheiten, die dem Anwender den Kalibrierungsfehler anzeigt und ihn behebt. Die Sensoren überwachen den Zustand des Messwerkzeugs selbst im ausgeschalteten Zustand. Und wenn die Energieversorgung fehlt, hält ein interner Energiespeicher die Überwachung 72 Stunden lang aufrecht.
Weitere Features, die Sicherheit und den Gesundheitsschutz zu verbessern, sind Abschaltfunktionen im Störfall oder Absaugtechnologie für Stäube aller Art beim Bohren, Sägen oder Schleifen. Deren Effizienz liegt bei 95 Prozent, was zu besseren Arbeitsergebnissen führt, die Werkzeuge schont und das Umfeld sauber hält. Weitere Technologien, an denen Bosch arbeitet, sind die Reduktion von Vibration oder Lärm.
Ausblick
„Wir sind davon überzeugt, immer bessere Lösungen anbieten zu können,“ sagt Becker. Das Ziel: In den kommenden Jahren alle Elektrowerkzeuge von Bosch zu vernetzen, um die Bedürfnisse der Handwerker noch besser zu erfüllen. So verkürzt ein magnetisches Bremssystem die Bremszeit bei Winkelschleifern um bis zu 70 Prozent. Mit einem Zwei-Stufen-Schleifsystem für Winkelschleifer, so der Geschäftsführer, können Handwerker in nur zwei Schritten Bau- und Edelstahloberflächen glattschleifen. Das optimierte System schaffe einen noch höheren Abtrag und spare Handwerkern bis zu 25 Prozent Zeit im Vergleich zum herkömmlichen Schleifen mit mehreren Fiberscheiben unterschiedlicher Körnung hintereinander.
Grundlage der Innovationskraft, so Marc-Jost Benz, ist die Strategie „Design Thinking“, die bei den Bedürfnissen der Kunden ansetzt. Mit diesen Daten arbeitet der Leiter des Teams crossfunktional mit Experten aus Entwicklung, Marketing, Logistik und Service.
Mit 20.000 Mitarbeitern erwirtschaftete die Bosch Power Tools voriges Jahr 4,7 Milliarden Euro Umsatz, davon 15 Prozent im Inland. Das Wachstum beträgt fünf Prozent. Wie sich die Bereiche Gewerbe (blau) und Privat (grün) aufteilen oder Zahlen zur Metallbranche, kommuniziert das Unternehmen nicht. Im Schnitt der vergangenen fünf Jahre wuchs die BPT um sechs Prozent pro Jahr. Der Markt aber nur um vier Prozent. In Deutschland fällt das Ergebnis noch positiver aus: Der Markt wuchs im Schnitt um vier Prozent, BPT um zehn.