Christoph Wyler
„Die Krise kostet uns bis zu 500.000 Franken“Vor allem Aufträge aus der Pharmabranche haben die SWM Metallbautechnik AG in Biglen bei Bern halbwegs gut durch die pandemiebedingte Krise gebracht. Seit Anfang August läuft der 50-Mann-Betrieb wieder regulär. Zuvor hatten die Verwaltung teils im Keller und von Zuhause aus gearbeitet, die Produktion in Schichten und die Monteure fuhren ohne Zwischenstopp im Betrieb direkt auf ihre Baustellen.
„Unsere Effizienz hat darunter schon gelitten,“ sagt Christoph Wyler und beziffert den Verlust in Schweizer Franken auf 300.000 bis 500.000. Genau lasse sich das nicht sagen. Dem 52-jährigen Metallbaumeister und -techniker (TS), der den Betrieb 1997 gegründet hatte, war wichtiger, Infektionen und Quarantäne-Zeiten innerhalb der Belegschaft zu vermeiden, um lieferfähig zu bleiben.
Der Grund: Der Metallbauer ging mit einem enormen Auftragsüberhang in die Pandemie, der dem Betrieb bis jetzt die Auslastung sicherte. Diese war in der Krisenzeit um 20 bis 30 Prozent eingebrochen. Aber SWM musste teils hunderte individuell gefertigte Brandschutztüren für Pharmaunternehmen wie Roche, CSL Behring oder Lonza produzieren und dort montieren, um Absprachen und letztlich Verträge einzuhalten.
Je ein Drittel von Wylers Leuten arbeiten in Verwaltung/Konstruktion, Produktion und Montage in den vier Bereichen Stahl-, Aluminium- und Blechbearbeitung sowie Sonderbau. Zu Letzterem gehören etwa Kunst am Bau, Edelstahl oder Buntmetalle. „Wir machen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu 99 Prozent alles selbst,“ sagt Wyler. Je ein Fünftel der Aufträge entfällt dabei auf Private und öffentliche Hand; 60 Prozent auf Firmen, deren Einzelauftrag auch schon mal ein Volumen von drei Millionen Franken haben kann. Typisch seien aber Aufträge mit 0,4 bis 0,8 Mio. SF.
„Die Materialbeschaffung ist erst in jüngster Zeit zu einem größeren Thema geworden,“ sagt der Chef. Dabei ging es weniger um die Verfügbarkeit, sondern mehr um den Preis. Wyler: „Viele Preise für Stahl oder Aluminium gelten nur noch zwei Tage, so schnell kann ich beim besten Willen keinen Auftrag kalkulieren.“ Gefragt seien deshalb Erfahrung und Routine, um nicht nervös zu werden. In der Finanzkrise 2008 habe er das ähnlich erlebt – und auch gut bewältigt. Nach seiner Beobachtung entspannt sich die „überhitzte Situation“ bereits wieder. Hinzu kommt, dass die wenigsten seiner Aufträge einen Durchlauf von mehr als einem Jahr haben, sodass die Risiken kalkulierbar bleiben. Schließlich sei es Teil des Unternehmertums, Unsicherheiten zu handhaben. Und bei staatlichen Aufträgen sind Preissteigerungen ohnehin geregelt.
Ansonsten seien nachträgliche Preisweitergaben schwierig. Der Inhaber: „In den Firmen sitzen vielfach Einkäufer, die auf ihren vereinbarten Preis pochen und auch langjährige Privatkunden geben uns eher selten einen Bonus auf das Risiko steigender Materialpreise.“ Während der Pandemie hätte sein Betrieb vor allem Brandschutztüren produziert und installiert, was ein glücklicher Zufall gewesen sei. Industrie und Private seien dagegen extrem zurückhaltend gewesen mit Auftragsvergaben und auch im Verwaltungsbau seien etliche geplante Vorhaben geschoben oder storniert worden. „Was ich aktuell mitbekomme, zieht die Nachfrage erst 2022 wieder an,“ so der Metallbauer.
Zwar habe sein Betrieb schon vor 2020 stark in Digitalisierung investiert, aber erst der Lockdown habe einen „richtigen Schub auch in den Köpfen“ ausgelöst. Denn viel Kommunikation in Präsenz wurde durch Online-Meetings, E-Mails und Smartphone ersetzt. Der Inhaber will nun die Bereiche Kalkulation und Mitarbeiterführung stärker mit den anderen Themen des Betriebs digital vernetzen. Dabei setzt Wyler neben Standardsoftware auf eigene Programmierung, was er aber aktuell schiebt. Eine Gesamtlösung werde er zum Kauf anbieten, um sich zu refinanzieren. Robotik und Automation sind angesichts der vielen Einzelanfertigungen derzeit keine Themen. Wie hierzulande beschäftigt der Fachkräftemangel die Schweizer Unternehmerkollegen. Wyler erzählt: „Wir bilden viele Fachkräfte selbst aus, derzeit beschäftigen wir sieben Azubis, und bemühen uns um Bewerber.“ Im Kanton Bern mit seinen hohen Löhnen, geregelten Arbeitszeiten etc. im Verwaltungsbereich tue sich das Handwerk generell schwer. Deshalb tüftelt der Gründer an Ideen, wie sich die Effizienz seiner Mitarbeiter weiter steigern lässt. Weiterbildung, Digitalisierung und Kommunikation lauten dazu die Schlagworte.