Mathias Hächler
„Die Pandemie erzwingt 20 % Leerlauf“Rund sieben Millionen Schweizer Franken macht die 1893 gegründete Karl Zimmermann AG in Bern pro Jahr mit Türen aller Art und Metallbauarbeiten. 38 Mitarbeiter, davon sieben Auszubildende und zehn in Montage und Reparatur, erwirtschaften rund um Bern diesen Erfolg. Dabei reicht das Auftragsvolumen von 500 SF bis 1,5 Mio., wobei Privatkunden nur knapp zehn Prozent zum Umsatz beitragen.
„Sowohl private als auch gewerbliche Kunden sind für uns attraktiv,“ sagt Mitgesellschafter Mathias Hächler. Der Grund: Die großen Firmenaufträge lasten die Kapazitäten aus und bringen eine gewisse Ruhe in die administrativen Abläufe. Trotzdem sind die Privataufträge genauso wichtig. Der 45-jährige Metallbau-Techniker erinnert sich, dass die Pandemie ab April 2020 in seinem Unternehmen für Monate viel Hektik ausgelöst hat. „Wir mussten intern Prozesse umstellen und die Hygienevorschriften erfüllen; die Mitarbeiter dazu unterweisen und manche Baustellen wurden sofort stillgelegt, sodass wir rasch andere Arbeiten für unsere Mitarbeiter finden mussten und einiges mehr,“ so der Chef, der in der Konstruktion neun Mitarbeiter beschäftigt. In Summe habe das für die Firma in den ersten zwei, drei Monaten 20 Prozent Leerlauf bedeutet, obwohl sofort Überstunden abgebaut und Urlaube eingereicht wurden. Zweimal habe der Betrieb kurzzeitig auch in Teilen Kurzarbeit eingeführt.
Dramatisch wurde für die Karl Zimmermann AG, dass die Preise seither um bis zu 30 Prozent eingebrochen sind. „Weil wir da nicht mitgemacht haben, kamen zeitweilig keine neuen Aufträge herein,“ sagt Hächler. Seit diesem Jahr werde nun vermehrt das erforderliche Material knapp. Insbesondere beim Stabstahl, der auftragsbezogen direkt ab Werk gekauft wird, haben sich die Lieferzeiten verlängert, was die Umsetzung von Aufträgen zusätzlich erschwert.
Der Inhaber: „Bei Fertigprodukten wie Briefkästen oder Verglasungssystemen haben sich die Lieferketten im Schnitt von acht auf zwölf Wochen verlängert.“ Parallel seien die Produkte pandemiebedingt um 15 bis 40 Prozent teurer geworden, bei Holz zum Teil sogar bis zu 200 Prozent. Deshalb hat Hächler in Angebote die Klausel aufgenommen, dass der kalkulierte Preis nur für zehn Tage gilt. Danach dürfen Preissteigerungen an den Kunden weitergereicht werden. Die Situation mache nun aber schwierig, auf welcher Preisbasis man ein Angebot überhaupt kalkuliere, um im Wettbewerb attraktiv zu bleiben und zugleich keine zu großen Risiken für den Betrieb einzugehen.
Dabei reicht das Spektrum von Balkonverglasungen und Türen aller Art wie Brandschutz, Haus- und Zimmertüren über Geländer für Treppen und Balkone bis zu Überdachungen und Unterständen. „Wir haben ein wöchentliches Controlling, das den Status der Auslastung, der Auftragslage und der Produktivität aufzeigt,“ sagt er. Hinzu kämen die Quartalsabschlüsse, sodass er früh erkenne, wo sich eine Schieflage des Betriebs abzeichnen könnte.
Wegen der Vielzahl der benötigten Komponenten — allein die Türprofile gibt es in zehn Standardvarianten — die sich wiederum in Farbe, Beschichtung und Länge unterscheiden, verzichtet Hächler darauf, ein Lager aufzubauen. Nur wenige Schnelldreher seien stets für vier Wochen vorrätig. Da es aktuell keine Auftragsspitzen gibt, greift Hächler nicht auf externe Dienstleister in Montage oder Verglasung zurück.
Die Digitalisierung sei ein dominierendes Thema in allen Bereichen, bei dem der Betrieb „auf der Höhe der Zeit“ sei: Maßaufnahme und konstruiert wird wo sinnvoll in 3D, die Maschinen werden programmiert und laufen teils automatisch, die Doppelgehrungssäge und das Bearbeitungscenter werden vom Büro aus gesteuert, die Projektleiter haben Tablets und auch in der Werkstatt stehen PCs, zumal die Logistik teils digital erfolgt. Allerdings wollten viele Kunden die Angebote noch auf Papier und für BIM seien zu viele Schnittstellen noch analog. Hächler: „Wir sind immer offen für neue Themen, egal ob BIM oder Schweißrobotik.“
Eine Herausforderung stellten der Nachwuchsmangel dar, die sinkenden Fertigkeiten der Bewerber und die mangelnde Bereitschaft, ein Handwerk zu erlernen. Die hohe Regulatorik in Bau- und Arbeitsrecht, bei Umwelt- und Datenschutz etc. kämen erschwerend hinzu.