Die Lage der Schweizer Branche

Neue Zuversicht nach Corona-Krise

Auch wenn das Jahr 2021 von weniger Unsicherheiten geprägt war als noch das Jahr davor, spitzte sich die Situation insbesondere auf den Beschaffungsmärkten zu. Was bleibt, ist der bestehende Fachkräftemangel in der Schweizer Metallbaubranche und veränderte (Arbeits)-Gewohnheiten.

Anfang des Jahres war die Unsicherheit bei einzelnen Bauherren noch spürbar, wie sich die Baubranche entwickeln würde. Im Laufe des Jahres reduzierte sich diese Unsicherheit und veränderte sich zur Zuversicht. Das zeigt sich in den vorhandenen Daten, z.B. dem Bauindex. Dieser Index beschreibt den Umsatz im Bauhauptgewerbe, der einen vorlaufenden Indikator für das Metallbaugewerbe darstellt. In den ersten beiden Quartalen des Jahres 2021 war der Bauindex insgesamt tiefer als noch im Jahr 2019. Vor allem der Wohnungs- und der Hochbau kamen nicht an das damalige Level heran. Im Vergleich zum Jahr 2020 erholte sich der Bauindex hingegen  spürbar in der ganzen Schweiz (+2.9%) und auch die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe im 2. Quartal stimmen positiv.

Das Bauumfeld gestaltet sich nach wie vor positiv, da die Zinsen auf einem tiefen Wert sind und somit die Immobilienbranche und -projekte antreiben. Auch investieren Private in ihre eigenen vier Wände, da sie unter dem Jahr aufgrund der verringerten Reisetätigkeiten und geringeren weiteren Ausgaben sparen konnten. Bei den größeren Objekten konnte jedoch kein Trend festgestellt werden. Firmen, die von den Covid-19-Maßnahmen des Bundesrates stark betroffen waren, investierten im Durchschnitt weniger, was zu erwarten war. Metallbaufirmen, die sich entsprechend positionierten, merkten dies auch im Jahr 2021. 

Covid-19-Welle im Winter und Frühjahr

Im Vergleich zu anderen Branchen war die Baubranche insgesamt weniger von den Maßnahmen des Bundesrates rund um Covid-19 betroffen. Vor allem die Deutschschweiz war auch ein Jahr davor nicht von generellen Baustellenstopps betroffen. Trotzdem ergaben sich Herausforderungen: z.B. mussten die Hygienemaßnahmen eingehalten werden, was zu Mehraufwänden auf den Baustellen führte. Zudem ermöglichten einige Metallbaubetriebe ihren Mitarbeitern aus dem Homeoffice zu arbeiten. Wo diese Infrastruktur noch nicht vorhanden war, musste sie zuerst erstellt werden. Die Führung von Mitarbeitern im Homeoffice hat ihre Eigenheiten, mit denen die Unternehmen umzugehen lernen mussten. Wichtig war, dass der Kontakt  gehalten wurde. Eine große Herausforderung war auch, stets den aktuellen Informationsstand über die geltenden Massnahmen zu haben, die von der Regierung beschlossen wurden. Vor allem Anfang des Jahres veränderten sich die Maßnahmen in einer hohen Geschwindigkeit. Einzelne Firmen verschrieben sich den wöchentlichen Covid-19-Tests und Maskenpflicht wurde vor allem in den Büros umgesetzt.

Aktuell wurden weitere Maßnahmen gelockert und die Firmen gehen unterschiedlich damit um. Es gibt Metallbaufirmen, die auf 3G (genesen, getestet, geimpft) setzen, und andere, welche dies weniger strikt umsetzen. Es bleibt ein Balanceakt, der den Interessen der Firma und der Mitarbeiter gerecht werden soll.

Materialknappheit

Nach einem Einbruch der Auftragseingänge im 2. Quartal des Jahres 2020 ist die Nachfrage bis Juli 2021 wieder deutlich angestiegen. Unter anderem durch die in Schwellenländern und den USA wieder plötzlich angestiegene Nachfrage ergab sich im ersten Halbjahr 2021 ein bis heute andauernder Lieferengpass, der insbesondere mit deutlich höheren Stahl-, Alu- und Kunststoff- sowie Kupferpreisen einherging.

Seit Anfang des Jahres stiegen etwa die Stahlpreise je nach Art der Halberzeugnisse. Daneben war Edelstahl von gestiegenen Legierungszuschlägen (z.B. Nickel) betroffen. Es muss zudem mit weiter steigenden Preisen im Fall von Edelstahl gerechnet werden, da die Herstellerwerke nach wie vor stark ausgelastet sind und Nickel von der zunehmenden Nachfrage nach Elektromobilität und der damit einhergehenden gestiegenen Batterieproduktion betroffen ist. Der Einkaufspreis von Aluminium ist ebenfalls empfindlich angestiegen. Als Orientierungswert: Der Alu-Spottpreis ist auf den Rohstoffbörsen von September 2020 bis August 2021 um ca. 46% angestiegen und befindet sich nun auf dem höchsten Stand seit 2008.

Der Einkauf gestaltete sich schwieriger. Für einzelne Produkte konnten Lieferanten aufgrund der Lieferengpässe keine Lieferzeiten angeben. Die Einkäufer waren und sind immer noch gefordert.

Fachkräftemangel

Ein Trend bleibt gleich: Der Fachkräftemangel begleitet die Metallbaubranche bereits seit einigen Jahren. Es fehlt nach wie vor an erfahrenen und gut ausgebildeten Konstrukteuren, Monteuren, Metallbauern und vor allem Projektleitern. Es bleibt nach wie vor wichtig, dass die Branche viele Lehrlinge ausbildet, um in Zukunft genügend Fachkräfte im Metallbau zu haben. Dazu wurden auch verschiedene Initiativen in den Regionen gestartet, um das Image des Metallbauberufs zu verbessern. So erhofft sich die Branche, mehr junge Persönlichkeiten für den Metallbauberuf begeistern zu können. Es herrscht ein Wettbewerb unter den verschiedenen Berufsgattungen, um junge Leute für den eigenen Beruf begeistern zu können. Mit dem Fachkräftemangel haben auch andere Branchen zu kämpfen.

Fazit

Der Metallbau ist im Vergleich zu anderen Branchen bis dato während der Pandemie eher glimpflich davongekommen. Indikatoren wie der Bauindex legen eine Aufholung entgangener Auftragseingänge des letzten Jahres nahe und Niedrigstzinsen befeuern Bauvorhaben. Nichtsdestotrotz werden einige Auswirkungen und Nachwirkungen der Covid-19-Pandemie die Metallbaubranche noch einige Zeit und länger als anfangs oftmals gedacht beschäftigen. Wie auch in anderen Branchen wird in den kommenden Monaten viel von der Impfbereitschaft, der Bewältigung kommender Covid-Wellen und etwaigen Schutzmaßnahmen in der Schweiz und im Ausland abhängen.

Die Materialpreise und Lieferzeiten werden sich vermutlich frühestens im Laufe des kommenden Jahres beruhigen. Durch Homeoffice und Fernarbeit beeinflusste Arbeitspräferenzen und -gewohnheiten werden ebenfalls langfristig erhalten bleiben, wobei die Arbeit vor Ort wieder vermehrt geschätzt wird. Unabhängig von Covid-19 ist der Fachkräftemangel zudem eine Konstante, die die Metallbaubranche stets begleitet.

Info & Kontakte

Universität St.Gallen
KMU-HSG
Schweizerisches Institut für Klein- und Mittel-unternehmen
Dufourstrasse 40 a
CH-9000 St.Gallen
Tel. +41 71 224 7100
alexander.fust@unisg.ch
www.kmu.unisg.ch

Der Autor

Dr. Alexander Fust leitet den Bereich Transfer & Fördergefäße am Schweizerischen Institut für Klein- und Mittelunternehmen an der Universität St. Gallen. Er leitet verschiedene Erfahrungsaustauschgruppen von Metall­baufirmen.

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