Eine schwebende Leuchte als Firmensitz
Die neue Firmenzentrale des Leuchtenherstellers iGuzzini Illuminazione Ibérica markiert den Zugang zum Can Sant Joan Technologiepark nordwestlich von Barcelona, wo sich Forschungs- und Entwicklungszentren namhafter Unternehmen angesiedelt haben. Der Neubau mit seiner Stahl-/Glasfassade von Schüco Stahlsysteme Jansen fungiert nicht nur nachts als weithin sichtbare Landmarke, sondern auch als identitätsstiftendes Symbol für die an dieser Stelle zerklüftete Stadtlandschaft.
Unterirdische Räumlichkeiten. Mit einer Vision von einem lichten Baukörper, der wie eine Leuchte über dem Gelände zu schweben scheint, konnte Architekt Josep Miàs den Bauherrn überzeugen. Tatsächlich ist ein Großteil des Raumprogramms unterirdisch angeordnet: Ein dreigeschossiges Sockelgebäude beherbergt Präsentations- und Ausstellungsräume für die Leuchten, das iGuzzini Lichttheater, ein Auditorium, Konferenzräume und das Warenlager, aber auch Garagen und Funktionsräume. Dieses Volumen wurde – im Nachhinein von außen nicht mehr wahrnehmbar – unter Beibehaltung der vorgefundenen landschaftlichen Topografie in das Grundstück eingebettet. Kunden, Mitarbeiter und Gäste betreten das Gebäude im Erdgeschoss über ein zentrales Foyer mit Cafeteria. Von hier aus erschließen sich einerseits das begrünte Flachdach des Sockelgebäudes, das als Raum für die Ausstellung der Außenbereichsleuchten dient, und andererseits die in den oberen vier Etagen angeordneten Büroräume. Dem raumhoch verglasten Erdgeschoss kommt darüber hinaus die Funktion zu, die beiden Gebäudeteile – den rektangulären unterirdischen Baukörper und die über der Erde schwebende gläserne Kugel – als zwei eigenständige Konstruktionen deutlich voneinander abzusetzen.
Design und Nachhaltigkeit. Beim Neubau seiner spanischen Niederlassung sah sich der Leuchtenhersteller iGuzzini dem Ruf seiner Produkte verpflichtet. Miàs entwarf einen transparenten Baukörper, der seiner Form nach einem Seeigel ähnelt: ein äußeres, fast ideales Rund, das im Inneren von einer einzigen zentralen Säule getragen wird.
Diese besondere Tragkonstruktion zu entwickeln, war die planerische Herausforderung des Projekts. Ausgangspunkt aller Überlegungen ist die Tatsache, dass auf Zug belasteter Stahl sehr schmale Querschnitte ergibt, während auf Druck belasteter Stahl große Querschnitte erfordert. Konsequenterweise wird der Druck über eine zentrale Säule in der Mitte aufgenommen, daraus resultiert die sehr filigrane Außenansicht. Das äußere rote, gekrümmte Fachwerk lässt Stahlstäbe unterschiedlicher Querschnitte erkennen: Die schmalen Stäbe sind auf Zug belastet, die dickeren auf Druck. Stellt man eine Last auf die Decke des ersten Stockwerks, so verläuft diese Last zunächst zur Spitze des Gebäudes und von dort aus über die mittlere Säule ins Fundament.
Die „Umleitung“ der Lasten ist nur ein Aspekt, der das Gefühl von Leichtigkeit und scheinbarer Schwerelosigkeit begründet. Der andere ist die Aufteilung des insgesamt erforderlichen Querschnitts auf viele kleine Einheiten: Die Last der zentralen Stütze wurde auf fünf Stützen verteilt. Diese fünf Stützen addieren sich aus jeweils drei Teilen, die wiederum aus zwei Stützen bestehen. Dadurch wirkt die Struktur leichter, und auch die Mitte ist von Licht durchflutet, obwohl dort die Last des Gebäudes abgetragen wird.
Raumabschließende Stahl-/Glasfassade. Die besondere Geometrie des Baukörpers lässt nicht nur viel Tageslicht einfallen, sondern auch ein Maximum an Hitzeeintrag durch Sonnenlicht erwarten. Am Computer wurde die Belastung für alle Tages- und Jahreszeiten simuliert und ein Gebäudediagramm erstellt. Demzufolge weisen nicht einmal zwei der insgesamt 904 Scheiben einen identischen Wärmeeintrag auf. Die Anforderung an den Sonnenschutz wurde in vier Kategorien definiert und mit Gläsern entsprechender Sonnenschutzklassen ausgeführt. Die Scheiben werden von Stahlprofilen gehalten. Mit VISS TVS bietet Schüco Stahlsysteme Jansen ein hoch wärmegedämmtes Fassadensystem, das entsprechend der statischen Erfordernisse und der Scheibengröße aus dem Systembaukasten heraus konfiguriert werden kann.
Der Architekt entschied sich ganz bewusst für das thermisch getrennte Stahlprofilsystem, um die filigrane Anmutung der Tragkonstruktion auch in der Fassade aufzunehmen und fortzuführen: Weil Stahl ein dreifach größeres Elastizitätsmodul als Aluminium aufweist, können die Profilquerschnitte entsprechend schlanker dimensioniert werden. Das bedeutet nicht nur Materialersparnis, sondern auch einen wesentlich höheren Lichteinfall. Umgekehrt bietet die Verwendung von VISS TVS aus dem Systembaukasten der Schüco Stahlsysteme Jansen dem Architekten einen großen gestalterischen Spielraum.
Die äußere Fassade wurde als zusätzlicher Sonnenschutz teilweise mit einer PVC-beschichteten Polyesterfolie überzogen. Das transparente Gewebe gestattet den Durchblick von innen nach außen und reduziert den Wärmeeintrag durch die Fassade um mehr als drei Viertel. Das Energiekonzept des Gebäudes macht sich zur Klimatisierung darüber hinaus dem Kamineffekt im Bereich der zentralen Stütze zunutze: Über einen Schacht wird durch das Erdreich gekühlte Luft herangeführt. Die Büroetagen sind zu dieser inneren Glasfassade hin mit zu öffnenden Fensterflügeln ausgestattet.
Bei der Beleuchtung des Gebäudes kommt, analog zu den Produkten des Unternehmens, energiesparende LED-Technologie zum Einsatz. red