Skulpturaler Bahnhof in Herstal
Das neue Empfangsgebäude des Bahnhofs in Herstal – ein liegender und ein stehender Kubus – schiebt sich unterirdisch den Hang hinein. Lediglich an seiner vierten Seite öffnet sich das Gebäude zum Stadtzentrum hin. Für die raumabschließende Verglasung der viereinhalb Meter hohen Fassade wählten die Architekten das Stahlprofilsystem VISS TVS von Stahlsysteme Jansen.
Vordergründig ging es darum, in Herstal ein neues Bahnhofsgebäude zu errichten. Unter städtebaulichen Aspekten sollten mit der Baumaßnahme das Bahnhofsviertel aufgewertet, seine Anbindung zum Zentrum hergestellt und der Wohnwert für die Bewohner gesteigert werden. Die Arbeitsgemeinschaft dreier Büros – der Architekten SUM Project und ARJM sowie Arcadis Belgium als Statiker – entwickelte ein Konzept: Grundlegende Idee war es, das Empfangsgebäude auf die andere Seite der Gleisanlagen zu verlegen.
Die Aufwertung des vernachlässigten Viertels jenseits der Gleisanlagen setzt an bei dem Brachland zwischen den Gleisanlagen und der Wohnbebauung. Dessen größtes Manko, nämlich seine starke Böschung, wurde aufgegriffen und durch gezielt angelegte Terrassen ins Gegenteil verkehrt. Höhenmäßig korrespondieren die Terrassen mit den Niveaus des Neubaus. Solchermaßen geordnet, ist die lang gezogene Böschungskante nicht länger eine Zäsur, sondern geht nahtlos in den städtischen Raum über.
Bahnhof zwischen Unter- und Oberstadt
Das Bahnhofsgebäude verbindet Unter- und Oberstadt: Mit einer begehbaren Dachterrasse und einem hoch aufragenden Turm vermittelt es zwischen den oben liegenden Gleisanlagen mit den Bahnsteigen und dem neuen, tiefer liegenden Bahnhofsvorplatz. Eine Reihe rhythmisch vor die raumabschließende Glasfassade gestellter Stützen weist auf den Haupteingang hin. Erst beim Betreten der Bahnhofshalle wird ersichtlich, dass ein Großteil des Gebäudes in den Hang hineingeschoben wurde und damit von außen unsichtbar ist. Die Form eines liegenden „U“ fängt einerseits den Druck aus dem Hang auf und ermöglichte es andererseits, die vierte Fassade zum Stadtzentrum hin weitgehend zu verglasen. Der Turm, der gestalterisch als Landmarke fungiert, beherbergt eine Treppen- und Aufzugsanlage für die vertikale Erschließung.
Stahlprofile für die Glasfassade
Zur Ausbildung der Glasfassade des rund viereinhalb Meter hohen Empfangsgebäudes wählten die Architekten das Stahlprofilsystem VISS TVS von Stahlsysteme Jansen in 60 Millimeter Ansichtsbreite. Im unteren Bereich ist die Stahl-Glaskonstruktion als 350 Zentimeter hohe, einbruchhemmende Festverglasung (RC 2) montiert. Der Zugang erfolgt über zwei 230 Zentimeter hohe, vollverglaste zweiflügelige Türanlagen aus dem Profilsystem Janisol RC 3. Dieses System wurde speziell für den Einsatz in hochfrequentierten Gebäuden konzipiert. Ein dritter Eingang – Zugang für die Mitarbeitenden – ist mit einem wärmeisolierenden Paneel geschlossen. Auch der Bereich über der 350 Zentimeter hohen Festverglasung wurde mit Paneelen geschlossen, was, zusammen mit dem Dachvorsprung, konstruktiven Sonnen- und Witterungsschutz bietet. Aber nicht nur das: Die Glasfassade mit den davor angeordneten Stützen stellt auch den Bezug her zum neuen Bahnhofsvorplatz, der – einschließlich der von diesem Platz ausgehenden Straßen – als verkehrsberuhigter Geschäftsbereich angelegt wurde.
Fazit
Das Ziel der Stadtväter, ein Bahnhofsviertel mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen, haben die Architekten mit Bravour erreicht: Für ihr im wahrsten Sinne des Wortes „wegweisendes“ Konzept wurden sie 2015 mit dem „Grand Prix d‘Architecture de Wallonie“ ausgezeichnet. red, 3. August 2017
Bautafel:
Bauherr: Stadtverwaltung Herstal/BE
Architekten und Fachplaner: Bahnhofsgebäude: ARJM architecture SPRL, Brüssel/BE Außenanlagen: SUM, Brüssel/BE Statik: Arcadis Belgium S.A., Brüssel/BE Montage Fassade und Innenwände: Wycotec, Ans Alleur/BE
Stahlprofilsysteme: Jansen VISS TVS RC 2 und Janisol RC 3
Systemlieferant: Jansen, Oberriet