Fenster- und Türenbranche

Potenzial für Zuwächse

Der Absatz der Fensterelemente wächst 2015 und 2016 moderat. So die Prognose der jüngsten Studie der vier führenden Branchenverbände, die in Zusammenarbeit mit Heinze in Celle erstellt wurde. Ulrich Tschorn, Geschäftsführer des VFF, präsentierte die Ergebnisse während der Fenstertage. Demnach kann der Fensterabsatz 2015 mit einem Plus von rund 1,9 % abgeschlossen werden. Das bedeutet rund 13,6 Millionen vermarktete Fenstereinheiten (FE). 2016 wird laut Studie der Markt in Deutschland mit plus 2,9 % moderat zulegen. Im Laufe des Jahres können demnach rund 14 Millionen Fenstereinheiten vermarktet werden, vorausgesetzt, dass sich die Bereiche Neubau (2015: +0,6 %), Renovierung (2015: +2,8 %), Wohnbau (2015: +3,1 %) und Nichtwohnbau (2015: -0,2 %) weiter stabil und wie prognostiziert etwas besser entwickeln. Für 2016 wird in den Bausegmenten Neubau, Renovierung, Wohnbau und Nichtwohnbau mit stabilen Zuwächsen gerechnet. 61,3 % aller produzierten Fenster werden 2016 voraussichtlich für die Renovierung beziehungsweise energetische Sanierung des Gebäudebestandes verwendet, das Marktvolumen steigert sich in diesem Bereich allerdings nur durchschnittlich um 2,9 %. Die Zahl der im Neubau eingesetzten Fenster steigt laut Prognose mit plus 3 % ebenfalls leicht und erreicht damit einen Marktanteil von 38,7 %.
Zusätzlich zur Analyse der Bereiche Renovierung und Neubau bietet die Branchenstudie auch Informationen über die prozentuale Verteilung der Fenster im Wohn- und Nichtwohnbau. Da für 2016 ein ordentlicher Anstieg der Wohnbauaktivitäten um 3,8 % sowie eine leicht positive Entwicklung des Nichtwohnbaus von +1,2 % prognostiziert wird, sind 2016 leichte Anteilsverlagerungen zu erwarten: 66,7 % der verkauften Fenster werden 2016 im Wohnbau verbaut (2015: 66,1 %), vor allem im Mehrfamilienbau sind die höchsten Zuwachsraten zu erwarten. Der Nichtwohnbau kommt auf 33,3 %, nach 33,9 % in 2015.

Rahmenmaterialien
Bei den Fenstern lag 2014 das Rahmenmaterial Kunststoff mit gerundet 6,76 Millionen FE vorne, gefolgt von Metall mit rund 2,39 Millionen FE, Holz mit rund 1,98 Millionen FE und Holz-Alu mit rund 1,1 Millionen FE. Bei den Außentüren lag Metall mit gerundet 474.000 Stück vorne, gefolgt von PVC mit rund 413.000 Stück, Holz mit rund 371.000 Stück und auf sonstige Materialien entfielen rund 136.000 Stück.

Leichter Anstieg bei Außentüren
Der Absatz von Außentüren entwickelt sich ebenfalls recht positiv: 2016 werden in Deutschland rund 1,423 Millionen Außentüren verkauft, 2015 waren es noch rund 1,377 Millionen Stück. Dies entspricht einer Steigerung um rund 3,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Die größten Steigerungsraten in den Bausegmenten schafft der Neubau mit 4,1 %, der Renovierungssektor legt um 2,9 % zu, der Wohnbau gewinnt 3,8 % und der Nichtwohnbau schafft plus 1,5 %. Mit Blick über alle Rahmenmaterialien hinweg wird mit Zuwächsen zwischen 2,9 % und 3,5 % gerechnet, die Marktanteile bleiben relativ konstant: Türen aus Aluminium können sich mit einem Marktanteil von 32,2 % auf Augenhöhe mit Kunststofftüren mit 32,8 % behaupten. Jede vierte Außentür (25,6 %) wird 2016 aus Holz gefertigt. Sonstige Rahmenmaterialien finden bei 9,4 % der Verwender ihren Einsatz.

Fensterimporte aus Ostländern
Im Januar und Februar 2015 führte B+L Marktdaten in Bonn im Auftrag des Verbandes Fenster + Fassade (VFF) eine repräsentative Befragung von Fensterproduzenten aus Polen, Österreich, Tschechien und weiteren Lieferländern durch. Untersucht wurden deren Absatzmengen in Deutschland. Zur Absicherung der Ergebnisse diente eine Befragung von relevanten Bauelemente-händlern über deren Importvolumen. Zusätzlich wurden auch die Exportmengen aus Deutschland untersucht. „Aufgrund der Erhebungen ist es unserem Verband jetzt erstmals möglich, eine abgesicherte Produktionsmenge von Fenstern und Haustüren für das Jahr 2014 vorzulegen“, erklärte Tschorn. Danach wurden in Deutschland im vergangenen Jahr rund 12,23 Millionen Fenstereinheiten (FE) a 1,3 x 1,3 Meter und rund 1,4 Millionen Türen produziert.

Quote für Import höher als für Export
2014 lag die Importquote für Fenster, die nach Deutschland eingeführt wurden bei rund 17,7 %. Dabei dominierten Kunststoff- sowie Holz-Alu-Fenster überdurchschnittlich mit rund 20 % Importquote. Dem gegenüber stand eine vergleichsweise geringe Exportquote von rund 9,2 %. „Tendenziell kommen die Importe aus dem Osten, während die Exporte in Richtung Westen gehen“, führte Tschorn aus. Mehr als eine Million Kunststofffenster wurden laut Befragung 2014 aus Polen nach Deutschland importiert. Dazu kommen fast 150.000 Holzfenster und mittlerweile auch Holz-Alu-Fenster mit einer relevanten Menge von knapp 20.000 Fenstereinheiten. Die Gesamtmenge der Importe aus Polen lag im vergangenen Jahr bei gerundet 1,26 Millionen FE. „Damit entfallen auf Polen mehr als 50 % der gesamten Importe nach Deutschland“, so Tschorn. An zweiter Stelle folgt Österreich mit einem Anteil von knapp 20 %. Geringer fiel laut Befragung die Importquote für Außentüren aus. 2014 lag diese bei unter 10 % und die Exportquote lag rund 12,2 % oder rund 40.000 Türen höher als die Importquote.

Fazit Tschorn
Auch 2016 kann die Branche von einem stabilen Wachstum um ca. 2,9 % ausgehen. Insbesondere bei den Mehrfamilienhäusern nehmen die Genehmigungen zu. Tschorn wies hin, dass sich die Art der Bauherren in den vergangenen Jahren stark verändert hat. Waren im Jahr 2003 noch 69 % der Bauherren private Haushalte, so sind es im Jahr 2014 nur noch 49 %. Diese Entwicklung hat Einfluss auf die Anforderungen an die Hersteller und stellt den Markt vor neue Herausforderungen. Die Einflüsse von Zuwanderung und Asyl auf den Sozialen Wohnungsbau ist nicht klar. Tschorn geht davon aus, dass trotz der hohen Flüchtlingszahlen im nächsten Jahr kein Schub für den Sozialen Wohnungsbau eintreten wird. Der Preisdruck wird weiterhin anhalten und vor allem über Import und Nachfrageveränderungen forciert, der Rückgang der Unternehmenszahl wird einen steigenden Konzentrationsprozess bescheren.

Chancen am europäischen Fenstermarkt
Über Wandel und Potenzial des europäischen Fenstermarktes referierte Andreas Kreutzer, geschäftsführender Gesellschafter der Kreutzer Fischer & Partner Consulting in Wien. Nach seinen Studien ist die Nachfrage nach Fenstern in den D-A-CH-Ländern verhalten, obgleich sich in den letzten Jahren der Neubau dynamisch entwickelt hat. Verantwortlich dafür ist ein allerorts schrumpfender Sanierungsmarkt, der zwischen 60 und 70 % zum Gesamtabsatz beiträgt. Insbesondere private Haushalte halten sich mit Ersatzinvestitionen auffallend stark zurück. Kreutzer vermutet Zukunftsängste oder die Verschiebung der Lebensprioritäten in Richtung des täglichen Konsums als Gründe.
Die Studie „Branchenradar Fenster 2015“ ermittelte in Deutschland 2014 im Vergleich zum Jahr 2013 einen Zuwachs des Fensterabsatzes um lediglich 1 %. In Österreich und der Schweiz ist der Absatz im gleichen Zeitfenster um 6 % rückläufig gewesen. Wird der Absatz nach Bauart differenziert, ergibt sich für Deutschland zwischen 2013 und 2014 für den Bereich Neubau eine Steigerung um 11 %, für den Bereich Sanierung zeigt die Grafik allerdings minus 3 % an. Im Österreich kann der Absatz im Segment Neubau  1% Zuwachs verzeichnen und hinsichtlich der Sanierung ein Minus von 10 %. In der Schweiz ist selbst der Neubau mit 1 % rückläufig, für die Sanierung gibt die Studie minus 9 % an.
Doch auch wenn sich der Sanierungsstau in den nächsten Jahren wieder auflösen sollte, ist langfristig nicht mit signifikantem Mengenwachstum zu rechnen, da die Sanierungsquoten bereits vergleichsweise hoch sind. Vielmehr muss sich die Fensterindustrie der D-A-CH-Region auf einen mehr oder weniger stagnierenden Absatz einstellen. Dauerhaftes Wachstum ist daher realistischerweise primär nur noch erlösseitig möglich.
Die Zahlen der Preisentwicklung zeigen für den Deutschen Markt im Zeitraum 2010 bis 2014 eine Steigerung von 4 % für Österreich 14 % und für die Schweiz 1 %.
Die Chancen dafür stehen  laut Kreutzer gut, wenn es gelingt den Nutzwert des „Systems“ Fenster substanziell zu erhöhen, das heißt das Fenster werkseitig mit zusätzlichen Funktionen aufzurüsten und damit Wertschöpfung von anderen Industrien/Gewerken zu kannibalisieren. Die größten Potenziale identifiziert die Studie in den Feldern der Fensterbeschattung sowie der Gebäudesicherheit und –belüftung. Das hier zu hebende Umsatzpotenzial beläuft sich für die D-A-CH-Region auf 2,2 bis 4,7 Milliarden Euro. Im Segment Beschattung gibt Kreutzers Branchenradar für Deutschland als zusätzliches Marktpotenzial für die Fensterindustrie zwischen 660 bis 1.100 Millionen Euro an, für Österreich 100 bis 200 Millionen Euro und für die Schweiz 180 bis 300 Millionen Euro. In der Marktnische Gebäudesicherheit soll sich das Potenzial für Deutschland auf 300 bis 500 Millionen Euro belaufen, für Österreich zwischen 50 und 100 Millionen Euro und in der Schweiz zwischen 30 und 50 Millionen Euro. Nicht unerheblich sind auch die Zahlen für das Marktpotenzial Wohnraumlüftung: In Deutschland soll es sich zwischen 600 und 1.800 Millionen Euro bewegen, in Österreich zwischen 100 und 300 Millionen Euro und in der Schweiz zwischen 130 und 400 Millionen Euro.

Fazit Kreutzer
Umsatz und Gewinne in der Fensterbranche lassen sich derzeit nicht über Absatzsteigerungen erzielen, sondern eher über den Vertrieb von Produkten rund um das Fenster. Um das Potenzial der Nischenmärkte Beschattung, Gebäudesicherheit und Wohnraumlüftung zu heben, rät Kreutzer zu strukturellen Änderungen im Vertrieb hin zu anschaulicheren Produktpräsentationen und problemlösungsorientierten Verkaufsgesprächen. ⇥red ◊

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