Geldwerte Ideen
Dass Haupt- und Realschüler parallel zur Ausbildung die allgemeine Hochschulreife absolvieren, ist inzwischen für die Funktionäre deutscher Handwerksverbände vorstellbar. Nun werden sie aktiv. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) wird im Mai ein Konzept ausarbeiten, er fordert in allen Bundesländern die Einführung des Duales Abiturs. Bildungsmodelle für das sogenannte Abitur Plus finden sich in Österreich und der Schweiz. In Österreich ist es seit 2008 Praxis. Bauingenieur Andreas Wilhelmer, der in Oberkärnten einen Metallbaubetrieb mit sieben Auszubildenden führt, hat sich im Gespräch mit metallbau positiv geäußert: „Bei uns gibt es die Lehre mit Matura. Deshalb hat unser Nachwuchs nicht nur intelligente Hände, sondern ist insgesamt ganz aufgeweckt.“ 16-jährigen Auszubildenden diesen Bildungsweg zu eröffnen, bedeutet zunächst Zutrauen und Wertschätzung. Wären die Aussichten auf qualifizierten Nachwuchs langfristig nicht so miserabel, dann wäre das Duale Abitur wohl auch jetzt keine Option. Zum Glück kommt es anders, der ZDH geht es an. Dauern wird es allemal.
Wenn sich Kreativität lohnt
Wie sich Kreativität in bare Münze umsetzen lässt? Diese Frage könnte Motto für dieses Heft sein. Metallbauer, die Neues eher fürchten anstatt sich herausfordern zu lassen, kann Franz Hauk weder nach Bagdad noch nach Kabul schicken. Der Unternehmer generiert bis zu 25 % Umsatz mit Aufträgen von deutschen Behörden im Ausland — beispielsweise von den deutschen Botschaften. Seine Auslandsmonteure leiten die Baustelle meist alleine. Wer da sagt, Trockenbau, Fliesenlegen oder Elektrotechnik ist eigentlich nicht mein Gewerk, tut sich schwer. Wegen der kreativen und vielseitigen Anforderungen an seine Mitarbeiter nennt Hauk sie Allrounder. Was der Branchenexperte von seinen Allroundern alles erwartet, lesen Sie ab Seite 6.
Kreativität ist aber auch das Stichwort für den Beitrag über Tageslichtlenkung auf S. 22. Architekt Dr.-Ing. Helmut Köster hat eine Lamelle konstruiert, die ein bisschen mehr kann als nur vor grellen Sonnenstrahlen schützen. Die Idee einer Steh-Sitz-Konstruktion mit Finesse stammt vom Unternehmer Andreas Augenstein: Weil sich in der Allianz Arena Stehtribühnen nun ganz einfach in Sitzplätze umfunktionieren lassen, hat das Münchner Fußballstadion künftig 2.200 zusätzliche Plätze.
Viel Spaß beim Lesen!
Stefanie Manger
Chefredakteurin metallbau