Lieber Lackieren als Beschichten

Alleinstellungsmerkmal Lackiererei

Mit einer eigenen Lackiererei hebt sich Metallbauer Bruno Belzer von anderen Betrieben ab und profitiert dabei von Erfahrungen aus der Kunstschmiede. Die verwendeten Schmiedelacke eignen sich vor allem für Produkte im Außenbereich und machen sie besonders langlebig.



Metallbaumeister Bruno Belzer hat 2011 eine neue Werkhalle gebaut und dort einen separaten Lackierraum eingerichtet. Mit großer Absaugeinrichtung, Rolltor und einer vorschriftsmäßigen Elektroinstallation nach Explosionsschutz Richtlinien. Hier können auch größere Bauteile lackiert werden, denn der 24 Quadratmeter große Raum ist mit dem Gabelstapler befahrbar.
Hätte Belzer ein Stahlbauunternehmen, wäre das eine ganz normale Angelegenheit. Aber Bruno Belzer führt einen klassischen Metallbaubetrieb und eine Kunstschmiede mit sieben Mitarbeitern. Viele Aufträge kommen aus dem Privatbereich für Zaunanlagen, Tore und Pforten, Treppen und Geländer, Überdachungen. Für die Industrie werden Aufträge zum Schweißen, Brennschneiden, Abkanten, Biegen, Stanzen sowie Drehen, Fräsen und Lasern bearbeitet. Die meisten der gefertigten Metallbauteile verlassen den Betrieb lackiert und werden bewusst nicht pulverbeschichtet.

Hält praktisch ewig

Metallbau Belzer aus dem mittelfränkischen Obermichelbach ist einer der wenigen Handwerksbetriebe, die im eigenen Hause lackieren. Das hat Gründe, denn der Metallbaumeister stammt aus einer Schmiedefamilie. Vater und Großvater betrieben im Nachbarort Niederndorf seit mehreren Jahrzehnten eine Dorf- und Kunstschmiede. Hier hat er als Geselle kennengelernt, wie handwerklich anspruchsvoll hergestellte Teile mit speziellen Lacken und Patinierungen geschützt und veredelt werden. Diese Schmiedelacke bestehen aus direkthaftendem Flüssigkunststoff und sind sehr haltbar. „Aufträge, die mein Vater vor 35 Jahren gemacht hat, musste er bis jetzt nicht ausbessern“, sagt Bruno Belzer.
Unterdessen hat er die Schmiede übernommen und vor fünf Jahren um den klassischen Metallbau erweitert. Einige Erfahrungen aus der Kunstschmiede konnte er in den Metallbau übertragen, so auch die Oberflächenbehandlung. Sämtliche Teile werden extern feuerverzinkt und verlassen dann zum überwiegenden Teil lackiert seine Werkstatt. Die meisten Kunden wünschen eine Farbe auf der gefertigten Ware und können sich aus einer gut sortierten Palette mehrerer Farbenhersteller die individuell passende aussuchen. Lackiert wird auf der frisch verzinkten Oberfläche „das hält praktisch ewig“, schmunzelt Belzer. Die Nasslackierung erfolgt im Niederdruckverfahren mit Lackierpistolen, was geringen Sprühnebel erzeugt.

Argumente gegen das Pulverbeschichten

Belzer hat sich gegen das Pulverbeschichten entschieden. Als Gründe nennt er die große Oberflächenhärte und Empfindlichkeit der Beschichtungen. Bauteile, die ausschließlich im Außenbereich verbleiben, sind den Witterungsbedingungen vollständig ausgesetzt. Hitze, die im Sommer das Material auf 60 bis 70 °C aufheizen kann, Winterkälte von minus 25 °C, dazu Regen, Schnee und Eis, führen zu starken Werkstoffbewegungen. Das Material arbeitet; es dehnt sich aus und zieht sich zusammen. Das beansprucht die Pulverbeschichtung, die nicht so elastisch ist, dass sie dies alles über Jahrzehnte problemlos mitmacht. Die Folge sind Abplatzungen oder Risse. Außerdem ist es unmöglich, sagt Belzer, eine große Tor- oder Zaunanlage zu montieren, ohne dass ein Keil untergeschoben werden muss oder mit der Ratsche eine Schraube anzuziehen ist. Dabei kann die beschichtete Oberfläche leicht beschädigt werden. Auch beim Transport können erste Kratzer die Oberfläche verletzen. „Die Pulverbeschichtung kann man aber nicht ausbessern“, erklärt der Metallbauer. „Selbst wenn man eine Farbe im selben RAL-Farbton aufträgt, wirkt sie auf dem schon fertiggestellten Material völlig anders und bleibt immer sichtbar. Und wenn der Untergrund nicht verzinkt sein sollte, fängt die ausgebesserte Stelle bald zu rosten an.“
Schmiedelacke hingegen bestehen aus dauerelastischen Kunststoffen, die auch unterschiedliche Ausdehnungskoeffizienten der Untergründe tolerieren. Kleine Transport- oder Montagekratzer können mit einer Spraydose schnell ausgebessert werden und bleiben vollständig unsichtbar.
„Für andere Einsatzgebiete sind Pulverbeschichtungen durchaus ideal“, sagt Belzer und nennt als Beispiel Maschinenteile, Gehäuse und Stahlkonstruktionen im Innenbereich. Hier kann mit definierten Schichtdicken und Pulvern für verschiedene Oberflächeneffekte eine sehr hohe Qualität erreicht werden.

Schmiedelacke erfordern Erfahrung

Das Gespür fürs Material hat sich Belzer in der Schmiede angeeignet. Mit Patinalacken gelingt es ihm, Höhen und Tiefen zu betonen, indem er mit dem Pinsel die zähe Farbe drüberwischt. Die Patina gibt es in den Farben Silber, Gold, Grün, Altkupfer, Violett, Bronze und Messing. Das Auftragen selbst erfordert Erfahrung und viel Übung. Das trifft durchaus auf das gesamte Lackieren mit Schmiedelacken zu. „Man kann etliche Fehler machen“, sagt Belzer, „vielleicht ist das ein Grund, weshalb sich so wenige Metallbauer daranwagen.“
Schmiedelacke gibt es mittlerweile in vielen RAL-Farbtönen. Die eher traditionellen Lacke sind mit Aluminiumpigmenten versetzt, glänzen metallisch oder sind matt. Beliebtester Farbton ist zur Zeit Glimmergraphit.

Beschichtungsdicken sind zu prüfen

Ab und zu lackiert Bruno Belzer auch Teile für Metallbaukollegen. Mehr aus Gefallen, denn eine Lohnlackiererei hat er nicht. „Wenn jemand kurzfristig eine bestimmte Farbe braucht, dann können wir das mit der Lackierpistole schneller erledigen als wenn eine ganze Pulverbeschichtungsanlage umgerüstet werden muss“, begründet er. Preiswerter als Pulverbeschichten ist das Lackieren nicht, der Vorteil liegt vor allem in der Flexibilität.
Das Lackieren ist ein Zubrot und dient vor allem dazu, seiner Kundschaft eine höhere Produktwertigkeit zu bieten. Im Vergleich zu einem großen Stahlbaubetrieb mit eigener Lackiererei werden bei ihm sehr geringe Farbmengen verarbeitet.

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