Macht der 2K-Lack Probleme?
Drei Metallgestalter berichten von ihren Problemen mit 2K-Lack:
Meister für Metallgestaltung Wilhelm Ihsen, 82054 Sauerlach-Arget:
„In unserem Kunstschmiedebetrieb werden seit rund 32 Jahren verschiedenste Metallarbeiten für den Innen- und Außenbereich nasslackiert. Seit ca. 20 Jahren und bis heute mit einer statischen Spritzanlage der Firma Ransburg. Sämtliche für den Außenbereich gefertigten Produkte werden vor der Beschichtung feuerverzinkt, angeschliffen, geputzt und entfettet, um ein optimales und nachhaltiges Ergebnis zu erzielen.
Als sich vor rund zehn Jahren Probleme mit der statischen Beschaffenheit (Bedingung für das Funktionieren der Spritzanlage) der 2K-PAC–Pharmol-Lacke bemerkbar machten, wurde uns empfohlen auf die 2K-Lacke von ReiColor zu wechseln. Das taten wir im Herbst 2008. Wir bestellten die 2K-AC ZY 20-Lacke, die Härter 2K-Acryl ZA 01./ TeilB und den Verdünner Acrylharz VA71. Diese Mittel haben wir – wie die Pharmol-Produkte auch – verwendet, ohne vorher zu grundieren: also Direktbeschichtung auf verzinkter und aufwändig vorbereiteter Oberfläche für den Außenbereich.
Mit dem Wechsel des Lacks war die Verarbeitung tatsächlich etwas problemloser, allerdings erhielten wir nach ca. drei Jahren die ersten Reklamationen. Der Lack hat sich gelöst bzw. ist abgeblättert. Das gesamte finanzielle Schadensvolumen aus diesen Reklamationen belief sich auf ca. 20.000 Euro.
Die ersten Schadensmeldungen haben wir im Herbst 2011 zum Anlass genommen, wieder die bewährten Produkte von Pharmol einzusetzen. Um keine neuerlichen Probleme zu bekommen, hielten wir mit dem zuständigen Außendienstmitarbeiter detaillierte Rücksprache und hatten die entsprechenden Datenblätter vorliegen. In Absprache mit den Beratern von Pharmol haben wir zusätzlich unter dem 2K-PAC-Einschichtglimmer Soft Lack und Härter IH 98 WF eine Grundierung 2K Epoxid-Grundierung und Härter EH 101 sowie Universal-E-Sta-Verdünnung verwendet. Dies sollte die Haltbarkeit verstärken.
Ärgerlich ist nun, dass seit dem Frühjahr 2016 vier Reklamationen von Kunden eingegangen sind, die sich über das Ablösen von Lack am Balkongeländer beschweren. Ein Schadensvolumen in noch gar nicht absehbarer Höhe. Die Instandsetzung dieser vier Reklamationen kann einen Betrieb unserer Größe u.U. zu Grunde richten. Ganz zu schweigen von dem Imageschaden und der negativen Reputation.
Auf Pulverbeschichtung auszuweichen ist seitens der Kunden nur in wenigen Fällen erwünscht, ein Nasslack bietet meist eine deutlich bessere Optik. Bei Reklamationen innerhalb der fünfjährigen Gewährleistung liegt die Haftung aber auch für ein externes Pulverbeschichten oder Nasslackieren beim Metallgestalter. Unsere diversen Anfragen bei Beschichtungsbetrieben zum Thema Gewährleistungsübernahme und Haftungsgarantie ergaben, dass im selteneren und besten Fall zwei Jahre Garantie übernommen wird, die meisten Anbieter wollten jedoch keine Gewährleistung zusagen.“
Meister für Metallgestaltung Markus Vögele, 82418 Seehausen
„Wir verwenden ReiColor Epoxigrund (2K) und anschließend ReiColor Zinkbeschichtung (1K oder 2K). Probleme bereitet uns der 2K Lack seit 2009, seit drei Jahren haben die Reklamationen signifikant zugenommen. Die erste Beschwerde kam von einem Bauvorhaben (BV) in Seeshaupt. Wie auf den Fotos zu sehen ist, löst sich die Farbe vom Geländer, teils großflächig. Zwischen Farbe und Zink entsteht wegen der Kapillarwirkung eine Dauerfeuchtigkeit, die wiederum das Zink angreift. Wir haben auf unsere Kosten 2015 das Geländer demontiert, abgestrahlt, teilweise flammverzinkt, neu grundiert, lackiert und montiert. Unser Schaden lag bei etwa 6.000 Euro. Weitere Schäden an unseren Leistungen im Zusammenhang mit 2K Lack ergeben eine Summe von 14.000 Euro.
Nach dem Gutachten des Verzinkers ist die Diffusionsdurchlässigkeit der Farbe die Ursache, der Farbhersteller hält eine mangelnde Schichtstärke des Lacks für den Grund. Diese Rückmeldung macht uns eher ratlos, da wir die Teile der Werkstücke nach dem Grundieren zweifach lackieren.
Als Resümee seitens des Farbvertreters wurde die Schuld entweder an den Verzinker — in der Zinklegierung wäre ein zu hoher Aluminiumanteil — oder an uns wegen angeblich mangelhafter Ausführung der Lackierung weitergegeben. Anwälte meinten unisono, der Streitwert wäre zu gering im Verhältnis zu Zeitaufwand und Anwaltskosten. Wir würden in diesem Fall als kleiner Handwerksbetrieb gegen einen organisierten Industriekonzern mit Rechtsabteilung antreten.
Um aus diesem Dilemma auszusteigen, habe ich meine Arbeiten von einer Lackiererei beschichten lassen. Aber auch da gibt es Ärger mit einem Auftrag, den ich in Hamburg ausgeführt habe. Und die Rechtslage ist bei einer externen Lackierung für den Metallgestalter ungünstig. Nach dem BGB § 634 a übernimmt die Lackiererei nur für zwei Jahre die Gewährleistung, für die weiteren drei Jahre der Gewährleistung ist der Metallgestalter haftbar.
Da erst die Langzeiterfahrung mit dem 2K-Lack aussagekräftig ist, lässt sich zu dem jetzigen Zeitpunkt nichts sagen. Wir achten zurzeit peinlichst darauf, jeglichen Weißrost des frischen Zinks zu vermeiden. Die Teile lassen wir meistens trotz Zeitdruck ausgasen und beachten penibel die Abbindezeiten. Zum Vergleich: Ein Eingangstor, das wir in den 1950er Jahren verzinkt und ohne Grundierung nur einmal mit dem damaligen Glasuritlack lackiert haben, hat bis heute noch keinen Nachstrich gebraucht.“
Meister für Metallgestaltung Ernst Kraller,
83329 Waging am See:
„Seit 2003 verarbeiten wir die Lacke von ReiColor und seit 2009 verwenden wir den 2K-Epoxigrund/A und den 2K-AC-Decklack/A. Die ersten beiden Reklamationen erhielten wir im Mai 2014, die Werkstücke hatten wir 2011 und 2012 montiert. Im vergangenen Jahr kamen acht weitere Reklamationen hinzu, diese Werkstücke wurden 2013/2014 montiert. Dieses Jahr hatten wir vier Reklamationen von Werkstücken, die 2013 und 2014 montiert wurden. So summieren sich 14 Reklamationen.
Die Lackablösungen treten bei den Farbtönen DB 703 sowie dem Strukturlack glimmerschwarz und glimmerschwarzbraun auf. Der Schaden besteht vor allem darin, dass der Lack großflächig abplatzt und darunter eine starke Weißrostbildung sichtbar ist. Der finanzielle Aufwand, um die gemeldeten Schäden zu beheben, beläuft sich bislang auf konkret 37.000 Euro.
Da alle Schäden etwa zwei Jahre nach der Montage aufgetreten sind, haften wir aufgrund der fünfjährigen Gewährleistung vollständig. Wir haben noch kein Gutachten erstellen lassen, vermuten aber, dass die Farbe entweder wasserdurchlässig ist oder die Farbe seit einigen Jahren eine andere chemische Zusammensetzung hat oder dass sich die Zusammensetzung des Zinkbades des Feuerverzinkers geändert hat.
Einen Rechtsanwalt haben wir mit der Angelegenheit nicht beauftragt, weil wir nicht sicher wissen, ob es an dem Lack liegt. Möglicherweise hat sich wegen der nötigen Zertifizierungen auch die chemische Zusammensetzung des Zinkbades geändert. Eine vernünftige Rechtschutzversicherung kostet viel Geld, wir als kleine Firma können uns diese nicht leisten. Wir stehen im ständigen Kontakt mit dem Außendienstmitarbeiter, er kennt das Problem von Anfang an, weist aber alle Verantwortung von sich und gibt sogar unterschiedliche Ratschläge an die betroffenen Werkstätten. Auch der Verzinker weist jegliche Verantwortung von sich.“