Pharmol-Chef Kai-Peter Baumann
„Einfacher mit lösemittelhaltigen Systemen!“Kai-Peter Baumann produziert in seinem Unternehmen Pharmol zu 95 Prozent Speziallacke für die Metallbeschichtung. Zu seinen Kunden zählen viele Metallbaubetriebe. Fachautorin Dipl.-Ing. Ulrike Hensel erfuhr im Interview, worauf es beim Lackieren in der Werkstatt ankommt.
metallbau: Können Sie dem Metallbauer eher lösemittelhaltige oder wasserbasierte Systeme empfehlen?
Kai-Peter Baumann: Metalle sind immer mit Ölen, Fetten oder Wachsen verschmutzt. Für einen solchen Untergrund eignen sich lösemittelhaltige Systeme wesentlich besser. Bei wasserbasierten Systemen muss gegebenenfalls mit Trocknungsanlagen gearbeitet werden, damit das Wasser nicht zu lange einwirken kann und sich Rost bildet. Ich bin der Meinung, dass zumindest die erste Schicht auf dem Metall ein lösemittelhaltiges System sein sollte. Da tut sich der Metallbauer leichter und es gibt einen deutlich sichereren Korrosionsschutz.
metallbau: Heißt das, man kann etwas großzügig reinigen?
Baumann: Ganz und gar nicht. Die Güte einer Beschichtung hängt zur Hälfte von der Vorbehandlung ab. Entfetten gilt als Mindestanforderung, z.B. mit Nitrowaschverdünnung.
metallbau: Wie geht der Schichtaufbau weiter?
Baumann: Auf ein lösemittelhaltiges 2K-Epoxidharz kann man alles auftragen: lösemittelhaltig, lösemittelfrei, wasserbasiert. Sinnvoll ist es sicherlich, Lacke von einem Hersteller zu nehmen, da bleibt man im System.
metallbau: Worauf sollte der Metallbauer bei der Verarbeitung achten?
Baumann: Zunächst muss er den Untergrund gut vorbereiten und sich dann für ein Ein-, Zwei- oder Dreischichtsystem entscheiden. Auch bei Stahl sind mehrere Schichten möglich. Wichtig ist die Schichtdicke, denn sie bestimmt die Korrosivitätskategorie. Sie wird mit Messkämmen gemessen und vom Lackhersteller vorgegeben. Als Faustformel gilt: Die Trockenschicht ist etwa halb so dick wie die Nassschicht.
metallbau: Welche Schichtdicken sind für Außenbereiche optimal?
Baumann: Bei durchschnittlicher Beanspruchung sollte der Trockenfilm mindestens 80 µm, besser 120 µm sein.
metallbau: Kann der Metallbauer sämtliche Technologien ausführen?
Baumann: Er kann mit dem Pinsel, der Walze oder der Pistole lackieren, kann tauchlackieren, elektrostatisch auftragen oder einbrennlackieren. Im Grunde genommen ist die Technologie gleichgültig; jede hat Vor- und Nachteile. Beim Streichen, Walzen und Tauchen gibt es keine Sprühnebel, hier können Absaugeinrichtungen und Trockenfilter entfallen. Man hat eine nahezu 100-prozentige Lackausbeute und kann die Schichten dicker auftragen. Aber es dauert deutlich länger als mit der Becherpistole und man erreicht nur bei sehr großem Geschick diese optisch schöne Oberfläche. Manche Lacke, wie zum Beispiel Glimmerlacke, brauchen einen Sprayauftrag, damit die Teilchen gleichmäßig verwirbelt werden.
metallbau: Was ist mit elektrostatischen und Einbrennverfahren?
Baumann: Beim elektrostatischen Verfahren werden feinste Lacktröpfchen negativ aufgeladen und mit einem Luftstrom zum positiv aufgeladenen Objekt hin geblasen. Das funktioniert nicht bei jeder Geometrie und ergibt auch nur sehr dünne Schichten. Meist muss man den Lack mehrfach aufbringen, um die erforderliche Trockenschichtdicke zu erreichen. Einbrennlacke sind sehr hochwertige Zweikomponenten-Lacke und werden im Spritzverfahren aufgebracht. Der Härter ist bei Raumtemperatur blockiert, weswegen er gleich mit in die Dose gegeben werden kann. Bei etwa 140 °C vernetzt er sich mit dem Lackanteil. Allerdings braucht man dazu eine Einbrennkammer mit Absaugvorrichtung, was für einen Metallbaubetrieb eine recht große Investition ist.
metallbau: Worauf muss beim Spritzen, worauf beim Handlackieren geachtet werden?
Baumann: Beim Spritzen mit der Becherpistole ist vor allem auf die Viskosität zu achten. Die Farbe darf nicht zu dick sein, entsprechend gibt man Lösemittel oder Wasser dazu. Meist reicht eine Universaldüse von 1,6 mm Durchmesser. Das betrifft wasserverdünnbare genauso wie lösemittelhaltige Systeme und 1K-Produkte genauso wie 2K-Produkte. Beim Auftrag mit Pinsel oder Walze nimmt man das Produkt so, wie es angeliefert wurde, ohne zusätzliche Verdünnung.