Metallbautag in Steyr

Ein Highlight für die Branche

Alle zwei Jahre – im Wechsel mit der BAU in München – lädt die Arbeits­gemeinschaft der Hersteller von Metall-Fenster/Türen/Tore/Fassaden (AMFT)zum ­Österreichischen Metallbautag ein. Wichtige Programmpunkte 2014 waren ein Update zu aktuellen Normänderungen, neue Richtlinien für eine Entwicklung weg vom Billigstbieter zum Bestbieter und Möglichkeiten der Vorfinanzierung im Projektgeschäft.

Zum Branchentreffen im Museum für Arbeitswelt in Steyr kamen über 100 Teilnehmer – etwa 40 % davon waren Metallbauunternehmer, zahlreich die Repräsentanten der Zulieferer. Zum Einstieg referierten Dipl.-Ing. Linus Waltenberger und Dipl.-Ing. Maria Popp. Architekt Waltenberger arbeitet als Berater der M.O.O.CON, Architektin Popp bei BauXund Forschung und Beratung, beide in Wien. Die beiden Bauexperten gaben den Herstellern und Verarbeitern von Aluminiumfenstern Argumente an die Hand, wie sie unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit mit ihrem Material punkten können.

Wie der Vergleich für die unterschiedlichen Fensterelemente aus Alu, Holz/Alu, Holz, Kunststoff/Alu und Kunststoff ausfällt, wurde an einem Modellobjekt durchexerziert: Ein Nied-rigenergiehaus mit 25 % Fensterfläche, 28 Wohneinheiten und massiver Bauweise. Die Bauwerkskosten betragen 850 Euro/m² BGF, der Anteil der Fenster beträgt daran ca. 8 %.

„Aufgrund der relativ hohen Anschaffungskosten von Aluminiumfenstern ist es umso wichtiger die Vorzüge dieser Produkte auf ihre Nutzungsdauer von 50 Jahren hin zu kennen“, stellte Popp fest. So steht den hohen Anschaffungskosten der Alufenster die höchste Lebensdauer gegenüber. „Nach Mittelwerten der Fachliteratur brauchen Holz-Alufenster und Alufenster im Zeitraum von 50 Jahren keine Erneuerung, während Kunststoffund Holzfenster einmalig erneuert werden müssen“, erklärte Waltenberger. Werden die Lebenszykluskosten für das beschriebene Modellobjekt ausgerechnet, ergeben sich unter folgenden Rahmenbedingungen – Inflation 2 %, Baukostenindex 2,7 %, Energiekostenindex 4 % und Diskontsatz 3 % – folgende Ergebnisse: Für Alufenster belaufen sich die Lebenszykluskosten auf 3,8 %, für Holz/Alu auf 4,1 %, für Holz 7,1 %, Kunststoff/Alu 6,2 % und Kunststoff 5,4 %.

Bestbieter vor Billigstbieter

Unter dem Motto „Bestbieter vor Billigstbieter“ hat Dipl.-Ing. Karlheinz Rink, der Geschäftsführer der AMFT, neue Richtlinien vorgestellt, die bei der Auftragsvergabe im Metallbau dafür sorgen sollen, dass nicht allein der Preis über die Vergabe entscheidet. Hintergrund: Die angespannte wirtschaftliche Baukonjunktur in Österreich macht die Tür den Billigstbietern weiter auf. Rink konstatierte: „Der Wettbewerb wird schärfer, Billigstanbieter vernichten regionale Arbeitsplätze, die Wertschöpfung sowie Einnahmen aus Steuern und Abgaben gehen in Österreich verloren.“

Neue Ansatzpunkte für die Auftragsvergabe bietet die EU-Vergaberichtlinie 2014/24 und 2014/25 vom Februar dieses Jahres. „Darin werden umweltbezogene, soziale und arbeitsrechtliche Erfordernisse in die Verfahren zur Vergabe öffentlicher Aufträge mit einbezogen“, so Rink. Darüber hinaus werden auch gesetzliche Mindeststandards für die wirtschaftliche, technische und finanzielle Leistungsfähigkeit der ausführenden Betriebe empfohlen. „Damit soll die Qualität der zu erbringenden Leistung sichergestellt werden“, sagte Rink.

An diesen Paradigmenwechsel der EU knüpft die „Initiative Metallbautechnik“ (IM) an. Im Schulterschluss von AMFT und Aluminium-Fenster-Institut (AFI) wurden drei Module entwickelt, die ein Auftraggeber beziehungsweise der ihn beratende Ziviltechniker in seine Ausschreibungsunterlagen übernehmen kann. Modul I betrifft die Eignungskriterien, Modul II die Zuschlagskriterien und Modul III die Leistungskriterien. Unter Eignungskriterien wird beispielsweise die Vorgabe der Eigenkapitalquote von 15 - 20 % des ausführenden Betriebs verstanden, ferner findet die Beschäftigung von Azubis und älteren Arbeitnehmern Berücksichtigung oder auch die Anwendung von Qualitätssicherungsnormen und der Einsatz von Schlüsselpersonen wie Bauleitern. Eignungskriterien sollen als Mindestanforderungen an den Bieter gelten.

Vorfinanzierungen im Projektgeschäft

„Die gute alte Zeit unterscheidet sich erheblich von der aktuellen Realität der Unternehmen“, startete Dr. Walter Reckerzügl seinen Vortrag. Pünktliche Bezahlung nach einem fairen Zahlungsplan, überschaubare Forderungen bezüglich der Sicherheiten in Richtung Auftragnehmer und große Flexibilität der Banken stünden heute verzögerten Abschlags- und Schlusszahlungen gegenüber, Abzug von Deckungs- und Haftungsrücklass bei Abschluss- und Schlusszahlungen und verlängerte Gewährleistungsfristen binden Kapital und Bankgarantien, die Kreditvergabe ist aufgrund von Basel III restriktiver geworden.

Diese Annahmen untermauerte der Referent mit Umfragewerten unter 1.700 österreichischen Klein- und Mittelbetrieben im Jahr 2013. Dr. Reckerzügl informierte: „57,1 % der Unternehmen haben verschärfte Kreditbedingungen beklagt, dabei liegt mit 55,7 % die Baubranche im obersten Bereich. Das Hauptproblem waren für 96,1 % die zusätzlich geforderten Sicherheiten.“

Relativ konstante Ausgaben auf der einen Seite und unregelmäßige, teils unsichere Einnahmen auf der anderen Seite, das ist die Herausforderung des Projektgeschäftes. Nach den Erhebungen von Dr. Reckerzügl verlaufen die Einnahmen im Vergleich zu den Ausgaben mindestens etwa zwei Monate versetzt. Den Gewinn setzt der Experte im Schnitt mit 2 % an. Stellt ein Betrieb unter diesen schwierigen Voraussetzungen eine falsche Kalkulation auf oder kommt es zu einem auch unverschuldeten Zahlungsausfall, wird es sehr schnell eng. Für eine korrekte Berechnung der Bauzinsen im Angebot müssten folgende Einflussfaktoren (Beispielrechnung s. Infokasten Website) miteinbezogen werden:

¬ Zahlungsfristen des Bauvertrages

¬ Fälligkeitszeitpunkt der Verbindlichkeiten

¬ Höhe des Zinssatzes

¬ Vertragliche Gestaltung der Sicherstellungen

¬ Vertragsverhältnis zwischen Auftragnehmer und seinen Subunternehmern

Dr. Reckerzügl wies darauf hin, dass sich mit dem Zahlungsverzugsgesetz (ZVG) im März 2013 die Möglichkeiten wesentlich verbessert hätten, Rechnungen inklusive der Verzugszinsen einzufordern. „Vielfach machen die Unternehmen von den gesetzlichen Möglichkeiten keinen Gebrauch“, betonte er. Die Höhe der gesetzlichen Verzugszinsen liegt derzeit 9,2 % über dem Basiszinssatz – demnach aktuell bei 9,08 %. Obwohl nach dem ZVG die Zahlungsfristen für öffentliche Auftraggeber grundsätzlich 30 Tage betragen (in Ausnahmefällen kann auf 60 Tage verlängert werden), kommt die öffentliche Hand in Österreich derzeit noch immer auf eine durchschnittliche Zahlungsdauer von 42 Tagen.

Um angesichts der schwierigeren Lage bei der Projektfinanzierung den Überblick zu behalten, empfiehlt Dr. Reckerzügl, die Vorgaben aus dem Bereich der Liquidität ins operative Geschäft zu integrieren. „Techniker müssen verstärkt zu Generalisten werden“, meinte er.

Damit Metallbaubetriebe weiterhin größere Projekte finanziell stemmen können, schlug der Experte der Baubranche folgende Lösungen vor: Die Betriebe sollten stärker alternative Finanzierungsmöglichkeiten nutzen, die Betriebskennzahlen konsequent pflegen, sich verstärkt auf die Unternehmenspräsentation konzentrieren und gegenüber den AGs ein striktes Forderungsmanagement einhalten. Ferner gilt es, auf eine rasche und korrekte Rechnungslegung zu achten, die vertragsrechtlichen Möglichkeiten wie die präzise Berechnung der Bauzinsen und Verrechnung von Verzugszinsen usw. auszuschöpfen. Gegenüber Subunternehmen und Lieferanten sollte die vertragliche Gestaltung der Finanzierungsbestimmungen sorgfältiger ausgestaltet werden. Prinzipiell räumte Dr. Reckerzügl jenen Unternehmen die besten Marktchancen ein, die sich schnell und flexibel auf den sich ständig wandelnden Markt einstellen – ob dies nun die Projektfinanzierung oder die Zertifizierung nach novellierten Normen betrifft.

Beispielrechnung

Projektvolumen: 10 Mio. Euro

Projektdauer: 12 Monate

Gewährleistung: 36 Monate

Deckungsrücklass: 5%, unbar ablösbar (für 13 Monate)

Haftungsrücklass: 2%, unbar ablösbar (für 36 Monate)

Zahlungsziel Auftraggeber (Prüf- und Zahlungsfrist ab Rechnungslegung mit Monatsende): 75 KT

Kosten Bankgarantie: 1,5% p.a.

Kosten Finanzierung: 6,5% p.a.

Zahlungsziel AN: 45 KT


Demnach errechnet sich folgender Wert als Ansatz für die Bauzinsen im K3-Blatt:

Deckungsrücklass: 10 Mio. x 5% / 2 x 1,5% x 13 / 12 = 4.063 Euro = 0,04%

Haftungsrücklass: 10 Mio. x 2% x 1,5% x 36 / 12 = 9.000 Euro = 0,09%

Barvolage: 10 Mio. x 6,5% / 365 x (75 - 45) KT = 53.424,66 Euro = 0,53%


Im Ergebnis sind bei diesem Beispiel 0,66% als Ansatz für die Vorfinanzierung (Bauzinsen) im K3-Blatt einzusetzen.




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