Interview

Mirco Gertsch von Forster

„Unser Bausektor ist relativ unbeschadet!“

Forster – Produzent von Stahlprofilen und Spezialist im Bereich Brandschutz hat in der D-A-CH-Region eine starke Marktposition. Zu je gut 40 Prozent werden die Systemprofile in der Schweiz und Deutschland verarbeitet, zu knapp 20 Prozent in Österreich. Mirco Gertsch hat als Leiter Technische Beratung Schweiz einen Überblick über rund 1.000 Schweizer Metallbauunternehmen und 2.500 Architekturbüros. Wir haben ihn in Arbon während einer Schulung für Lizenznehmer von Forster Brandschutzprofilen zum Gespräch getroffen und nach der aktuellen Lage der Branche gefragt. Seit April hatten in der Schweiz über 190.000 Unternehmen für rund 1,9 Mio. Mitarbeiter Kurzarbeitsentschädigung beantragt. Dies umfasst rund 36 Prozent aller Schweizer Angestellten.

metallbau: In welcher Situation ist die Schweizer Branche des Metallbaus Anfang September?

Mirco Gertsch: In der Schweiz gab es im Bausektor keinen richtigen Einbruch durch die Pandemie. Nach dem, was mir von unseren Außendienstmitarbeitern bislang rückgemeldet wurde, ist der Bausektor nicht betroffen.

metallbau: Welche Segmente sind aktuell in der Schweiz besonders gefragt?

Gertsch: Was bei uns an der Spitze steht, ist der Brandschutz. In den letzten Monaten verzeichnen wir einen Zuwachs bei den unter Denkmalschutz stehenden Altbausanierungen. Bauherren lassen Außenhülle und Innausbau ihrer Gebäude neu gestalten.

metallbau:  Gab es während der Corona-Krise mit den Lieferketten Probleme?

Gertsch: Vieles, was wir zukaufen, kommt aus Deutschland – da hatten wir pandemiebedingt keine Lieferschwierigkeiten. Bei der Auslieferung unserer Produkte gab es keine Probleme.

metallbau: Hatten die Metallbauer Probleme mit ihren Lieferanten?

Gertsch: Ich glaube nicht, dass unsere Metallbauer Schrauben aus China bestellen, der Schweizer hält sein Land hoch und bestellt möglichst hierzulande. Wahrscheinlich hat die Pandemie diese Haltung noch verstärkt.

metallbau:  Waren die Baustellen nicht teilweise gesperrt?

Gertsch: Auf den Baustellen wurde mit Schutzmaßnahmen weitergearbeitet. Nein, ich kenne kein Metallbauunternehmen und auch keine Baustelle, auf der wegen eines Covid-19-Falls nicht mehr gearbeitet werden durfte. Die Medien haben berichtet, dass Baustellen in den Kantonen Waadt und Genf geschlossen werden mussten, aber das war nur für eine kurze Zeit.

metallbau: Sind die forster Außendienstmitarbeiter wieder vor Ort bei den Kunden?

Gertsch: Seit zwei Monaten sind unsere Außendienstmitarbeiter wieder verstärkt persönlich mit den Kunden im Kontakt, natürlich mit Schutzmaßnahmen. Für Besucher von außen gilt meist Maskenpflicht.

metallbau:  Inwiefern werden Außendienstmitarbeiter künftig verstärkt via Videokonferenz mit den Metallbauern kommunizieren?

Gertsch: Der persönliche Kontakt war für uns immer sehr wichtig, aber durch die Pandemie hat ein Umdenken stattgefunden. Ich kann mir vorstellen, dass er sich künftig reduziert. Aktuell werden vermehrt Videokonferenzen über Skype usw. mit Kunden abgehalten, die keinen Besuch empfangen wollen, aber auf unsere Beratungen angewiesen sind. Diese Art von Kommunikation hat sich während des Lockdowns massiv verstärkt und bewährt. Auch Schulungen via Web wurden von Kunden positiv aufgenommen, die Neuerung werden wir sicher beibehalten beziehungsweise weiter ausbauen.

metallbau: Mir haben schon Schweizer Metallbauer von schwierigen Auftragslagen berichtet, welchen Eindruck haben Sie von der Auftragslage in der Branche?

Gertsch: Ich meine, insgesamt war der Arbeitsvorrat der Branchenunternehmen groß genug, um so einen vorübergehenden Leerlauf bei den Auftragseingängen zu überbrücken. Unsere Metallbauer sind normalerweise ein bis zwei Monate voraus ausgelastet und es gab durchaus Betriebe, die im Frühling gesagt haben, dass sie für die nächsten vier bis fünf Monate voraus mit Aufträgen ausgelastet sind. Was wir jedoch feststellen mussten, ist, dass teilweise die Preise massiv unter Druck geraten sind.

metallbau:  Wie ist es mit Kurzarbeit, sind Ihnen Branchenbetriebe bekannt, die auf Kurzarbeit zurückgreifen mussten? Der Schweizer Bundesrat hat ja im Juli die Entschädigung durch Kurzarbeit um 6 Monate auf 18 Monate verlängert.

Gertsch: Forster Profilsysteme nutzt selbst das Angebot der Kurzarbeit in der akuten Covid-19-Krise. Es haben sicher einige Architekturbüros und Metallbaufirmen die Kurzarbeit
in Anspruch genommen, allerdings ist mir kein Architekturbüro oder Metallbauer direkt bekannt, die Kurzarbeit gemacht
haben.

metallbau: Bei vielen sind während der akuten Corona-Krise die Aufträge nur noch zähflüssig eingegangen, wie schätzen Sie die Situation für den Herbst ein?

Gertsch: Durch den Lockdown gab es sicher Verzögerungen bei den Genehmigungen von Gebäuden, deshalb stellen wir uns schon die Frage, wie sich die Situation im Herbst darstellt. Aber man wird sehen, prinzipiell sind die Metallbauer im Herbst immer sehr gut ausgelastet. Gebäudehüllen müssen ja zum Winter hin geschlossen werden, von daher sollte die Branche vom wetterbedingten Arbeitsdruck profitieren.

metallbau: Meinen Sie, dass künftig durch ein verstärktes Homeoffice, ganz allgemein Büros nicht mehr so gebraucht werden?

Gertsch: Dass die Nachfrage nach Büroflächen wegen der Corona-Erfahrungen sinkt, kann ich mir fast nicht vorstellen. Es gab schon vor Corona eher ein Überangebot an Objekten mit Büroflächen, das hat meiner Ansicht nach nichts mit der Pandemie zu tun.

metallbau:  Wird es nicht trotzdem schwieriger für die Investoren, ihre Büroflächen zu vermieten?

Gertsch: Es dürfte schon schwieriger werden. Durch die Pandemie hat ein Umdenken stattgefunden; Mitarbeiter werden neben dem Arbeitsplatz im Büro vermehrt im Homeoffice arbeiten dürfen. Dann wird ein bestimmter Prozentsatz an Büroplätzen zur Verfügung gestellt und mit Homeoffice ausgeglichen. Mitarbeiter werden sich dann einen Arbeitsplatz teilen müssen, die Arbeitswelt wird mobiler.                                         

www.forster-profile.ch

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