Mobile Schweißtechnik
Akku Geräte ergänzen die AusstattungAkkubetriebene Werkzeuge gehören längst zur unverzichtbaren Basisausstattung in Industrie und Handwerk. Auf der Beliebtheitsskala ganz weit oben werden bald auch akkubetriebene Schweißsysteme rangieren. Dafür sprechen die ersten Praxiserfahrungen mit den Geräten marktführender Hersteller. Die Redaktion metallbau hat sich bei einigen Anwendern umgehört.
V on Fronius gibt es das mobile Schweißgerät AccuPocket.
Zu den Anwendern der ersten Stunde zählt die Bergbahn AG Kitzbühel. Sie nutzt das mobile Elektroden-Schweißgerät bei Montage- und Reparatureinsätzen in unwegsamem Gelände mit großem Erfolg. Dank des besonders leistungsfähigen Lithium-Ionen-Akkus und damit einhergehend der langen netz- unabhängigen Schweißzeit lassen sich solche Einsätze wesentlich schneller und mit weniger Manpower als bisher durchführen. Lorch hält seinen nicht mal fünf Kilogramm schweren MicorStick 160 dagegen. Das Leichtgewicht kann an eine konventionelle Stromquelle angeschlossen werden oder an das eigene Akkupack, das wie ein Rucksack einfach huckepack getragen wird.
Auf der Skipiste
Fronius trägt mit seinem mobilen Schweißgerät zur Legendenpflege bei. Die Legende ist die Streif, eine der berühmtesten und anspruchsvollsten Skipisten der Welt im österreichischen Kitzbühel. Das 463 Hektar umfassende Skigebiet erstreckt sich über Höhen von 800 bis 1.200 Metern. Zur Infrastruktur gehören auch 54 Skilifte, 32 Pistenraupen und ganze vier eigene Werkstätten, in der unter anderem acht geprüfte Schweißfachkräfte beschäftigt werden. Zu deren Aufgaben gehört in den Sommermonaten die Reparatur der Versorgungsschächte, die Strom und Wasser für die fast 1.000 Schneeerzeuger bereitstellen. Deren Abdeckung wird im Winter oft beim Präparieren der Piste an den Scharnieren beschädigt, da sie für die Fahrer der Pistenraupen unter der Schneedecke nicht zu lokalisieren sind. 700 Schächte gibt es, mit dem Auto sind sie nicht zu erreichen. Und während die Handwerker auf Wartungstour sind, müssen sie schauen, woher sie ihren Strom bekommen. Der Strom an den Beschneiungsanlagen wird im Sommer nämlich aus Sicherheitsgründen abgeschaltet. Die Lösung bestand bislang aus einem rund 200 Kilogramm schweren 6-kV-Generator. Um diesen an- und abzutransportieren brauchte es bislang vier Mann.
Die Lösung lautet: mobile Technik. So arbeitet die Bergbahn AG mittlerweile mit dem AccuPocket von Fronius. Dieses speziell für den mobilen Einsatz konzipierte und mit Hochleistungsakkus ausgestattete Gerät hat die Verantwortlichen in kürzester Zeit überzeugt: „Wir haben uns nach ersten Tests kurzfristig wegen der klaren Vorteile zu einem Kauf entschieden“, sagt Betriebsleiter Uli Aufschnaiter.
Leistungspotenzial und Funktion
„Als Vorbereitung für einen Einsatz muss ich neben dem sonstigen Arbeitsmaterial nur noch den Transportkoffer mit der vollgeladenen AccuPocket ins Auto packen, und schon kann ich loslegen“, sagt der Bergbahn-Schweißtechniker Daniel Seyer. Er arbeitet mit der AccuPocket fast täglich im Gelände. „Vor Ort muss ich das Gerät nur aus dem Koffer nehmen, der auch Platz für die Schweißhandschuhe, den Schlackenhammer und die notwendigen Systemkomponenten bietet, und die letzten Meter zum Einsatzort gehen.“ Das Set wiegt inklusive Akku nur elf Kilo. „So bin ich dank der Netzunabhängigkeit und Kompaktheit der AccuPocket pro Einsatz mindestens eine halbe Stunde schneller fertig“, sagt Seyer.
Die Ladungskapazität der fest eingebauten Akkus von ca. 400 Wh reicht dabei nach Seyers Erfahrung, um etwa elf 2,5-mm-Elektroden oder acht 3,25-mm-Elektroden zu verarbeiten. Für Schweißanwendungen in größerem Umfang kann AccuPocket im Hybridbetrieb an einem Generator betrieben werden. Dafür reicht aber ein kompakter 2-kVA-Generator aus, der etwa 20 Kilo wiegt. Auch das schafft ein Mitarbeiter alleine. Ein kompletter Ladezyklus am mitgelieferten Ladegerät AccuCharger dauert eine halbe Stunde. „Das bedeutet in der Praxis, dass die Schweißer ihr Gerät über Nacht und in der Mittagspause an die Ladestation hängen und danach wieder die volle Akkukapazität zum Schweißen zur Verfügung haben“, so Betriebsleiter Aufschnaiter.
Für die Baustellenmontage
Mitbewerber Lorch bietet eine Kombination aus MicorStick und AkkuPack Mobile Power1. Peter Hühn von der Firma MaStaB Stahl- und Industriebau in Marburg ist ebenfalls überzeugt. „Das ist schon genial“, lautet sein Fazit. „Auf Baustellen ist es oft so, dass wir sehr weite Wege gehen müssen, um an den Strom heranzukommen. Da spart das neue Gerät viel Zeit.“ Zudem ist ein Anschluss auf der Baustelle nicht in jedem Fall die Lösung, denn es bedeutet noch lange nicht, dass man auf stabile Leistung setzen kann. „Hängen zu viele Geräte auf einmal am Stromnetz, kann es schnell zu Schwankungen oder Überlastungen kommen“, so Hühn weiter. Das macht dem Schweißer das Leben schwer und ein gutes Arbeiten oft schwierig.
Hühn bevorzugt die Akku-Lösung vor allem für Montageeinsätze, bei denen Flexibilität gefragt ist. Dabei schätzt er vor allem die Micor-Invertertechnologie, die Lorch hat patentieren lassen. Sie sorgt für einen gleichbleibend starken Lichtbogen und gleicht Netzspannungsschwankungen von minus 40 bis plus 15 % aus. „Der MicorStick gibt mir die doppelte Freiheit“, so Hühn. „Ich kann übers Stromnetz schweißen oder über Akku – aber immer mit sehr guten Schweißergebnissen.“
Ein MicorStick-Elektrodenschweißgerät in Verbindung mit MobilePower verleiht dem Schweißer auf der Baustelle die völlige Bewegungsfreiheit und macht ihn unabhängig von fehlenden, weit entfernten oder überlasteten Stromquellen. Die smarte Lösung als „Accu-ready“-Version ermöglicht die Zuführung von Strom aus dem 230-Volt-Lichtnetz, einem Generator oder direkt aus dem Akkupack MobilePower.
Weil es auf der Baustelle mitunter etwas robuster zugeht, sind die MicorStick-Schweißanlagen sturzsicher bis zu einer Höhe von 80 Zentimetern. Das ist mehr als das Dreifache der Norm. Und das bei einem Gewicht von nur 4,9 Kilogramm. Kurzum: Der perfekte Partner für alle normalen Montageeinsätze – am Boden, auf der Montagebühne oder wo sonst noch mobile Schweißlösungen gefragt sind. „Ein quasi autarkes Schweißsystem bedeutet für uns eine große Erleichterung“, sagt Hühn. „Das spart uns viel Zeit und damit auch bares Geld.“
Im Weinberg
Metallbaumeister Andreas Klöckner von der Schlosserei Klöckner in Winningen nimmt das Gerät mit in die Reben. So reparierte er beispielsweise mit der mobilen Schweißtechnik von Lorch eine Weinbergbahn an der Mosel. „Das Gerät hat ein gutes Zündverhalten. Das ist die Voraussetzung für ein sauberes, gleichmäßiges Schweißen“, sagt er. Mit einer Akkuladung hat er 20 Edelstahlelektroden mit einem Durchmesser von 2,5 Millimetern geschweißt. Angenehm findet er, dass der Akku trotz guter Leistung nicht zu schwer ist. „Den kann man gut tragen“, sagt Klöckner.