Normung bei Fensterbeschlägen
Aktueller Stand und AusblickDamit eine neue Norm auf den Weg gebracht oder eine bestehende überarbeitet wird, muss ein Arbeitsauftrag erteilt werden. Über die formalen Arbeitsabläufe und aktuelle Änderungen für die Normen von Fensterbeschlägen informiert Dipl.-Ing. Robert Krippahl vom ift Rosenheim.
Europäische Normen rund um das Fenster, die Tür oder auch die darin verbauten Beschläge werden im CEN Technischen Komitee (TC) 33 bearbeitet. Bei den Fensterbeschlägen gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichsten Bauteilen, die alle getrennt voneinander normativ behandelt werden.
Besteht die Notwendigkeit, ein neues Regelwerk zu erarbeiten, oder ist ein bestehendes Regelwerk zu überarbeiten, so wird im Technischen Komitee ein Arbeitsauftrag auf den Weg gebracht. Im Fall der Fensterbeschläge werden die Arbeiten an die untergeordnete Arbeitsgruppe (Working Group, WG) für Beschläge (WG4) übergeben, bei der die Detaildiskussionen wiederum in Untergruppen, sogenannten Task Groups – TG – (in TG13) geführt werden.
Handling für einen Arbeitsauftrag
Auf Basis des Arbeitsauftrags (Work Item, WI) formulieren die Fachleute in der Working Group bzw. in diesem Fall in der TG13 einen Normentwurf („prEN“ für pre-EN). Dieser Entwurf wird vom CEN über die nationalen Normungsorganisationen (für Deutschland ist dies das DIN) mit der Möglichkeit von Einsprüchen für jedermann veröffentlicht. Die Einsprüche werden über die nationalen Normungsorganisationen zur Beratung an das CEN-Gremium (hier also CEN/TC33/WG4/TG13) gegeben. Der Entwurf wird entsprechend den Einsprüchen erneut diskutiert und überarbeitet. Diese überarbeitete Fassung wird als finaler Schlussentwurf („FprEN“) nur noch zur Abstimmung (Befürwortung oder Ablehnung) gestellt; dabei sind lediglich noch redaktionelle, jedoch keine inhaltlichen Änderungen mehr möglich. Abschließend wird das so erarbeitete Dokument als europäische Norm („EN“) verabschiedet.
Dieses Dokument ist aufgrund von Verträgen zwischen CEN und den nationalen Normungsorganisationen als nationale Ausgabe der europäischen Norm – wie zum Beispiel in Deutschland als „DIN EN“ – zu veröffentlichen. Auch müssen dann nationale Regelwerke mit gleichen bzw. widersprüchlichen Inhalten zurückgezogen werden. Es besteht die Möglichkeit, europäisch nicht berücksichtigte, aber national notwendige, festzulegende Parameter über sogenannte „Restnormen“ weiterhin zu normen, wobei aber kein Widerspruch zu den europäischen Normen entstehen darf.
Der Großteil der Normen für Fensterbeschläge wurde von der Task Group 13 (TG13) mit der Normenfamilie der EN 13126 erarbeitet. Werden im Teil 1 gemeinsame Anforderungen an alle Arten von Beschlägen festgelegt, so sind in den Teilen 2 bis 19 die Leistungsmerkmale von Einreibverschluss über Drehkippbeschlag bis Schiebeverschluss unterschiedlich festgelegt.
Status: Beschläge für Fenster und Fenstertüren
In der Tabelle rechts ist jeweils für die deutsche Ausgabe der Europäischen Normen bzw. Normentwürfe der Status der Überarbeitung dargestellt: Ungefähr die Hälfte der Normen wird derzeit nicht bearbeitet („keine Änderung“) bzw. bei diesen sind aktuell keine Anpassungen geplant. Bei den in der Tabelle als PWI (Pre Working Item) bezeichneten Dokumenten hat die Frist zur Erarbeitung eines Normentwurfes (prEN 8 Monate) noch nicht begonnen.
Größere Änderungen ergeben sich bei den Teilen 15-17 der DIN EN 13126. In Zukunft werden diese unabhängig von der EN 13126-1 sein. Ebenso wurde der Klassifizierungsschlüssel von neun auf fünf Stellen angepasst: Haltbarkeit, Masse, Korrosionsbeständigkeit, Testgröße und auch der vorgesehene Einsatzzweck.
Die Durchführung der Prüfung sowie die Anzahl der zu prüfenden Zyklen wurde den Klassen H1 (5.000), H2 (10.000) und H3 (20.000) im Einklang mit der Prüfnorm EN 1191 bzw. der Klassifizierungsnorm EN 12400 für betriebsfertige Fenster angepasst. Dies erlaubt für die Austauschregeln der Beschläge nach den ift-Zertifizierungsprogrammen QM 345, QM 346 und QM 347 eine abgestimmte Nachweisführung in den Beschlags- und Fenster-Nachweisen. Frühestens Ende 2018 ist mit der Verabschiedung der EN-Normen zu rechnen.
Bezüglich der EN 13126-6:2009-02 „Scheren mit veränderlicher Geometrie (mit oder ohne Friktionssystem)“ wurde ein Schlussentwurf (FprEN) vorgelegt. Als maßgebliche Änderung ist auch hier die Unabhängigkeit von der EN 13126-1, die Reduzierung auf einen 5-stelligen Klassifizierungsschlüssel und auch die Anpassung der zu prüfenden Zyklenzahl zu nennen. Ab dem dritten Quartal 2018 ist mit dieser EN zu rechnen.
Die aktuellste Anpassung betrifft jedoch die Prüfung von Drehkipp-, Kippdreh- und Dreh-Beschlägen nach EN 13126-8. Die DIN-EN-Norm wurde 2018-1 veröffentlicht. Bezüglich der Änderungen kann, ohne an dieser Stelle ins Detail zu gehen, auf die Aussagen zu EN 13126-6 verwiesen werden. Auch hier ist sowohl das im Zusammenhang stehende ift-Zertifizierungsprogramm QM 328 als auch die RAL-GZ 607/3 zu nennen.
Als Beispiel einer sich ergebenden nationalen Restnorm ist für Deutschland die DIN 18267 „Fenstergriffe – Rastbare, verriegelbare und verschließbare Fenstergriffe“ zu nennen. Die wichtigsten, national geregelten Parameter sind die Abmessungen von Vierkant, der Verschraubungen und deren Abhängigkeit bezüglich Lage und Distanz, die ergänzend zu den europäischen Parametern nach EN 13126-3 nachzuweisen sind.
Fazit
Die Normungsarbeit lebt von den sich entwickelnden Produkten. Der Stand der Technik ist in den Regelwerken zu berücksichtigen. In Abhängigkeit der Tragweite von Änderungen werden existente Normen mehr oder weniger schnell überarbeitet oder neu erstellt. Somit ist davon auszugehen, dass in regelmäßigen Abständen auch der Status der Normen zur Prüfung von Fensterbeschlägen auf den Prüfstand muss und dieser Beitrag lediglich den Status zum Jahreswechsel beschreibt.
Literatur
[1] DIN EN 13126-1:2012-02
Teil 1: Gemeinsame Anforderungen an alle Arten von Beschlägen
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[2] DIN EN 13126-2:2011-12
Teil 2: Einreibverschlüsse
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[3] DIN EN 13126-3:2012-02
Teil 3: Betätigungsgriffe, insbesondere für Drehkipp-, Kippdreh- und Drehbeschläge
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[4] DIN EN 13126-4:2009-01
Teil 4: Kantenverschlüsse / Treibriegelverschlüsse
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[5] DIN EN 13126-5:2015-01
Teil 5: Vorrichtungen zur Begrenzung des Öffnungswinkels von Fenstern
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[6] DIN EN 13126-6:2009-02
Teil 6: Scheren mit veränderlicher Geometrie (mit oder ohne Friktionssystem)
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[7] DIN EN 13126-7:2007-12
Teil 7: Fallen-Schnäpper
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[8] DIN EN 13126-8:2006-5
Teil 8: Drehkipp-, Kippdreh- und Dreh-Beschläge
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[9] DIN EN 13126-9:2013-04
Teil 9: Beschläge für Schwing- und Wendefenster
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[10] DIN EN 13126-10:2009-2
Teil 10: Senkklappflügel-Systeme
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[11] DIN EN 13126-11:2009-2
Teil 11: Umkehrbeschläge für auskragende Schwing-Klappflügelfenster
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[12] DIN EN 13126-12:2009-3
Teil 12: Drehflügel-Umkehrfenster
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[13] DIN EN 13126-13:2012-8
Teil 13: Ausgleichgewichte für Vertikal-Schiebefenster
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[14] DIN EN 13126-14:2012-8
Teil 14: Einreiberverschlüsse für Schiebefenster
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[15] DIN EN 13126-15:2008-04
Teil 15: Horizontalschiebe- und Faltschiebe-Fenster und Fenstertüren
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[16] DIN EN 13126-16:2008-04
Teil 16: Beschläge für Hebeschiebe-Fenster und -Fenstertüren
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[17] DIN EN 13126-17:2008-04
Teil 17: Beschläge für Kippschiebe-Fenster und -Fenstertüren
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[18] DIN EN 13126-19:2011-05
Teil 19: Schiebeverschlüsse
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[19] DIN 18267:2015-02
Fenstergriffe – Rastbare, verriegelbare und verschließbare Fenstergriffe
Beuth Verlag GmbH, Berlin