Rotarier halten Prinzipien
Matauschek pflegt Eigensinn bis ins ProfilIm österreichischen Kapfenberg führt Franz Matauschek seinen Betrieb abseits vom Mainstream, lebt Nachhaltigkeit und schätzt seine Mitarbeiter. Der Markt gibt ihm recht: Qualität und Langlebigkeit wird von vielen Kunden honoriert. Fachredakteurin Ulrike Hensel erfuhr im Gespräch von der Philosophie und den Zielen des Metallbauunternehmens mit 100-jähriger Tradition.
Das Unternehmen Alutechnik Matauschek versteht sich selbst als Maßschneider für Aluminium-Glas-Lösungen für den gehobenen Wohnbau. Das Besondere dabei ist, dass Geschäftsführer Franz Matauschek auf der ganzen Linie einen eigenen Weg eingeschlagen hat. Die Firma im österreichischen Kapfenberg verwendet nur selbst entwickelte Aluminiumprofile, bezieht die meisten Produkte aus der nächsten Umgebung, produziert umweltschonend und lebt Nachhaltigkeit. Matauschek betrachtet seine Mitarbeiter als sein wichtigstes Kapital, das sagt er nicht nur so dahin. Er praktiziert diese Einstellung. Als Rotarier hält er sich an die 4-Fragen-Probe, die der Wegweiser für sein Denken und Handeln sind:
¬ Ist es wahr?
¬ Ist es fair für alle Beteiligten?
¬ Wird es Freundschaft und guten Willen fördern?
¬ Wird es dem Wohl aller Beteiligten dienen?
Hilfsbereitschaft, Wahrheit und guter Wille sind ständig zu spüren, wenn Franz Matauschek über Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten spricht. Im Unternehmen arbeiten 70 Mitarbeiter, davon 10 Auszubildende, die sich auf die Bereiche Produktion, Montage und Verwaltung verteilen. Als Unternehmer fühlt er sich für sie und ihre Familien verantwortlich, kümmert sich um sie, unterstützt sie bei persönlichen Problemen. Von den Angestellten kommen die meisten aus der Nachbarschaft, viele sind direkt nach der Schule bei ihm gestartet, manche haben sich weiter qualifiziert und wurden Vorarbeiter, Ingenieure oder Außendienstmitarbeiter. „Das heißt für uns gelebte Nachhaltigkeit“, sagt Franz Matauschek. Sicher entspricht dieser Umgang dem eher dörflich geprägten Leben der kleinen steirischen Stadt Kapfenberg, 60 Kilometer nördlich von Graz, wo das Unternehmen seit 100 Jahren ansässig ist. Auf keinen Fall aber ist es selbstverständlich für ein modern geführtes Unternehmen.
Franz Matauschek ist es wichtig, dass er auch mit seinen Kunden und Lieferanten freundschaftlich und ehrlich umgeht: „Ehrlichkeit bedeutet für mich, dass es keine Spielchen, Preisdrückereien oder faulen Ausreden gibt. Man kann nicht unehrlich nachhaltig sein.“
Natürlich versteht sich Matauschek nicht als ‚Mutter Teresa‘, auch wenn er mit diesem Vergleich manchmal geneckt wird. Aber er kann eben auch nicht aus seiner Haut, sagt er, und will auf jeden Fall, dass seine „Mitarbeiter auch gut leben können“ .
Autarke Produktion. Auf das Potenzial seiner Mitarbeiter kann Franz Matauschek stolz sein. Sämtliche Aluminiumprofile für Fenster, Fassaden, Wintergärten oder Türen sind Eigenentwicklungen. Systemanbieter lehnt er ab, weil er nicht abhängig sein will von deren Entwicklungszyklen. Das jüngste, mehrfach ausgezeichnete Produkt ist das Bionium-Fensterprofil (s. Kasten).
Von der Ideenskizze bis zum Angebot, vom Freigabenkatalog mit 2D- und 3D-Zeichnungen bis zur Fertigung und Montage kommt alles aus einer Hand. „Wir sind eigentlich autark“, sagt Matauschek und betont: „Das gibt uns eine gewisse Unabhängigkeit und Flexibilität.“ Realisiert werden die verschiedensten Stilrichtungen. Bausätze werden nicht angeboten. Entsprechend ausgestattet ist der Maschinenpark mit Gehrungssägen, Biegemaschinen, einer Wasserstrahlschneideanlage, Fräs- und Bearbeitungszentrum, einem Profilstangenbearbeitungszentrum, ein Biege- und Blechbearbeitungszentrum und eine Lackieranlage. Franz Matauschek gibt sich bescheiden: „Wir haben das Notwendigste, mehr nicht.“ Viel wichtiger seien ihm die Fähigkeiten seiner Mitarbeiter, also deren Können, Erfahrung und Gefühl.
Ihm ist es wichtiger, die Lieferwege bewusst kurz zu halten, sodass die meisten zugekauften Produkte und Dienstleistungen aus der näheren Umgebung stammen. „Ich nehme nicht den billigsten Anbieter aus China, sondern lieber einen aus der gleichen Ortschaft, der vielleicht 15% teurer ist, aber es ist einfach ein wesentlich angenehmeres Gefühl.“
Auf dem Dach der Produktionshalle ist eine 2.060 m² große Photovoltaik-Anlage mit 270.000 kWh Jahresleistung installiert, die mehr Strom produziert als für den Eigenbedarf erforderlich ist. Somit werden alle Produkte rein rechnerisch CO2-neutral hergestellt. Der Müll wird sorgfältig getrennt oder am besten ganz vermieden. So sind die Putzlappen nicht neue Industrieputzlappen, sondern wiederverwertbare Frotteehandtücher, die erst nach Gebrauch entsorgt werden.
Partner in Bayern gesucht. Kann man mit einem solchen Konzept unternehmerisch erfolgreich sein? Ja, sagt Matauschek ganz klar. Er weiß sehr wohl, dass es Kunden gibt, die nach einer Angebotslegung lieber zu den Billiganbietern wechseln. Aber er weiß auch, dass seine Produkte in der Premiumklasse spielen und dass es viele Kunden gibt, die genau diese hohe Qualität, Zuverlässigkeit und Langlebigkeit schätzen. „Und auch das hat etwas mit Nachhaltigkeit zu tun. Der Preis ist nicht alles, das ist nur ein Teil des Produkts“, sagt Matauschek.
Vor über 100 Jahren gründete sein Urgroßvater Franz Matauschek den Betrieb als Hufschmiede. Seit der Zeit hat sich viel getan. So hat Franz IV. dem Betrieb ein neues Konzept gegeben, als er diesen von seinem Vater Franz III. übernommen hat. „Jede Generation setzt andere Akzente und hinterlässt ihre Spuren“, resümiert der zweifache Familienvater. Wie soll es weitergehen? Auf jeden Fall nachhaltig und mit den selbstgesteckten hohen ethischen Werten. „Wir wollen ein positives Unternehmen in die Zukunft schicken. Kein profitorientiertes, sondern ein am Menschen orientiertes. Darum werden wir uns auch nicht in einen Preiskampf zum Beispiel mit osteuropäischen Firmen begeben, das ist unrentabel und wäre keine Dauerlösung. Wir bedienen ein anderes Segment, das Wert auf Individualität, Qualität und Langlebigkeit legt.“
Wenn möglich, möchte Matauschek gern Richtung Oberbayern/München expandieren, denn „die bayerische Mentalität ist der unseren nicht unähnlich“, sagt er. Schon jetzt hat er dort einen bedeutenden Marktanteil, der seiner Ansicht nach viel Potenzial bietet. Darum sucht er zurzeit einen Metallbaubetrieb als Partner in dieser Region. Auf der Münchner Handwerksmesse im März stellt er bereits seit vielen Jahren aus.
Ansonsten wartet er mit weiteren Aktivitäten in Deutschland und der Schweiz lieber noch ab. Von der Europäischen Union und einigen derzeitigen politischen Entwicklungen in Zentraleuropa ist Matauschek eher enttäuscht und befürchtet in der Zukunft eine Zunahme der Bürokratie. Das Verschwinden der europäischen Grenzen sieht er für den Vertrieb und für die Garantieleistungen seiner Produkte allerdings sehr positiv. „Wir sind alle in der EU, ich sehe da keine Grenze.“ Auch die in Details verschiedenen Normen, Baurichtlinien und Brandschutzvorschriften von Österreich und Deutschland nimmt er gelassen. Diese seien in Österreich wesentlich strenger, da tue er sich in Deutschland leichter. Die Zulassungen habe er jedenfalls allesamt.