Rückblick auf die R + T
Welcome Apple, Google & AmazonAuf der R + T 2015 wurde in punkto Smart Home klar, Steuerungen mit wenigen bis keinen Schnittstellen sind eine Sackgasse, auch für das Sonnenschutzsegment. Dieses Jahr warben die Hersteller in Stuttgart mit offenen Schnittstellen und ihren Kooperationen mit Apple & Co.
Die R + T stellte einmal mehr das Innovationspotenzial der Sonnenschutzbranche unter Beweis. Warema reiste mit 34 Neuheiten nach Stuttgart und rechnete bei der Pressekonferenz vor: In einem Gebäude mit einem intelligent geplanten automatischen Sonnenschutz wird bis zu 30 Prozent weniger Heizwärme benötigt. Würde der gesamte Gebäudebestand in Deutschland mit automatisierten Abschlüssen ausgestattet, entspräche dies der Heizenergieeinsparung in Höhe der Energieproduktion von ein bis zwei mittleren Atomkraftwerken. Zugleich würde man damit bis zu 6,5 Mio. Tonnen CO2-Emissionen vermeiden. Auf dem Weg zu einem treibhausgasneutralen Deutschland bis zum Jahr 2050 wird das Thema Sonnenschutz weiter im Gespräch und im Trend bleiben.
Der Besucher- (über 65.500) und Ausstellerrekord (über 1.000) unterstreichen das Marktpotenzial. Leider gibt es bislang keine repräsentativen Zahlen zu diesem Segment im deutschen Markt. Mancher Hersteller sagt, der Markt sei ein stabiler, andere nennen ein Wachstum über den Daumen von ca. acht Prozent, so Klaus Braun, Geschäftsführer von Alukon.
Nachhaltig, energieeffizient, wetterfest
Auf die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit weisen Innovationen wie der Sea-Tex hin. Der Screen wird aus Plastikmüll hergestellt, der aus den Ozeanen gefischt wird. Der niederländische Hersteller HunterDouglas hatte diesen Screenfaden bislang aus Plastikflaschen gewonnen, für diese existiert aber bereits ein funktionierender Wertstoffkreislauf. Also ein neues Produkt mit einem Plus für die Nachhaltigkeit, für das es auch den Innovationspreis gab.
Auch die Wetterfestigkeit des Sonnenschutzes wird kontinuierlich optimiert. Für das Zip-Screen-System von Heroal beispielsweise wird nach normativen Tests eine Windbeständigkeit bis 145 km/h angegeben. Auf Nachfrage haben manche Aussteller bei diesem Thema auf ihre Datenblätter verwiesen, andere hatten zu der noch neuen Vorgabe nach EN DIN 13659 keine Tests vorliegen. Der Behang von Heroal lässt sich mit dem Fassadensystem C50 vollintegriert, teilintegriert und vorgesetzt kombinieren und erfüllt Blend-, Sicht- und Hitzeschutz. Nach Information von Cynthia Steinbach, Leiterin des Marketings bei Geiger, soll es für die Nachfrage nach Zip-Systemen Zuwächse im zweistelligen Bereich (2017 in Österreich 60%) geben. Der Antriebshersteller hat einen neuen besonders leistungsstarken Motor mit optimierter Hinderniserkennung für ZIP-Systeme auf den Markt gebracht. Die Transparenz der Screens wird weiter optimiert. Gemessen wird die Qualität der Zip-Behänge aber auch daran, wie gut sie Hitzestrahlung absorbieren und reflektieren. Am Messestand von Serge Ferrari wurde ein Vergleichstest mit zwei Screens vorgeführt, an denen sich bei gleicher Hitzeeinstrahlung signifikant unterschiedliche Temperaturen messen ließen. Die Energieeffizienz eines Screens misst sich daran, dass dieser die Wärme im Innenraum entweder zwischen Stoff und Glas staut oder im Außenraum bereits vom Glas fernhält. Prinzipiell ist es immer günstiger, wenn die Hitze nicht in den Raum gelangt, stellte Michael Paulsen von Lewens fest. Wer diese Regel beachtet, greift auch bei Terrassenüberdachungen besser zu einem Glasdach, für das die Installation der Markise an der Außenseite vorgesehen ist. „Manchem Kunden ist jedoch eine pflegeleichte bzw. eine langfristig saubere Markise wichtiger als ein energieeffizienter Aufbau der Überdachung“, so Paulsen.
Offene Schnittstellen
Die R + T 2018 steht für offene Schnittstellen, die Kompatibilitätslisten der Geräte sind seit der Messe in 2015 meist viel, viel länger geworden. Selbst die Ingenieure von Somfy sind zurückgerudert und haben ihre ehernen Aussagen, nicht mit den Produkten von Apple & Co zu kooperieren und selbst ein alternatives Angebot zu entwickeln, versanden lassen. „T-Homa hat eine Schnittstelle für Apple“, konstatiere Oliver Rilling, der bei Somfy das Strategische Produktmarketing leitet. In einer Podiumsdiskussion wurde er mit den gänzlich anderslautenden Statements von vor drei Jahren konfrontiert. Auch Mitbewerber wie Hella und Rademacher nutzen das offenbar gute Angebot von Apple und Google für das Sonnenschutzsegment (siehe Interview mit dem Hella Entwicklungstechniker Manuel Stanglechner).
Rilling wies hin, dass sich auf den Servern von Somfy das florierende Geschäftsmodell Smart Home abbildet. „Die Kunden beginnen vielleicht zunächst ihren Sonnenschutz zu automatisieren, dann folgen die Rollläden, die Beleuchtung, später die Heizung. Der Ausbau beschert einen kontinuierlichen Kontakt zu Kunden. Smart Home funktioniert wie eine Art verkaufsfördernder Selbstläufer. Unisono waren sich die Vertreter der Zulieferer einig, dass sich die Branche der D-A-CH-Länder zusammensetzen und Standards für die Technologie Smart Home definieren sollte, bevor diese von Global Playern diktiert werden.
Funk oder Kabel
Wenngleich sich die Experten über die Vorteile des Funksystems für Wohnungen und Eigenheime einig sind, versteht Meinhard Berger, Obermeister der Rollladen Innung Südbayern nicht, weshalb es den Planern nicht gelingt, routinemäßig in Wände mit Fassadenelementen Leerrohre einzuziehen. „Smart Home muss standardmäßig in die Planung aufgenommen werden, dann wären 50 Prozent der Probleme der Handwerker mit dem Bereich Smart Home gelöst.“ Bernd Riedmann, bei Warema Leiter Business Unit Smart Building Solutions konstatierte, dass Funk prinzipiell immer dann eingesetzt werden muss, wenn es nicht möglich sei, ein Kabel zu legen. Dass für Sonnenschutzanlagen im Objektbereich eher Kabel und für Wohnhäuser eher Funk genutzt wird, ist Fakt – aber eine klare Trennung sei nicht festgeschrieben.
Aussteller Attas bilanziert
Tim Epple, Vertrieb Attas in Waiblingen
„Leider war unsere Platzierung innerhalb der Halle 10 nicht sehr günstig, da die Produkte um uns herum (Hebebühnen, Sektionshersteller oder Haustüren) nicht zu unserem Portfolio gepasst haben. Eine Platzierung neben Torantriebsherstellern wie z. B. Bircher wäre passender gewesen. Allgemein wäre in Zukunft ein Stand in Halle 8 besser. Dort sind Hersteller unseres Segments und auch viele Lieferanten von uns. Tendenziell war die diesjährige R+T eher schwach für uns. Zum einen zu viele Endkunden (unser Produkt ist eher für den B2B-Bereich) und zum anderen fast schon zu international und sehr viele Chinesen, die nur Fotos von unseren Produkten aufnehmen wollen – wahrscheinlich, damit sie es in ihrer Heimat kopieren können. Natürlich zählt das nicht für alle. 2021 sind wir bei guter Platzierung wieder dabei, bei schlechter Platzierung nicht. Warum Ja? Aus Imagegründen und zur Kontaktpflege, auch unter den Ausstellern.“
Ein Metallbauer bilanziert
Norbert Reismann, Metallbaumeister Lüdinghausen
„Es geht mir auf der R + T um den Kontakt zu den Stammlieferanten, gleichzeitig schaue ich mich nach neuen Lieferanten um. Ich bin auch an innovativen Produkten interessiert, die ich in mein Portfolio übernehmen kann. Allerdings habe ich keine für meinen Betrieb relevanten Innovationen gefunden. Aber es ist auch wichtig, sich über Trends zu informieren, das sind für den Metallbau puristische, geradlinige und kubistische Formen und Strukturen. Die R + T gehört mit der Fensterbau Frontale und der BAU zu den führenden Messen meiner Branche. Zur Fensterbau fahren einige meiner Mitarbeiter, sie übernehmen in Nürnberg die Kontaktpflege zu den Stammlieferanten, informieren sich über neue Bearbeitungsmaschinen und recherchieren nach innovativen Produkten und neuen Lieferanten.“