Langer Metallbau - auf Effizienz getrimmt

Aufstehen, Krone richten & weiter ...

Von der Wagenschmiede zur Schlosserei, vom Metallbaubetrieb zum modernen Fassadenbauer – Langer Metallbau in Bad Fallingbostel ist ein typisches Beispiel dafür, was fortschrittliche Technologien dem Handwerk einerseits abverlangen und andererseits ermöglichen.

Unternehmer Lutz Langer hat sich über die Qualität seiner Leistungen hinaus Selbstkritik, Wandel und Effizienz verschrieben. Im Ergebnis hat das seinem Betrieb in den vergangenen zehn Jahren einen Wachstumsschub beschert — die Zahlen machen das klar: Im Jahr 2012 hat Langer Metallbau mit 28 Mitarbeitern 4,5 Mio. Umsatz generiert, im Jahr 2022 wird der Betrieb mit 40 Mitarbeitern voraussichtlich ca. 11 Mio. Euro Umsatz erwirtschaften.

Toi, Toi, Toi — die Corona-Krise wirkt sich nicht auf die Geschäftszahlen aus. „Preisbereinigt wächst unser Umsatz aktuell zwischen acht und zehn Prozent“, informiert er. Das gilt für das Jahr 2021; für das laufende Jahr erwartet der Metallbaumeister eine ähnliche Entwicklung. „Unsere Auftragsbücher sind voll, der Vorlauf ist sehr gut.“

 

Die Historie

Vor rund 20 Jahren hat der 52-Jährige den Betrieb von seinem Vater mit 18 Mitarbeitern in dritter Generation übernommen. Sein Meisterstück — das Niedersachsenross in Kupfer — als Deko unter der Glasscheibe eines Glas-Stahl-Tischs im Foyer, mag ein Hinweis gewesen sein auf das heutige Renommee. „Als ich die Nachfolge antrat, reichte das Einzugsgebiet bis an die Landkreisgrenze, heute liegt der Auftragsschwerpunkt in Norddeutschland, unsere Monteure sind bundesweit unterwegs“, erzählt Langer.

Er hat das Personal seines Vaters um mehr als 20 Angestellte aufgestockt. Seine Belegschaft hat im Jahr 2021 rund zehn Mio. Euro Umsatz erwirtschaftet; etwa 2 Mio. im Stahlbau und 8 Mio. mit dem Bau von Fenstern, Türen und Fassaden aus Aluminium. Je ein Drittel der Manpower in Verwaltung, Fertigung und Montage lassen die Betriebsabläufe rund laufen. Seinen Nachwuchs rekrutiert er mit zwei Auszubildenden im Büro und zwei weiteren im Metallbau. 

Schon von seinem Vater hat er gelernt, dass Maschinen, Gebäude und Autos stets in gutem Zustand sein sollten. „Lutz, gebaut wird immer“, hat Gerhard Langer dem Junior mit auf den Weg gegeben. Ein weiterer Aspekt sind attraktive Arbeitsplätze. „Von talentierten Fachkräften muss ich mich mit anderen Marktanbietern messen lassen“, weiß er. So hat er beispielsweise in den vergangenen zwei Jahren alle Räumlichkeiten klimatisieren lassen und optimiert die Arbeitsplätze im Sinne von Lean-Management fortlaufend. Das betrifft mobile, „schwebende“ Werkzeugträgersysteme der Werkstattmonteure wie auch das digitale Zeiterfassungssystem. „Während der Corona-Krise müssen Personalpläne teils mehrmals täglich überarbeitet, ausgedruckt und in der Produktionshalle aufgehängt werden; das Prozedere hat die Vorteile eines digitalen Zeiterfassungssystems deutlich gemacht, die Investition versprach effizienteres Arbeiten und hat sich gelohnt“, konstatiert Langer.

Die Gründe für seine Freude am Modernisieren sind vielgestaltig: Zuallererst weiß er sich in der Pflicht eines Unternehmers; Technologien und Produkte entwickeln sich in rasanter Geschwindigkeit. Wer am Ball bleiben möchte, ist fortlaufend zu Neuerungen gezwungen. Der Metallbaumeister ist überzeugt: „Betriebe, die zehn Jahre lang nicht investieren, verlieren den Anschluss.“ Von Unternehmerkollegen weiß er, wer den Investitionsstau erst „fünf vor 12 Uhr“ auflöst, hat danach eher zwei Probleme. „Viele Neuerungen auf einen Schlag überfordern die Belegschaft.“ Seine Devise lautet deshalb „Schritt für Schritt und im Austausch mit den Mitarbeitern“.

Allerdings gilt auch: Werden Anschaffungen stets unter Zugzwang getätigt, um den Betrieb auf den letzten Drücker zu retten, artet das sowohl für den Unternehmer als auch für die Belegschaft zum Dauerstress aus. Es gehört zum natürlichen Wachstum eines Betriebs, dass Investitionen, insbesondere wenn diese erfolgreich sind, schrittweise größer ausfallen müssen. „Wir leben in einer inflationären Welt“, bringt es Olaf Pantel auf den Punkt. Der Leiter der Schüco-Abteilung Fabrication Products weist darauf hin, dass es „neben Wachstum von Umsatz und Marge zudem um Rücklagen für die nächste Investition geht.“ Der Betrieb Metallbau Langer ist ein Beispiel par excellence, dass und wie diese Regel funktioniert. 

 

Betriebsentwicklung mit Schüco

Langer teilt seinen Erfolg mit dem Systempartner Schüco, dessen Profile der Betrieb seit fast 60 Jahren verarbeitet; seit 20 Jahren nutzt der Metallbauer das Engineering und Beratungsangebot des Bielefelder Zulieferers. Zwei Schüco-Mitarbeiter sind mit der Redaktion vor Ort: Olaf Pantel kennt den Betrieb mehr als 20 Jahre, Marketing-Managerin Tina Diekmann seit zwei Jahren. Anfang März lud Langer zum Betriebsrundgang ein.

„Es ist für uns ein großer Vorteil, einen Partner an der Seite zu haben, der nicht nur Systemprofile liefert, sondern auch Maschinen und Software für die Prozesse entwickelt“, stellt der Unternehmer fest. „So fallen die Kosten für die Anpassung der Software an Branchenbedürfnisse wesentlich geringer aus. Bei der Ausstattung der Maschinen können wir darauf vertrauen, dass diese auf Metallbauer zugeschnitten sind.“

Pantel unterstreicht die Win-Win-Situation: „Als Zulieferer profitieren wir wiederum von den Erfahrungen der Anwender und Verarbeiter unserer Produkte, die wir an unsere Entwicklungsabteilungen weiterleiten.“  Schlussendlich resultiert daraus eine starke Branche, wenn Zulieferer und Verarbeiter sich in dieselbe Richtung entwickeln und gut verzahnt die Anforderungen der Bauherren umsetzen.

Metallbau 4.0

Ein erster wesentlicher Schritt Richtung Digitalisierung und Vernetzung war die Entscheidung für die ERP-Software Proflex im Jahr 2004. „Zeitgleich haben wir mit der Anschaffung des ersten Bearbeitungszentrums den Grundstein für die langfristige Kooperation mit Schüco Engineering gesetzt“, berichtet Langer. Investitionen in die nächsthöhere Maschinenklasse laufen dann ähnlich ab wie beim Geschäft mit Gebrauchtwagen. Schüco nimmt die alte 4-Achs-Maschine in Zahlung, baut diese ab, bringt die Maschinenteile zur Instandsetzung in die Werkstatt und installiert anschließend die neue 5-Achs-Maschine. „Die verschlissenen Teile der gebrauchten Maschine werden von uns erneuert, bevor ein anderer Partner diese generalüberholt erwirbt.“, erläutert Pantel.

Beim Rundgang durch die Produktionshalle zeigt der Metallbauer seinen umfassenden Maschinenpark: Das CNC-Bearbeitungszentrum AF 310 in der Abteilung für Stahl, die ausgestattet ist mit Schüco Jansen Schweißtischen, einer PDG Steel Doppelgehrungssäge, modernen Schweißhelmen und Absauganlagen; in der Abteilung für Aluminium steht die Schüco PGS+, eine Säge für Profilglasleisten, die Doppelgehrungssäge PDG E-Cut 600, die Eckverbindungsmaschine CC 300 und ein Riegelstangenautomat LA 100. Pantel von Schüco weiß aus den Gesprächen mit den Systempartnern, dass in vielen Betrieben wertvolle Arbeitszeit von Fachkräften durch das händische Schneiden der Riegelstangen unnötig gebunden wird. Als nützliche Entlastung hat sich zudem die Anschaffung der Säge für Profilglasleisten erwiesen. „Der Automat produziert in einem hohen Tempo und mit präzisen Abmaßen – wesentlich exakter, als dies von Hand möglich ist. Mit diesen Glasleisten kann sich ein Betrieb in der Qualität vom Mitbewerber unterscheiden und sich darüber hinaus die eine oder andere Mängelrüge ersparen.“ Allzu gerne notieren Architekten und Bauherren einen Spalt an der Glasleiste auf der Mängelliste.

Den Coup für den Maschinenpark hat Langer dieses Jahr im Februar gelandet, als er sein Bearbeitungszentrum DC 500 gegen die neue AF 500 getauscht hat. Das CNC-gesteuerte 6-Seiten Bearbeitungszentrum für Stahl- und Aluminiumprofile ist auf den Einsatz des Schüco Roboters RX LOAD 500 abgestimmt, dieser ergänzt die Maschine um eine autarke Be- und Entladung. „Anfang Juni wird die Anlage mit dem Roboter in Betrieb genommen, die AF 500 wurde in Erinnerung an meine Großmutter Adele bei einer kleinen Feier auf Adele 4.0 getauft“, erzählt er mit einem Schmunzeln.


Ein Optimierungs-Manager

Als Strategie zur kontinuierlichen Verbesserung der Prozesse setzt er auf das Maximum an Technik — angefangen bei der Verwaltung über die Planung und Fertigung bis hin zur Montage. „Auf diese Weise schöpfen wir die Personalkapazitäten aus und erleichtern unseren Metallbauern die körperliche Arbeit“, erklärt Langer.

Viele Impulse hat der Betrieb in Zusammenarbeit mit dem Optimierungs-Manager Klaus Rosenthal erhalten. „Mit ihm, einem Schüco-Team und einem Teil meiner Mitarbeiter haben wir im Jahr 2019 ein halbes Jahr lang monatlich einen Workshop veranstaltet“, berichtet er. Bei den zweitägigen Inhouse-Seminaren hat er manche Kritik einstecken müssen. „Wenn Sie sich als Chef gegen gutes Honorar sagen lassen müssen, dass manches nur suboptimal läuft, ist das gar nicht lustig“, erinnert er sich. „Nicht zu vergessen die Geldausgaben, die dann im Nachgang zu den Optimierungs-Workshops als Investition anfallen.“

Ein Beispiel dafür ist das rund 100.000 Euro teure vollautomatische Vertikallagersystem. Mit der ERP-Software verknüpft, müssen dank der Neuerung des Lagersystems Bedarfs- oder Bestelllisten nicht mehr von Hand erstellt werden. „Es hat sich als erheblicher Fortschritt gezeigt, dass wir Warenentnahmen und -bestände auf Knopfdruck abrufen können“, berichtet der Unternehmer. Zudem hat die Produktionshalle auf 16 Quadratmeter Grundfläche mit dem hohen Lagerturm rund 240 Quadratmetern Lagerfläche an Platz dazu gewonnen, die Betriebsprozesse wurden nochmals merklich strukturierter. Dazu haben auch die 460 neuen grünen, roten, gelben und blauen Materialboxen beigetragen. Die bestellten Materialien aus dem Lagerturm werden nämlich nach einem Farbsystem in die Boxen sortiert. So können sich auch die Mitarbeiter, die nicht gut Deutsch sprechen, schnell orientieren: Beispielsweise finden sich in grauen Boxen prinzipiell Materialien für den Fassadenbau. Arbeiten und Datenpflege rund um das Lager werden ausschließlich von zwei Mitarbeitern betreut, sodass den Metallbauern in der Fertigung mehr Zeit für ihre Kernaufgaben bleibt.  

Zusätzliche Personalkapazitäten für täglich ein bis zwei Fenster mehr hat Langer mit der Anstellung eines Rentners gewonnen, der für die zwei Auszubildenden die allabendlichen Aufräumarbeiten in der Werkstatt erledigt. „Für alle drei Beteiligten wurde eine Win-Win-Situation geschaffen“, freut sich der Chef. Die Begeisterung für Effizienz steht ihm ins Gesicht geschrieben.

Auftrag an Werbeagentur

Aber nicht nur für Maschinenpark und Software steigen im Laufe der Zeit die Investitionen. Hat der Betrieb Anfang der 2000-er-Jahre rund 2.000 Euro jährlich ins Marketing investiert, beläuft sich der Etat heute zwischen 30.000 und 40.000 Euro. „Wobei ein nicht unerheblicher Betrag für Stellenanzeigen auf den Social-Media-Kanälen ausgegeben wird, deren Preis sich nach den Klickraten richtet“, weist Langer hin.

Mit zunehmender Betriebsgröße hat der Unternehmer auf Markenbranding, mit der Langer Union als eingetragenem Markenzeichen, gesetzt. Das beginnt bei der Beschriftung der Autos und Maschinen, betrifft Plakate für Gerüste und erstreckt sich über die Arbeitskleidung und das Layout der Unterlagen bis hin zu Social-Media-Aktivitäten auf Facebook und Instagram, der Präsenz auf Jobmessen oder der firmeneigenen Zeitschrift „Gustav“ – benannt nach dem Betriebsgründer, dem Großvater von Lutz Langer. Das „Magazin für Architekten“ wurde im Jahr 2018 erstmals aufgelegt. Neben Referenzobjekten werden Mitarbeiter wie der Technische Leiter oder der Montageleiter vorgestellt, es wird über langjährige Geschäftspartnerschaften berichtet und die Leitkultur des Unternehmens erläutert. Für das Jahr 2023 ist eine Folgeausgabe geplant. „Wenn ab Juni das Bearbeitungszentrum AF 500 mit dem Roboter RX LOAD 500 eingesetzt wird, haben wir einen sehr guten Anlass dafür“, findet Langer.

 

Ausblick

In der Kooperation mit dem Systempartner Schüco ist es Lutz Langer in den letzten acht Jahren nicht nur gelungen, seinen Betrieb in punkto Maschinen und Software zu transformieren, sondern darüber hinaus hat er den Prozess der fortlaufenden Erneuerung implementiert. „Ist der rote Faden für Betriebsentwicklung erst mit dem Tagesgeschäft verwoben, wird die Anstrengung dafür weniger und die Freude am Wandel größer“, stellt er fest. „Nichtsdestotrotz, Wandel ist kein Selbstläufer; aber das sollte jedem klar sein, der sich für ein Leben als Unternehmer entscheidet.“

Mitte Mai wird der Roboter neben der AF 500 installiert. Nimmt dieser seine Arbeit auf und leistet nach Feierabend zwischen 16 Uhr und 22 Uhr allein noch eine zweite Schicht am Bearbeitungszentrum, sieht sich Lutz Langer für die nächsten fünf bis sieben Jahre am Maximum seiner Modernisierung angekommen. „Dann werden wir uns für ein paar Jahre ausschließlich auf den Markt konzentrieren“, versichert er.

Dass das Covid-19-Virus und der Ukraine-Krieg an der guten Marktlage für Metallbaubetriebe etwas ändern, glaubt Langer nicht. Der Branchenexperte geht davon aus, dass die gesetzte Energiewende die Auftragslage weiter antreibt. „Steigen die Preise von Material und Energie allzu stark, könnte der eine oder andere Bauherr seine Investitionen zurückstellen, aber der Bedarf an Sanierung im Wohnungs- und Verwaltungsbau ist enorm und dafür ist unsere Branche in jedem Fall immer gefragt.“  Eine zielorientierte Abwicklung von Aufträgen in Zeiten von Lieferengpässen und Terminverschiebungen ist komplexer zu handhaben und fordert eine ausgeklügelte Organisation. „Damit wir unsere Ziele in diesen schwierigen Zeiten umsetzen können, müssen wir halt zu einem größeren Aufwand bereit sein und diesen wie andere Herausforderungen auch leisten.“

 

www.langer-metallbau.com

www.langer-union.com

www.optimierungs-manager.de

www.schueco.de

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