Tagung Normung und Technik
Über 80 Teilnehmer beim VFF 08.07.2019 |Die Aufgaben in der Werkplanung und Dokumentation wachsen im Fenster- und Fassadenbau mit der zunehmenden Komplexität der Bauteile und ihrer Montage. Wie diese Aufgaben im Detail aussehen und in der Praxis umgesetzt werden, bildete den thematischen Schwerpunkt der mit rund 80 Teilnehmern gut besuchten Fachtagung Normung und Technik des Verbandes Fenster + Fassade (VFF) am 25. Juni in Frankfurt am Main. Planungsfragen standen auch im Fokus der weiteren Vorträge. Sie galten der freien Lüftung nach der künftigen Norm DIN 1946-6 und dem neuen Beiblatt 2 zur DIN 4108 zum Gleichwertigkeitsnachweis bei Wärmebrücken.
Die Veranstaltung am Frankfurter Flughafen war mit rund 80 Teilnehmern gut besucht.
Zu Beginn gab VOB-Experte Markus Christoffel vom VFF einen Überblick über die neu aufgelegten VFF-Merkblätter zu den Themen Schnittstellen-Definition (VOB.01) und Werkplanung/Dokumentation (VOB.02). Anschließend wurden vier Sichtweisen zum Themenkomplex „Ausführungsplanung, Werkplanung und Dokumentation“ vorgetragen: die des Metallfenster- und Fassadenherstellers (Christian Anders von Anders Metallbau), die des Holzfensterherstellers (Gerhard Lehner von Schindler Fenster + Fassaden), die des Kunststofffensterherstellers (Jörg Wellendorf von TMP Fenster + Türen). Rechtsanwalt Prof. Christian Niemöller von SMNG referierte über die baurechtliche Einschätzung.
In den einzelnen Beiträgen und dann auch in der Podiumsdiskussion der fünf Referenten wurde immer wieder auf die Notwendigkeit der Ausführungsplanung hingewiesen, die von Seiten des Auftraggebers zu leisten ist. Wie Planungsaufgaben hin- und hergeschoben werden und wie man das vermeiden oder nutzen kann, bestimmte die Diskussion. Alle Diskutanten waren sich darüber einig, wie wichtig es ist, dass sich der Auftragnehmer (am besten schon bei Vertragsabschluss) über seine Planungsaufgaben („Werkplanung“) in vollem Umfang bewusst ist.
Frank Koos, Geschäftsführer des VFF für Normung, Technik und internationale Aktivitäten, erläuterte die freie Lüftung nach der demnächst erscheinenden Norm DIN 1946-6. Er zeigte die deutlichen Vereinfachungen zur Erstellung eines Lüftungskonzeptes auf, betonte, dass die DIN 1946-6 die Planung und Dokumentation einer lüftungstechnischen Maßnahme unter bestimmten Bedingungen fordert, aber auch, dass es keine Verpflichtung zur ventilatorgestützten Lüftung gibt und Systeme der freien/natürlichen Lüftung weiterhin zulässig sind. Und schließlich gab er noch den Hinweis: „Lüftungsplanung ist Aufgabe des Planers und i.d.R. keine Aufgabe für den Fensterhersteller, es sei er übernimmt die Planungsleistung.“
Über die Planungsaufgabe „Gleichwertigkeitsnachweis bei Wärmebrücken“ sprach Prof. Dr. Martin Spitzner von der Hochschule Biberach. Hilfe dazu bietet mit ca. 340 Beispielen das neue Beiblatt 2 zur DIN 4108. „Das Bewusstsein für die Schnittstellen bei der Ausführung von Fenster- und Fassadenaufträgen ist die Grundlage für eine den Erfordernissen angepasste Planung und Dokumentation. Bei unseren hochkomplexen Bauelementen und angesichts der baurechtlichen Entwicklung ist dies keine Kleinigkeit mehr, die in der Regel nicht mit einfachen Skizzen gelöst werden kann“, betonte Obmann Christian Anders. „Wir müssen darauf achten, dass wir nicht ohne weiteres Planungsaufgaben übernehmen, die von anderen geleistet werden müssen, denn dies zieht auch eine Verschiebung von Verantwortlichkeiten nach sich!“
Die Referenten v.l. Gerhard Lehner, Prof. Christian Niemöller, Prof. Dr. Martin Spitzner, Christian Anders, Frank Koos, Markus Christoffel, Jörg Wellendorf und Knut Junge.
Foto: VFF