Wettbewerb

Beste Metallgestalter 2022

Die Sieger auf den ersten drei Plätzen

Beim Bundesleistungswettbewerb traten im November 2022 mit Deutschlands besten Konstruktionstechnikern (S. 52) auch die besten Metallgestalter gegeneinander an. Weil das Gewerk Metallbau seine Wurzeln an Esse und Amboss hat, berichten wir auch über die ersten drei Plätze im Schmiedehandwerk.

1. Platz:

Bjarne Joecks: Ausbildung bei Kurt Lange
Schmiedemeister in Bredeneek/Schleswig-Holstein

Bjarne Joecks aus Kiel arbeitet seit neun Jahren ehrenamtlich im Katastrophenschutz; nicht nur dort, sondern auch am Amboss bewahrt er immer einen kühlen Kopf. „Ich kann mit Stresssituationen ganz gut umgehen“, sagt der freundlich lächelnde junge Mann. Gute Voraussetzungen, wenn man bei Wettbewerben wie dem PLW gewinnen will. Aber auch in der Gesellenprüfung half ihm diese Charaktereigenschaft. Abgeschlossen hat er diese im Januar mit der Note 1,0. Bedauerlich findet Bjarne, dass er mit seinen 26 Jahren zu alt fürs Weiterbildungsstipendium der Handwerkskammern ist. Das hätte er gut gebrauchen können, wo er doch jetzt, im Frühjahr 2023, seinen Meister machen wird.

Bjarnes Großonkel ist selbst gelernter Schmied und hatte bei ihm schon früh die Leidenschaft fürs Metall entfacht. Nach dem Abitur machte sich der junge Mann deshalb auf die Suche nach einem passenden Praktikumsplatz. „Ich konnte mir nicht vorstellen, den ganzen Tag am Schreibtisch zu verbringen“, gesteht er. „Eine handwerkliche Ausbildung lag da nicht so fern.“ Einmal reinschnuppern, so dachte sich Bjarne das. Aus dem Praktikum wurde eine Schmiedelehre in den Werkstätten Lange in Bredeneek bei Kiel, etwa 50 Kilometer von seinem Heimatort entfernt. Auch wenn Bjarne seine Ausbildungsmeister Isabel und Kurt Lange und deren Betrieb vorher nicht kannte – als er sich dort das erste Mal vorgestellt hatte, so erzählt er es, fühlte es sich sofort „richtig“ an. Außer Frage, dass er den Werkstätten Lange auch nach seinem Meister treu bleiben wird.

Beim Bundesleistungswettbewerb mussten Bjarne und die anderen Schmiedegesellinnen und -gesellen nach Vorgabe den Teil eines Baumschutzgitters fertigen; an zwei Vierkant-Stählen nahmen sie dafür verschiedene Lochungen und Torsionen vor. Die Stabspitze hingegen sollten sie auf 200 mm Länge selbst gestalten. „Ich habe sie mit einem floralen Muster gebaut, dem Zweck angemessen“, erklärt der junge Mann. Stählerne Nerven hat er gebraucht, als er bemerkt hatte, dass ihm ein Fehler unterlaufen war. „Eine Torsion des Stabes hatte ich zuerst in die verkehrte Richtung gedreht – das war erst einmal ziemlich ärgerlich. Aber ich habe das erfolgreich wieder umgedreht.“ Und eine weitere Sache sorgte während des Wettbewerbs für einen gewissen Nervenkitzel. Zu tun hatte das mit der Werkzeugliste, die man den jungen Metallgestalterinnen und Metallgestaltern vor dem Wettbewerb zugeschickt hatte. „Unsere Werkzeugliste war im Vergleich zur Liste der anderen Gewerke sehr kurz. Und dann standen da Dinge wie Meißel und Hammer drauf, aber ein Hammer kann vieles sein. Entsprechend wussten wir auch nicht genau, was wir für die Prüfung brauchen würden.“ Sicherheitshalber hatte Bjarne sich daher mit allen möglichen Instrumenten eingedeckt – im Gegensatz zu manch anderem Prüfling. Kameradschaftlich halfen die Handwerkerinnen und Handwerker einander aus – für Bjarne Joecks eine Selbstverständlichkeit.

2. Platz

Achim Bauer: Ausbildung bei Balbachdamast im hessischen Weilmünster

Von seiner Zeit auf dem Dreimaster kann Achim nur schwärmen. „Weil die anderen wussten, dass ich Schmied bin, habe ich auf dem Schiff auch viele Reparaturen am Stahl gemacht“, erklärt der junge Mann. Gleich nach seiner Gesellenprüfung im Januar letzten Jahres heuerte er bei der Dänischen Marine an. Die Ausbildung zum Matrosen dauert dort fünf Monate und besteht aus einem dreimonatigen praktischen Teil auf See und anderthalb Monaten Theorie an Land. Gesegelt ist Achim von Dänemark nach Spanien, Bermuda, Baltimore, New York und dann auf die Azoren. Genau vier Tage vor dem PLW kam Achim wieder in seiner hessischen Heimat an. Durchgetaktet wie das Leben auf dem Schiff ist auch sein jetziger Lebensabschnitt: Seit Januar macht er seinen Meister – Teil 1 und 2 in Köln, Teil 3 und 4 in Freiburg. Welchen Weg er danach einschlagen wird, weiß er noch nicht genau. Mehrere Optionen stehen ihm zur Auswahl: Die eine wäre ein Masterstudium in einem Ingenieursberuf oder im Metalldesign. Die andere wäre, sich selbstständig zu machen und vielleicht im Ausland oder gar auf einem Segelschiff eine Arbeit zu suchen. Verlockend findet Achim vor allem letztere Idee. Denn Neugierde ist seine Antriebskraft – und das Faible fürs Handwerkliche. „Es hat mir schon immer viel Spaß gemacht, mit den Händen zu arbeiten und praktisch etwas umzusetzen. Dass es „etwas mit Metall“ werden würde, hat auch viel mit einem alten Schmied zu tun; der lebte einst in seinem Nachbarort. „Mich, einen Feuerteufel,“, sagt Achim, „hat immer fasziniert, was sich alles mit glühendem Stahl gestalten lässt.“

3. Platz

Daniel Bender: Ausbildung bei Korbinian Konrad Hasenknopf im bayerischen Berchtesgaden

Vielleicht war es ja Absicht, dass sich die Metallgestalter in der Prüfung ihre Werkzeuge zum Teil selbst herstellen mussten. Daniel denkt eine Weile nach, dann sagt er: „Zumindest hatten so alle die gleichen Voraussetzungen. Aber Zeit hat uns das schon gekostet.“ Leicht fand der 24-Jährige aus Piding bei Bad Reichenhall den Wettbewerb in Northeim trotzdem. „Das gleiche Niveau wie in einer Gesellenprüfung, vielleicht sogar noch einfacher.“

Daniel ist mit dem Metallbau großgeworden; seine Familie besitzt seit 1911 ein Stahl- und Metallbauunternehmen. Er ist die fünfte Metallbauer-Generation. Der junge Mann aus Piding machte Abitur und absolvierte daraufhin die Lehre im Bereich Metallgestaltung. Willkommen hieß ihn hierfür Korbinian Hasenknopf von der Grabenschmiede, einer kleinen Berchtesgadener Werkstatt mit insgesamt fünf Mitarbeitern. „Wir sind im heimischen Betrieb recht breit aufgestellt. Trotzdem wollte ich mir nicht die Chance entgehen lassen, woanders in die Lehre zu gehen und Neues kennenzulernen. Dazu kommt, dass mir das kreative Arbeiten eigentlich immer schon am meisten Spaß gemacht hat – auch in der Konstruktionstechnik.“ Für September hat sich der junge Schmied bei der Meisterschule in München beworben. Was danach kommt, will er bewusst offenlassen.

„Sehr positiv anzumerken war das Engagement und die tolle Betreuung von Christian Krause vom Bundesverband Metall“, merkt Daniel zum Wettbewerb in Northeim an. „Er hat sich an den drei Tagen total lieb und super um uns gekümmert, war immer für Fragen da. Man hat sich sehr gut aufgehoben gefühlt.“ Außerdem fand der 24-Jährige es „sehr erfrischend, Leute zu treffen, die das, was sie tun, sehr gerne machen.“

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