Christian Hanke, GF Teckentrup
„Alle unsere Kundengruppen wachsen!“Zum Oktober ist Kai Teckentrup vom operativen Geschäft in den Beirat des Unternehmens gewechselt. In dieser Position will er sich mit den anderen Mitgliedern um die strategische Ausrichtung von Teckentrup kümmern. Die Geschäfte führen seit Oktober Christian Hanke und Jens Heckenmüller – beide sind schon viele Jahre für den Tür- und Torhersteller mit Hauptsitz Verl tätig. Via Videocall haben wir Christian Hanke zum Gespräch getroffen.
metallbau: Herr Hanke, Sie teilen sich die Position des Geschäftsführers mit Jens Heckenmüller – wie haben Sie die Aufgaben untereinander aufgeteilt?
Christian Hanke: Erst einmal verstehen wir diese anspruchsvolle Aufgabe, denn erstmalig ist nun seit 90 Jahren kein Mitglied der Familie Teckentrup in der Geschäftsführung, als eine gemeinsame Aufgabe. Herr Heckenmüller verantwortet insbesondere die innenwirksamen Bereiche wie Finanzen, Controlling, Einkauf, Produktion, Qualität, IT und Supply Chain Management. Ich verantworte den nationalen und internationalen Vertrieb, Marketing, Beanstandungsmanagement, Servicecenter, Produktmanagement und unsere Kundeninteraktionsplattform TEO und somit die Bereiche mit direkter Kundenwirkung. Gemeinsam vertreten wir vor allem unser Projektmanagement, Fragen um die Unternehmenskultur, die Personalentwicklung sowie das Business und Product Development.
metallbau: Herr Teckentrup zieht sich in vergleichsweisen jungen Jahren aus dem operativen Geschäft zurück!
Hanke: Wir wissen bereits seit einiger Zeit, dass seine Nachfolge in der Geschäftsführung niemand aus der Familie antreten wird, deshalb stellt er sich beizeiten als Beirat dieser Verantwortung. Das Unternehmen soll langfristig in seinem Sinne am Markt platziert werden. Für diese strategischen Fragen hat er nun in seiner neuen Funktion mehr Zeit.
metallbau: Mit Hörmann als Mitbewerber liegt die Messlatte für Nachhaltigkeit hoch; was tut sich bei Teckentrup?
Hanke: Wir beschäftigen uns mit dem gesamten Thema Nachhaltigkeit natürlich intensiv und wollen auch hier unseren eigenen, den Teckentrup-Weg, gehen. Wir achten darauf, möglichst effizient zu produzieren und unsere Gebäude so zu sanieren, dass diese wenig Energie verbrauchen. Einen großen Teil unseres Stroms erzeugen wir mit eigenen PV-Anlagen und versuchen ganz prinzipiell nachhaltige Materialien einzusetzen.
metallbau: Lassen Sie ihr nachhaltiges Handeln zertifizieren?
Hanke: Wir brauchen momentan keine besonderen Zertifikate, die nicht auch in Ausschreibungen abgefragt werden oder für Bauherren von Bedeutung sind. Bis die Bauwirtschaft dies durchgängig fordert, dauert es sicher noch fünf Jahre oder länger. Dennoch arbeiten wir an unterschiedlichen Zertifikaten, um uns bestmöglich darauf vorzubereiten. Unsere Umfragen unter den privaten Endkunden zeigen, dass nach wie vor der Preis sehr oft entscheidet. Die Kunden sind heute kaum bereit, für Nachhaltigkeit einen Aufschlag zu bezahlen.
metallbau: TEO hat sich zu einem wichtigen Vertriebstool entwickelt ...
Hanke: Ja, über 50% unseres Umsatzes läuft mittlerweile über TEO, unser digitales Kundencenter. Die Funktionen werden hier stetig, auf Basis des Kundenfeedbacks, weiter ausgebaut. So haben wir im vergangenen Jahr den Teckentrup Campus unsere neue Seminarplattform, integriert und werden unseren Kunden Anfang nächsten Jahres neue Marketingfunktionen auf TEO anbieten.
metallbau: Wie viele Metallbauer bieten denn inzwischen den Konfigurator ihren Kunden auf ihrer Firmenwebsite an?
Hanke: Aktuell nutzen noch sehr wenige Metallbaupartner die Möglichkeit über den Promo-Konfigurator Anfragen zu generieren, denn Marketing ist bei vielen Handwerksbetrieben angesichts voller Auftragsbücher hintenangestanden, das beginnt sich zu ändern. Grundsätzlich sind wir immer dabei und bereit, das Geschäftsmodell unserer Partner zu stärken.
metallbau: Herr Hanke, Sie waren bislang als Vertriebsleiter tätig; welche Unterstützung haben die Betriebe abgefragt?
Hanke: An erster Stelle steht nach wie vor die Unterstützung mit technischem Know-how, zudem werden zunehmend Beratungsleistungen rund um das Thema Marketing angefragt. Wir gehen dabei immer individuell auf Anforderungen unserer Kunden ein.
metallbau: Haben Sie vielleicht ein paar Beispiele für diesen Support?
Hanke: Häufig haben die Metallbauer keine Zeit, um einen neuen Mitarbeiter einzuarbeiten. Die Schulung zur Montage unserer Systemelemente können wir dann übernehmen, auch vor Ort in den Räumen unserer Kunden oder auf der Baustelle. Ein zweites Beispiel: Handwerker haben für die Überarbeitung ihres Webauftritts oft nicht ausreichend Zeit. Wenn ein Webauftritt nicht den Anforderungen eines Verarbeiters entspricht, beraten wir ihn und bieten Unterstützung bei der Optimierung an. Z.B: mit einfach zu integrierenden Promo-Konfiguratoren oder Vorlagen für regionale Social-Media-Aktivitäten.
metallbau: Wie viele Verarbeiter haben 2022 an Ihren Schulungen teilgenommen?
Hanke: Während der Corona-Zeit fanden Schulungen nur online statt, inzwischen veranstalten wir die Schulungen je zur Hälfte online und in Präsenz. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt über 1.300 Teilnehmer, etwa ein Drittel bilden wir direkt beim Verarbeiter vor Ort weiter. Prinzipiell ist die Tendenz für unser Seminarangebot steigend.
metallbau: Gibt es einen Trend hin zu Fachhändlern mit Montageservice?
Hanke: Alle unsere Kundengruppen wachsen; ob das Metallbauer, Objekteure oder Fachhändler mit oder ohne Monteure sind. Auch die Mitarbeiter von Teckentrup sind auf etwa 1.300 (ca. 900 in 2019) gestiegen. In Deutschland sind rund 900 Angestellte für uns tätig.
metallbau: Den Service für die Partner optimieren Sie u.a. mit dem Ausbau von TEO.
Hanke: Ja, und wir beziehen bei der fortlaufenden Entwicklung unsere Kunden mit ein, denn TEO soll ihnen einen Mehrwert bringen. In TEO findet der Metallbauer alle Informationen, um ein normkonformes Produkt für eine konkrete bauliche Situation zu konfigurieren. Das Angebot dafür kann er mobil von überall und 24/7 erstellen. Die Zeichnung, die sich über das Tool generieren lässt, bildet präzise das konfigurierte Produkt ab.
metallbau: Welche Features bietet TEO?
Hanke: Es gibt vier Module: Konfigurieren & Bestellen, über das zweite Modul, den Campus, lassen sich Schulungen buchen, im Werbemittelshop finden unsere Partner alles an Marketing-Materialien, die sie bei der Vermarktung unterstützen, und über das Feature Leads-Management generieren wir Anfragen für die Partner. Nächstes Jahr ergänzen wir noch ein Marketing-Modul, das die Umsetzung von Marketing-Aktionen einfacher und schneller macht.
metallbau: Haben sich durch Einsatz des Konfigurators Printunterlagen reduziert, die Sie Kunden zur Verfügung stellen?
Hanke: Wir versenden ca. 40 Prozent weniger gedruckte Vertriebsunterlagen an unsere Partner, da sie alle wichtigen Informationen jederzeit und immer aktuell in TEO digital abrufen können.
metallbau: Zu Ihrem Serviceangebot gehört auch die Montage; gehen Sie in den Wettbewerb zu den Fachpartnern?
Hanke: Nein, grundsätzlich erbringen wir Servicedienstleistungen, wie z.B. Montage, nur für unsere Fachpartner. Hierbei unterstützen wir diese in ihrer Kernkompetenz. Wir bieten nicht direkt an Generalunternehmer oder öffentliche Auftraggeber an, dies obliegt ausschließlich unseren Kunden. Allerdings haben wir erkannt, dass unsere Kunden hin und wieder Support bei der Montage brauchen. In diesem Fall stehen wir zur Verfügung.
metallbau: Haben Sie ein Beispiel dafür?
Hanke: Etwa, wenn ein Betrieb einen Auftrag für den Einbau von Stahlblechtüren erhält, darüber hinaus aber auch zwei Brandschutz-Schiebetore installieren soll. Für solche komplexen Brandschutzelemente fehlt dann manchmal das Know-how. Also übernehmen wir die Montage der Brandschutz-Schiebetore und der Fachpartner freut sich über den Gesamtauftrag, den er mit unserem Support doch annehmen und umsetzen kann.
metallbau: Wie viele Monteure haben Sie?
Hanke: Unsere Fachpartner bilden ein bundesweites Netzwerk mit ca. 500 Monteuren, Teckentrup hat zusätzlich auch eigene Monteure.
metallbau: Ist für Sie das Recruiting von Fachkräften schwierig?
Hanke: Für uns ist das Thema eine ähnliche Herausforderung wie für unsere Partner. Momentan ist es tatsächlich schwierig, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen, dies gilt für neu geschaffene Stellen gleichermaßen wie für Altersnachfolgen. Wir setzen hierbei zunehmend auf eigene Ausbildungsmodelle.
metallbau: Wie macht sich die schlechte konjunkturelle Lage bei Ihnen bemerkbar?
Hanke: Bei uns sind vor allem die Garagentore im Privatsegment rückläufig. Dabei darf nicht vergessen werden, dass wir durch den Investitionsschub in Haus und Hof während der Pandemie eine hohe Absatzwelle hatten. Bei Produkten wie Stahlblechtüren und Industrietoren für den gewerblichen Bereich merken wir noch wenig. Wir bereiten uns mit der Anpassung unserer Schichtmodelle auf ggf. sinkende Absatzzahlen vor.
Nachgefragt bei Kai Teckentrup
„Ich arbeite nun als Beirat an der Unternehmenszukunft!“
metallbau: Scheiden Sie als Beiratsmitglied aus dem operativen Geschäft aus?
Kai Teckentrup: Ja, in meiner neuen Rolle im Beirat werde ich nicht mehr direkt im Tagesgeschäft involviert sein. Stattdessen werde ich das Unternehmen aus einer strategischen Perspektive unterstützen und beraten.
metallbau: Werden Sie sich verstärkt anderen Dingen widmen als dem Unternehmen?
Teckentrup: Nein, ich werde morgen genauso intensiv für Teckentrup arbeiten wie auch heute. Der Schwerpunkt verlagert sich vom Operativen ins Strategische. Natürlich werde ich in meiner Funktion im Beirat das operative Geschäft kontrollieren.
metallbau: Weshalb haben Sie die BAU 2025 abgesagt?
Teckentrup: Die Funktion von Messen im Allgemeinen hat sich verändert. Früher waren Messen der Ort, an dem unsere Kunden konzentriert Informationen sammeln konnten und Geschäfte mit den Herstellern vereinbarten. Diese Funktion ist längst durch das Internet abgelöst worden. Dort erhalten unsere Kunden viele Informationen schneller und effektiver. Da wir in unserer Branche regelmäßig über lange Jahre Kontakte zu unseren Kunden haben, werden auch Geschäfte beim Kunden oder bei uns vereinbart.
metallbau: Und wie waren Sie mit der Messe 2023 zufrieden?
Teckentrup: Das Kunden Feedback auf den „Bau Auftritt“ im April war durchweg positiv. Wir haben uns gefreut, viele Kunden nach den Jahren den Lockdowns wieder persönlich treffen zu können. Unser Grund für die Entscheidung, nicht mehr zur BAU zu gehen, liegt darin, dass wir glauben, dass es bessere Wege gibt, mit unseren Kunden produktive Gespräche zu führen. Auf der Messe haben wir immer nur wenige Minuten für jeden Kunden Zeit. Da aber unsere Kunden mehr Zeit mit uns verdient haben und neue Produkte und Services kennenlernen wollen, werden wir neue Formate anbieten, die wir derzeit erarbeiten.
metallbau: Damit überlassen Sie den Mitbewerbern das Feld. Oder halten Sie das Potenzial der BAU für so schwach?
Teckentrup: Wir haben entschieden, nicht zur Messe zu gehen, weil wir glauben, unsere Ressourcen und Bemühungen anders besser einzusetzen. Eine Messe ist nur eine Möglichkeit, wie Unternehmen mit Kunden interagieren können und sich präsentieren können. Ich bin mir sicher, dass wir mit eigenen Formaten einen größeren Mehrwert schaffen können. Wo ein größerer Mehrwert liegt, entscheidet letztendlich der Kunde.