Die Firmengruppe Alfred Bohn
Mehr Kapazität, neues GeschäftsfeldAndreas König hat im November vergangenen Jahres die Geschäftsführung der Unternehmensgruppe Alfred Bohn in Sinsheim übernommen und forciert seither den Um- und Ausbau. Zum Jahreswechsel hat die neue Fertigungslinie „K10“ für Kunststofffenster den Betrieb aufgenommen, seit Mai werden in der Abteilung für Aluminiumelemente auch Profilsysteme für den Brandschutz verarbeitet.
In Sinsheim beschäftigt die Unternehmensgruppe Alfred Bohn fast 400 Mitarbeiter; die Firma ist in mehreren Geschäftsfeldern aktiv: Fenster und Haustüren, Vordächer, Sommer- und Wintergärten sowie Glaslösungen für den Wohnbereich. „Unsere Differenzierungsmerkmale zum Wettbewerb sind vor allem für kleinere und mittlere Kunden wichtig“, konstatiert Geschäftsführer Andreas König.
Weil alle Bereiche an nur einem Firmenstandort zentralisiert sind, sorgen kurze Lieferwege für logistische Effizienz. Die Hallen Alu- und Glasfertigung trennen fünf Meter über den Hof. Und tatsächlich, 85% der Scheiben, die die Firma al bohn Fenster-Systeme mit den Marken Albohn und Tebau einsetzt, produziert der Betrieb selbst. „Eine Ersatzglasscheibe können wir in 24 Stunden liefern, die Zentralisierung aller Geschäftsfelder macht uns sehr schlagkräftig“, so Christian Bender. Der Vertriebsleiter ist seit mehr als 25 Jahren für Albohn tätig, bereits seine Ausbildung zum Industriekaufmann hat er hier absolviert. Unterwegs im Außendienst hält er Kontakt zu vielen Metallbauern. „Die Lage bei den ausführenden Betrieben ist recht unterschiedlich“, sagt er. „Während die einen so viel zu tun haben, dass sie zusätzliches Fachpersonal suchen, wird beim anderen Betrieb zwei Straßen weiter die Stimmung von der Baukrise dominiert. Vor allem Metallbauer, die voll und ganz auf das Segment Neubau gesetzt hatten, müssen teils Auftragsrückläufe bis zu 80% verkraften“, erzählt er.
Bei Albohn stammen die Aufträge zu einer Hälfte aus dem Segment Neubau und zur anderen aus dem Bereich Sanierung. „Wir fertigen derzeit 55% für Renovierungen“, konstatiert König. In diesem volatilen Marktumfeld stärkt ein vielfältiges Portfolio. Ein Drittel des Jahresumsatzes wird mittlerweile mit Aluminiumelementen generiert, während Kunststofffenster zwei Drittel ausmachen. Systemgeber für die PVC-Profile ist ausschließlich Aluplast, für die Standard-Aluminiumelemente kooperiert der Fenster- und Türbauer mit heroal und für den Brandschutz bezieht er das Profilsystem Lava von Hueck.
Im vergangenen Jahr war der Umsatz um 4% rückläufig, in diesem Jahr arbeiten die Sinsheimer an einem Umsatzzuwachs von 5%. Der Fokus liegt auf dem erweiterten Portfolio für Aluminiumelemente — im Bereich Brandschutz. Seit Mai 2024 produziert Albohn Aluelemente mit T30-, T60- und T90-Feuerschutzabschlüssen. „Wegen unserer langjährigen Kompetenzen und vorhandenen Infrastrukturen im Aluminiumbau war die Erweiterung in diese Richtung naheliegend“, erläutert der Geschäftsführer. Bender ergänzt: „Wir wickeln Aufträge vom Aufmaß über die Fertigung bis hin zur Montage ab. Mit 15 Monteuren für den Einbau auf der Baustelle stehen für Wartung und Instandhaltung der Bauelemente vier Servicetechniker zur Verfügung.
„Dank der Elemente für Brand- und Rauchschutz können wir nun als Komplettanbieter die Anforderungen der öffentlichen Hand erfüllen und generieren so zusätzliche Potenziale“, erklärt der Leiter der Produktion Fabian Wehinger. Die Nachfrage nach Brandschutzelementen, insbesondere für Kitas, Schulen und Seniorenheime, steigt stetig. Die Komplettlösung spricht aber nicht nur die öffentliche Hand an, auch für Metallbauer gewinnt unser Angebot so an Marktrelevanz. „Mit Anpassung an die Wünsche unserer Kunden haben wir uns im Markt besser positioniert“, freut sich König und weist auf die Logistik mit eigenem Fuhrpark hin, die ebenso die Schlagkraft des Zulieferers stärkt.
Neue Fertigungslinie für PVC-Fenster
Die Vorbereitungen für die neue Fertigungslinie im Bereich Kunststoff begannen im Frühjahr 2021, wurden jedoch durch die Pandemie und Materialknappheit verzögert. Die Installation der Anlage wurde zum Jahreswechsel 2023/2024 abgeschlossen, im Mai wurde sie offiziell eingeweiht.
Um beim Austausch der Anlage Alt gegen Neu Ausfälle zu vermeiden, wurde ein modulares Installationskonzept entwickelt, das den schrittweisen Ausbau von Maschinenteilen ermöglichte. Die Produktion stand lediglich für zwei Wochen zwischen den Jahren still.
König und Bender sind von der Effizienz der neuen Anlage begeistert: „Früher hatten wir fünf Schweißmaschinen – drei für Flügel- und zwei für Rahmenelemente. Jetzt erledigen zwei Maschinen alle Aufgaben, zudem sind die Produktionsabläufe weniger störanfällig. Auf derselben Maschinenfläche mit derselben Anzahl an Mitarbeitern haben wir nun ca. 70% mehr Kapazitäten für die Fertigung von Kunststofffenstern.“ Und er konkretisiert: „Den Fenster-Output, den wir früher mit zwei Schichten erzielt haben, erreichen wir heute mit einer Schicht.“ Zudem ermöglicht sie die Herstellung von Profilen mit verschiedenen Bautiefen und filigranem Design. „Die Erweiterung des Portfolios um ein spezielles Fenster mit trendigem Design ist ein wichtiger Benefit“, betont König.
Mehr Kapazität, mehr Qualität, mehr Flexibilität. Das betrifft auch die Bautiefen der Profile; mit der neuen Anlage kommt zu 70 und 85 mm Bautiefe noch ein 76-mm-Profilsystem namens Neo hinzu. Das filigrane System Liano 76 ist für Festverglasungen, Türen, Fenster und Schiebesysteme geeignet. Stahlverstärkungen sind optional. In der Außenansicht ist es flächenbündig designt. „Vorteil gegenüber den Profilen mit 70 Millimeter Bautiefe ist, dass wir bis zu 66 mm Glasstärke einsetzen können“, erklärt Bender. Das heißt, bei filigraner Ansicht ist dennoch eine Dreifachverglasung möglich. „Eine weitere augenfällige Verbesserung ist die schmale V-Schweißfuge, die die neue Schweißtechnologie bei allen PVC-Profilen umsetzt.“
Fazit
Die Nachfrage nach Schiebetüren ist in den letzten fünf Jahren um ca. 20% mit Kunststoff- und 10–15% mit Aluminiumrahmen angestiegen. Doch aktuell macht sich die Baukrise bemerkbar: Bender berichtet: „Im Vergleich zum Stichtag des vergangenen Jahres fehlen uns Aufträge über 100 Schiebetüren aus Kunststoff.“ Dank der neuen Produktionslinie konnten die Lieferzeiten für Kunststofffenster von 10–12 Wochen auf 4–5 Wochen und für einflügelige Dreh-Kipp-Fenster aus Kunststoff von 15 auf 4-5 Wochen verkürzt werden. Aktuell produziert die Anlage auf rund 70% ihres Leistungsniveaus, sobald sie vollständig ausgelastet ist, werden Lieferzeiten von 2–3 Wochen für die Kunststoffsparte erwartet. Ein Testlauf soll die volle Auslastung gewährleisten, sodass ab Herbst die zweiwöchige Lieferzeit erreicht wird. Dann ist der Plan aus dem Frühjahr 2021 vollständig umgesetzt.
Die Investitionen und Erweiterungen positionieren die Unternehmensgruppe als flexiblen und schlagkräftigen Akteur in der Baubranche, bereit, den Herausforderungen der Zukunft mit einem diversifizierten Portfolio zu begegnen.