Die SMT in Basel

Frischer Wind unter neuer Leitung

Die Schweizerische Metallbautechnikerschule in Basel, kurz SMT, ist die einzige Vollzeit-Weiterbildungsstätte für die Metallbaubranche in der Schweiz. Viele Entscheidungsträger in Führungspositionen haben an der renommierten Schule eine Weiterbildung abgeschlossen. Seit 2023 steht sie unter neuer Leitung. Thomas Achermann treibt den Veränderungsprozess – die Integration neuer Themen – im Lehrplan voran. Drei Schüler erzählten metallbau von ihren Erfahrungen und Hoffnungen nach dem Abschluss.

Manchmal gibt es ganz praktische Gründe für die Weiterbildung an der SMT in Basel. Für Sandrine Delfosse war ein Grund, dass sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln von ihrem Wohnort im Kanton Aargau in 45 Minuten zur Schule pendeln kann. Doch der Hauptgrund für die 22-Jährige war, dass die Schweizerische Metallbauschule als einzige Institution in der Schweiz eine Vollzeit-Weiterbildung anbietet. „Die Teilnahme am Vollzeit-Unterricht wird einfacher für mich sein, weil ich mich hier voll auf das Studium konzentrieren kann. Ich fände es schwierig, wenn ich nebenbei noch arbeiten und dann am Abend noch lernen müsste.“ Delfosse hat ihren Abschluss als Metallbaukonstrukteurin EFZ gemacht. EFZ steht für Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis und entspricht der Gesellenprüfung in Deutschland. Danach hat sie zwei Jahre lang als Metallbaukonstrukteurin gearbeitet, bei einem größeren und einem kleineren Unternehmen. Mit zwei Jahren Berufserfahrung hat sie die Voraussetzung erworben, an der SMT zu lernen. Dass sie die einzige Frau in der Klasse mit insgesamt 19 Teilnehmern ist, die im August angefangen haben, stört sie nicht. Sie ist daran gewöhnt, als Frau in der Minderheit zu sein, und nach einer Woche Eingewöhnungszeit sagt sie: „Sind alle anständig hier“ und lacht. Ins Gelächter stimmen ihre Kommilitonen in der Klasse über ihr, Tim Unternährer und Dominic Feuz, mit ein. Sie sind schon eineinhalb Jahre lang dabei und haben nun ihr Abschlusssemester vor sich. Bereitwillig erzählen sie mir von ihren Eindrücken und Erfahrungen.

Tim Unternährer hat, bevor er im Januar 2023 an der SMT gestartet ist, eine Lehre zum Metallbauer absolviert und danach in Luzern bei Matter Metallbau gearbeitet, dem Betrieb seines Vaters mit 20 Mitarbeitern. Er hat sich gegen die Zusatzlehre zum Metallbaukonstrukteur entschieden und sich stattdessen im Selbststudium das Konstruieren und die Arbeit mit CAD-Programmen beigebracht. „Ein langjähriger Mitarbeiter in der Firma hat mich dann dazu motiviert, das Studium hier zu beginnen“, erinnert sich Unternährer. Er sagt, es sei zwar noch nicht ganz klar, dass er einmal die Firma übernehmen wird, aber wahrscheinlich ist es schon. Von daher sind für ihn Fächer wie Betriebsleitung und Personalführung besonders spannend, aber auch eine große Herausforderung, „weil das alles sehr theorielastig ist“. Der 24-Jährige, der ursprünglich aus dem Entlebuch stammt, schätzt vor allem die Art und Weise des Unterrichts und dass sich die Schüler gegenseitig über ihre Erfahrungen austauschen. Von allen Ecken der Schweiz und sogar ein Kommilitone aus Liechtenstein treffen im Kurs zusammen. „Während der zwei Jahre  lässt es sich intensiv austauschen und sogar Freundschaften fürs Leben knüpfen“, betonen Unternährer und Feuz unisono.

Auch Feuz tut sich mit einigen Fächern schwerer als mit anderen; leicht fällt ihm die Bauphysik, die Buchhaltung ist dagegen nicht sein Favorit. Der 26-Jährige kommt ursprünglich aus Bönigen bei Interlaken, 150 km südlich von Basel. Pendeln kam daher nicht in Frage, er hat sich ein Zimmer in der Stadt gemietet. Feuz brachte schon einige Jahre Berufserfahrung mit, bevor er sich für die Weiterbildung entschied. Er hat nach der Lehre zum Metallbauer ein Jahr lang gearbeitet, die Lehre zum Metallbau-Konstrukteur „draufgesetzt“ und dann eineinhalb Jahre lang im Büro gearbeitet. Er will aber „noch mehr“. Zur Motivation sagt er: „Als Metallbauer ist man in der Werkstatt und auf Montage und als Konstrukteur arbeitet man im Büro. Beides habe ich gemacht. Das ist aber immer noch die Grundausbildung. An der SMT kann ich noch tiefer in die ‚Materie‘ einsteigen und bin anschließend in der Lage, mich für höhere Kader-Positionen zu bewerben.“

Zwei Jahre – drei Abschlüsse

Mit der zweijährigen Vollzeitweiterbildung an der SMT erwirbt man gleich drei Abschlüsse. Nach einem Jahr macht man die Berufsprüfung als Metallbauer oder Metallbaukonstrukteur. Dies entspricht der Werkstattleiterprüfung in Deutschland. Nach eineinhalb Jahren legen die Schüler die Meisterprüfung ab, und nach zwei Jahren dann den Diplom-Abschluss Techniker HF Metall- und Fassadenbau. In der Klasse von Unternährer und Feuz sind 15 Leute, die allesamt die Vollzeitweiterbildung machen. Mitte August begann die Klasse von Sandrine; sechs der 19 Teilnehmer absolvieren die berufsbegleitende Weiterbildung. Das bedeutet, dass sie eineinhalb Jahre lang montags und dienstags an der Weiterbildung teilnehmen und dann die Schule mit Abschluss der Berufsprüfung verlassen.

Kantone subventionieren

Die Kosten für die berufsbegleitende Weiterbildung und das Vollzeit-Studium unterscheiden sich stark. Der berufsbegleitende Lehrgang (drei Semester) kostet 12.700 CHF (13.400 Euro). Dadurch dass die Kantone die Vollzeitweiterbildung subventionieren, ist sie wesentlich günstiger. Die viersemestrige Weiterbildung an fünf Tagen die Woche zum Dipl.-Metall- und Fassadenbautechniker kostet 4.800 CHF (5.000 Euro). Die Studiengebühren sind aber nicht die große Hürde, sondern „die Tatsache, dass man kein Einkommen hat und zwei Jahre lang vom Ersparten leben muss“, betont Dominic Feuz. Für ihn war es nicht so schwierig, da er es „im Vorhinein budgetiert hatte.“ Feuz  arbeitet noch stundenweise bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, Oesch Metallbau in Interlaken, um sich etwas dazuzuverdienen.

Im Schnitt kommen ein bis zwei Schüler pro Jahr aus Deutschland. Ein deutscher Grenzgänger mit Schweizer Arbeitgeber war ab 2023 das erste Semester dabei, um den berufsbegleitenden Abschluss zu machen. „Die Abschlüsse der SMT kann man sich anerkennen lassen. Dazu muss man den Ing. EurEta beantragen“, erläutert Achermann. Die EurEta ist die Europäische Vereinigung der praxisorientierten Fachkräfte mit höherer Bildung. Sie vergibt die Titel „Ing. EurEta“ und „EurEta Professional“. Damit haben Absolventen die Möglichkeit, ihren länderspezifischen Abschluss international vergleichbar zu machen.

„Es gibt ein Vakuum auf allen Stufen“

Thomas Achermann: „In der Schweiz ist die Situation so, dass auf allen Stufen Fachkräfte gesucht werden.“ Er selbst ist bewusst aus der Praxis in die Lehre eingestiegen, um seine Erfahrungen weiterzugeben. Er war zwölf Jahre lang Geschäftsführer eines kleineren Betriebs und die letzten 15 Jahre vor seinem Einstieg bei der SMT in der Bereichsleitung einer größeren Metallbaufirma tätig und dabei für 50 Leute verantwortlich. Schon seit mehr als einem Jahrzehnt engagiert er sich – „als Hobby“ wie er sagt – für die Nachwuchsförderung und hat als Vorstand im Fachverband Metaltec Aargau die Nachwuchskampagne „metall+du“ lanciert, die junge Leute dazu motivieren soll, eine Schnupperlehre zu machen. Denn je mehr Leute eine Ausbildung zum Metallbauer oder Metallbaukonstrukteur machen, desto mehr entscheiden sich dann danach vielleicht für eine Weiterbildung an der SMT. Momentan ist man schon dabei, die Infoveranstaltungen für den nächsten Ausbildungsjahrgang zu planen, der im Herbst 2025 startet.

Der Lehrkörper

Um die „vertiefte und breitere Weiterbildung“ kümmern sich insgesamt zwölf Dozenten. Die allgemeinbildenden Fächer unterrichten hauptamtliche Lehrer, die zu 100 Prozent – teilweise an anderen Schulen – unterrichten. Die Lehrkräfte, die fachlichen Unterricht geben, arbeiten in Teilzeit. Insgesamt stellen die Schüler ihren Dozenten ein gutes Zeugnis aus. Gerade von den Dozenten, die lehren und gleichzeitig in der Wirtschaft tätig sind, profitieren die Schüler besonders. Feuz empfindet es als gut, wenn die Dozenten noch anderweitig beruflich aktiv sind, „weil sie frische Erlebnisse und Erfahrungen mit uns teilen. Sie kommen zum Teil mit etwas, was sie gestern erlebt haben und zeigen uns, wie man solche Situationen dann handeln kann.“

Mehr BIM und Digitalisierung im Lehrplan

Nominal legt der Verband, die Metaltec Suisse, die Ausbildungsinhalte der Grund- und Weiterbildung fest. Als Ausbildungsträger setzt die Schule, die sich laut Achermann in einem Veränderungsprozess befindet und fortwährend daran arbeitet, den Schulstoff anzupassen, dies dann um. Konkret bedeutet das, dass die Klasse, die 2024 im August gestartet ist, neue Fächer im Ausbildungsplan hat, die sich vertiefter mit den „neuen“ Themen wie Digitalisierung und BIM (Building Information Modeling) beschäftigen. „Wir werden die kommenden Monate die Neuausrichtung des Lehrplans weiter vorantreiben. Zum Beispiel wird dabei auch die robotergestützte Fertigung beleuchtet“, so Achermann. Für die Schüler wie Tim und Dominic, die jetzt ihr letztes Semester absolvieren, kommt das ein wenig zu spät. „Über BIM wurde zwar viel gesprochen, aber bislang sind wir noch nicht tiefer ins Detail eingestiegen“ kritisiert Unternährer, fügt aber sogleich an, dass sich das gerade ändert und seine Kommilitonin Sandrine dann schon in den „Genuss“ des neuen Lehrplans käme.

„Sprungleiter“ in ­Kaderpositionen

„Viele Geschäftsleute sind Absolventen der Schweizerischen Metallbautechnikerschule“, sagt Achermann stolz. Und fügt ganz selbstbewusst an: „Zu uns kommen Praktiker. Für diese Handwerker bietet unsere Schule die beste Ausbildung in der Schweiz im Bereich Metallbau, um dann in Kaderpositionen zu gelangen.“ Auch die drei Schüler sind davon überzeugt, dass ihnen das Studium an der SMT bessere Chancen und neue Karrierewege eröffnet. Sandrine Delfosse stammt aus einer Familie, in der auf der Seite des Vaters die meisten im Metallbau beschäftigt sind. Bislang hat sie immer Unterstützung erfahren, auch wenn sie oft die einzige Frau unter vielen Männern ist. Sie erhofft sich von der Weiterbildung, dass ihr danach noch mehr Möglichkeiten offenstehen, mit komplexeren Projekten betraut zu werden, vielleicht einmal in die Geschäftsleitung aufzusteigen oder gar eine eigene Firma zu gründen. Sie war bislang als Metallbaukonstrukteurin hauptsächlich im Büro tätig, aber sie hat auch schon in der Werkstatt mitgearbeitet.

Feuz und Unternährer haben gerade ihr neunwöchiges Praktikum absolviert; Feuz war in Basel bei Future Materials (siehe Beitrag „BIM konkret“ metallbau 5/2024) und konnte während dieser Zeit am Firmenstandort in Ungarn Einblick in die Fassadenplanung gewinnen. Unternährer war bei SWM Metallbautechnik in Biglen im Kanton Bern. Nun haben sie nur noch ein halbes Jahr vor sich, bevor sie mit Diplom die SMT verlassen. Als Meister dürfen sie sich schon bezeichnen. Unternährer: „Während der gesamten Studienzeit bekommt man im Rahmen der Betriebsausflüge immer wieder Einblick in die Praxis. Das Wertvollste ist aber das Netzwerk, das man sich in dieser Zeit aufbauen kann, das einem in der späteren Berufspraxis sicher nützlich sein wird.“ Auch eine Studentenverbindung ermöglicht es, dass der Austausch nach der Weiterbildung weiterlebt.

https://smtbasel.com

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