Objekt

Fassadensanierung bei laufendem Betrieb

Geschäftshaus in Hannover

Die Fassade eines Geschäftshauses in Hannover, erbaut vor 120 Jahren, wurde bei laufendem Betrieb saniert. Das Unternehmen Metallbau Burckhardt in Isernhagen hat mit dem System ERC 50 von Schüco den Auftrag ausgeführt. So wurde das Gebäude schonend auf nachhaltige Energiestandards umgerüstet.

Das Gebäude blickt auf eine wechselhafte Historie zurück, die seit der Entstehung Ende des 19. Jahrhunderts durch fast vollständige Zerstörung im Jahre 1944, sowie mehrere Umbauten, Einbauten und Aufstockungen geprägt ist. Das siebengeschossige Eckhaus wird als Bürogebäude genutzt, im  Erdgeschoss und im ersten Stockwerk sind Geschäfte untergebracht.



Heterogene Bausubstanz
Seiner Geschichte entsprechend weist das Gebäude eine heterogene Bausubstanz auf. Das massive Kellergeschoss aus Ziegelmauerwerk geht auf das späte 19. Jahrhundert zurück. Wohingegen das Erdgeschoss sowie 1. und 2. OG in Stahlbeton in der Architektur und Bauweise der 50er Jahre als Stütze-Balken-Konstruktion gebaut sind. Die drei oberen Geschosse wurden 1989 in Stahlbauweise errichtet. Das Staffelgeschoss im 6. OG ist ein Leichtbau in Holzständerbauweise.
Das Objekt sollte durch Sanierungsmaßnahmen den aktuellen und zeitgemäßen Standards in Bezug auf Energieeinsparung, Wärmeschutz und Gestaltung angepasst werden. Vor dem Umbau befanden sich im Erdgeschoss eine Verkaufsstätte für Bekleidung, in den sechs Obergeschossen zwei Büroeinheiten, eine Zahnarztpraxis sowie eine Wohnung. Zwei Geschosse waren unvermietet. Im Kellergeschoss waren Technik-, Archiv- und Lagerräume untergebracht.

Modernisierung bei laufendem Betrieb
Das beauftragte architekturbüro hertrampf+brokate planungsgesellschaft stand vor der schwierigen Aufgabe, die Fassadensanierung so zu planen, dass der laufende Gebäudebetrieb nur in geringstmöglichem Maße beeinträchtigt werden sollte. Durch die Umbau- und Sanierungsarbeiten sollten weder Veränderungen in Bezug auf die Arbeitsplätze noch deren Nutzung bewirkt werden. Sanierungsmaßnahmen konzentrierten sich daher vor allem auf die Fassade mit dem Ziel, die Lichtöffnungen auszutauschen und eine deutliche Verbesserung der Wärmedämm-Qualitäten zu erreichen. Das Konzept der Architekten sah vor, den energetischen und gestalterischen Umbau auf die gesamte straßenseitige Fassade einschließlich des angrenzenden Treppenhauses und des Eingangbereichs zu konzentrieren. Für die hofseitige Fassade wurde eine energetische, nicht jedoch eine gestalterische Optimierung vorgesehen.

Realisierbar nur mit Systemfassade
Das komplexe Anforderungsprofil dieser Fassadensanierung im laufenden Betrieb war nur in Verbindung mit einer speziellen Systemkonstruktion denkbar, die derartige bauliche und organisatorische Rahmenbedingungen konzeptionell berücksichtigt. Schüco hatte vor knapp zwei Jahren eine erste Modernisierungsfassade vorgestellt, die eine Fassadensanierung step-by-step und mit zumutbaren Beeinträchtigungen beim Gebäudebetrieb möglich macht.

Metallbauer früh involviert
Ein wesentlicher Faktor für die geräuscharme Fassadensanierung ist neben der Systemtechnik der für die Planung, Vorfertigung und Montage verantwortliche Metallbauer. Die Fassadenspezialisten von Metallbau Burckhardt wurden daher von den Architekten und den Bauherren bereits bei Auftragsvergabe in die Planungen eingebunden. Der Metallbauer konnte durch Vorkonfektionierung der Bauteile (Unterkonstruktion und Fensterelemente) in der Werkstatt gewährleisten, dass ein zügiger geschossweiser Austausch der Elemente möglich wurde.

Modernisierung step-by-step
Zunächst wurden die Unterkonstruktion für die ERC 50 Fassade und die Steinfassade sowie die senkrechten Lisenen gefertigt und montiert. Im Anschluss erfolgte die Fertigung der neuen Fensterelemente, die auf der hochwertigen Technik und schlanken Profiloptik des Systems AWS 75.SI basieren. Fertigung und Einbau der neuen Fensterelemente erfolgten geschossweise, und erst nach deren Montage wurden die alten Fensterelemente ausgebaut. In einem letzten Schritt erfolgte die Montage der Steinfassade und das Setzen der neuen, breiteren Fensterbänke. Alle genannten Schritte konnten im laufenden Bürobetrieb durchgeführt werden, wobei man Bohr- und Dübelarbeiten aus Gründen des Lärmschutzes außerhalb der Geschäftszeiten bzw. zu strikt festgelegten Pausenzeiten vornahm. Der Schmutz und Staubanfall im Zuge der Sanierungsarbeiten war insgesamt so gering, dass kaum Staubwände gestellt werden mussten.

Energetisch saniert und gestalterisch aktualisiert
An den tragenden Bauteilen wurden keine Änderungen ausgeführt. Aus diesem Grund musste auch keine statische Berechnung aufgestellt werden. Die Grundrisse behielt man ebenfalls bei, d.h., es wurden keinerlei Arbeiten am grundlegenden Gefüge des Bauwerks ausgeführt. Mit der vorteilhaften Konsequenz, dass aufgrund unveränderter Brandabschnitte und identischer Rettungswegsituation im Gebäude auch kein gesondertes Brandschutzkonzept erforderlich war, wie es sonst bei Gebäudesanierungen in aller Regel notwendig wird. Die neue Fassade kann sich mit einem hervorragenden Ucw-Wert von 1,4 W/m²K durchaus mit energieeffizient geplanten Neubauten messen, ohne dass sich dabei die Außenhülle des Gebäudes in ihren Maßen gravierend verändert hat. Daher konnte im Rahmen des Bauantrags auch auf erneute Berechnungen von Grundflächenzahl (GRZ) und Geschossflächenzahl (GFZ) verzichtet werden.

Zusatzfunktionen harmonisch integriert
Die moderne, technische Optik der multifunktionalen Fassade des Objektes in der Schillerstraße ist nicht nur eine harmonische Umkleidung verschiedener Nutzungen und Bausubstanzen, sie setzt auch die Fassadentechnik variabel ein. Während die aus großen Schaufenstern und einem Eingangsbereich bestehende Bestandsfassade des Bekleidungsgeschäftes im Erdgeschoss weitgehend unangetastet blieb, erhielt der Gewerbebereich des 1. Obergeschosses eine Sonderlösung. Dort wurden, abweichend von der oberhalb anschließenden Renovierungsfassade, raumhohe Fensterelemente mit integriertem Sonnenschutz Schüco CTB vorgesehen. Die Geschosse 2 bis 5 wurden mit der Modernisierungsfassade realisiert, dabei wurden Bände von neuen Fensterelementen mit hellen Brüstungsbereichen variiert. Zusätzlich ist die Fassade dieser Ebenen geschossweise mit auskragenden, feststehenden Sonnenschutzelementen ausgestattet. Das seitlich angrenzende Treppenhaus wiederum erhielt über alle Geschosse eine filigran profilierte Glasfassade auf Basis des Systems FW 50+.

Dass das Gebäude funktions- und systemübergreifend harmonisch wirkt, ist einigen Kunstgriffen der Architekten zu verdanken. Sie haben über die einheitlichen Raster, Profilansichten und -farben sowie die dominant horizontale optische Gliederung eine homogene, technisch-modern anmutende Gebäudeansicht geschaffen. Was innerhalb des Systemangebots von Schüco mit zeitgemäßen energetischen Werten und Komfortfunktionen wirtschaftlich verbunden werden konnte. red

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