Rosenheimer Fenstertage: Appell an Hersteller
Riesengroßes Interesse an faszinierenden Perspektiven und hohe Wertschätzung für die Arbeit des Institutes für Fenstertechnik (ift): So charakterisieren Analytiker die Teilnahme von über 1000 Fachleuten aus 26 Ländern an den 37. Rosenheimer Fenstertagen. Das viele der 33 Vorträge überragende Thema lautet „Nachhaltiges Bauen“.
Ulrich Sieberath, Leiter des Rosenheimer Institutes für Fenstertechnik, plädiert in seinem einleitenden Referat über „Energieeffizienz und Wohnkomfort als Konjunkturpaket 2010“ angesichts des Klimawandels für ein von Nachhaltigkeit geprägtes neues Denken und Bewusstsein. Technologische Innovationen – früher im 50-Jahre-Rhythmus, jetzt alle 25 Jahre umgesetzt - könnten noch schneller nach vorne gebracht werden. „Es gilt, Nachhaltigkeit mit all ihren Werten auf Fenster und Fassaden zu übertragen, das heißt, ökonomische Realität mit technischer, ökologischer und soziokultureller Qualität zu vereinen.“ Zugleich mahnt Sieberath die Hersteller generell, die geforderten Werte zu beachten, schließlich werde immer härter gegen Verstöße vorgegangen.
Anerkennung. Gleichwohl spart Sieberath, dankbar für das große Interesse internationaler Experten, nicht mit Lob. Er freue sich, dass die ift-Appelle der letzten Jahre so erfolgreich aufgenommen und umgesetzt worden seien. Seine Einschätzung: „Die Forderungen der zum 1. Oktober 2009 in Kraft getretenen Energieeinsparverordnung scheinen für unsere Hersteller schon kein Problem mehr zu sein.“ Der ift-Chef – er bescheinigt der Fenster- und Fassadenbranche auch für 2010 ein moderates Wachstum – demonstriert angesichts verbesserter Rahmenbedingungen (Stichwort KfW-Förderung) viel Zuversicht. Auch mit Blick auf die „immer komplexeren und immer grenzlastigeren Prüfverfahren“ im Sinne der Nachhaltigkeit zeigt er sich optimistisch. Das Rosenheimer Institut entwickelt nach seinen Angaben bereits passende Programme, u.a. arbeite man gerade an dem Forschungsprojekt „Entwicklung von Umweltproduktdeklarationen für transparente Bauelemente – Fenster und Glas – für die Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden“.
Katalysator DGNB. Dass es „kein weiter so“ geben darf, fordert auch Dr.-Ing. Wilhelm Bauer vom Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO. Ernstzunehmende Studien belegen, dass Produkte aus nur drei Bereichen des täglichen Lebens für 70 bis 80% der Umweltwirkungen von privaten Haushalten verantwortlich sind: Essen und Trinken, Individualverkehr sowie Wohnen. Noch hat sich in Deutschland, so Dr.-Ing. Bauer weiter, das Prinzip des nachhaltigen Bauens nicht auf breiter Linie durchgesetzt. Als Katalysator kann nach seiner Meinung die mit einem Gütesiegel versehene Zertifizierung von Gebäuden dienen, die von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) gemeinsam mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung verliehen wird. Der Arbeitswissenschaftler erwartet, dass sich dieses Gebäudezertifikat nachhaltig auf die Baubranche auswirken wird.
Green Buildings. Wie auch andere Referenten setzt sich Dr.-Ing. Bauer auf den Rosenheimer Fenstertagen für „Green Buildings“ ein, um energie- und ressourceneffiziente, gesunde und umweltverträgliche Arbeits- und Büroumgebungen schaffen zu können. „Green-IT“ (z.B. Servervirtualisierung) sei wichtig, um den Energiebedarf im Standby und den Betrieb der Hardwarekomponenten zu verringern. Schließlich sei auch „Green Mobility“ nötig, um tätigkeitsverursachte (z.B. Geschäftsreisen) und individuelle Mobilitätsbedürfnisse (Fahrten von und zur Arbeitsstelle) durch neue Kommunikationstechnologien wie E-Mobility zu reduzieren.