Initiative „Metalle pro Klima“ überzeugt
Sie nimmt international eine Vorreiter-Rolle ein – und erhält stetig Zuwachs. Die Rede ist von „Metalle pro Klima“. Einer immer stärker werdenden Initiative der deutschen Nichteisen-Metallindustrie.
Aus der Taufe gehoben hat sie die einflussreiche Wirtschaftsvereinigung Metalle (WVM). Als treibende Kraft gilt deren engagierter Hauptgeschäftsführer Martin Kneer („Industriepolitik – Vom Contra zum Wir“). 19 Mitglieder - u.a. angesehene Unternehmen wie Hydro, Trimet oder Honsel – zählt „Metalle pro Klima“ mittlerweile. Als jüngstes ist Swiss Metall hinzugekommen. Auf dem 2. Tag der Metallurgie im niedersächsischen Goslar wurde jüngst die hochaktuelle Bedeutung dieser Vereinigung, die über den Tellerrand agierend neue Industriepolitik verkörpert, spürbar deutlich.
Augenmaß. Ulrich Grillo, WVM-Präsident und Vorstandsvorsitzender der Grillo-Werke AG, brachte es vor rund 200 Teilnehmern der von Organisator Dr. Reimund Westphal auf die Beine gestellten Experten-Tagung auf den Punkt: Man bekenne sich zu einem Klimaschutz mit Augenmaß. Ohne die Leistungen der Nichteisen-Metallindustrie in der Energieeinsparung und Ressourcenschonung, in Produkten, Produktion und Recycling hätte Deutschland die schwierige Vorreiter-Rolle im Klimaschutz nicht übernehmen können.
Mit Blick auf lautstarke Kritiker der weitgehend überholten alten Industriepolitik plädierte Grillo für ein neues Bewusstsein in der Politik. Auf hohe Standards und begehrte Produkte für modernes Leben eingehend, sprach er Klartext: „Ohne Metalle und die für die Be- und Verarbeitung erforderliche industrielle Wertschöpfungskette gibt es weder Dünnschicht-Solarzellen noch Offshore-Windkraftanlagen, weder Solarthermische Kraftwerke noch innovative Elektromotoren, weder Glasfaserkabel noch Satellitennavigation, weder miniaturisierte Lebenszeit-Herzschrittmacher noch orthopädische Implantate.“ Wie wichtig Metalle für den Bestand großer Wertschöpfungsketten sind, führte Grillo an der Zulieferrolle der NE-Metallunternehmen für die Automobilindustrie vor Augen: „Wenn wir in Deutschland kein Öl mehr haben, dann fahren die Autos nicht mehr. Wenn wir aber keine Metalle mehr haben, dann produzieren wir bald keine Autos mehr.“ Nachdenkliche Sätze, die auf viel Respekt und Anerkennung stießen.
Unsichtbare Klimaschützer. Eine eindeutige Absage erteilte der WVM-Chef jenemMegatrend, wonach immer mehr Menschen in der Gesellschaft mit Industrie nichts zu tun haben wollen. Man müsse vielmehr Industriestrukturen erhalten und ausbauen. Schließlich seien NE-Metalle die unsichtbaren Klimaschützer. Neben der Senkung des eigenen Energieverbrauches in der Produktion seien vor allem die Werkstoffeigenschaften der Metalle unverzichtbar für den Klimaschutz.
Als ein Beispiel nannte er den Einsatz von Kupfer in Motoren, Transformatoren, Kabeln und Leitungen. Deren Wirkungsgrad werde verbessert, indem die Energie-Verluste um bis zu 70% gesenkt würden. In der EU ließen sich so jährlich 200 Terrawattstunden Strom einsparen und ca. 80 Mio. Tonnen CO2 vermeiden. Vor allem dann, wenn Energiesparmotoren, deren Wirkungsgrad durch einen erhöhten Kupferanteil um bis zu 20% wächst, eingesetzt würden. Dies wäre mehr als ein Viertel der Verpflichtung Europas im Rahmen des Kyoto-Protokolls zur Treibhausgas-Verringerung.
Metallrecycling. Dank der Wiederverwertung der Metalle spart die NE-Metallindustrie nach Grillos Worten in Deutschland jährlich rund 8,4 Mio. Tonnen energiebedingte CO2-Emmissionen ein. Das Metallrecycling spare damit CO2-Emissionen in der Größenordnung jedes sechsten deutschen Wind-, Solar-, Wasser- oder Biogaskraftwerkes ein. Und sei überdies ohne jegliche staatliche Förderung ökonomisch.
Wettbewerbsverzerrungen. Wie die nachfolgenden Referenten warnte der WVM-Präsident mit Blick auf China und Russland vor verstärkten Handels- sowie Wettbewerbsverzerrungen auf den internationalen Rohstoffmärkten und forderte wettbewerbsfähige Energiepreise ein. In erster Linie durch die Befreiung von staatlichen Lasten und Umlagen, die Fortsetzung des Spitzenausgleiche bei der Energie- und Stromsteuer über 2012 hinaus und den Verzicht auf eine CO2-Steuer.
Faire Bedingungen. Dafür machte sich auch Oliver Bell, Executive Vice President, Rolled Products von Norsk Hydro und Vorsitzender der Initiative „Metalle pro Klima“ stark. Der Hydro-Manager war in Goslar verhindert. Kollege Thomas Mock von Hydro Aluminium Deutschland sprang ein und zitierte Bell mit den Worten: „Unsere Sonderanstrengungen, unsere Innovationskraft, unsere Vorleistungen, unsere erfolgreichen freiwilligen Selbstverpflichtungen beim Klimaschutz dürfen uns nicht im internationalen Wettbewerb benachteiligen.“
Selbstbewusst und offen will die Initiative auftreten, besonders vor dem Hintergrund der EU-Bestrebungen, die CO2-Emissionen bis 2020 um 20% zu reduzieren, gemessen am Stand von 1990. Hierbei kann die NE-Metallindustrie eine beeindruckende Erfolgsgeschichte vorweisen. Ist es ihr doch gelungen, den spezifischen Energieeinsatz von 1990 bis heute um 26,2% und die CO2-Emissionen um 28,1% zu verringern. Bell wörtlich: „Wer, wenn nicht wir, sollte davon reden?“
Zu den Goslarer Schwerpunkten im Themenbereich Energieentwicklung, Klima - Umweltschutz zählte sicherlich auch das Referat von Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weiszäcker über Nachhaltigkeit, Ressourcenproduktivität und Metalle. Zu den gesellschaftlichen Höhepunkten gehörte zweifelsohne die Verleihung des mit 50.000 Euro dotierten 2. Kaiserpfalz-Preises der Metallurgie durch GDMB-Präsident Prof. Dr. Hans Jacobi. Gewürdigt werden damit herausragende wissenschaftliche Leistungen. Eine Art Frischzellenkur für die Forschung auf dem Gebiet der angewandten Metallurgie und Werkstofftechnik der NE-Metalle.