Befestigungstechnik (Teil 8)

Markisen und Vordächer richtig verankern

Schwere Anbauteile müssen sicher und dauerhaft an Gebäuden befestigt werden, um Schäden an Leib und Leben der Nutzer zu vermeiden. Die Verankerung von Vordächern und Markisen an Fassaden ist angesichts der großen Zahl unterschiedlicher Außenwandkonstruktionen sehr sorgfältig zu planen und auszuführen.

Markisen und Vordächer unterliegen hinsichtlich ihrer Verankerung an Fassaden vergleichbaren Bedingungen. In beiden Fällen sind großflächige, schwere und auskragende Anbauteile sicher zu befestigen. Entscheidend sind dabei drei Faktoren: die tragende Gebäudekonstruktion, der Aufbau der Fassade sowie die Lasten aus Eigengewicht und einwirkenden Kräften. Die vom Bundesverband Konfektion Technischer Textilien e.V. (BKTex) und vom Bundesverband Rollladen und Sonnenschutz e.V. herausgegebene Richtlinie zur technischen Beratung, zum Verkauf und zur Montage von Gelenkarmmarkisen dient zur praktischen Umsetzung der DIN EN 13561 „Markisen - Leistungs- und Sicherheitsanforderungen“. Sie wird als anerkannte Regel der Technik angesehen und hat sich im Praxiseinsatz bewährt. Bei der Montage von Vordächern ist insbesondere DIN 1055-4 „Windlasten“ zu berücksichtigen.
Außen liegende Sonnenschutzsysteme werden unterschieden in Außenjalousien, Fensterläden, Rollläden, Lamellensysteme, Fassadenmarkisen, Markisoletten, Scherenarmmarkisen, Gelenkarmmarkisen, Korbmarkisen und Wintergartenmarkisen. Bei Vordächern unterscheidet man Holz- und Metalltragwerke mit Auflagen aus Glas, Ziegeln, Blechen oder Holz. Hinzu kommt meist noch das Entwässerungssystem.
 
Die Dübelwahl. Entscheidend für die Wahl des richtigen Dübels sind der Untergrund und dessen Beschaffenheit vor Ort. Unterschieden wird zwischen Beton, Mauerwerk und Plattenbaustoffen. Beim Beton unterscheidet man wiederum in Normalbeton und Leichtbeton. Während der Einsatz von Dübeln in Normalbeton in der Regel unproblematisch ist, reduzieren die Zuschläge im Leichtbeton dessen Druckfestigkeit. Dadurch entstehen mitunter ungünstigere Bedingungen für das Verankern von Dübeln.
Bei Mauerwerk unterscheidet man vier Gruppen von Steinen: * Vollsteine mit dichtem Gefüge sind sehr druckfest und bei der Verankerung unproblematisch.
* Lochsteine mit dichtem Gefüge verfügen über Hohlräume, die mit speziellen Dübeln überbrückt bzw. ausgefüllt werden. * Vollsteine mit porigem Gefüge (Porenbeton) besitzen eine nur geringe Druckfestigkeit. Deshalb sind hier Spezialdübel mit langer Spreizzone oder stoffschlüssige Dübel erforderlich.
* Lochsteine mit porigem Gefüge (Leichtlochsteine) besitzen viele Hohlräume und verfügen über geringe Druckfestigkeit. Geeignet sind Dübel mit langer Spreizzone oder formschlüssig wirkende Injektionsanker.  
Ankergrund definieren. Die Wahl des geeigneten Befestigungsmittels hängt vom Bauuntergrund, dem Eigengewicht der Konstruktion und den anzusetzenden Lasten (Wind, Schnee, Sonderlasten) ab. Vor jeder Montage muss der ausführende Betrieb diese Lasten individuell berechnen. Somit steht der Verarbeiter vor der Montage eines Vordaches in der Verantwortung, den Bauuntergrund genau zu definieren. Dies geschieht in der Regel über einfache Probebohrungen vor Ort. In komplizierteren Fällen werden Auszugversuche durchgeführt, um die Tragfähigkeit des Baustoffes festzustellen.
Bei Befestigungssystemen werden grundsätzlich drei Wirkungsweisen unterschieden: * Reibschluss, * Formschluss,
* Stoffschluss. Beim Reibschluss wird das Spreizteil des Dübels an die Bohrlochwandung gepresst, die äußeren Zuglasten werden durch Reibung gehalten. Beim Formschluss passt sich die Dübelgeometrie der Form des Untergrundes bzw. Bohrloches an. Bei diesen beiden mechanischen Verfahren werden Dübel aus Stahl oder hochwertigem Kunststoff - in der Regel Polyamid (Nylon) - eingesetzt. Die dritte Wirkungsweise wird durch Injektions-Verfahren erzielt. Hierbei werden verschiedene Komponenten zu einem schnell härtenden Kunstharzmörtel vermischt, der die Ankerstange dauerhaft in den Baustoff einbindet. Die Verbindung zwischen Baustoff und Ankerstange wird als Stoffschluss bezeichnet und leitet nur geringe Spreizkräfte ein. Deshalb erlauben chemische Befestigungen geringe Rand- und Achsabstände.
Bei Injektions-Systemen wird der Verbundmörtel aus einer Kartusche in das gereinigte Bohrloch injiziert. Die Komponenten des Verbundmörtels werden im aufgesetzten Statikmischer vermengt. Der Anwender kann die benötigte Mörtelmenge individuell auspressen und mit einer Siebhülse auch im Lochstein verankern. Für die Tragfähigkeit des Injektions-Systems ist die Bohrlochreinigung entscheidend. Wird darauf verzichtet, reduziert sich die Leistung der Verankerung um bis zu 50%.
 
Befestigung an WDVS. Es ist sehr aufwendig, Vordächer mit klassischen Dübeln an Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) zu befestigen. Da WDVS statisch nicht tragfähig sind, werden Vordächer häufig mit Distanzhülsen oder einer Unterkonstruktion aus Holz bzw. Kunststoff im Tragwerk des Gebäudes verankert. Diese Lösung verursacht jedoch zwei Probleme: * Distanzhülsen erzeugen ein ungünstiges statisches System mit geringem innerem Hebelarm. Die durch das Versatzmoment am Dübel entstehende Zugkraft übersteigt oft die Tragfähigkeit des Dübels. * Beim Einbau von Unterkonstruktionen bzw. Distanzhülsen aus Metall bilden sich Wärmebrücken. Die damit verbundenen unkontrollierten Wärmeverluste begünstigen das Entstehen von Tauwasser (Stockflecken, Schimmelpilze) an den Innenseiten der Wände.
Eine nach eigenen Angaben bislang einmalige Lösung dieser Problematik gelang fischer mit dem universellen Montageset Thermax. Es verankert Vordächer sicher an WDVS und erlaubt die Überbrückung von 60 mm bis 200 mm starken Dämmsystemen bei niedrigstem Wärmedurchgangskoeffizienten. Dies funktioniert über ein Trennmodul aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Der multifunktionale, thermisch trennende Konus verbindet die im tragenden Untergrund befestigte Ankerstange mit einem Gewindestift, an dem z.B. die Konsole des Vordaches angebracht wird.
Angeboten werden der fischer Thermax 8/10 für mittelschwere Lasten und der fischer Thermax 12/16 für schwere Lasten. Sie bestehen aus einer galvanisch verzinkten Ankerstange, einer Ankerhülse zur Befestigung in Loch- und Kammersteinen sowie Gewindestift, Unterlegscheibe und Sechskant-Mutter aus Edelstahl. Die Ankerstangen lassen sich im tragenden Untergrund mit einem Injektions-System extra tief (130/200 mm), dauerhaft und abdichtend verankern.  
Empfehlungen beachten. Die Richtlinie zur technischen Beratung, zum Verkauf und zur Montage von Gelenkarmmarkisen verlangt die Verwendung von zugelassenen Produkten. Deren Einsatz bietet Planern, Handwerkern und Nutzern ein zusätzliches Plus an Sicherheit, da die zulässigen Lasten einen hohen Sicherheitsbeiwert besitzen. So wird auch eine entsprechende Montagesicherheit erreicht. Bei eventuellen Schadensfällen aufgrund fehlerhafter Montage gelten die Gewährleistungsfristen nach VOB (vier Jahre) und BGB (fünf Jahre) vor Gericht nicht, wenn gegen allgemein anerkannte Regeln der Technik verstoßen wurde. Sind Mängel nachweisbar, drohen zivilrechtliche Ansprüche über einen Zeitraum von 30 Jahren.
 
Abweichungen. Laut Zulassung sind für Anwendungen im Außenbereich Dübel aus nicht rostendem Stahl zu verwenden. Die Richtlinie erlaubt abweichend von der Zulassung sowohl galvanisch verzinkte als auch feuerverzinkte Dübel, wenn bestimmte Kriterien eingehalten werden: Die Verwendung von Befestigungselementen aus galvanisch verzinktem Stahl ist im Wohnungsbau demnach nur bis zu einer Montagehöhen von 8 m über Grund erlaubt. Gleichzeitig muss die Verankerung jederzeit zugänglich und kontrollierbar sowie durch eine Abdeckung gegen Nässe (Dachvorsprung, Regendach) geschützt sein. Während der regelmäßigen Wartung der Markise ist die Verankerung auf Sitz und Korrosion zu kontrollieren.
Das Durchgangsloch in den Konsolen darf abweichend vom Zulassungsbescheid größer sein, wenn ein Durchziehen des Dübelkopfes durch geeignete Maßnahmen bzw. Nachweise ausgeschlossen wird. Dies kann durch einen Biegenachweis oder die Verwendung einer zusätzlichen, größeren Unterlegscheibe nach DIN 9021 geschehen.
Die überarbeitete Richtlinie nennt maximale Lasten bei zentrischem Zug für Injektionsanker in Mauerwerk M10, M12 und M16 bei mindestens 130 mm Verankerungstiefe. Keine Lastangaben bestehen für 200 mm Verankerungstiefe. Außerdem gibt sie maximale Lasten für gerissenen Beton an.
 
Fazit. Markisen und Vordächer müssen grundsätzlich mit zugelassenen Dübeln befestigt werden. Normale Kunststoffdübel dürfen auf keinen Fall verwendet werden, sie entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik. fischer Thermax ist das einzige zugelassene Abstandsmontagesystem, zudem hat fischer als einziger Hersteller Gewindestangen M16 in der Zulassung und auch in der Richtlinie geregelt.

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