Neustart beim Recycling
Jetzt startet sie durch, die wieder erstarkte Recycling-Initiative A/U/F. Deren im Amt bestätigter Vorsitzender Walter Lonsinger rechnet bis Ende 2011 mit bis zu 150 neuen Mitgliedern.
Umweltschutz und die Schonung von Ressourcen waren die Eckpfeiler, auf denen sich 1994 die Recycling-Initiative „Aluminium und Umwelt im Fenster- und Fassadenbau“ gründete. Sie hat sich in den Jahren seither vielfach bewährt, hält aber jetzt den Zeitpunkt für gekommen, sich neu zu positionieren: Als eingetragener Verein unter der Firmierung A/U/F e.V. will die Organisation ihre operative Basis deutlich erweitern, um den mittlerweile gewachsenen Herausforderungen mit noch mehr Schlagkraft begegnen zu können.
Vorzüge unumstritten. Zwei Hauptziele verfolgte die Initiative in den Jahren nach ihrer Gründung: Sie wollte durchsetzen, dass der Markt Aluminium als endlos recycelbaren, also Umwelt und Ressourcen schonenden Wertstoff akzeptiert, und dass die starken, bis zum Verbot reichenden Beschränkungen für den Einsatz des Leichtmetalls aufgehoben werden. Beides ist erreicht, die Vorzüge von Aluminium wie beispielsweise sein geringes Gewicht und seine beliebige Wiederverwertung ohne Wertverlust sind im Wettstreit der Werkstoffe inzwischen unumstritten.
Nach einer Phase relativer Zurückhaltung haben die Verantwortlichen der Initiative jetzt neue Herausforderungen ausgemacht, die sich aus veränderten Rahmenbedingungen ergeben. „Die Themen Nachhaltigkeit, CO2-Reduktion und Zertifizierung von Gebäuden bestimmen zunehmend unser operatives Geschäft“, sagt Walter Lonsinger. Für den ehemaligen Chef des Ulmer Systemhauses Hydro Building Systems GmbH (früher Wicona GmbH), der in früheren Jahren bereits Vorsitzender der Initiative war, ergeben sich daraus Aufgaben, die wieder verstärkt Anstrengungen verlangen. Eine der ersten Maßnahmen war im November 2010 die Umstrukturierung in einen eingetragenen Verein (e.V.) mit Sitz in Frankfurt am Main. Dessen Vorsitz wurde Walter Lonsinger angetragen, der „gerne bereit war, mich noch einmal aus dem Ruhestand locken zu lassen, weil ich mich nach wie vor für die Systembranche interessiere und die Initiative als eine sehr wichtige Institution ansehe“.
Die zeitgleich verabschiedete Satzung formuliert in § 2 den Vereinszweck als „die nachhaltige Förderung der Entsorgung und Aufbereitung ausgebauter Bauelemente/Bauprofile, von Fenstern, Türen und Fassaden aus Aluminium zum Zweck der Materialwiederverwendung. Darüber hinaus bezweckt der Verein die Förderung des Einsammelns fertigungsbedingter Profilreststücke und produktionsbedingter Spanreste, deren Aufbereitung und Wiederverwendung. Damit soll ein umweltgerechter und Ressourcen schonender Wertstoffkreislauf des Profilmaterials Aluminium gefördert werden. Der Verein ist überparteilich und unabhängig“.
Organe des Vereins sind der fünfköpfige Vorstand (der Vorsitzende, zwei Stellvertreter und zwei weitere Mitglieder), der für die Dauer von drei Jahren gewählt wird, und die Mitgliederversammlung, die mindestens einmal jährlich einberufen wird.
Neue Ausrichtung. Dadurch ist es nach Überzeugung von Walter Lonsinger für alle Beteiligten wesentlich einfacher, aktiv mitzuarbeiten und diese Initiative auf eine breitere Basis zu stellen: „Ab sofort sind nicht nur die Systemhäuser Träger der Organisation, sondern wir bieten den Metallbauern, Bauelementehändlern, Schrottverwertern, anderen Firmen und allen, die unsere Ziele unterstützen, die Möglichkeit, Mitglied zu werden.“ Kurzum: Juristische Personen des öffentlichen und privaten Rechts können dem Verein ebenso beitreten wie volljährige Einzelpersonen.
Der gelegentlich geäußerten Befürchtung, die neue Zusammensetzung könne zu einer „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ innerhalb des Vereins führen, tritt Lonsinger energisch entgegen: „Die neue Form und die Satzung räumen den Systemhäusern als den bisherigen Trägern der Initiative keine weitergehenden Rechte ein als jedem anderen Vereinsmitglied – es gibt also keine Zwei-Klassen-Gesellschaft, sondern nur gemeinsame Ziele und gemeinsames Handeln.“
Gemeinsames Handeln. Anspruchsvoll ist ein weiteres Ziel: Der Anteil an Sekundäraluminium soll mithilfe des geschlossenen Recycling-Kreislaufes kontinuierlich erhöht werden. Auch hier werden sich Erfolge umso schneller und wirksamer einstellen, je größer die Zahl der Mitglieder ist. Diese verpflichten sich nämlich, ihren Aluminiumschrott über den kontrollierten Kreislauf zu verwerten. „Damit erhöht sich der Anteil an Sekundäraluminium im Bereich Fenster und Fassade permanent“, ist sich Walter Lonsinger sicher.
Der Vereinsvorsitzende weiß natürlich, dass man nicht den gesamten Recyclinganteil an Aluminium erhöhen kann. „Aber wir sorgen dafür, dass es für unsere Materialien einen geschlossenen Kreislauf gibt und das Material in Deutschland beziehungsweise in Europa bleibt“, verspricht er. Das gewährleisten auch die vertraglichen Regelungen, wonach das gesammelte Material ausschließlich an deutsche beziehungsweise europäische Aluminiumschmelz- und –presswerke weitergegeben werden darf, die daraus wieder Pressbolzen für Fenster, Türen und Fassaden herstellen. „Wir streben an, dass die Presswerke ebenfalls Mitglieder bei uns werden und somit ein noch effizienterer Prozess entsteht“, so Lonsinger.
Ganz bewusst suchen in diesem Zusammenhang die Verantwortlichen im Verein auch die Zusammenarbeit mit dem Gesamtverband der Aluminiumindustrie e.V. (GDA), Düsseldorf, der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), Stuttgart, dem Verband Fenster + Fassade (VFF), Frankfurt am Main, sowie mit anderen Institutionen im In- und Ausland, um ihre Zielsetzungen erfolgreich einzubringen und umzusetzen.
Überwachtes Zertifikat. Ökologie und Nachhaltigkeit sollen alles Handeln bestimmen. Um die Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit dieser Maxime zu unterstreichen, erhalten die Mitgliedsunternehmen zukünftig auf ein Jahr befristete Zertifikate, die ihnen die Teilnahme am Recyclingkreislauf bestätigen. Das Einhalten der Regeln wird durch regelmäßige Kontrollmeldungen der Schrotthändler und Aufbereitungspartner überwacht. „Wir haben uns einen nachvollziehbaren Kreislauf für eine ökologische Umwelt und eine nachhaltige Wertstoffverwendung zum Ziel gesetzt, und daran arbeiten wir sehr sorgfältig“, versichert Walter Lonsinger.
Ein funktionierender Kreislauf setzt ein funktionierendes Sammelsystem voraus. Dafür sollen die Firmen Kural und TSR sorgen, mit denen die Recycling-Initiative entsprechende Verträge geschlossen hat. In Deutschland stehen den Vereinsmitgliedern aktuell etwa 40 leistungsfähige Sammelstellen zur Verfügung, die äußerst effizient arbeiten. Metallbauer beispielsweise, die dem Verein beigetreten sind, erhalten für ihren korrekt abgelieferten Aluminiumschrott Vergütungen, die sich einerseits an den Preisen der Londoner Metall-Börse (LME) orientieren und andererseits nach Sortenreinheit gestaffelt sind.
„Die Schrottpreise sind so gestaltet, dass es für die Mitgliedsbetriebe auch rentabel erscheint, mit uns zusammenzuarbeiten“, sagt Lonsinger, denn er weiß: „Nur wenn das am Kreislauf teilnehmende Mitglied akzeptable Erlöse erzielt, können wir Erfolg haben.“ Für den Vereinsvorsitzenden ist das Sammelsystem dann optimal ausgestaltet, „wenn wir eine breite Marktabdeckung mit Mitgliedern aus allen gewünschten Bereichen haben, diese Unternehmen sich nachweislich an unseren Zielen orientieren und sie auch erfüllen“.
Zuversicht. Lonsingers Optimismus kommt nicht von ungefähr und wirkt ansteckend: „Aus dem Bereich der bisherigen Gesellschafter verspüre ich eine starke Unterstützung in allen Bereichen“, sagt er und prognostiziert: „Wenn die am Bau beteiligten Unternehmen sich mit dem Verein und dessen Zielsetzungen auseinandersetzen und die sich bietenden Möglichkeiten erkennen, bin ich sicher, dass wir eine sehr schlagkräftige Organisation zur Verfügung haben.“ Und das käme dann dem von ihm formulierten anspruchsvollen Ziel schon sehr nahe: „Wir wollen eine feste Größe, eine Institution in der Aluminiumbranche werden.“
Info + Kontakte
A/U/F
Geschäftsstelle
Walter-Kolb-Straße 1-7
60594 Frankfurt am Main
Tel. + 49 (0)69/955954-0
Fax +49 (0)69/955054-11
Die Mitgliedsbeiträge
Gestaffelt in drei Kategorien
Eines der vorrangigen Ziele ist denn auch der Gewinn neuer Mitglieder, nachdem alle bisherigen Gesellschafter der Initiative bereits dem Verein beigetreten sind. Der jährliche Mitgliedsbeitrag ist in drei Kategorien gestaffelt (alle genannten Beträge verstehen sich zuzüglich Mehrwertsteuer):
Kategorie Systemhäuser
* große Systemhäuser 10.000 €;
* mittlere Systemhäuser 5000 €;
* kleine Systemhäuser 2000 €.
Kategorie Verarbeiter/Bauelementehändler
Hersteller > 20 Mio. Umsatz 1500 €;
Hersteller > 5 Mio. Umsatz 750 €;
Hersteller < 5 Mio. Umsatz 200 €;
Bauelementehändler 200 €.
Sonstige
Zulieferer > 50 Mio. Umsatz 2500 €;
Zulieferer < 50 Mio. Umsatz 1250 €;
Einzelpersonen 200 €.
Das Aufnahmeverfahren für potenzielle Mitglieder ist denkbar einfach: Jeder, der sich mit dem Zweck und den Zielen der Initiative verbunden sieht, kann Mitglied werden. Aufnahmeanträge gibt es bei A/U/F in Frankfurt am Main sowie direkt bei den Systemhäusern, die bereits Vereinsmitglieder sind. Mit dem Aufnahmeantrag erhalten Interessenten einen informativen Flyer, eine Vereinssatzung sowie die Beitragsstaffel zugesandt – per Post oder elektronisch.
Entscheidende Vorteile
Argumente für den Metallbauer
Mit möglichst vielen neuen Mitgliedern, so das Kalkül, erhält der Verein eine deutlich breitere Basis, die seine Handlungs- und Durchsetzungsfähigkeit weiter stärken wird. Zugleich gibt der Verein seinen Mitgliedern Argumente an die Hand, die diese im täglichen Wettlauf um Aufträge zu ihrem Vorteil nutzen können und die nicht zuletzt zur Existenzsicherung im Metallbau mit Aluminium beitragen:
* Die Initiative sorgt für nachhaltigen Umweltschutz, indem Aluminiumschrott aus der Fertigung und aus ausgebauten Elementen dank Recycling in einem geschlossenen Wertstoffkreislauf erneut zum Einsatz kommt – ausgediente Fenster, Türen und Fassaden werden wieder zu neuen Produkten.
* Sie ermöglicht es der Branche, einen produktspezifischen Recyclingprozess nachhaltig zu beeinflussen und zu optimieren.
* Sie eröffnet zum Beispiel Metallbauern die Chance, einen optimierten Recyclingprozess für Fassaden bei der Ausschreibung von nachhaltigen Gebäuden mit anzubieten und sich damit aus dem Wettbewerb herauszuheben.
* Sie sorgt dafür, dass Hersteller die Anforderungen, die sich aus ihrer im Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz beschriebenen Produktverantwortung ergeben, nachweisen und weiterentwickeln können.
* Sie ermöglicht ein „closed loop“ für Aluminiumprodukte, der Recyclinganteil wird ständig erhöht.
* Sie sichert einen qualifizierten Wertstoffkreislauf in Deutschland und in Europa.
* Sie garantiert, dass die Aluminiumwertstoffe aus diesem Kreislauf in Deutschland und in Europa verbleiben.
* Sie gewährleistet ökologisches Arbeiten mit Aluminium.
Engagement für Nachhaltigkeit
Erklärungen der Gründungsmitglieder
Klaus Beckbauer, Geschäftsführender Gesellschafter Klauke Aluminium-Systemkonstruktionen GmbH & Co. KG, Iserlohn:
„Für uns ist es wichtig, dass die A/U/F dokumentiert, wie der Wertstoff Aluminium nahezu vollständig wieder dem Wertstoffkreislauf zugeführt wird, und dass Aluminium ein umweltgerechtes Material ist. Damit wird die Zukunftsfähigkeit des Wertstoffes Aluminium unterstützt, und langfristig werden Arbeitsplätze in der Branche gesichert. Das kann nur gelingen, wenn möglichst viele Verarbeiter und Kunden aus der Branche Mitglied werden und die Arbeit der A/U/F unterstützen.“
Frank Kampmeier, Vertriebsleiter
KAWNEER Alcoa Aluminium Deutschland Inc., Iserlohn:
„Für unsere Kunden, den Alcoa-Konzern und auch für uns als Aluminium-Systemhaus bildet der Wertstoff Aluminium eine gemeinsame Geschäftsgrundlage. Eigenschaften wie Lebensdauer, Gestaltungsmöglichkeiten, Witterungsbeständigkeit, aber ganz besonders der Vorteil des Recyclings machen Aluminium so wertvoll und nachhaltig. A/U/F fördert den Bereich Recycling bis hin zum Anwender unserer Produkte, und wir als Systemhaus und Partner des A/U/F unterstützen dies. Die Zusammenarbeit im A/U/F ist daher für uns die Weiterführung und Verknüpfung dieser Grundidee mit unseren Kunden, um die positiven Eigenschaften von Aluminium zu unterstreichen und den Wertstoff noch stärker und nachhaltiger im Sinne unserer Umwelt verantwortungsvoll einzusetzen.“
Ralf Uding, Prokurist Organisation und Vertrieb, SYKON GmbH & Co. KG, Kirchlengern:
„Wir halten die Weiterführung und den Ausbau des A/U/F e.V. für eine wichtige und zukunftsorientierte Weichenstellung. Die Mitglieder des A/U/F unterstreichen ihr Engagement für Nachhaltigkeit und damit Umweltschutz bei Fenstern, Türen und Fassaden im Aluminiumbau. Verantwortungsbewusste Systemhäuser und Metallbau-Betriebe sitzen zukünftig als gleichberechtigte Mitglieder zusammen im A/U/F und sichern somit einen qualifizierten, anerkannten Wertstoffkreislauf in Deutschland. Dies findet in den EPDs seinen Niederschlag, gewährleistet ökologisches Arbeiten und ist somit ein Baustein für die Zukunft unserer Branche.“
Gerhard Unseld, Leiter Gesamtvertrieb Raico Bautechnik GmbH, Pfaffenhausen:
„Schonender Umgang mit Ressourcen und nachhaltiger Umweltschutz sind die wichtigsten Herausforderungen und Chancen für die Baubranche in den nächsten Jahren. Ein funktionsfähiger und flächendeckender Aluminium-Recycling-Kreislauf ist Voraussetzung für einen umweltbewussten Einsatz von Aluminium im Fenster- und Fassadenbau. A/U/F als Zusammenschluss sichert diesen Kreislauf und damit die Existenz von Aluminium am Bau ab. Mit meinem Engagement möchte ich eine übergreifende und fruchtbare Zusammenarbeit von Verarbeitern und Herstellern initiieren und appelliere in diesem Zusammenhang an alle Verarbeiter, uns mit ihrer Mitgliedschaft zu unterstützen.“
Markus Hofstetter, Marke-tingleiter Hydro Building Systems GmbH – Wicona, Ulm:
„Aluminiumfenster sind ökologisch nachhaltige Produkte. Diese Aussage wird in der Öffentlichkeit, auch in Kreisen von Entscheidern in Bauvorhaben, häufig angezweifelt. Mit dem A/U/F haben wir ein Instrument, auf diese Meinung nachhaltig Einfluss zu nehmen und die langfristigen Vorteile von Aluminium hervorzuheben, etwa die dauerhafte Qualität über Jahrzehnte und die hundertprozentige Recyclingfähigkeit ohne Qualitätsverlust. Für das Erreichen dieses Zieles ist ein gemeinsames Vorgehen aller Beteiligten - Systemhäuser, Metallbauer und auch sonstige Interessengruppen und Verbände - eine maßgebliche Voraussetzung. Lassen Sie uns gemeinsam Aluminium noch stärker machen.“
Thomas Lauritzen, Pressesprecher
Schüco International KG:
„Die Neugründung von A/U/F verstehen wir als Aufruf unserer Branche, sich ernsthaft mit der ständig wachsenden Bedeutung der Nachhaltigkeit von Gebäuden auseinanderzusetzen. Nur derjenige, der energieeffiziente Lösungen liefern, aber auch dokumentieren kann, wird zukünftig erfolgreich sein. Wir sehen daher A/U/F ganz klar als Absicherung für unser zukünftiges Metallbaugeschäft und wollen viele gleichgesinnte Mitstreiter in der Industrie und unter den Metallbauern von der neuen A/U/F überzeugen.“